Interview mit Christoph Rupieper und Torsten Jacobs

Jubiläum von N&M: 40 Jahre Begeisterung für Projekte

Mit 750 Mitarbeitenden und 100 Auszubildenden zählt Neumann&Müller Veranstaltungstechnik zu den Schwergewichten in der deutschen Eventbranche. Auch in 2021, dem 40. Jubiläumsjahr, prägt die Begeisterung für Events das Tun, wie die Geschäftsführer Torsten Jacobs und Christoph Rupieper resümieren.

Technik und Team: Klinkenstecker plus Puzzle-Teil
Technik und Team: Klinkenstecker plus Puzzle-Teil (Bild: Detlef Hoepfner)

Was mit Jürgen Neumann und Eberhard Müller und ihrer Liebe zu gutem Ton begann, ist 40 Jahre später einer der größten deutschen Full-Service-Veranstaltungstechnikdienstleister mit 20 Niederlassungen und Messebüros in Deutschland sowie einer Dependance in Dubai, Barcelona und einer ständigen Repräsentanz für Osteuropa. Das Jubiläumsjahr 2021 ist so gesehen auch ein Jahr des Umbruchs an der Spitze des Unternehmens, denn: Mitte März beschlossen die Gesellschafter die drei-geteilte Neuaufstellung der Geschäftsführung:

Anzeige

Thomas Epple, Teil der Gründungscrew der N&M-Niederlassungen auf der Messe Stuttgart sowie im ICS Internationales Congresscentrum Stuttgart und seit nahezu 25 Jahren im Unternehmen, verantwortet künftig die Unternehmens- sowie Organisationsentwicklung. Daneben betreut Torsten Jacobs, langjähriger Leiter der Niederlassung Rhein-Main, das Kundenmanagement- und die Marketingaktivitäten. Seit 2018 bereits in der Geschäftsführung, wird Christoph Rupieper auch zukünftig die Bereiche IT und Finanzen leiten.

EVENT PARTNER im Gespräch mit Torsten Jacobs und Christoph Rupieper.

Christoph Rupieper (l.) und Torsten Jacobs
Christoph Rupieper (l.) und Torsten Jacobs (Bild: Detlef Hoepfner)

40 Jahre Neumann&Müller Veranstaltungstechnik – das ist fast ein ganzes Arbeitsleben, in dem man sicher viele Learnings gesammelt hat, wie ein heute derartig großes Unternehmen gesteuert werden muss, um am Markt erfolgreich zu agieren. Ihr Erfolg beweist dies. Welche Weisheiten haben Sie aus all den Jahren mitgenommen?

Torsten Jacobs: Da gibt es eine ganze Menge, das ist sicherlich eine Generationenfrage. Ursprünglich waren wir ja ein Unternehmen für Beschallung, also sehr fokussiert auf ein einzelnes Gewerk. Mitte der 90er gab es erste Überlegungen, sich breiter aufzustellen und andere affine Gewerke hinzuzunehmen, wie Beleuchtung beispielsweise. Damit begann ein forcierter Umbau zum Full-Service-Dienstleister. Das waren wir in dieser Form vorher sicherlich nicht, weil der Markt dies aber auch nicht erfordert hatte.

Christoph Rupieper: Was uns immer angetrieben hat, ist die Begeisterung für das Projekt. Die Begeisterung für das, was wir für den Kunden letztlich schaffen können. In diesem gemeinsamen Bestreben, das wir an den Tag gelegt haben, hat sich das Firmenwachstum über die Jahre entwickelt. Man hat als Einzelner gesehen, dass da Menschen mit gleichen Interessen waren, die das genauso gesehen haben wie man selbst. Das hat für eine hohe Verbundenheit gesorgt. Das Wichtigste während des kompletten Aufbaus war, dass jeder Einzelne – unabhängig von seiner Position – gemerkt hat, dass er als Mensch genauso viel wert ist wie alle anderen auch und jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass wir gemeinsam etwas schaffen können. Diese Begeisterung hat auch alle anderen angezündet, die sich mit vollem Herzen einbringen wollen.

Torsten Jacobs
Torsten Jacobs (Bild: Detlef Hoepfner)

Jürgen Neumann und Eberhard Müller haben das Unternehmen als Spezialisten für Tontechnik gegründet, wie Sie schon erwähnt haben. Dazugekommen sind im Laufe der Jahre die Gewerke Licht, Video, Konferenztechnik, Rigging und Messe-Services, System Integration, Event-IT und Content Production. Welche Disziplin erachten Sie heute als die wichtigste und wohin geht die Reise?

Jacobs: Natürlich IT, keine Frage! Wir erleben eine zunehmende Digitalisierung. Digitalisierung oder digitale Events sehen wir faktisch als Ergänzung, als eigenes Gewerk mit neuen Anforderungen. Wir stellen zudem in allen Gewerken eine zunehmende Digitalisierung fest, die wir brauchen und die wiederum eine andersgeartete Spezialisierung der dort tätigen Menschen erfordert.

Rupieper: Der zweite Schwerpunkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Dieses wird uns nach Corona sturmartig einholen und in einen Fokus geraten, den wir vorher noch nicht erlebt haben. Auf gewisse Weise ergänzen sich die beiden Themen, weil Digitalisierung zur Nachhaltigkeit beitragen kann.


„Das Wichtigste war, dass jeder Einzelne – unabhängig von seiner Position – gemerkt hat, dass er als Mensch genauso viel wert ist wie alle anderen auch und jeder seinen Teil dazu beiträgt, dass wir gemeinsam etwas schaffen können.“

Christoph Rupieper


Nachhaltiges Agieren und ein nachhaltig ausgerichtetes Unternehmen werden von immer mehr Auftraggebern zur Vorgabe für ein Engagement gemacht. Wie ist N&M darauf eingestellt, sowohl in personeller als auch in materialtechnischer Hinsicht? Kann eine nachhaltige Unternehmensausrichtung aus Ihrer Sicht heute schon rentabel sein?

Rupieper: Das muss man in verschiedene Aspekte aufteilen. Möchte ein Veranstalter nachhaltige Veranstaltungen durchführen, dann liegt es ja in dessen Entscheidungssphäre, das auch zu machen. Hier gibt es verschiedene Ausprägungen, in denen er dies realisieren kann. Das ist natürlich mit einer Investition verbunden und man kann daher auf Kundenseite auch nicht erwarten, nachhaltige Produkte und Dienstleistungen zum selben Preis zu bekommen.

Der zweite Aspekt ist, wie wir uns als Unternehmen nachhaltig aufstellen. Hier werden wir uns in den nächsten Jahren sicherlich noch weiterentwickeln. Zum einen von Kundenseite initiiert, indem wir Lieferanten-Präqualifikationen, Lieferkettengesetze etc. verstärkt einhalten müssen, und zum anderen intern, weil wir natürlich die Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeitenden und unserer Umwelt genauso wahrnehmen wollen.

Jacobs: Im Grunde genommen sind wir ja als klassisches Unternehmen im Bereich Veranstaltungstechnik in der Verantwortung, nachhaltiges Denken und die Bemühungen für nachhaltigeres Handeln voranzutreiben. Wir arbeiten mit wiederverwendbaren Artikeln und das hatte immer schon einen nachhaltigen Effekt. Wir sind auch durch unsere Unternehmensstruktur seit jeher nachhaltig, ohne dies gleich so definiert zu haben: zum Beispiel dadurch, dass wir eine Mehrlagerlogistik haben und auf diese Weise nah an den Umsetzungsorten sind, eben dort, wo die Kunden uns brauchen. Wir haben zudem immer lokale Strukturen und Crews genutzt, um beispielsweise Reisekosten zu minimieren. All das wird in der Zukunft noch mehr Bedeutung haben. Aber es führt nicht dazu, dass wir günstiger produzieren können, im Gegenteil: Nachhaltigkeit kostet Geld.

Christoph Rupieper
Christoph Rupieper (Bild: Detlef Hoepfner)

Qualität hat ihren Preis. N&M sieht sich selbst als Qualitätsführer der Veranstaltungsbranche. In den vergangenen Jahren, gerade vor Corona, entbrannte immer wieder der Streit über Lohndumping, besonders hinsichtlich der Kalkulation der Personalkosten. Corona bietet ja in vielerlei Hinsicht die Chance zum Restart. Wie kann dieser aussehen, damit Personal endlich wieder gewürdigt wird?

Jacobs: Ich glaube, wir haben da alle viele Fehler gemacht. Und dies nicht über zehn, sondern sogar 30 oder 40 Jahre. Die Bezahlung der Techniker, das muss man ehrlich sagen, war ein Punkt, der einfach so nebenbei mitlief. Eine Notwendigkeit, um unsere Leidenschaft auszuüben, die darin bestand, dass alles technisch toll wird. Das hat natürlich Tür und Tor für negative Begleiterscheinungen geöffnet. Ich glaube, es braucht aus verschiedensten Gründen ein erhebliches Umdenken. Der Wert der Arbeit muss deutlich steigen, ebenso die Akzeptanz für diesen Wert. Wir agieren diesbezüglich seit vielen Jahren sehr engagiert und waren auch eines der ersten Unternehmen, die auf der eigenen Webseite Preise für Personal veröffentlicht haben, um ein Zeichen zu setzen.

Wir übernehmen auch soziale Verantwortung, was zum Beispiel Festanstellungen betrifft. Wir arbeiten daran, den Markt „umzudrehen“, weg vom Einsatz schlecht bezahlter Einzelunternehmer. In der Breite ist es wirklich erforderlich, dass man mehr personelle Ressourcen aus fest angestellten Verhältnissen in Verbindung mit sozialer Absicherung schöpft. Dafür ist aber eine andere Entlohnung von Kundenseite erforderlich. Alles andere ist sozial auch nicht verantwortbar.

Das erste Flightcase von N&M
Das erste Flightcase von N&M (Bild: N&M)

Während der vergangenen zwei Corona-Jahre standen die Venue Services von N&M insbesondere im Fokus der Außenwahrnehmung. In welchen Geschäftsfeldern – und welchem Mindset – sehen Sie in 2022 und den darauffolgenden Jahren eine erfolgreiche Zukunft?

Rupieper: Für alle Geschäftsbereiche, egal ob es der Event-, Messe- oder der Venue-Service-Bereich ist, entwickeln wir Strategien, um möglichst attraktive Angebote für alle Kunden anzubieten, die für die jeweilige spezialisierte Leistung einen Bedarf haben. Natürlich wird sich der Betrieb in den Messen, den Locations und auch im Corporate-Event-Bereich verändern. Wir brauchen nicht darauf zu warten, dass die Vor-Corona-Situation wieder eintritt. Wir haben einen gesellschaftlichen Zustand – und der trifft den Kern unseres Geschäfts ja sehr wesentlich –, in dem die Frage aufkommt, ob die Menschen überhaupt bereit sind, wieder zu einer Veranstaltung zu gehen. Ist das Wohlbefinden, sich unter Menschen zu begeben, wieder vorhanden, um an einer Präsenzveranstaltung teilzunehmen? Es geht darum, wie man eine sichere Veranstaltung in unsicheren Zeiten durchführen kann. Unsere Antwort ist: Ganz einfach, man stellt sich als Kunde flexibel auf, so dass man seine Veranstaltung den veränderten Bedingungen anpassen kann.

Jacobs: Hierbei ist Skalierbarkeit der Schlüssel. Wir fokussieren uns ganz stark darauf, unsere unterschiedlichen Leistungen – digital, hybrid, bei Präsenzveranstaltungen oder in Messeumgebung – höchst flexibel skalierbar zu machen, um hier auch sehr kurzfristig auf Kundenbedürfnisse zu reagieren. Was wir auf jeden Fall können, ist, die technische Flexibilität im Rahmen aller Möglichkeiten zu schaffen, wie man Informationen ansprechend und interaktiv vermitteln kann. In diesem Zusammenhang sind die Kanäle aufgrund der derzeitigen Situation multipler geworden.

Im IT-Bereich haben wir deshalb die Absicht, Ressourcen aufzubauen, um hier noch flexibler zu werden. Unsere Leidenschaft liegt aber im Live-Bereich, in der Begegnung, in der kreativen, technischen Ausstattung von Veranstaltungen und Messen, und da haben wir keinen Umbruch in der Strategie.

Rupieper: Der Bedarf an qualifizierten Menschen, die wir brauchen, ist nach wie vor hoch, und wird im nächsten Jahr auch weiterhin steigen. Dabei geht es nicht nur darum, neue Menschen zu finden, die man engagiert, sondern auch um die weitere Qualifizierung des eigenen Personals.


„Unser Wunsch ist es, auch in Zukunft der Marktführer der Herzen zu bleiben.“

Torsten Jacobs


Das Thema Weiterbildung ist wichtiger denn je. Material, Personal und Know-how sind denn auch die drei Eckpfeiler, mit denen Sie gute Events garantieren.

Rupieper: Im Gegensatz zu einer freiberuflichen Tätigkeit, in der ich unterschiedliche Unternehmen als Informationsquellen zur Verfügung habe, bin ich hier in einem Unternehmen gebunden, und es ist unsere Aufgabe, Maßnahmen, Projekte, Informationen und Weiterbildungen anzubieten, sodass es für die Menschen, die sich für uns als Arbeitgeber entschieden haben, auch attraktiv bleibt. Darin wollen wir uns auch in Zukunft beweisen, so dass wir das Vertrauen, das Menschen in uns gesetzt haben, auch verdient haben.

Jacobs: Wir müssen nicht nur unseren Kunden gegenüber bezüglich Know-how und Qualität der Durchführung attraktiv sein, sondern insbesondere als Arbeitgeber. Unser Wunsch ist es, auch in Zukunft der Marktführer der Herzen zu bleiben.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.