Infrastruktur auf Events: Signalübertragung für eine Großveranstaltung
von Sylvia Koch ,
Dass ein Großereignis wie die Landtagswahlen in NRW jede Menge mediale Aufmerksamkeit erhält, ist selbstverständlich. Welche Infrastruktur jedoch dahinter steckt, um die Parteizentralen und Wahlpartys direkt in die TVs der Zuschauer zu senden, bleibt meist im Verborgenen. Wir haben uns deshalb bei Media Broadcast, Serviceprovider des ZDF und des WDR für die Landtagswahlen, umgehört.
WDR, ZDF, ARD: Diese drei Sender – wie auch viele andere – hatten am 14. Mai ihre Kameras auf das Geschehen in den Wahlkampfzentralen in Nordrhein-Westfalen gerichtet. Unterstützt wurden sie dabei von Media Broadcast, Rundfunkanbieter und Serviceprovider für die Medienbranche, die die Übertragungsleistungen der drei Sender sicherten.
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Glasfaser, Richtfunk oder SNG – warum nicht alle drei?
Wo liegt der größte Unterschied zwischen Studioaufnahmen und Outdoor-Übertragungen? Während Studios bereits über feste Übertragungswege verfügen, um Bild- und Tonsignale zu den Fernsehern der Zuschauer zu bringen, muss die Infrastruktur für die Übertragungsleistungen von Outdoor-Events erst sorgsam geplant und aufgebaut werden. Abhängig davon, um welches Event es sich handelt und wo es stattfindet, ist das manchmal problemlos in wenigen Stunden zu bewerkstelligen, manchmal ist es aber auch etwas kniffliger: Bei den NRW-Landtagswahlen vom 14. Mai 2017 war letzteres der Fall.
Um die Übertragungsleistungen für den WDR, die ARD und das ZDF zu sichern, setzte Media Broadcast auf verschiedenste Übertragungswege; der Fokus lag jedoch ganz klar auf der Glasfaserübertragung. Insgesamt zehn Kilometer Glasfaser wurden für die Landtagswahlen verlegt: Im Düsseldorfer Landtag, den Wahlkampfzentralen, den Wahlpartys sowie zwischen den verschiedenen Standorten. Einige Events – wie beispielsweise die Wahlparty der SPD – fanden ganz in der Nähe des Landtags statt und konnten per Richtfunk angebunden werden, während bei anderen Parteien noch bis kurz vor Schluss nicht klar war, wo die entsprechenden Events überhaupt stattfinden würden. Neben dem Richtfunk und der Glasfaseranbindung war deshalb auch ein Satellite-News-Gathering-Fahrzeug im Einsatz, das als Hot Stand-by fungierte. Einen buchstäblich gigantischen Standortvorteil bot passenderweise der 240 Meter hohe Rheinturm direkt neben dem Landtag, der mit in die Signalübertragung eingebunden werden konnte.
Detaillierte Planung der Infrastruktur
Vor der genauen Aufteilung des Equipments stand jedoch eine ausführliche Planung an – zehn Kilometer Glasfaser verlegen sich schließlich nicht von allein. Etwa drei Wochen vor der Landtagswahl, nur kurz nachdem der Auftrag bei Media Broadcast auf dem Tisch lag, wurde eine erste Begehung des Landtags initiiert. Dabei wurde geklärt, wie die Infrastruktur genau aussehen, von welchen Standorten gesendet werden, wie diese am besten angebunden werden sollten und welches Equipment Media Broadcast für die jeweiligen Übertragungswege benötigen würde. Schließlich musste die entsprechende Technik aus neun Unternehmenszentren in der Republik zusammengezogen werden. Besondere Herausforderung: Parallel zu den Landtagswahlen musste Media Broadcast noch die Übertragung der Bundesliga stemmen. Am Sonntag der Landtagswahlen war deshalb quasi der gesamte Fuhrpark von Media Broadcast unterwegs. Von Samstagmorgen bis Montagfrüh waren rund um den Landtag 25 Mitarbeiter damit beschäftigt, rund 30 verschiedene Signale quer durch die Republik von den Parteizentralen und zu den Wahlpartys sowie in die Berliner Zentrale und die verschiedenen Kanäle von WDR und ZDF zu leiten.
Der eigentliche Aufbau begann erst eine Woche vor der Wahl, vier Tage im Vorfeld wurden die ersten Leitungen geschaltet und hochgefahren. Auch die Kollegen vom WDR und vom ZDF begannen etwa zur selben Zeit mit den Aufbauarbeiten ihrer Bild- und Tonregien sowie der Bildtechnik in den entsprechenden Ü-Wagen. Bei der Generalprobe am 13. Mai wurden dann ein letztes Mal alle Systeme und Verknüpfungen getestet.
Um trotzdem für den Fall der Fälle vorzusorgen, wurde jede Verknüpfung doppelt abgesichert. Sollte eine Signalkette ausfallen, hätte innerhalb kürzester Zeit ein SNG-Fahrzeug bereit gestanden, um die Lücke wieder zu schließen. Vor dem Landtag stand jeweils ein Ü-Wagen für die ARD/WDR sowie das ZDF bereit, die als Notfallabsicherung die Aufgaben des jeweils anderen Wagens hätten übernehmen können: Ausgerüstet mit einer 10-G-Leitung wurde hier die Bandbreite in einzelne Bilder zerlegt und die Technik über Glasfaser angeschlossen. Um schnell eingreifen zu können, sollte bei einer Übertragung etwas nicht so laufen, wie geplant, hatte der Techniker durch eine Reihe von Monitoren zudem stets den Überblick über die verschiedenen Kameraaufnahmen. Als besonderen Benefit bot der Ü-Wagen zudem die nötige Messtechnik, um die Ursache eventueller Störungen bei der Signalübertragung schnell analysieren zu können.
Genauer Aufbau, schneller Abbau
So aufwändig wie sich der Aufbau der Infrastruktur mit den Glasfaseranbindungen, dem Richtfunk und der Koordination der SNG-Fahrzeuge gestaltete, desto schneller ging nach vollendeter Arbeit der Abbau: In nur wenigen Stunden wurden alle Kabel eingerollt, die Autotüren geschlossen und die Vorbereitungen für das nächste Event in Angriff genommen … [1506]
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