Umfrage unter Eventdienstleistern

Stimmen aus der Branche: Winter is coming…

Neue Corona-Schutzmaßnahmen, hohe Gaspreise, drohende Versorgungslücken bei Energie: Droht die kalte Jahreszeit zur Zerreißprobe für die MICE- und Eventbranche zu werden? Wir haben bei Dienstleistern nachgefragt.

Wald, Schnee, Winter(Bild: Pexels/ Simon Berger)

Welche Szenarien erwarten Unternehmen der Veranstaltungswirtschaft in den kommenden Monaten, und wie bereiten sie sich darauf vor? Antworten liefern ein Catering-Unternehmen, ein Location-Betreiber, eine Messegesellschaft und ein technischer Dienstleister.

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Uwe Behm, Geschäftsführer Messe Frankfurt GmbH

Uwe Behm
Uwe Behm (Bild: Pietro Sutera / Messe Frankfurt)

Die Messe Frankfurt ist an ihrem Standort gut vorbereitet. Die Energieversorgung zur Klimatisierung unserer Hallen (Heizen und Kühlen) ist Stand heute aufgrund des spezifischen Energiemixes der Dampfversorgung der Liegenschaft gesichert. Am Messestandort Frankfurt wird Fernwärme als Hauptenergiequelle (Dampf) zum Kühlen und Heizen verwendet.

Der Anteil von Gas am Gesamtenergiebedarf der Messe Frankfurt, der direkt zum Heizen genutzt wird, ist kleiner als 2% (Jahr 2019). Durch langfristige Energielieferverträge mit dem Partner Mainova besitzt die Messe Frankfurt eine gute Basis für die nächsten Jahre.


André Karpinski, Geschäftsführer Kaiserschote Feinkost Catering

André Karpinski
André Karpinski

Das offene Mindset für Veränderungen liegt in unserer DNA. Agilität und Flexibilität in allen Abteilungen, mit der wir diese verrückte Zeit gemeinsam meistern, geling uns durch ein über viele Jahre gewachseneres gegenseitiges Vertrauen. Kontinuität verschafft uns so den Spielraum, Kostensteigerungen bei Einkauf, Energie und Personal nicht voll auf die Verkaufspreise aufschlagen zu müssen.

Nachhaltigkeit, Kostendruck und Individualisierung bestimmen momentan zeitgemäßes Eventcatering. Trotz aller Herausforderungen bleibt Nachhaltigkeit für uns alternativlos. Damit unsere Events klimapositiv sind und der gesamte Prozess sicher und überprüfbar abgebildet wird, haben wir uns für woodify als Partner entschieden. Deren Philosophie ist es, CO2 durch lokale Verurwaldungsprojekte in Deutschland zu binden. Das ermöglicht resilienten Mischwald, mit positivem Effekt auf den Boden und die Luft. Das Team der Kaiserschote plant nun bereits den Besuch „ihres Waldstücks“ im schönen Tal der Loreley.


Torsten Jacobs, Geschäftsführer Neumann&Müller Veranstaltungstechnik

Torsten Jacobs
Torsten Jacobs (Bild: N&M)

Aktuell haben wir ein überaus starkes Herbstgeschäft, das zwischen „hoher Nachfrage“ und „großem Ressourcenmangel“ zu einem „heißen Ritt“ geworden ist. Dennoch ist das Geschäftsvolumen, wenn man die extremen Kostensteigerungen herausrechnet, nicht auf dem Niveau von 2019.

Für das 1. Quartal des kommenden Jahres spüren wir zudem von Kundenseite eine deutliche Zurückhaltung bei Planung bzw. Umsetzung von Messen und Events. Das war leider zu erwarten, denn die Angst vor einem dritten, erneut katastrophalen Corona-Winter und wieder möglichen Einschränkungen für die Veranstaltungswirtschaft – mit Kapazitätsbeschränkungen und Personenobergrenzen – durch das neue Infektionsschutzgesetz ist enorm.

Die ersten drei Monate 2023 drohen also, miserabel zu werden. Infolgedessen wird es eine extreme Auftragsverdichtung im 2. und 4. Quartal, geben – analog zu dem, was wir in diesem Jahr erlebt haben. Die aktuell schon angespannte Situation durch den Fachkräftemangel wird sich nochmals verschärfen. Hinzu kommen negative Prognosen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Rezession und Inflation mögen vielleicht eine noch höhere Personalfluktuation eindämmen – sorgen aber mutmaßlich für eine große Zurückhaltung bei der Beauftragung von Live-Kommunikation. 2023 wird also erneut ein Kraftakt!


Tom Koperek, Geschäftsführer Grand Hall Zollverein GmbH

LK-AG-Tom Koperek
Tom Koperek (Bild: LK AG)

Wir sichern Events weiter mit allen Infektionsschutzmaßnahmen ab, auch wenn Corona kein grundlegendes Problem mehr ist. Dennoch müssen wir mit Personalausfällen rechnen und länger vorausplanen.

Ein größeres Thema sind die Energiekosten, wenn auch nicht so groß, wie es in der Branche gehandelt wird. Event-Experten agieren äußerst effizient. Wir achten in allen Gewerken auf Nachhaltigkeit. Das fängt bei regionalen Lieferketten an und geht bis zur energiesparenden Beleuchtung. Unsere Location ist auf größere Events spezialisiert, da fallen die Energiekosten in der Relation zum Gesamtbudget nicht stark ins Gewicht. Die Grand Hall wird zudem mit einer Fernwärmeheizung betrieben, die mittels Kraft-Wärme-Kopplung hoch effizient und nachhaltig ist, wir betreiben die Location mit 100% Ökostrom.

Insgesamt macht es Sinn, über modifizierte Angebote nachzudenken, die den Entwicklungen Rechnung tragen, z.B. beim Catering. Unsere Partner haben neue Food-Kreationen entwickelt, bei deren Konzeption Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung Priorität hatten. Das Wichtigste für uns: Immer im offenen Dialog mit unseren Kunden bleiben, um reibungslose und wirtschaftlich optimierte Events anbieten zu können.

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