Personalmangel in der Eventbranche: Wo sind meine Leute?
von Falco Zanini, Artikel aus dem Archiv vom
Bereits vor der Corona-Pandemie zeichnete sich ab, dass die Eventbranche an ihrem Attraktivitätsstatus als Arbeitgeber eingebüßt hatte. Mittlerweile können Projekte nicht mehr realisiert werden, weil es an Personal mangelt. Falco Zanini erforscht die Gründe und zeigt Lösungswege auf.
(Bild: Corepics VOF/Shutterstock. No use without permission.)
Ein Dialog auf einem großen Festival zum Abbaubeginn nach dem Headliner anno 2019: „Wo sind meine 16 Helfer?“ „Ich hab‘ nur Vier.“ „Nehm‘ ich!“ Dieser Dialog wäre einige Jahre zuvor noch unmöglich gewesen und hätte für massiven Unmut und lautes Geschrei gesorgt. Doch schon im Festivalsommer 2019 war spürbar, dass die Personalkapazitäten in unserer geliebten Branche an ein Ende gekommen waren. Es wollte nur keiner sehen. The Show must go on! Und The Show wurde über die Jahre immer größer und immer mehr zur gleichen Zeit. Der geschilderte Dialog fand tatsächlich so statt, trotz dem der Personaldienstleister bereits rund ein Dutzend verschiedene Sub-Helfer-Zeitarbeitscrews gebucht hatte.
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Der bzw. die Leser:in könnte jetzt entgegnen, dass das ja „nur“ Helfer:innen betraf. Hilfskräfte, das vorletzte Ende der Event-Nahrungskette im Ansehen mancher Auftraggeber und Crews. Die dennoch so dringend und massiv gebraucht wurden, dass mir der Booker der betreffenden Zeitarbeitsfirma sagte, er müsse nach Hause und für das kommende Wochenende noch 600 Einsätze in seiner Großstadt buchen. Doch in dem betreffenden Jahr mangelte es bereits seit Winterende überall und in allen Gewerken bundesweit. Gleichzeitig tobten online und offline wilde Diskussionen um Gagenhöhen, Auftragsbedingungen und soziale Absicherung auch der Selbstständigen unter den zahlreichen freien Mitarbeitenden in der Eventbranche.
Und dann kam Corona …
Mit dem Abflachen der ersten Infektionswelle und dem zaghaften Wiederaufleben von Öffentlichkeit und gastronomischen Angeboten mussten die Gastronomen und Hoteliers mit Entsetzen feststellen, dass ihnen das Personal abhandengekommen war. Die vielen minijobbenden, gleitzonigen, teilzeit- und abrufarbeitsverhältnis-beschäftigten Student:innen und andere drohend prekär Beschäftigte wollten nicht mehr. Kamen nicht mehr zurück. Hatten sich andere nachhaltigere Anstellungen gesucht, nachdem sie festgestellt hatten, dass sie keine Ausfallförderungen und kein Kurzarbeitergeld bekommen oder dass 60% von Gleitzone für nichts ausreichend sind.
Im abgelaufenen Jahr mehrten sich die Berichte von Kolleg:innen, die sich aus der Branche verabschiedet hatten. Die in ihre alten Berufe zurückgingen, umsattelten oder umschulten, als Hausmeister:in, Elektriker:in, GaLa-Bauer:in, befristet oder vollständig. Das kurze Aufatmen der Branche im Sommer 2021 zeigte dann teilweise dramatische Personalknappheit bei Spezialisten und Generalisten. Die ersten beiden Firmen, die in der Branche zu Beginn der Pandemie Insolvenz anmelden mussten, waren übrigens die beiden größten Helfer-Zeitarbeitsfirmen. Deren Geschäftsführer mussten wegen der noch nicht verbesserten Bedingungen zur Insolvenz selbige anmelden.
Zu der aktuellen Situation befragte Geschäftsführer von Branchenakteuren (siehe Kasten) bestätigten, dass Personal für die aktuell wenigen Aufträge zwar grade noch vorhanden sei, jedoch angesichts der kommenden Mega-Saison gegenüber 2019 mit massivem Personalmangel gerechnet werde. Es wird vorausgesehen, dass zwar noch Material zu haben sein wird, jedoch kein Personal mehr, welches dieses Material aufbauen oder bedienen kann. Dazu kommt, dass neues Personal mehr Geld haben möchte, sei es in freier Mitarbeit oder angestellt.
Eine weitere Problematik bei der Personalsuche stellt offenbar das aktuelle Verhalten der Kund:innen in Bezug auf verbindliche Buchungen von Personal oder Material für dieses Jahr dar. So voll die Veranstaltungskalender von Hallen, Stadien und Veranstaltern auch jetzt schon sein mögen, so zurückhaltend sind die potenziellen Kund:innen bei der rechtsverbindlichen Beauftragung der Leistungen. Das führt natürlich dazu, dass Personal nicht gesucht oder eingestellt wird. Viele Dienstleister warnen bereits die Kund:innen, dass dieses Jahr „first come, first served“ gelten werde und Personal bereits jetzt nicht mehr lokal vorhanden, sondern nur noch aus größerer Entfernung zu höheren Preisen und mit Zusatzkosten für Transport, menschenwürdige Unterkunft und Verpflegung zu bekommen sei. Bei der drohenden immensen und bisher nicht erlebten Gleichzeitigkeit mancher angekündigten Veranstaltungen und an manchen Terminen wird auch das nicht mehr reichen.
Nachwuchs: Fehlanzeige
Zusätzlich fehlt der Nachwuchs in einer Branche, die zwar hip ist („was mit Medien“), doch in der Außenwirkung keine Zukunftsperspektive zeigt. Die Azubi-Neuabschlüsse der Fachkräfte für Veranstaltungstechnik gingen von 1.218 im Jahr 2018 auf 810 im Jahr 2020 zurück. Gleichzeitig sollen alle ausgefallenen Konzerte und Festivals dieses Jahr offenbar nachgeholt werden, was bereits dazu führt, dass es keine freien Hallen oder Stadien mehr gibt und die Anbieter von mobiler/temporärer Infrastruktur und Material verbindliche Buchungen verlangen oder zögerliche Kund:innen davor warnen, dass das Material endlich ist. Vom notwendigen Personal ganz zu schweigen. Siehe oben.
Auf der Suche nach den Gründen in verwandten Branchen fällt auf, dass z.B. die Speditionsbranche schon lange vor Mangel an LKW-Fahrer:innen warnt. Im Jahr 2019 konnten 18.000 Arbeitsplätze nicht besetzt werden und aktuell wird von ca. 60.000 bis 80.000 fehlenden LKW-Fahrer:innen (BGL) jährlich ausgegangen. In der Gastronomie beklagten schon 2019 „über 74% der Unternehmen im Gastgewerbe den Fachkräftemangel als Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung“ sowie abnehmende Auszubildendenzahlen. Und das, obwohl die geburtenschwachen Jahrgänge alleine nicht die Ursache sein können und die wirklich geburtenschwachen Jahrgänge erst in den nächsten Jahren auf uns zukommen werden. Interessanterweise klagen auch der körperlichen Arbeit unverdächtige Bereiche wie die Agenturen, dass allein in den 85 Mitgliedsagenturen des GWA, die sich an einer aktuellen Umfrage beteiligt haben, derzeit 1.492 Positionen unbesetzt sind.
In beiden Branchen werden als konkrete Gründe für die Abneigung der potenziellen Beschäftigten folgende genannt: in der Gastro schlechte Arbeitsbedingungen, niedrige Löhne, fehlende Wertschätzung, unmotivierte Kolleg:innen, nicht vorhandene Karrierechancen, schlechte Work-Life-Balance. Die Logistikbranche nennt bei den Fahrer:innen zu geringes Gehalt und die Rahmenbedingungen, wie das ständige Unterwegssein auf verstopften Straßen. Bezogen auf unsere Branche wird das Zukunftsbild nicht besser. Vor allem da z.B. im Baugewerbe gute und flexible Handwerker:innen mehr als begehrt sind und angesichts der Zukunftsaufgaben im Rahmen der Verbesserung der Nachhaltigkeit in Deutschland hunderttausende notwendig werdende Bau- und Ausbaumaßnahmen jährlich warten. So manche:r ehemalige selbstständige Veranstaltungstechniker:in freut sich jetzt über freie Wochenenden und bezahlten Urlaub im aktuellen Handwerksjob. Ob diese Person bald wieder nachts Lampen bei einem Gig aufhängen möchte? Oder wochenlang im Nightliner auf einer hoffentlich stattfindenden Tour mit viel zu wenig Schlaf reisen möchte?
Auch die Interviewpartner nannten die vorstehenden Punkte als Begründung für das Desinteresse der potenziellen Neu-Beschäftigten. Nach Pierre Esfandiari will die jüngere Generation (Student:innen) oft keine extreme körperliche Arbeit leisten. Dazu kommt der finanzielle Aspekt, denn 12 Euro Stundensatz für eine:n Helfer:in locken kaum jemanden hinter dem Ofen hervor. Auch bei Stundenlöhnen von 13,50 Euro, die teilweise gezahlt werden, sind kaum Neueinstellungen zu generieren und zusätzlich erhöhen sich dadurch die Verkaufspreise. Bei den Festangestellten hat das Kurzarbeitergeld zwar teilweise geholfen, doch zwei Jahre ohne Perspektive und nur mit KUG zermürben Menschen – nicht nur in den unteren Lohngruppen – und hinterlassen finanzielle Lücken.
Dirk Lauenstein sieht harte körperliche Arbeit als ein Hindernis und auf „Tournee sein“ hat offenbar an Attraktivität verloren, Arbeiten am Wochenende oder an Tagen, an denen andere frei haben, ist ein Hindernis. Ein weiterer Grund kann sein, dass sich abzeichnende Veränderungen, z.B. weniger gutes Personal im Bereich Helfer:innen vor Ort bei der Durchführung von zukünftigen Projekten, frustriert.
Die Interviewpartner:
Pierre Esfandiari, GHS Crew Support GmbH, Personaldienstleister, ghscrew.de
Dirk Lauenstein, Stageco Deutschland GmbH, Bühnenbau, www.stageco.de
Helge Leinemann, exposive medien gruppe gmbh, Technikdienstleister, www.exposive.de
Thorsten Schäfer, Mannheimer Power UG, Personaldienstleister, www.mapo.events
Was tun? – Mit dem Laptop genauso gut wie mit dem Trusshammer
Wie kann die Veranstaltungsbranche nun im Wettbewerb um den bzw. die neue:n Azubi:ne und technisches Personal mit den anderen Branchen punkten? Wie können die (noch) vorhandenen Beschäftigten motiviert werden zu bleiben? Die Ansätze ergeben sich zunächst aus den genannten Kritikpunkten.
1. So kann die Bezahlung verbessert werden. Zahle ich meinen Beschäftigten einen Lohn und Lohnbestandteile, die mit gleichgelagerten Handwerks- und Industrieberufen Schritt halten? Biete ich genügend Weiterbildung an? Bin ich ein attraktiver Arbeitgeber, der seine Beschäftigten als Menschen behandelt und wertschätzt und stimmt das Betriebsklima? Dazu gehören auch klare Prozesse im Unternehmen, gesundes Führungsverhalten und die Integration von Arbeits- und Gesundheitsschutz in alle Tätigkeiten.
2. Weitere Verbesserungsmöglichkeiten ergeben sich bei den Rahmenbedingungen. Werden die Projekte sauber geplant und Unwägbarkeiten vernünftig eingeplant? Stehen genügend Auf- und Abbauzeit zur Verfügung? Wird für gute Arbeitsplätze vor Ort, Hotels und gesundes Catering gesorgt? Wird ein Job auch mal nicht angenommen, wenn die Bedingungen offensichtlich nicht gut werden können? Stehen überhaupt genügend Personal und Arbeitsmittel zur Verfügung? Und kann ich bei meinen potenziellen Mitarbeitenden das Feuer für die Branche wecken und am Brennen halten?
3. Zu guter Letzt kann die Branche insgesamt die bisherigen Arbeits- und Verhaltensweisen überdenken. Ein Stressfaktor auf Messen und bei Special Events sind oft die gnadenlos reduzierten Bauzeiten und vorgegebenen Zeitfenster.
4. Ein weiterer Faktor betrifft das früher beliebte Outsourcing, bei dem sich die Frage stellt, ob sich nicht zentrale Tätigkeiten, wie z.B. Haustechnik oder Auf- und Abbau von Bestuhlungen wieder IN-sourcen lassen.
5. Als weiterer Bestandteil der sozialen Nachhaltigkeit sollten sich auch aufgrund der Erfahrungen aus der Pandemie die Auftraggeber vielfältiger Dienstleistungen rund um Messebau und Technik die Frage stellen, ob die regelmäßig gern gesehenen Subs nicht vielleicht doch mit einem Arbeitsvertrag an die Firma gebunden und somit langfristig abgesichert werden können oder sollten.
6. Für Thorsten Schäfer ist es wichtig, Mitarbeitenden das Gefühl zu geben, Teil einer Familie zu sein. Circa dreimal im Jahr wird eine kleine Mitarbeiterveranstaltung durchgeführt. Seine Mitarbeitenden werden gefragt, ob sie auf Schulungen gehen wollen und dann auf die gewünschten Schulungen entsendet. So z.B. Anschlagschein, Steiger, Stapler, Höhenrettung, PSAgA usw. Zitat: „Aber vor allem behandeln wir unsere Mitarbeiter wie Menschen und hören zu.“
Ausblicke
Dirk Lauenstein und Helge Leinemann sehen Ausbildung, Qualifizierung und Schulungen als einen Weg an, Mitarbeitende zu finden und zu binden. Über Qualifizierung und Ausbildung wird auch eine Perspektive für die Zukunft aufgezeigt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die vorhandenen Ressourcen geschickter zu nutzen. So könnten Schichten zielgenauer eingesetzt werden. Achtzig Helfer um 8 Uhr war selten eine gute Idee, wenn sowieso nur ein LKW gleichzeitig abgeladen werden kann. Eine genauere bzw. überhaupt eine tiefergehende Vorplanung wird noch wichtiger werden.
Alle Befragten sind sich einig, dass es weiterhin Live-Events geben wird. Doch alle werden sich an die neue Welt anpassen müssen, egal ob Dienstleister, freie Mitarbeitende, alte Hasen oder die Auftraggeber. Bei der Personalbeschaffung werden neue Wege gegangen werden müssen und benötigte Kräfte, die die mitunter harte Arbeit leisten wollen, werden wahrscheinlich auch aus anderen Ländern kommen. Mit allen Konsequenzen.
Es kann sogar sein, dass sich die Veranstaltungswelt in manchen Bereichen wieder in eine Saison-Arbeiter-Welt entwickeln wird, wie sie der Autor in seinen Anfangszeiten bereits erlebte. Im Frühjahr und Sommer Hochsaison mit sehr viel Personal gleichzeitig, im Herbst und Winter abnehmend. Sozusagen nach dem Spargelstechen noch ein paar Wochenenden Events auf- oder abbauen. Die Hoffnung geht in eine andere Richtung mit wieder regelmäßiger, genügend guter und gut bezahlter Arbeit auf gut geplanten Veranstaltungen.
In der Tat muss sich endlich mal was bewegen in der Eventbranche. Mit schrecken muss ich immer wieder feststellen, wie mühsam sich die Branche bewegt und alte Gewohnheiten einfach nicht in Angriff nehmen möchte.
Alle Änderungen die ich / wir in … durchgesetzt haben wurden erst mal Jahre lang belächelt, aber kopfschüttelnd Akzeptiert, nur nicht in anderen Städten nachgeahmt. Klar, viel Werbung wollte man für den … Weg nicht machen, denn es hat alles Geld gekostet.
Helmpflicht, Schichtwechsel , jährliche Unterweisung der Crew, GBU ausarbeiten und erstellen, einen Sicherheitskoordinator stellen… . Die Liste ist lang und meine nächsten Ideen stehen bereits an. Arbeiten in zwei Ebenen ist sehr einfach zu lösen, nur der Wille ist noch nicht da. Grundsätzlich sollten alle Motoren und Stahlseile von örtlichen Riggingfirmen kommen. Erst wenn diese hängen kann drunter gearbeitet werden. Dies führt zu vielen Vorteilen, abgesehen von der Sicherheit für die Mitarbeiter.
Travell-Crews bekommen mehr schlaf, da diese erst später in die Halle müssen und natürlich weil diese früher die Halle wieder verlassen können. Selbst die gängigen Traversen könnten bereits örtlich ins Dach. Ausnahme Produktion wird es immer geben, aber das ist sehr überschaubar.
Alle werden wieder klagen, diese Idee ist unmöglich und viel zu teuer. Aber wie meine Erfahrung gezeigt hat, regelt sich das alles irgendwann. Jede Änderung bereitet einen Aufschrei!
Pausenzeiten am Stück für die Traveling-Crew wird sicher bald ein Thema, dem könnte man mit diesem Prinzip schon mal vorbeugen.
Abgesehen von Löhnen, hat die Branche sich bisher sehr schwer mit Strukturänderungen auseinander gesetzt. Viel Schall, viel Bewegung, viel Show und Glitzer, aber alles leider noch zu sehr alten Bedingungen.
Ich behaupte, das Gros der Beschallung, der Videotechnik und des Lichtes einer großen Show könnte örtlich bezogen werden. Die Planungstools und das Know How dafür ist flächendeckend vorhanden.
Im Prinzip muss eine Tourproduktion nur das mitführen, was es 1. nicht “von der Stange” gibt, 2. Kulissen/ Requisiten und 3. Garderobe und persönliche Ausstattung.
Das hängt natürlich vom Standort ab. Aber in den A-Städten ist eigentlich alles verfügbar.
Die Refinanzierung des Equipments über Tourneen ist natürlich höher bei hoher Auslastung.
Entsprechend werden “günstige” Kosten durch die Wertschöpfungskette gereicht.
Diesen zusätzliche Gewinn bezahlen die Mitarbeiter durch Verzicht auf gesetzliche Ansprüche. Von der sinnlosen Umweltbelastung Mal ganz abgesehen.
Ich erwarte aber keine Veränderungen. Da ist sich jeder selbst der Nächste.
Ich möchte aber auch mal die Kehrseite der Medalie erzählen.
Ich bin gelernter Veranstaltungskaufmann mit etlichen Jahren an Erfahrung als Veranstaltungstechniker. Ich habe Musicals mit bestritten und einige Konzerte, Stand ups, Theater Stücke und so weiter begleitet. Wenn man sich hier in BW oder auch Hessen bewirbt als VK ist man eigentlich faktisch schon ausgeschlossen. Da werden irgendwelche sogenannte “Event-Manager” eingestellt, die diesen Beruf weder zuvor erlernt noch je zuvor ausgeführt haben. Wieso …?? Simple Antwort.. sie sind Billiger als ein gelernter mit Abschluss.
Genau das macht es schwierig für jeden der diesen Beruf gelernt hat. Jeder der diesen Beruf erlernt hat entweder Spaß am Organisieren oder Managen …hat Spaß mit den Gewerken zusammen zu arbeiten… einer der das lernt, will in der Veranstaltungsbranche Zeigen was er kann, aber wird gehindert daran, da es möchtegern Menschen gibt, die viel viel billiger sind. Der kosten nutz Faktor ist somit überschaubar. Große Event Firmen, reagieren nichtmal auf Bewerbungen… kleine schreiben, sie sind überqualifiziert usw. Keine Chance hier in Deutschland Fuß zu fassen. Selbst wenn ich mich als Veranstaltungskaufmann bei ihrer Firma hier bewerben würde, bekäme ich entweder eine Absage oder nicht das Geld, Was mir eigentlich aufgrund der Erfahrung und Lehre zustehen sollte.
Ich war bei so vielen Veranstaltungen mitwirkend… teilweise mehr als mir lieb war, aber genutzt hat es bislang nichts. Auch hat man sich irgendwann mal selbst einer Unterweisung an Midas Sound Controller unterzogen, ist auf die Pro Light &Sound regelmäßig gefahren um auf dem technischen neuesten Stand zu sein… nichts hat geholfen. Und wenn man das alles mal nimmt, dann muss man sich nicht wundern, wenn in der Branche keiner mehr arbeiten will.
Ich finde es schade, dass man hier nicht endlich mal ein umdenken anstrebt… mehr Fachpersonal als irgendwelche daher gelaufenen.
Sehr guter Artikel, der ziemlich genau beschreibt warum ich von der Veranstaltungstechnik zur Herstellerfirma der Technik gewechselt bin.
Abend und Wochenendarbeit war mir natürlich klar bevor ich den Job angefangen habe, die Bezahlung, nicht existente Karrieremöglichkeiten und fehlende Wertschätzung sowohl durch Kunden als auch durch Arbeitgeber haben mich zum Wechsel bewegt. Jetzt habe ich mein Büro, arbeite in Gleitzeit auch mal aus dem Homeoffice, muss als Produktmanager nur noch ab und an zu “normalen” Zeiten zu Installationen unserer Kunden, Messen etc. und verdiene dabei das Doppelte.
Empfinden tue ich den neuen Job allerdings als nicht ansatzweise so anstrengend wie den alten und denke mir, gefühlt sollten die Jungs und Mädels auf den Jobs das selbe verdienen wie ich, wenn nicht mehr, aufgrund der Arbeitszeiten und -bedingungen…
Ich vermisse den Tour und Produktionsalltag durchaus, könnte mir aber unter den Arbeitsbedingungen beim besten Willen keinen Wechsel zurück vorstellen, vor allem mit Haus und Familie.
Hier muss sich grundlegend die Arbeitsweise von Unternehmen in der Branche aber auch die Kommunikation mit Kunden, und vor allem eine Gesunde Arroganz und ein Zusammenhalt innerhalb der Branche einkehren, damit auch Kunden merken: hier arbeiten Menschen, die unter Arbeitswürdigen Bedingungen arbeiten sollen und müssen!
Naja bei aller Liebe: Wirklich überraschend ist das nicht und ja, auch ich genieße lieber die Zeit mit meiner Familie als nach einer 16h-Schicht unter der 40cm hohen Bühne Videoleitungen zu reparieren…
Was mich aber gerade zu ärgert ist, dass man nun wirklich zwei (!) Jahre (!!) Zeit hatte, diese Missstände in Angriff zu nehmen. Und faktisch genau NICHTS passiert ist, außer das Übliche: Tagessätze werden etwas erhöht und es wurde um staatliche Hilfen gebeten. Absolut nichts gegen die staatlichen Hilfen, aber dass man hier nur noch ein “Hauptsache weiter wie vor Corona” herbeisehnt, statt einmal Grundlegendes zu überdenken, Missstände zu beseitigen oder Arbeitsbedingungen zu verbessern: Komplette Fehlanzeige. Ich glaube, hier wurde eine massive Chance vertan und ein “selbst schuld” schwingt da bedauerlicherweise mit.
Somit auch nicht verwunderlich, dass der Job so nicht attraktiver wird. Wenn ich noch einmal Schulabgänger wäre und weiß, ich kriege für 8h Excel-Kästchen schieben das 3-fache an Gehalt – ist doch klar, wofür ich mich entscheide.
Da kann ich mich deinem Kommentar noch anschließen.
Besonders arg war die Erfahrung der letzten paar Jahre nach der Ausbildung in der Festanstellung. Ja, ich war so n Trottel der sich nicht selbstständig gemacht hat – aus diversen Gründen, und die Behandlung während der Ausbildung und kurz danach war ein elementarer Teil davon. Schlimmer waren die Bedingungen nur im Rahmen von Rahmenverträgen. Diese wurden teils während Covid nicht neu verhandelt oder die Bedingungen waren so mies, dass man sich ein wenig verschaukelt fühlt als MA. Dann steht man da, hat eh schon nur noch 30% der Zeit einer “regulären” Baustelle (festes Haus, das geht schon kurzfristig), bekommt dann als Technikerin “vom Haus” alles an Arbeit bis alle anfangen können (die wenigsten können und wollen in einer stehenden Regie mal kurz die 15min warten bis alles hochgefahren ist) und am Ende vom Tag gibt’s nicht mal ne Flasche Wasser. Ja, Catering ist optional, das ist mir bewusst. Aber bei dem Stress der sich anfühlt als würde man durch den Fleischwolf gedreht und oft auch eben keiner Mittagspause geht das an die Substanz. Ein Kollege beschrieb das mal recht passend als “Durchlauferhitzer der Firma”.
Mittlerweile frage ich mich ehrlich warum ich das noch mitmache. So langsam ist jeder Spaß an dem Job weg und der einzige Grund für mich noch zu bleiben ist schlichtweg, dass ich nicht weiß wohin und für mich doch einiges an Kompetenz drin steckt – kein Plan wohin mit dem Videotechniker, die Weitsicht hat einfach zu sehr gelitten. Ein bisschen ein Burnout auf Raten.
Sehr gut geschrieben! Auf den Punkt gebracht.
Ich mache mir für die Saison auch schon sorgen, uns wir planen auch entsprechend anders.
In der Tat muss sich endlich mal was bewegen in der Eventbranche. Mit schrecken muss ich immer wieder feststellen, wie mühsam sich die Branche bewegt und alte Gewohnheiten einfach nicht in Angriff nehmen möchte.
Alle Änderungen die ich / wir in … durchgesetzt haben wurden erst mal Jahre lang belächelt, aber kopfschüttelnd Akzeptiert, nur nicht in anderen Städten nachgeahmt. Klar, viel Werbung wollte man für den … Weg nicht machen, denn es hat alles Geld gekostet.
Helmpflicht, Schichtwechsel , jährliche Unterweisung der Crew, GBU ausarbeiten und erstellen, einen Sicherheitskoordinator stellen… . Die Liste ist lang und meine nächsten Ideen stehen bereits an. Arbeiten in zwei Ebenen ist sehr einfach zu lösen, nur der Wille ist noch nicht da. Grundsätzlich sollten alle Motoren und Stahlseile von örtlichen Riggingfirmen kommen. Erst wenn diese hängen kann drunter gearbeitet werden. Dies führt zu vielen Vorteilen, abgesehen von der Sicherheit für die Mitarbeiter.
Travell-Crews bekommen mehr schlaf, da diese erst später in die Halle müssen und natürlich weil diese früher die Halle wieder verlassen können. Selbst die gängigen Traversen könnten bereits örtlich ins Dach. Ausnahme Produktion wird es immer geben, aber das ist sehr überschaubar.
Alle werden wieder klagen, diese Idee ist unmöglich und viel zu teuer. Aber wie meine Erfahrung gezeigt hat, regelt sich das alles irgendwann. Jede Änderung bereitet einen Aufschrei!
Pausenzeiten am Stück für die Traveling-Crew wird sicher bald ein Thema, dem könnte man mit diesem Prinzip schon mal vorbeugen.
Abgesehen von Löhnen, hat die Branche sich bisher sehr schwer mit Strukturänderungen auseinander gesetzt. Viel Schall, viel Bewegung, viel Show und Glitzer, aber alles leider noch zu sehr alten Bedingungen.
Ich behaupte, das Gros der Beschallung, der Videotechnik und des Lichtes einer großen Show könnte örtlich bezogen werden. Die Planungstools und das Know How dafür ist flächendeckend vorhanden.
Im Prinzip muss eine Tourproduktion nur das mitführen, was es 1. nicht “von der Stange” gibt, 2. Kulissen/ Requisiten und 3. Garderobe und persönliche Ausstattung.
Das hängt natürlich vom Standort ab. Aber in den A-Städten ist eigentlich alles verfügbar.
Die Refinanzierung des Equipments über Tourneen ist natürlich höher bei hoher Auslastung.
Entsprechend werden “günstige” Kosten durch die Wertschöpfungskette gereicht.
Diesen zusätzliche Gewinn bezahlen die Mitarbeiter durch Verzicht auf gesetzliche Ansprüche. Von der sinnlosen Umweltbelastung Mal ganz abgesehen.
Ich erwarte aber keine Veränderungen. Da ist sich jeder selbst der Nächste.
Hej Uwe,
da gebe ich dir vollkommen recht. Die vorhanden Ressourcen zu verwenden wäre für alle Beteiligten das beste.
wie sehen uns bald!
Steffen
Ich möchte aber auch mal die Kehrseite der Medalie erzählen.
Ich bin gelernter Veranstaltungskaufmann mit etlichen Jahren an Erfahrung als Veranstaltungstechniker. Ich habe Musicals mit bestritten und einige Konzerte, Stand ups, Theater Stücke und so weiter begleitet. Wenn man sich hier in BW oder auch Hessen bewirbt als VK ist man eigentlich faktisch schon ausgeschlossen. Da werden irgendwelche sogenannte “Event-Manager” eingestellt, die diesen Beruf weder zuvor erlernt noch je zuvor ausgeführt haben. Wieso …?? Simple Antwort.. sie sind Billiger als ein gelernter mit Abschluss.
Genau das macht es schwierig für jeden der diesen Beruf gelernt hat. Jeder der diesen Beruf erlernt hat entweder Spaß am Organisieren oder Managen …hat Spaß mit den Gewerken zusammen zu arbeiten… einer der das lernt, will in der Veranstaltungsbranche Zeigen was er kann, aber wird gehindert daran, da es möchtegern Menschen gibt, die viel viel billiger sind. Der kosten nutz Faktor ist somit überschaubar. Große Event Firmen, reagieren nichtmal auf Bewerbungen… kleine schreiben, sie sind überqualifiziert usw. Keine Chance hier in Deutschland Fuß zu fassen. Selbst wenn ich mich als Veranstaltungskaufmann bei ihrer Firma hier bewerben würde, bekäme ich entweder eine Absage oder nicht das Geld, Was mir eigentlich aufgrund der Erfahrung und Lehre zustehen sollte.
Ich war bei so vielen Veranstaltungen mitwirkend… teilweise mehr als mir lieb war, aber genutzt hat es bislang nichts. Auch hat man sich irgendwann mal selbst einer Unterweisung an Midas Sound Controller unterzogen, ist auf die Pro Light &Sound regelmäßig gefahren um auf dem technischen neuesten Stand zu sein… nichts hat geholfen. Und wenn man das alles mal nimmt, dann muss man sich nicht wundern, wenn in der Branche keiner mehr arbeiten will.
Ich finde es schade, dass man hier nicht endlich mal ein umdenken anstrebt… mehr Fachpersonal als irgendwelche daher gelaufenen.
Sehr guter Artikel, der ziemlich genau beschreibt warum ich von der Veranstaltungstechnik zur Herstellerfirma der Technik gewechselt bin.
Abend und Wochenendarbeit war mir natürlich klar bevor ich den Job angefangen habe, die Bezahlung, nicht existente Karrieremöglichkeiten und fehlende Wertschätzung sowohl durch Kunden als auch durch Arbeitgeber haben mich zum Wechsel bewegt. Jetzt habe ich mein Büro, arbeite in Gleitzeit auch mal aus dem Homeoffice, muss als Produktmanager nur noch ab und an zu “normalen” Zeiten zu Installationen unserer Kunden, Messen etc. und verdiene dabei das Doppelte.
Empfinden tue ich den neuen Job allerdings als nicht ansatzweise so anstrengend wie den alten und denke mir, gefühlt sollten die Jungs und Mädels auf den Jobs das selbe verdienen wie ich, wenn nicht mehr, aufgrund der Arbeitszeiten und -bedingungen…
Ich vermisse den Tour und Produktionsalltag durchaus, könnte mir aber unter den Arbeitsbedingungen beim besten Willen keinen Wechsel zurück vorstellen, vor allem mit Haus und Familie.
Hier muss sich grundlegend die Arbeitsweise von Unternehmen in der Branche aber auch die Kommunikation mit Kunden, und vor allem eine Gesunde Arroganz und ein Zusammenhalt innerhalb der Branche einkehren, damit auch Kunden merken: hier arbeiten Menschen, die unter Arbeitswürdigen Bedingungen arbeiten sollen und müssen!
Naja bei aller Liebe: Wirklich überraschend ist das nicht und ja, auch ich genieße lieber die Zeit mit meiner Familie als nach einer 16h-Schicht unter der 40cm hohen Bühne Videoleitungen zu reparieren…
Was mich aber gerade zu ärgert ist, dass man nun wirklich zwei (!) Jahre (!!) Zeit hatte, diese Missstände in Angriff zu nehmen. Und faktisch genau NICHTS passiert ist, außer das Übliche: Tagessätze werden etwas erhöht und es wurde um staatliche Hilfen gebeten. Absolut nichts gegen die staatlichen Hilfen, aber dass man hier nur noch ein “Hauptsache weiter wie vor Corona” herbeisehnt, statt einmal Grundlegendes zu überdenken, Missstände zu beseitigen oder Arbeitsbedingungen zu verbessern: Komplette Fehlanzeige. Ich glaube, hier wurde eine massive Chance vertan und ein “selbst schuld” schwingt da bedauerlicherweise mit.
Somit auch nicht verwunderlich, dass der Job so nicht attraktiver wird. Wenn ich noch einmal Schulabgänger wäre und weiß, ich kriege für 8h Excel-Kästchen schieben das 3-fache an Gehalt – ist doch klar, wofür ich mich entscheide.
Da kann ich mich deinem Kommentar noch anschließen.
Besonders arg war die Erfahrung der letzten paar Jahre nach der Ausbildung in der Festanstellung. Ja, ich war so n Trottel der sich nicht selbstständig gemacht hat – aus diversen Gründen, und die Behandlung während der Ausbildung und kurz danach war ein elementarer Teil davon. Schlimmer waren die Bedingungen nur im Rahmen von Rahmenverträgen. Diese wurden teils während Covid nicht neu verhandelt oder die Bedingungen waren so mies, dass man sich ein wenig verschaukelt fühlt als MA. Dann steht man da, hat eh schon nur noch 30% der Zeit einer “regulären” Baustelle (festes Haus, das geht schon kurzfristig), bekommt dann als Technikerin “vom Haus” alles an Arbeit bis alle anfangen können (die wenigsten können und wollen in einer stehenden Regie mal kurz die 15min warten bis alles hochgefahren ist) und am Ende vom Tag gibt’s nicht mal ne Flasche Wasser. Ja, Catering ist optional, das ist mir bewusst. Aber bei dem Stress der sich anfühlt als würde man durch den Fleischwolf gedreht und oft auch eben keiner Mittagspause geht das an die Substanz. Ein Kollege beschrieb das mal recht passend als “Durchlauferhitzer der Firma”.
Mittlerweile frage ich mich ehrlich warum ich das noch mitmache. So langsam ist jeder Spaß an dem Job weg und der einzige Grund für mich noch zu bleiben ist schlichtweg, dass ich nicht weiß wohin und für mich doch einiges an Kompetenz drin steckt – kein Plan wohin mit dem Videotechniker, die Weitsicht hat einfach zu sehr gelitten. Ein bisschen ein Burnout auf Raten.