Idee und Klang GmbH im Museum für Kommunikation Bern
Kommunikation im Raum: Stille mit Nachklang
von Jean-Louis Vidière Ésèpe,
Temporäre wie permanente Ausstellungen setzen Themen oder Produkte räumlich so in Szene, dass Unternehmenswelten oder Markenwelten erschaffen werden, die alle Sinne ansprechen und damit nachhaltig im Gedächtnis bleiben. Gewissermaßen ein Event auf Dauer. EVENT PARTNER stellt jede Ausgabe ein Projekt aus dem Bereich Kommunikation im Raum vor. Im folgenden widmen wir uns der Inszenierung von Stille im Museum für Kommunikation Bern.
In der täglichen Fülle an Fahrmitteln, Medien und anderen Herausforderern unseres Gehörsinnes ist akustische Ruhe ein hohes erholsames Gut. Komplette Stille ist aber auch für sich eine weitere Herausforderung. Wer sie in den nächtlichen Bergen oder im Tonstudio schon erlebt hat, weiß, wie unheimlich sich die plötzliche Einsamkeit des eigenen Leibes in der Stille anfüllen kann.
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Bild: Büro Berrel Gschwind
Einstimmung in verschneiter Stille
Bild: Büro Berrel Gschwind
In wenigen Schritten durch einen ersten Gang lernen die Besucher – ohne es zu merken –, wie die Klangräume mittels Headsets erkundet werden.
Bild: Büro Berrel Gschwind
Blick in den Raum Richtung Eingang: Auf dem rosafarbenen Sitz erhält man einen Einblick in die strengen Regeln der Benediktiner Mönche, die ihr Leben dem Schweigen widmen.
Diese spannende Thematik ging das Berner Museum für Kommunikation 2017 für eine neue Wechselausstellung an. Idee und Klang setzten sich im Wettbewerb mit ihrer Konzeption für Audiodesign durch: Ein akustischer Parcours, eine freie Promenade durch Klangwelten sollte die verschiedenen Facetten der Stille sehr intuitiv begehbar und erlebbar machen. Hierfür wurde eine neue Technik zum ersten Mal in der Schweiz angewendet: Die Besucher genießen Headsets von hoher Klangqualität, während ein Netz von kaum wahrnehmbaren Beacons nahtlose Übergänge zwischen den Klangräumen im Ausstellungsraum sicherstellt. Keine Tech-Ausstellung und Effekthascherei: Der Inhalt wird unmittelbar erlebt. Perfekte Stille ist ja nicht hörbar: Wer diese Ausstellung erlebt, nimmt einen einprägsamen stillen Nachklang mit.
Bild: Büro Berrel Gschwind
Durch Licht und filigrane Raumteiler werden Klangräume sichtbar. Im schwarzen Quadrat befindet sich der Besucher in einem schalltoten Raum: Wie fühlt es sich an, wenn man plötzlich seine eigenen Herztöne, den Blutkreislauf oder gar seinen Tinnitus (einen Hörschaden) hört?
Bild: Büro Berrel Gschwind
Die Ausstellung besteht viel mehr aus Grafik als Bauten. Die formale Reduktion entspricht dem Thema und widerspricht sich nicht mit der gestalterischen Möglichkeit, Verdichtungen im Raum zu erzeugen.
Bild: Büro Berrel Gschwind
Am Ende der Begehung erlebt man drei besondere Szenen der Stille zum Ausklang: ein scheinbar stilles Hotelzimmer, eine Performance des Stücks 4’33’’ von John Cage und die Begegnung mit dem Jesuit und Zen-Meister Niklaus Brantschen.
Auch die permanente Ausstellung ist übrigens im Museum für Kommunikation zu empfehlen: Sie wurde 2017 vom renommierten niederländischen Studio Kossmann.dejong neu inszeniert.
Projekt: Ausstellung Sounds of Silence
Dauer: 09. November 2018 bis 07. Juli 2019
Kunde: Museum für Kommunikation Bern
Kurator: Kurt Stadelmann
Konzept und Sound Designer: Idee und Klang GmbH Basel
Szenografie: Zmik Basel
Grafikdesign: Büro Berrel Gschwind
Fläche: 550 m2
(Bild: Maria Patzschke)Idee und Klang GmbH Basel
Ramon De Marco gehört zu den ersten Absolventen des 1995 gegründeten Studiums Audiodesign an der Basler Fachhochschule Nordwestschweiz. Aus diesem Pioniergeist gründete er 2004 zusammen mit Daniel Dettwiler “Idee und Klang”, die seitdem internationale renommierte Häuser mit Klangszenografie ausstattet.