Raumkulinarik mit Jörg Sellerbeck

Raumkulinarik als Kommunikationsmedium

Der Wahlmünchner Ereigniskommunikateur Jörg Sellerbeck kennt auch das Brot- und Butter-Geschäft der Branche, vor allem aber die Speckseite der Live-Kommunikation: Automotive macht er nämlich gut, gerne und viel. Dabei kann der Konzeptionierer auch noch ganz, ganz anders. Und deshalb stellen wir ihn hier vor. Dann nutzt er nämlich sein künstlerisches Potenzial gesamt und vollständig für die Live-Kommunikation; nämlich mit der „Raumkulinarik“.

Jörg Sellerbeck inszeniert „Kulinarik als Kommunikationsmedium“
Jörg Sellerbeck inszeniert „Kulinarik als Kommunikationsmedium“ (Bild: Hauke Seyfarth Fotografie)

Die Raumkulinarik ist ein Terrain, auf dem der mehrfach umgesiedelte Ex-Berliner und Teilzeitwuppertaler wohl als einziger in Deutschland heimisch ist. Er hebt die Trennung zwischen Catering, Informationsvermittlung und Unterhaltung auf und schafft ein dreidimensionales Kommunikationsmedium, dass sich umso besser in den Köpfen der Teilnehmer verankert. Das kann er wirklich. Er ist nämlich sowohl gelernter Koch als auch studierter Architekt und hat seine Skills zu einer ungewöhnlichen Melange zusammengerührt. Und wie sinnlich eine solche Zusammenführung sein kann, weiß man spätestens seit Peter-Greenaways opulenten Inszenierungen. Dabei ist Sellerbeck als gebürtiger und aufgewachsener Norddeutscher reduzierter, klarer. Wie eine Consommé. Er kommt dabei den Dingen auf den Grund, und wenn er ein Vorbild hat, ist das der texanische Theaterreduktions- und Bildzauberer Robert „Bob“ Wilson. Sellerbeck ist auf eine sehr ähnliche Art verspielt und detailversessen.

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Vom Koch zum Raumkulinariker

Jörg wuchs aber nicht in Waco, Texas, auf, sondern in Bremen-Huchting und im niedersächsischen Delmenhorst. Eine emotionale Erfahrung, die man mit dem gleichnamigen Element-of-Crime-Song leicht nachvollziehen kann. Das ist ein Soundtrack zu seiner Jugend. Die Bremer Straße ist er häufig entlang geradelt, später ist er dann täglich mit dem Mofa zum Bremer Flughafen gerollt, um seine Ausbildung als Koch durchzuziehen.

Als Kind hat er noch Mama kochen lassen. Seine Beschäftigungen waren Bonanzarad fahren, Fußball spielen und Feuer machen. Aber er hat auch gerne schon den eigenen Restaurant-Gastgeber zu Hause gespielt (Gast und Kellner in Personalunion). In jungen Jahren war er nach der Schule nämlich öfters mittags alleine zu Hause. Dann hat er das liebevoll von seiner Mutter zubereitete und im Henkelmann warm gehaltene Essen in Doppelrolle serviert.  Er hat sich selbst einen guten Appetit gewünscht, nach einem Nachschlag gefragt und die sich selbst gestellte Frage, ob es geschmeckt hat, in langen inneren Dialogen verhandelt. Eine frühe Art der Inszenierung auf der Basis eines beglückenden Storytellings.

Raumkulinariker Jörg Sellerbeck
Raumkulinariker Jörg Sellerbeck (Bild: Markus Traub, München)

Obwohl er die Empfehlung für das Gymnasium hatte, wollte er lieber etwas mit den Händen machen und ein solides Fundament für das Leben erlernen. Also Koch werden. Seitdem hat er eine Abneigung gegen „verarbeitete ‚Dinge‘ in dicker Soßenpampe“. Und Austern mag er nicht. Die hat er sich auch gleich auf dem angrenzenden Hamburger Parkhausdeck zur Austernbar noch mal durch den Kopf gehen lassen müssen, als er sie erstmalig probierte. Das hat seine generelle Neugier allerdings nicht gebremst.

Er begann irgendwann sich für interdisziplinäre künstlerischen Strategien und künstlerisches Schaffen zu interessieren. Dass er sich dann an der Hochschule Bremen für Architektur eingeschrieben hat, lag vor allem an zwei dort lehrenden Professoren mit ihrer stark künstlerisch geprägten Herangehensweise, die weit über das eigentliche Bauen hinausging. Mit seiner musischen Vereinigung, dem „Labor für angewandte Alltagsliebe“ und der Kombination Kochen/Architektur hat er eine sinnfällige Kombination gefunden, die er um Kunst/Performance und Kommunikation erweitert hat: „Wenn Architektur als ‚Raumgestalterin‘ begriffen wird, dann reduziert sich die Herstellung von architektonischen Räumen nicht auf die geschlossene Form von Boden, Wand und Decke. Vielmehr entsteht der Raum erst durch Wahrnehmungen, Bewegungen und Handlungen von Subjekten. Das heißt, dass der architektonische Raum nicht allein auf den Vorgang des Entwerfens und Erbauens zurückgeht, sondern ebenso Rezeption und Nutzung voraussetzt.“ So ist es!

Die Quelle der Kreativität finden

Als Inspiration und Quelle für die Grundlagen dieser kreativen Prozesse benennt Jörg Sellerbeck seinen damaligen Professor Norbert Hellwig. Besonders die Entwurfsdidaktik von Transformation und Transkription von Literatur, Kunst, Theater, Film in Architektur. Als wichtigen Einfluss, künstlerisch inszenatorisch den schon vorgenannten „Bob“ Wilson, und auch die Haltung von der Bühnenbildnerin und Professorin Penelope Wehrli, dass es um die „eigenen Bilder im Kopf des Zuschauers“ geht. Sie zusammen haben ihn in seiner eigenen künstlerischen, wie kommunikativen Arbeitsweise sehr geprägt. Und dann nennt er noch den Österreicher Peter Kubelka mit seiner weit- und weltläufigen Lebenserfahrung und seine Sichtweise von „Kochen als Kunstgattung“.

Maßgeschneiderte Gesamtchoreografie als Grundrezeptur
Maßgeschneiderte Gesamtchoreografie als Grundrezeptur (Bild: Hauke Seyfarth Fotografie)

So geht er an Kunst wie Kommunikation ran, indem er genau hinguckt, mit wem und womit er es zu tun hat. Es ist die Neugier, die ihn immer wieder Neuland finden lässt. Nach reichhaltiger Recherche und verlässlicher Inhaltsentwicklung folgen intelligente bis humorvolle Antworten auf konkrete Fragestellungen. Das zeichnet ihn aus.

Botschaften mittels Köstlichkeiten kommunizieren

Nachdem Sellerbeck in den letzten Monaten diverse deliziöse Inszenierungen im Automotive-Bereich für Oliver Schrott Kommunikation unterstützt hat, ist das aktuellste Projekt eines, das er Ende Oktober mit der Methodologie „Kulinarik als Kommunikationsmedium“ umsetzen konnte. Nico Linder von der Münchner Agentur VBA Events hatte den Mut, die Wissbegier und die Überzeugung, dass diese Methode das geeignetste Medium sei, um das 25-Jährige seiner Agentur mit einer mündigen Tischgesellschaft zu zelebrieren und Unternehmen wie Anlass köstlich zu kommunizieren.

Die maßgeschneiderte Gesamtchoreografie beinhaltete eine Grundrezeptur, die auf viele Mitarbeiter- und Kundenveranstaltung anwendbar ist, um die jeweiligen Kommunikationsziele zu erreichen. Sellerbeck kreierte und servierte einen Gaumenschmaus nach individueller Firmenrezeptur. Der macht glücklich und Inhalte nachhaltig erlebbar. Näher als bei der „Einverleibung“ können Gastgeber/Auftraggeber den Gästen/Kunden gar nicht kommen. Der Abend bekam von den Gästen vier Sterne, einen mehr als die Restaurant-üblichen drei Michelinhimmelskörper – nämlich noch für die Ausweitung der gustatorischen Szenografie. Den Nachschlag via Videobotschaft vom Lachverständigen Dr. Oliver Tissot gab es auf dem Heimweg persönlich über WhatsApp.

Neue Perspektiven für die Live-Kommunikation eröffnen

Für die Zukunft ist Jörg Sellerbeck offen und in freudiger Erwartung, auf das Kommende. Eine große Herzensangelegenheit ist ihm der mit seinem „Gastrosophie-Komplizen“ Prof. Dr. Harald Lemke gestellte Projektantrag für die Inszenierung eines „Gastrosophicums“ mit den Abgeordneten des deutschen Bundestages. Die Ernährungswende findet in den Köpfen der Menschen statt – die politischen Akteure, als gesellschaftlich besonders einflussreiche Multiplikatoren zu einem Umdenken einzuladen, ist die Essenz des Projektes.

Im Bereich der Live-Kommunikation interessiert  Jörg sich auf der Basis von Wahrheiten die Weiterentwicklung automobiler Inszenierungen mit dem Instrumentarium und den Möglichkeiten einer „Mobilität der Zukunft“. Sellerbeck befriedigt nicht nur den Bauch. Der Kopf kommt bei ihm auch nie zu kurz.

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