"Wir sind kein Closed Circle"

Antwort-Kommentar des Forums Veranstaltungswirtschaft auf Drei-Säulen-Bewertungsmodell

Die Debatte um die “richtige” Öffnungsstrategie nach dem langen Lockdown der Veranstaltungswirtschaft schlägt hohe Wellen. Jetzt hat das Forum Veranstaltungswirtschaft eine Antwort-Kommentar auf das von R.I.F.E.L., FAMAB und #AlarmstufeRot vorgelegte Drei-Säulen-Bewertungsmodell bei EVENT PARTNER eingereicht und kommentiert ebenfalls die Kritik von Chefredakteurin Martina Courth am eigenen Manifest.

Genehmigungsmatrix-Ausschnitt
Genehmigungsmatrix-Ausschnitt (Bild: Forum Veranstaltungswirtschaft)

Unser Öffnungskonzept ‚Manifest Restart‘ ist ein professionelles Konzept der im Forum Veranstaltungswirtschaft kooperierenden Verbände BDKV, EVVC, isdv, LiveKomm und VPLT, also ein Konzept von fünf zweifellos etablierten Wirtschaftsverbänden der Veranstaltungsbranche. Von der Vertretung von ‚Partikularinteressen‘ kann daher keine Rede sein. Unser Forum ist allerdings kein „closed circle“. Stattdessen heißen wir jeden Wirtschaftsverband der Branche willkommen, der uns bei unserer Arbeit unterstützen möchte. Das gilt jedenfalls auch für den FAMAB, den wir mehrfach ausdrücklich gebeten haben, sich uns anzuschließen. Leider wurde dies bisher abgelehnt.

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Hinzuweisen ist auch darauf, dass es grundsätzlich nicht Einzelpersonen, einzelne Unternehmen oder Initiativen, sondern regelgemäß in das Lobbyregister des Bundestages eingetragene Verbände sind, die als Sprachrohr der Wirtschaft gegenüber der Politik auftreten. Unabhängig von freier Meinungsäußerung stellt sich mithin die Frage der Legitimation.

Im Mittelpunkt stehen sollten aber vor allem sachliche und zielorientierte Lösungen für die Veranstaltungswirtschaft. Nach Einschätzung des Forum Veranstaltungswirtschaft ist die R.I.F.E.L.-Öffnungsstrategie mit ihrem 3-Säulen-Bewertungsmodell ein interessanter Ansatz für die Veranstaltungsbranche. Er ist jedoch nicht ausgereift. Denn dem Modell sind keine klaren und messbaren Werte zur konkreten Festlegung in der Praxis hinterlegt. So ist nicht genau definiert, bei welchem Infektionsgeschehen welcher Stufenwert erreicht wird und wie die folgenden Maßnahmen und ihre Auswahl in den unterschiedlichen Stufen ausgelöst werden.

Wer legt zum Beispiel in Stufe 1 des Modells fest, welcher Stufenwert bei welchem Infektionsgeschehen erreicht wird? Wer definiert in Stufe 2 die Werte, denen Schutzmaßnahmen zugeordnet werden? Besonders kritisch ist in der R.I.F.E.L.-Öffnungsstrategie der Hinweis auf die An- oder Abreisesituation: Wer definiert final in der Stufe 3, ob eine solche An- oder Abreise in der Risikobewertung am Ende positiv oder negativ ist? Und fraglich ist doch auch, ob die Werte der R.I.F.E.L.-Strategie auf aktuellen Erfahrungswerten oder auf denen vor der Corona-Krise beruhen. Auch Verkehrskonzepte der Reisebranche und ihre Analyse unterliegen aktuell einem erheblichen Wandel.

Selbst wenn diese Werte, wie angekündigt, noch ausgearbeitet werden sollen, braucht es jetzt eine schnell umsetzbare Strategie. Sie muss mit nachvollziehbaren Zahlen operieren. Nur mit einem auf Fakten basierendem Vorschlag gelingt eine Diskussion mit der Politik und den Behörden, die in diesem dynamischen Infektionsgeschehen für Lösungen zielführend ist.

Wir treten nicht in einen Wettbewerb von Lösungen. Es geht am Ende um eine praxisnahe Hilfe für die Veranstaltungsbranche und die Rettung von Tausenden Arbeitsplätzen durch einen schnelleren Restart.

Forum Veranstaltungswirtschaft

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich finde diese Diskussion erschreckend und lenkt vom eigentlichen Ziel, schnell wieder Veranstaltungen durchführen zu können ab.
    Diese leidige Diskussion zeigt wieder mal das Grundproblem auf, über 1,3 Millionen Angestellte, 25500 Betriebe und zig Verbände die sich nicht grün sind. Die Problematik, dass einige dieser Verbände durch/mit Marktführer geründet wurden, die sich so zerstritten haben, dass sie lieber die Branche den Bach runter gehen lassen als einen Schritt auf den anderen zuzugehen.

    Was wäre wenn…. alle mal mit einer Stimme sprechen und 1 Millionen Angestellte in Berlin demonstrieren?

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    1. Danke Martina, beide Berichte gehören in einen internen Austausch. Die öffentliche Diskussion für zu Frontenbildung.
      Ich würde mich freuen über mehr wir Berichte.

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  2. Ich kann dem Kommentator Martin B. nur tw. zustimmen. In der Tat wurde in den vielen Jahren von den branchenrelevanten Berufsverbänden in der Veranstaltungswirtschaft versäumt, fundierte und auf Fakten basierende Lobbyarbeit zu betreiben und eine einheitliche Ebene gegenüber der Politik zu bilden, um ernst genommen zu werden. Allerdings ist das vorgelegte Konzept des Forum Veranstaltungswirtschaft “Manifest Restart” sicherlich eine brauchbare Diskussionsgrundlage. Und ich fordere alle relevanten Berufsverbände auf in dieser unerträglichen Situation, an einem Strang zu ziehen und jeglichen Konkurrenzgedanken untereinander zu unterlassen! Diese Verbände finanzieren sich durch Mitgliederbeiträge und diese MG´s sind allesamt seit vielen Jahren hauptberuflich im Veranstaltungsbusiness unterwegs, schaffen Arbeitsplätze und bestreiten Ihren Lebensunterhalt mit dieser Tätigkeit. Haben betriebswirtschaftliches KnowHow und die Ära der “Gaukler und Narren” gehört längst der Vergangenheit an. Ein gutes hat allerdings die Pandemie: niemals zuvor wurde soviel öffentlich über die Kultur- und Kreativwirtschaft diskutiert und die breite Bevölkerung nimmt es allmählich zur Kenntnis, dass wir kein Hobby betreiben, sondern Umsätze generieren!!! Sagt eine, die seit diesem Monat Februar immerhin 40 Jahre ihren Lebensunterhalt mit dieser Tätigkeit als Künstleragentur und Veranstalterin bestreitet!

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  3. Was ist denn mit den ganzen Frühlings-, Auto-, Floh- und Outdoormärkten, die oft von Veranstaltern gemacht werden, die keine Verbandslobby haben? Da gibt es keine %-Sitzplatzverteilung, weil es keine Sitzplätze gibt. Auch diese Veranstalter kaufen Leistungen bei Eventbetrieben ein, leben von ihren Events. Ich versuche gerade selbst einen Markt genehmigt zu bekommen – beim zuständigen kommunalen Gesundheitsamt bekomme ich keine Antwort. Klar, die wissen selbst wohl nicht nicht was gehen soll…

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  4. Wem immer das Manifest und die Matrix des Forums nicht gefällt, der möge bitte in einen KONSTRUKTIVEN Dialog treten. Oder gerne auch eine andere Lösung anbieten. Was , bitteschön, sollen diese gegenseitigen Anfeindungen bringen? Außer der Pollitik Angriffsfläche zu bieten. Wenn die Branche nicht noch näher zusammenrückt, kommen noch weniger Betriebe als voraussichtlich ohnehin schon durch dieses Jahr. Als Freelancer habe ich die Erfahrung gemacht, dass es auf jeder Baustelle eine neue Crew gibt. Und je größer die Baustelle, je schwieriger die Anforderungen, umso wichtiger ist schnelles Eingrooven und abgestimmtes Handeln. Könnte es eine größere Baustelle als die Pandemie geben?

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