Neuer Name, neue Kooperation: Wie geht es weiter mit ILEA?
von Walter Wehrhan, Oliver Forst ,
Im Sommer 2016 hat sich der Branchenverband ISES in ILEA umbenannt – in die International Live Events Association. Um diese Namensänderung zu unterstreichen, will ILEA seine Kompetenzen erweitern und hat sich mit der TU Chemnitz zusammengetan, um auch die Young Professionals und Studenten der Eventwelt zu erreichen.
Welche Gründe hinter dem Namenswechsel stehen und welche Ziele ILEA noch verfolgt, haben Christian Seidenstücker, Geschäftsführer von Joke Event und Präsident ILEA Europa, sowie Prof. Dr. Cornelia Zanger, Professorin für Marketing und Handelsbetriebslehre an der TU Chemnitz und ILEA Vizepräsidentin Bildung, im Gespräch mit EVENT PARTNER Chefredakteur Walter Wehrhan verraten.
Anzeige
Im letzten Jahr hat ILEA sich mit einem neuen Namen präsentiert. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Christian Seidenstücker: Wir haben uns ja vor fast 30 Jahren als die International Special Events Society gegründet. Zu der Zeit war der Name sehr en vogue. Bereits vor sieben Jahren kam jedoch während einer Konferenz in Dallas die Diskussion auf, dass der Name ISES nicht ganz glücklich war. Damals ging es noch gar nicht um die politische Komponente. Ein solches Rebranding kostet jedoch viel Arbeit und viel Geld, weshalb wir zunächst gesagt haben: Brauchen wir erst mal nicht! Gerade für die Kollegen aus Middle East wurde es mit dem Namen ISES dann jedoch aufgrund der politischen Situation immer schwieriger; er stand dort sogar kurz vor dem Verbot. Also mussten wir einfach handeln und haben ganz demokratisch eine Mitgliederbefragung gestartet: Für welche Werte steht ISES? Was ist für uns wichtig zu kommunizieren? So kamen wir im Mai letzten Jahres auf den Namen ILEA, International Live Events Association. Das wollen wir als Neustart nutzen.
Die letzten Monate mussten wir uns darauf konzentrieren, alles etwas anzupassen, aber jetzt wollen wir durchstarten. Wir können die inhaltlichen Themen, die wir gewonnen haben und die von Kristin Wittmütz bereits vorangetrieben wurden, noch weiter verstärken.
Cornelia Zanger: Es bot sich an, dass ich das Dauerthema Aus- und Fortbildung weiterführe und mehr in Richtung der Studenten bringe. Schließlich liegen einem als Universität oder Hochschule v.a. die Studenten am Herzen. Wir überlegen, wie wir studentische Mitgliedschaften im ILEA organisieren können. Man muss etwas Attraktives anbieten, beispielsweise die Teilnahme an Messen oder an Eventkonferenzen.
Seidenstücker: Auf dem englischen und amerikanischen Markt gibt es bereits ein anerkanntes Zertifikat, das ILEA entwickelt hat, das CSEP, der Certified Special Events Professional. Speziell in den USA wird bei Bewerbungen sogar besonders darauf geachtet, ob man dieses Zertifikat hat. Eine spannende Herausforderung, die wir angehen wollen, wäre, dies für den deutschen oder sogar den europäischen Markt zu entwickeln.
Wir merken gerade auch, dass die Mitglieder aus den USA aufgrund der aktuellen politischen Lage dort stark den Kontakt zu uns suchen. Sie sind sehr daran interessiert, was sich auf dem deutschen Markt tut. Auch da gibt es noch weitere Chancen und Möglichkeiten in Form von Vorträgen auf unserer Jahreshauptversammlung in Calgary. Die internen Meetings, die Board-Meetings, gehen am 8. August 2017 los. Die richtige Konferenz, die ILEA Live, findet vom 10. bis zum 12. August statt.
Was sind die zentralen Punkte der Zertifizierung? Seidenstücker: Die Herausforderung wird sein, es zu schaffen, dass man ein beispielsweise in Deutschland oder Frankreich erhaltenes Zertifikat ebenfalls in einem anderen Land nutzen kann und es global anerkannt wird. Dabei sollen aber auch die Besonderheiten des Marktes sowie der lokale Fokus mit aufgenommen werden. Wir haben schon viel geschafft und sollten uns erst mal auf den deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt konzentrieren und anschließend weitersehen. Die ILEA ist ein Personennetzwerk: Das heißt, das Zertifikat ist nicht auf die Firma bezogen, sondern auf die Person. Dementsprechend haben wir mehrere Nachfragen nach diesem Zertifikat aus Deutschland.
Zanger: Um die Leistungen für Zertifikate einordnen zu können, haben wir die Bewertung mit Credits eingeführt. Allerdings stellen wir jetzt fest, dass Credits an Zeit und Aufwand gekoppelt sind und zudem die Qualität ganz unterschiedlich ist. Die Unterstützung durch Akkreditierungsagenturen funktioniert in Deutschland derweil nicht so richtig. Deshalb wollen wir auch die Studenten personenbezogen erreichen. Die Studenten erhalten dann ein Zertifikat mit den entsprechenden Qualitäts-, Ausbildungs- und Erfahrungskriterien. Dieses Zertifikat können die Studenten bzw. andere zertifizierte Personen ihr ganzes Leben lang mitnehmen und auch später noch überlegen, ob sie einen Executive draufsetzen, wenn sich die Auszeichnung etabliert hat.
Seidenstücker: Ein Traum wäre natürlich, nicht nur mit dem Nachwuchs zu starten, sondern auch mit denen, die schon länger in der Branche sind. Ich würde das Zertifikat dann auch meinen eigenen Projektleitern empfehlen, schließlich muss man mit gutem Beispiel vorangehen. Im Middle East gibt es das Zertifikat schon seit vier Jahren. Dort ist das „Chapter“ als der offizielle Dachverband von der Fürstenfamilie anerkannt worden. Die Herausforderung im mittleren Osten ist, dass es dort immer nur einen offiziellen Dachverband für eine Branche geben darf. Im Endeffekt war es nun tatsächlich so, dass ILEA dort zum Pendant des hiesigen FAMAB ernannt wurde. Davon versprechen wir uns sehr viel und dementsprechend viel gibt es zu tun.
Die grundsätzliche Konstruktion hat sich also nicht verändert und personenbezogene Mitgliedschaften stehen noch immer im Fokus. Seidenstücker: Genau. Das Mitwirken und der Austausch auf internationaler Ebene stehen nach wie vor an erster Stelle: Erfahrungsaustausch, aber auch Arbeitsaustausch. Wir von Joke Event nutzen das sehr oft für unsere Auslandsveranstaltungen, egal ob wir nun in Asien oder in den USA unterwegs sind. Lebender Beweis, dass das super funktioniert! Umgekehrt ist es so, dass viele Amerikaner, die auf dem deutschen oder dem europäischen Markt etwas suchen, das Netzwerk zum Knüpfen von Kontakten nutzen. Messen wie die Best of Events International oder die IMEX sind weitere Plattformen, auf denen wir diese Themen weiter nach vorne transportieren wollen. Wir werden sicherlich auch zusammen mit dem FAMAB, dem ideellen Träger der BOE, und ILEA dieses Format weiter nutzen, um das Internationale im Namen der Best of Events zu unterstreichen und zudem im nächsten Jahr aus den USA hier rüberzubringen.
Ich glaube, dass es ein Gewicht hat, wenn Einzelpersonen sich zertifizieren lassen. Dadurch zeigt man, dass man qualitätsbewusst und verlässlich ist. Das sind zwei sehr wichtige Argumente für eine Zusammenarbeit. Seidenstücker: Absolut. Gerade wenn man im europäischen Markt daran interessiert ist, für internationale Kunden zu arbeiten, ist für diese jenes Qualitätsmerkmal immens wichtig, da sie es schon seit ca. 20 Jahren kennen und ihre Erfahrung damit haben.
Gibt es einen Zeitrahmen für diese Vorhaben? Zanger: Es wäre schön, wenn wir genügend Fakten zur Zertifizierung zur Eventkonferenz gesammelt hätten, denn dort hätten wir genau die Zielgruppe, die wir wollen: Hochschulen, Studenten, Young Professionals, eigentlich alle, für die das Zertifikat interessant ist. Dort kann unser Vorhaben einer breiten Masse vorgestellt werden.
Seidenstücker: Prinzipiell haben wir ja schon ein fertiges Konzept, auf das wir zurückgreifen können und das im nächsten Schritt noch weiter ausgebaut wird. Wir sind gut aufgestellt mit unserem Vice President Erik Kastner, Geschäftsführer von Opus Marketing und zudem Vertreter der österreichischen Wirtschaftskammer. Er wird den Bereich Sponsoring für Österreich übernehmen. Für die Schweiz übernimmt diesen Teil Vice President Communications Urs Seiler. Besonders freut mich, dass wir durch das Rebranding noch mal ganz andere Chancen haben durchzustarten.