Escape Games als Team-Events: Dieser Live-Trend der letzten Jahre für Firmenveranstaltungen hat sich nun ins Virtuelle verlagert und erlebte im Rahmen der vielen Online-Weihnachtsfeiern 2020 einen enormen Boom. Wie funktionieren Online Team Escape Games, für wen sind sie sinnvoll?
(Bild: Shutterstock / Antonio Guillem)
[Hinweis der Redaktion: Der Artikel stammt von April 2021]
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Das Homeoffice wird zur virtuellen Erlebniswelt, die Kolleg:innen sind in der Online-Kommunikation gefordert und die Fantasie der Game-Entwickler:innen scheint grenzenlos zu sein in diesem neuen Marktsegment. Die meisten Online Escape Games am Markt, sind von Escape-Room-Betreibern entwickelt worden, um ihren Kund:innen auch im Lockdown eine Alternative bieten zu können. Diese Games sind in der Regel sehr schwer zu lösen, weil das Niveau der Spieler:innen sehr hoch ist, ähnlich der Stufe 7 beim Schachcomputer. Für die meisten Online-Firmenveranstaltungen ist schon die erste Aufgabe unlösbar und damit „frustrierend“ für die Teilnehmenden. Es lohnt sich daher unbedingt mit einigen Kolleg:innen im kleinen Kreis ein Testspiel vorab zu machen, ähnlich einer Inspection-Tour als Basis für die weitere Eventplanung.
Daneben bieten etliche Eventagenturen ihre selbstentwickelten Online Escape Games an. Auch hier ist die Bandbreite groß. Es gibt Angebote, die in Richtung Teambuilding und Kommunikation konzipiert sind. Die meisten Entwicklungen gehen jedoch in die Richtung, viele Teilnehmenden gleichzeitig zu beschäftigen, und einige Produkte stellen ausschließlich den Spaßfaktor ohne großen Kommunikationsanspruch innerhalb der Teams in den Vordergrund.
Eine gute Online-Moderation ist ein Must-have
Absolut entscheidend sind die Kompetenz und das Einfühlungsvermögen der notwendigen Online-Moderator:innen. Haben diese Game Master tatsächlich den vollen Überblick im Software-Backend über alle Teams, die auf verschiedene Break-out-Räume aufgeteilt wurden? Als Faustregel gilt: Ein:e Online-Moderator:in kann drei bis max. fünf Teams gut gleichzeitig betreuen. Ab sechs Teams wird es selbst für einen routinierten Game Master unübersichtlich, vor allem wenn bei mehreren Teams gleichzeitig Probleme auftreten.
Im Backend ist für die Online-Moderator:innen der Spielverlauf von jedem einzelnen Team ersichtlich mit allen Interaktionen, die gesetzt wurden, wie falsche Eingaben, zeitlicher Verlauf, angeforderte Hilfen, etc. Ein guter Game Master wird das Online Escape Game so steuern, dass schwächere Teams aktiver unterstützt werden, so dass es keine allzu großen Zeitunterschiede der Teams zum Spielende gibt. Am Ende treffen sich alle Teams wieder im Hauptraum und der Game Master gibt ein Feedback zum Spielverlauf und auf Wunsch eine Wertung mit grafischen Charts.
Themen-Trends: von Expedition bis Firmenspionage
In den diversen Online-Games sind immer öfter praktische Alltagsdinge verpackt wie Kochrezepte, Anleitungen zum Erstellen einer Kettenreaktion, „Live-Hacks“, aber auch Themen, die gerade aktuell sind, wie z.B. der Klimaschutz.
Bei „Lost Christmas“ geht es auf die Suche nach den verlorenen Weihnachtsgeschenken und schlussendlich wird dem Weihnachtsmann geholfen, alle Geschenke wiederzufinden und rechtzeitig bis zum Weihnachtsfest abzuliefern. Eine simulierte Expedition auf den „Everest“ ist ebenfalls möglich, dabei gilt es, im Team die Ressourcen richtig zu planen und strategisch vorzugehen, um den Gipfel zu erlangen. „Travel around the World“ führt mit vielen Quizfragen in diverse Länder mit ihren Sehenswürdigkeiten und verwendet etliche Google-Street-View-Ansichten der Reiseziele. Auch die Tätigkeiten internationaler Konzerne mit Marketing-Meetings und Firmendatenraub werden täuschend echt simuliert bei „Catch the Spy@Nanobot.Inc“, inklusive einer spannenden Verfolgungsjagd rund um den Globus, die in London endet und mit Hilfe modernster Internet-Technologien aufwändig inszeniert ist.
Technische Voraussetzungen
Die meisten Online Escape Games basieren auf einer App, die von den Teilnehmenden zuvor auf das Handy oder das Tablet zu laden ist. Es gibt aber auch immer mehr rein Web-basierte Online Team Games. Die Kommunikation zwischen den Teilnehmenden und den Online-Moderator:innen findet mit den gängigen Tools wie Google Meets, Web-basiertes Zoom, MS Teams, etc. über den Webbrowser am PC oder Laptop statt. Dafür reicht jeder Internetzugang mit normalen Übertragungsraten völlig aus. Die internen Sicherheitssysteme vieler Konzerne blockieren allerdings viele Internetseiten, wie auch PDF-Downloads, Social-Media-Seiten und oftmals auch Google-Anwendungen wie Maps, Street View und Earth. Es ist daher dringend ratsam, sich vor der Buchung zu erkundigen, welche Internet-Features beim Online Game verwendet werden, um dies im Vorfeld mit der hauseigenen IT-Abteilung abzuklären bzw. kurzfristig freischalten zu lassen.
Undurchsichtige Preisstrukturen
Die Bandbreite der Kosten für die Online Team Escape Games ist riesig und kaum transparent vergleichbar, und reicht von 3 Euro bis 95 Euro pro Person. So werden unter anderem Gratis-Spiele aus dem Internet gegen Gebühr angeboten, aber auch relativ einfach aufgebaute Spiele mit Quiz-Charakter zu sehr hohen Kosten. Die Bewertungen in Sternen geben oftmals in keiner Weise die Qualität und die Kundenzufriedenheit wieder oder können nicht unbedingt als Aussage über ein gutes Preis-Leistungsverhältnis gewertet werden. Auf was sollte geachtet werden? Die nachfolgende Checkliste hilft bei der Planung!
Checkliste: Darauf sollten Sie achten:
Wie hoch sind die Kosten pro Teilnehmer:in? (30 Euro ist ein guter Durchschnittspreis)
Sind die Kosten und das Handling für die notwendige Video-Konferenz samt Break-out-Räumen für die Teams inklusive (z.B. Web-basiertes Zoom)?
Wie hoch sind die Kosten pro Online-Moderator:in und wie viele Online-Moderator:innen betreuen das Online Escape Game? (80 Euro bis 260 Euro pro Online-Moderator:in sind üblich)
Welche Tätigkeiten werden vom Game Master durchgeführt? (Anmoderation, Spielerklärung, umsichtige Spielführung bis Feedback und Siegerehrung)
Welche technischen Features bietet das Online Escape Game, wie aufwändig wurde es erstellt und was wird genutzt? (z.B. YouTube-Videos, Websites, Nutzung der Mobilgerätsensorik [GPS-Positionserkennung/Wegstrecken, Neigung, Foto-/Scan-Funktion, Sprachfunktionen], Google Maps/Street View/Earth)
Über den Autor:
Andreas Driza ist seit 35 Jahren Geschäftsführer der Agenturen Montée Germany GmbH und Montée Austria GmbH, zertifizierter Kommunikationstrainer, Coach für Firmenstrategien und Motivation, staatl. gepr. Berg-/Skiführer, Technischer Informatiker. Er hält Vorträge zu Kommunikation, Körpersprache und emotionaler Intelligenz und entwickelt neue Formate für innovative Teamevents.
Montée entwickelt gerade das Online Team Event Game „Escape the Snow – The Core“, bei dem unter Einsatz vieler YouTube-Videos brisante Umweltdaten, Fakten und CO2-News transportiert, aber auch Outdoor Skills wie Lawinensuche, Schnee- und Reifenprofile, Fingerabdrücke, chemische Analysen, etc. in spielerischer Art und Weise geschult werden.