So hat die Grand Hall sich auf den Neustart vorbereitet
von Anna Habenicht,
Die Essener Industrie-Eventlocation Grand Hall Zollverein hat die Zeit der Pandemie genutzt, um sich optimal für den nun laufenden Neustart aufzustellen. In der Unternehmensstrategie steht das Live-Erlebnis im Mittelpunkt.
(Bild: Grand Hall Zollverein)
Krisen, Brüche, Neustarts – sie sind der Grand Hall quasi in die Wiege gelegt worden. Fast 30 Jahre lang lag die Kompressorenhalle der ehemaligen Kokerei Zollverein nach ihrer Schließung im Dornröschenschlaf – bis zum Jahr 2014, als der Unternehmer Tom Koperek mit einer Investorengruppe ein Wagnis einging. Das Ziel: ein marodes Industriedenkmal in die modernste und größte Eventlocation auf dem UNESCO Welterbe in Essen verwandeln. Im Januar 2017, nach dreijähriger Planungs- und Sanierungszeit, war es dann endlich so weit: Die erste Veranstaltung konnte über die Bühne gehen. Mehr als 150 Events führte das Team der Grand Hall in den drei Jahren nach der Eröffnung durch. Doch im März 2020 kam Corona. „Die Pandemie hat uns von Tempo 200 auf null ausgebremst, und das innerhalb weniger Tage“, so Gary Pott, Geschäftsführer der Location. „Der Schock saß natürlich erstmal tief.“
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Nur Live hat Drive
„Digitale und hybride Veranstaltungsformate werden auch in Zukunft ihren Platz in der Eventbranche haben“, so Pott. Die Macher der Grand Hall setzen jedoch auf Präsenzveranstaltungen mit Erlebnisfaktor. „Digitale Alternativen sind und waren für uns eher Beiwerk. Wenn man mehr als 4.000m² Eventflächen zu bespielen hat, dann ist ein Streaming-Studio nicht wirklich die Lösung, um kostendeckend zu arbeiten.“ Tom Koperek, geschäftsführender Gesellschafter der Grand Hall Zollverein, ergänzt: „Wir haben von vornherein gesagt: Nur Live hat Drive. Und unsere Kunden bestätigen uns, dass digitale Veranstaltungsformate zwar durchaus eine gute Ergänzung im Marketingmix darstellen, aber die persönliche Begegnung auf Messen und Events einfach durch nichts Digitales zu ersetzen ist.“
Checken, evaluieren, optimieren
Für Koperek und Pott war klar: Der Live-Betrieb hält das Herz der Grand Hall am Schlagen. Aus diesem Grund haben sie und ihr Team die fast zwei Jahre ohne Präsenzveranstaltungen produktiv genutzt, um sich für den Neustart aufzustellen. „Uns war immer klar, dass die Phase der veranstaltungsfreien Zeit irgendwann enden wird, und unser Ziel war es, auf diesen Zeitpunkt optimal vorbereitet zu sein“, so Koperek. Seine Devise: In jeder Krise stecken auch Chancen. So schaffte die pandemiebedingte Auszeit nach den ersten drei Betriebsjahren Raum für eine kritische Betrachtung aller Bereiche der Eventlocation. „Wir sind 2017 nahtlos von der Planung in den Betrieb übergegangen“, erinnert sich Gary Pott. „Am Eröffnungstag haben wir vorn die Türen aufgemacht, während hinten noch der letzte Baustaub von den Möbeln gewischt wurde.“ Nachjustierung von Logistik und Infrastruktur, Schärfung der Unternehmensstrategie, Optimierungen an den technischen Einrichtungen – dafür bleibe im laufenden Betrieb sonst nur wenig Zeit.
Industriekultur einzigartig erleben
Drei Elemente dienen dem Team der Grand Hall für die strategische Führung der Betreibergesellschaft: ein klar ausformuliertes Leitbild inklusive Vision, eine punktgenaue Definition seiner Positionierung im Markt sowie ein starkes Brand Statement. „Aus diesen Bausteinen können wir alle wesentlichen Ziele sowie die zugehörigen Prozesse ableiten, um die gesteckten Ziele zu erreichen“, erklärt Koperek. Das Ergebnis der strategischen Arbeit: umfangreiche Investitionen in neue Veranstaltungstechnik, eine Erweiterung des hauseigenen Mobiliars inklusive Eigenentwicklung eines modularen Thekensystems, eine optimierte technische Infrastruktur für effizientere Auf-, Um- und Abbauten, ein auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtetes Marketingkonzept und schlankere Prozesse im Projektmanagement – laut Gary Pott alles mit einer Zielsetzung: „Unsere Kunden sollen Industriekultur einzigartig erleben, live und in Präsenz – denn echte Erlebnisse stehen eben nicht zum Download zur Verfügung!“