Ein Tabu, aber für Vielflieger allemal interessant zu wissen: Darmgase dehnen sich ab einer Flughöhe von 3.500 Metern Höhe um etwa 40 % aus und sorgen verstärkt für Blähungen. Über „Boeing belly“, wie der Blähbauch in der Luftfahrt genannt wird, spricht niemand gerne, es ist aber im wahrsten Sinne des Wortes ein „stinknormales“ Phänomen.
(Bild: Pexels)
Über den Wolken: Vor allem auf Langstreckenflügen sind Darmwinde schmerzhaft und durch eine enge Bestuhlung ohne Privatsphäre auch extrem unangenehm. Je höher ein Flugzeug steigt, um so schlimmer wird dabei die heimliche Qual im Sitz.
Kleines 1×1 der Darmwinde
Normalerweise bilden sich pro Mahlzeit ungefähr 1,5 Liter Darmgase im menschlichen Körper. Das entspricht etwa der Füllung eines handelsüblichen Luftballons. Die größte Menge Luft wird über die Darmschleimhaut ins Blut transportiert und dann abgeatmet. 0,2 Liter Gase müssen den Körper jedoch durch den Darm verlassen. Da im Flugzeug der Luftdruck geringer ist als am Boden, dehnen sich Darmgase um 40 % aus, es entstehen vermehrt Blähungen.
Auf pikante Weise wissenswert
Ein Pups besteht aus 40 Mililiter Gas, kann eine Geschwindigkeit pro Sekunde von 0,1 bis 1,1 Meter haben und besteht u. a. aus geruchlosem Stickstoff, Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff – und einigen wenigen, aber übelriechenden Schwefelverbindungen. 12,7 Pupse sind im täglichen Durchschnitt normal.
Kein Scherz: Eine American-Airlines-Maschine landete auf dem Weg nach Dallas in Nashville zwischen, nachdem eine Passagierin versucht hatte, den unangenehmen Geruch ihrer Blähungen zu überdecken. Nach jedem abgegangenen Wind hatte sie extra ein Streichholz entzündet und die Sache damit nur noch verschlimmert…!
So weit muss es aber im Ernstfall nicht kommen, denn es gibt Tipps und Tricks, wie die Turbulenzen im Bauch minimiert werden können. Hierzu gehört der Verzehr von viel Kräutertee, stillem Wasser oder Säften. Auf Alkohol oder kohlensäurehaltige Getränke sollte man hingegen lieber verzichten.
Fluglinien streichen mittlerweile vorsorglich blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl, Lauchgemüse und Paprika (im Volksmund „Pupsrika“) von der Bordmenükarte. Ein Übriges tun rezeptfreie Entschäumungspräparate, die den Gas-Cocktail bereits im Verdauungstrakt auflösen. Es gibt sie als Mikrogranulat, das ohne Flüssigkeit eingenommen werden kann. Last but not least: Empfehlenswert sind bequem sitzende Reisekleidung, damit der Bauch nicht eingeengt wird, sowie viel Bewegung vor und während des Flugs.
Erste Hilfe: Aktivkohle in Flugsitzen und Unterwäsche
Eine Studie eines Gastroenterologen-Teams rund um Hans C. Pommergaard hat das Flatulenz-Problem in luftigen Höhen einmal genauer untersucht. Sein Ratschlag: Blähungen bloß nicht verkneifen! Schon gar nicht über Stunden hinweg! Das führt zu großem Bauchgrummeln, schmerzhaften Krämpfen, Völlegefühl, Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden. Denn bei angestrengter Zurückhaltung verkrampft sich der Darm und die Luft wird im Bauch eingeklemmt.
Basierend auf der Studie empfehlen die Forscher u. a., zukünftig Aktivkohle in die Passagiersitze zu integrieren, um den Geruch von Blähungen zu neutralisieren. Ebenso einen Methan-Atemtest: Wer zu Flatulenz neigt, darf nicht in den Flieger! Dieser Test begeistert wohlweislich nicht jeden! Auch nicht die Fluglinien.
„Die meisten Gase gelangen durch die Darmwand ins Blut und werden weiter in der Leber abgebaut und durch die Lunge ausgeatmet. Alle Gase, die so nicht abgebaut werden können, müssen dann als Pups den Körper verlassen.“
Mathias Strowsky, Gastroenterologe
Ein geeigneteres Mittel sind da die vielleicht sogenannten „Shreddies“, spezielle Unterwäsche mit Aktivkarbonfilter. Erfunden hat die geruchsfilternde Underware 2003 der Produktdesigner Paul O’Leary, der selbst jahrelang unter exzessiven Darmwinden litt. Bei der Integration des Aktivkarbonfilters half ihm die De MontFort University. Umfangreiche Tests bescheinigen den Slips und Pantys eine nahezu hundertprozentige Filterkraft.
Auch wenn es jeden treffen kann, diskret sollte der Umgang mit den Geräuschen und Gerüchen immer sein, damit der Sitznachbar möglichst keinen Wind davon bekommt und unbehelligt bleibt:
- Beim ersten Druckgefühl direkt auf die Toilette gehen.
- Kaschieren kann man einen Pups auch mit einem fingierten Huster.
- Geplagte Bläher können vorab zuhause trainieren, wie man einen Darmwind als leisen Schleicher entfleuchen lassen kann.
Kurioses
Einige Menschen haben die Fähigkeit, durch gezieltes Spannen des Darmschließmuskels die Tonhöhe der Abwinde zu modulieren. Der bekannteste dieser Kunstfurzer, die früher auf Jahrmärkten und Rummelplätzen auftraten, war der Franzose Joseph Pujol, der unter dem Künstlernamen Le Pétomane (von franz. le pet „der Furz“) auch im Pariser Moulin Rouge in den 1890er Jahren auftrat. Pujol soll die Fähigkeit gehabt haben, über den Anus Luft einzusaugen und somit geruchsfrei Geräusche produzieren zu können. Sein Repertoire umfasste die Imitation von Gewittern, von Kanonenschlägen bis hin zur Intonation von Melodien. Auch in neuerer Zeit sind derartige Darbietungen bekannt. Im Rahmen des von André Heller 1987 realisierten Vergnügungsparks Luna Luna traten mehrere Kunstfurzer auf. Mit einer ähnlichen Nummer reiste der unter dem Künstlernamen Mr. Methane auftretende Brite Paul Oldfield (* 1966) ab 1991 durch Fernseh-Shows rund um die Erde.
Und: Es gibt ihn wirklich! Pups ist ein Ortsteil der Gemeinde Feldkirchen-Westerham im Landkreis Rosenheim. Die Einöde liegt im Norden der Gemeinde bei Unterlaus, nordöstlich des Lauser Weihers. Pups liegt auf einer Höhe von 590 m über NN und hat fünfzehn Einwohner.
|Beide Quellen: Wikipedia|
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