Coworking Spaces: Aufgehübschte Großraumbüros oder Kreativ-Hubs?
von Jessica Hartmann,
Innovation oder aufgehübschtes Großraumbüro? Sogenannte Coworking Spaces liegen in Deutschland gerade im Trend. Egal ob unabhängiges Do-it-yourself-Projekt einiger Freiberufler oder Kreativinvestition großer Unternehmen, alle reiten mit auf der Welle der Kollaboration. Als Branche der kreativen Vorreiter ist auch die Live-Kommunikation mit dabei. Die Angebote, Möglichkeiten und Vorteile des Coworkings sowohl für Anbieter als auch Nutzer haben wir im Folgenden zusammengestellt.
In der Filmkomödie „Office Space“ (dt. Titel „Alles Routine“) von 1999 lebt der Programmierer Peter Gibbons zusammen mit seinen Kollegen den Albtraum jedes Angestellten: Zusammengepfercht in ein Großraumbüro, jeder in seinem persönlichen vollgestopften „Cubicle“, deren Wände gerade hoch genug sind, um weder Tageslicht noch Kommunikation mit den Kollegen reinzulassen. Während der stammelnde Kollege Milton es nicht schafft, sich gegen die ständigen Umplatzierungen durch den Chef durchzusetzen, und so schließlich im Keller landet, kommt Peter durch einen Trick eines Tages mit „Alles egal“-Einstellung zur Arbeit, schraubt kurzerhand die Vorderwand seines Cubicles ab und stößt sie in einem triumphierenden Moment um, um sich endlich einen Ausblick aus dem Fenster zu verschaffen.
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Aufgehübschte Großraumbüros (?)
Heutzutage sind die Großraumbüros bei uns glücklicherweise zu einem großen Teil abgeschafft und es teilen sich üblicherweise nicht mehr als drei oder vier Kollegen einen Raum. Wie kommt es dann, dass sich die Leute plötzlich doch wieder in großen Räumen zusammentun – und das auch noch freiwillig!? Coworking nennt sich das und klingt damit schon mal deutlich positiver als das verhasste Großraumbüro. Doch auch die Ausstattung ist beim Revival der Großräume nun deutlich einladender: Schicke, helle und offene Designs, große Schreibtische und Fenster, Pflanzen und eine angenehme Beleuchtung machen die neuen Open Spaces freundlich und gemütlich. Man hat eher das Gefühl, sich in einem Café oder schicken Bistro zu treffen als in einem Büro.
Kaffeeküche vs. Konzentration
Die Idee hinter den offenen Räumen ist, eine lockere Atmosphäre zu schaffen und bei der Arbeit leichter ins Gespräch zu kommen, den Austausch zu fördern. Also eher eine Vergrößerung der Kaffeeküche? – Mitnichten! Auch wenn die Verlockung zum ständigen Reden groß ist, so sind ja noch genug andere im Raum, die die Ruhe einfordern, und so sorgt die unterschwellige soziale Kontrolle von ganz allein für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre. Trotzdem ist der Sinn der gemeinsamen Räumlichkeiten letztlich natürlich die Interaktion und das Knüpfen von sozialen Kontakten. Die Mobilität und Flexibilität der Arbeitsplätze zwingt dazu, den Schreibtisch clean zu halten und sich nicht im wahrs ten Sinne des Wortes zu verzetteln. Die bunte Zusammensetzung der Arbeitenden im Coworking Space lädt dazu ein, bei Problemen oder kniffligen Entscheidungen schnell mehrere Meinungen einzuholen und neue Inspiration zu bekommen.
Eigene Kreativ-Hubs bei Unternehmen
So fördert das Coworking vor allem die Kreativität und die Entstehung neuer Ideen – in jede mögliche Richtung, denn in so einem Open Space arbeiten in der Regel nicht Kollegen aus dem gleichen Bereich, sondern unterschiedliche Personen aus unterschiedlichen Abteilungen oder auch Freelancer aller Art zusammen. Dadurch bringt jeder sein ganz persönliches Fachwissen ein und es entstehen Impulse, die ungeahnte Denkrichtungen einnehmen und Innovationen hervorbringen können. Ein Mechanismus, den immer mehr Unternehmen sich gern zunutze machen: Nicht nur Technologiefirmen, sondern auch kreative Branchen profitieren von der Ideenvielfalt, die in den Coworking Spaces entsteht. Die marbet. Marion & Bettina Würth GmbH & Co. KG tritt hier als einer der Vorreiter in der Live-Kommunikation auf und hat mit dem marbet LAB einen eigenen Coworking Space geschaffen, den kreative Freelancer gemeinsam nutzen können.
Darüber hinaus gibt es in ganz Deutschland zahlreiche freie Anbieter von solchen Räumen. Das Internet liefert ganze Sammlungen und Verzeichnisse, mit deren Hilfe jeder auch in seiner Stadt den passenden Gemeinschaftsarbeitsplatz für sich finden kann. Die Modelle bieten üblicherweise mehrere Tarife mit unterschiedlicher Bindung an: Ein Langzeitpass bringt meist die größten Vorteile, u. a. einen festen Arbeitsplatz für die ganze Woche, längere Zugangszeiten und Zugriffe auf Meeting räume sowie teilweise feste Telefonnummern und Geschäftsadressen. Eine schlankere Version ist ein Teilzeitpass, der beispielsweise drei bis vier Tage die Woche oder die ganze Woche, aber halbtags gilt. Wer nur mal reinschnuppern oder gelegentlich mit anderen zusammenarbeiten möchte, kann in der Regel auf einen Tagespass zurückgreifen, der zwar eingeschränkte Zugänge, dafür aber die größte finanzielle Flexibilität bietet.
Für wen lohnt es sich?
Die Nachteile des Coworking hängen stark von der einzelnen Persönlichkeit ab. Wer sich von Geräuschen leicht gestört fühlt oder viele nichtdigitale Arbeitsmaterialien benötigt, bleibt in der Regel besser am heimischen Schreibtisch oder beschränkt sich auf ein bis zwei CoworkingTage in der Woche. Wer sich allerdings zuhause eher mit Putzen und Serien schauen ablenkt und Schwierigkeiten mit der Selbstdisziplin hat, kann von dem Coworking Space als festem Arbeitsort profitieren. Hinzu kommen die zahlreichen neuen Kontakte und der Austausch, die bei festgefahrenen Problemen, Denkblockaden oder einfach gegen die Vereinsamung zuhause helfen können. Somit eignet sich das Konzept der Coworking Spaces insbesondere für kreativ arbeitende Freelancer wie Programmierer, Designer und Konzeptioner gut. Doch auch Psychologen, Berater verschiedenster Richtungen und organisatorisch Tätige wie Eventplaner können die Räumlichkeiten für sich nutzen und von den Angeboten profitieren. Dank eleganten Konferenzräumen ist auch Kundenverkehr in einem gewissen Maß problemlos möglich. Ob man sich dabei für einen unabhängigen Anbieter oder einen Förderer aus der eigenen Branche wie das marbet LAB entscheidet, liegt beim Nutzer und muss von den eigenen Zielen abhängig gemacht werden.