Kommentar von Colja M. Dams, CEO Vok Dams Group

Handlungsbedarf: Versteuerung von Mitarbeiterveranstaltungen

Kein Marketing-Instrument ist besser zur Mitarbeitermotivation und -bindung geeignet als gemeinsame Erlebnisse, der Austausch außerhalb des klassischen Jobgeschäfts. Was aber ist mit dem steuerlichen Freibetrag für Mitarbeiterveranstaltungen?

150 Jahre Bayer Jubiläumsveranstaltung von Vok Dams
150 Jahre Bayer Jubiläumsveranstaltung von Vok Dams (Bild: Vok, Dams Group, © Rupert Warren 2013www.rupertwarren.deTel:- +49 2191 926027)

Gerade Veranstaltungen erzeugen einen besonders hohen Motivationsgrad bei Mitarbeitern. Hier begegnet man sich auf privater Ebene, hier erfolgt ein Commitment für die Unternehmensziele, hier fühlt man sich als Gast des eigenen Unternehmens wertgeschätzt. Und doch gibt es ein Hindernis: den steuerlichen Freibetrag. Hier sind 110 Euro pro Betriebsveranstaltung (z.B. Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern, Jubiläumsfeiern, Sommerfest, etc.) zulässig. Voraussetzung: Die Betriebsveranstaltung muss allen Arbeitnehmern offenstehen und darf jährlich maximal zweimal stattfinden.

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StBin Dr. Janine von Wolfersdorff bringt es in dem sehr kompetent geschriebenen Paper des ifst (Institut Finanzen und Steuern) „Sachzuwendungen im Geschäftsleben – Missstände der einkommensteuerrechtlichen Behandlung und Reformvorschläge“ sehr schön auf den Punkt (Quelle: v. Wolfersdorff, ifst-Schrift 522 (2018)): „Diese Aufzählung versetzt in Staunen. Sie bewirkt bestenfalls, dass der 110-Euro-Freibetrag vorschnell ausgeschöpft ist, im schlechtesten Fall jedoch die Besteuerung einer ‚fiktiven Bereicherung‘. (…) Die Betriebsveranstaltung mutiert buchhalterisch so auch zum ‚Bürokratiegiganten‘, da Anwesenheitslisten o.ä. geführt werden müssen.“ (S. 103).

Portraitfoto Colja Dams
Colja Dams (Bild: Vok Dams Group, Rupert Warren)

Da haben es unsere europäischen Nachbarn zum großen Teil deutlich besser. In Großbritannien zum Beispiel beträgt die Freigrenze 150 Pfund (etwa 175 Euro) und die gilt für den Mitarbeiter und zusätzlich für die Begleitperson. Das macht dann 350 Euro für eine betriebliche Motivationsmaßnahme mit Partnern. Hinzu kommt noch, dass bei Überschreitung die anfallende Steuerlast mit der Körperschaftssteuer verrechnet werden kann.

Hier besteht also eindeutig Handlungsbedarf für unsere Branche. Wenn sich die Grenzen positiv verschieben würden, würde das einen immensen Impuls für Mitarbeitermotivation und -bindung auslösen. In Zeiten flexibler Start-ups und agiler Agenturmodelle hemmt die Bürokratie die wirtschaftliche Entwicklung. Nicht nur die Eventbranche leidet darunter. Flexible Strukturen in Unternehmen werden ausgebremst, Mitarbeiter in ihrer Motivation und Kommunikation eingeengt. Transformationsprozesse verlangen Spielräume. Neues Wissen, neues Denken, neues Handeln. Auch im Bereich steuerpolitischer Rahmenbedingungen.

Die Verbände sind gefragt!

Wer sollte jetzt die Initiative ergreifen und so die disruptiven Innovationen der Kommunikationsbranche thematisieren und umsetzen? Große Unternehmen melden Bedarf an oder befürchten den Wandel zu verschlafen. Sind die Agenturen auf ihre Aufgaben vorbereitet, für diese Aufgaben gerüstet? Ist das politische Umfeld sensibilisiert? Bereit, über die Rahmenbedingungen zu diskutieren?

Die einzelne Agentur ist überfordert, wenn es darum geht, politisches Umdenken einzuleiten. Aber es ist eine klassische Aufgabe für die etablierten Kommunikationsverbände, die Interessen ihrer Mitglieder wahrzunehmen. Wie gut ist hier die Leistung der Verbände wie DMV, BVDW, DPRG, GWA, GPRA oder DDV?

Der FAMAB hat hier schon vor Jahren die Initiative übernommen und sich vorgenommen, als Kommunikationsverband die Interessen seiner Mitglieder durchzusetzen. Eine gute Gelegenheit auch, sich und seine Mitglieder im Rahmen anderer Kommunikationsverbände klar zu positionieren. Hier ist aber auch die Unterstützung der Mitglieder und anderer Verbände gefordert. Also, anpacken und machen. Wir werden unseren Verband nach Kräften unterstützen!


Stellungnahme des FAMAB

Portraitfoto Jan Kabelfleisch
Jan Kalbfleisch (Bild: FAMAB)

Der FAMAB unterstützt die Idee und das Ansinnen einer Erhöhung der Freibeträge vollumfänglich. Wir danken Colja Dams, dass er sich so unermüdlich für diese Sache einsetzt. Und es gibt ja auch aus dem Ausland Beispiele, wie damit anders umgegangen wird. Mithin, was sich da so schön und an sich logisch liest, ist eine Mammut-Aufgabe. Denn es geht in der Folge darum, dass Staat und Länder – nach deren kurzfristiger Denke – erst mal weniger Steuern einnehmen. Dass sich dies in der Folge zunehmender und aufwändigerer Events egalisieren oder gar überkompensieren könnte, wird dort erstmal nicht betrachtet.

Zumal die Erhöhung der Freibeträge sich „nur“ auf eine verhältnismäßig kleine Branche, nämlich die Kommunikationsbranche, positiv auswirken würde. Und das muss man nicht nur der Bundespolitik, sondern auch den Vertretern der Bundesländer sehr gut erklären. Hier muss das Zusammenspiel der genannten Verbände noch deutlich besser geübt werden. Der FAMAB ist seit Jahren im Bereich Interessenvertretung aktiv und versucht als Teil der Mittelstandsallianz, hier nach seinen Möglichkeiten zu wirken. Zahlreiche andere – für dieses Anliegen wichtige – Verbände suchen hier noch einen Weg. Allerdings wären gerade bei einer solchen Aufgabe eine Stimme und eine abgestimmte Position eminent wichtig.

Wir kämpfen gerade und seit Jahren sehr aktiv gegen die derzeit geltenden Regeln bei der gewerbesteuerlichen Hinzurechnung. Ein weiteres bürokratisches Monster, dem unsere Mitglieder und die gesamte Branche – teilweise leider noch immer, ohne es zu wissen – ausgesetzt sind. Leider mussten wir und andere dabei feststellen, dass der politische Weg alleine nichts bringt. Denn, obwohl alle Verantwortlichen insgeheim wissen, dass das, was dort auf Ebene der Finanzverwaltungen der Länder getrieben wird, nie politisch gewollt war, fehlen Mut, Wille und Möglichkeiten, hier etwas zu ändern. Daher werden gerade in großer Zahl Gerichte um höchstrichterliche Urteile bemüht, um hier endlich Klarheit zu schaffen. Übrigens ein Weg, der sich nun über sieben Jahre hinzieht und noch lange nicht am Ende ist.

Fazit: Das Ansinnen, das Colja Dams formuliert, ist völlig richtig. Der FAMAB steht hinter dieser Idee und versucht, nach seinen Möglichkeiten hier als Interessenvertretung zu wirken. Allerdings ist ein solches Vorhaben ein sehr langer und sehr steiniger Weg. Dies meint jedoch keinesfalls, dass man den Weg nicht beschreiten sollte.

Jan Kalbfleisch, Geschäftsführer FAMAB

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