Shure Konferenzsystem

Shure MXCW: Drahtlose Technik für unkomplizierte Konferenzen

Eine Weinprobe in den Gondeln eines Riesenrads? Ein ungewöhnliches Event-Projekt, das dank drahtlosem Konferenzsystem möglich wurde. Örtlichkeiten ohne fest verkabelte Technik können so neu genutzt werden, z.B. mittels der Lösung „Microflex Complete Wireless” von Shure.

Frau macht eine Durchsage
Drahtlose Sprechstelle: MXCW640 mit Schwanenhals- Mikrofon – bei Bedarf können zwei Teilnehmende getrennt angesprochen werden. (Bild: Shure)

„Im Riesenrad mit 25 Gondeln saßen jeweils drei bis vier Teilnehmende. Das Rad drehte sich die ganze Zeit. Der Einsatz wäre mit einer Verkabelung so gar nicht möglich gewesen“, erinnert sich Markus Eichhofer an einen ungewöhnlichen Anwendungsfall der drahtlosen Konferenztechnik. Eichhofer ist bei dem Technikanbieter Shure im Market Development für Broadcast und Theater tätig. „In diesem Fall wurde die Technik für eine Weinverkostung eingesetzt – in den Gondeln wurde Wein ausgeschenkt, und der Sommelier hat vom Boden aus angeleitet, wie man den Wein probiert und was als Nächstes kommt. Dazu wurde Musik eingespielt und die Teilnehmenden konnten Fragen stellen. Das sind weiterführende Anwendungen – gerade auch mit der Abstimmungsfunktion bei der Weinverkostung auf dem Riesenrad: Danach konnte man seine Favoriten wählen und über die Sprechstelle seine Meinung kundtun.“

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Der Hauptvorteil eines drahtlosen Konferenzsystems liegt demnach auf der Hand: Durch das Fehlen der Kabel entsteht mehr Flexibilität. Zudem würden mit konventioneller Mikrofon-Funktechnik mit Hin- und Rückstrecke zu viele Frequenzen in Anspruch genommen, erklärt Eichhofer. Das hauseigene Konferenzsystem „Microflex Complete Wireless” (MXCW) soll eine Rundum-Alternative auch für mobile Einsätze sein.

Markus Eichhofer Shure
Markus Eichhofer, Market Development Specialist bei Shure für Broadcast und Theater (Bild: Shure)

Bis zu 250 Stationen pro Access Point

Insgesamt dient die Serie MXCW als Komplettlösung, die modular nach den eigenen Bedürfnissen zusammengestellt werden kann: Shure bietet beispielsweise Sprechstellen (MXCW640) sowie aufsteckbare Mikrofone mit Schwanenhälsen. Als „Access Point“ dient der Transceiver MXCWAPT. Als Besonderheit der Anlage könnten mit einem Access Point bis zu 125 Sprechstellen verbunden werden, erläutert Eichhofer. „Gleichzeitig sind bis zu 250 Teilnehmende möglich, da wir unsere Sprechstellen universell gehalten haben: Es gibt keine bestimmten Sprechstellen für Vorsitzende oder Delegierte, sondern jede Sprechstelle kann für jede Funktion konfiguriert werden.“

Darüber hinaus könne sie auch beispielsweise nur als Zuhörer definiert werden. „Zudem existiert auch die Funktion ,Dual Delegate‘: Zwei Leute teilen sich eine Sprechstelle und können über zwei Namen separat an einer Konferenz teilnehmen, indem einer die linke Taste zum Sprechen benutzt, der andere die rechte.“ Das Mikrofon müsse zwar geteilt werden, aber es wird jeweils der Name des korrekten Sprechers eingeblendet.


Technische Daten

Latenz Mikrofoneingang bis Kopfhörerausgang: ca. 16 ms, bei analogem Abgriff am Access Point ca. 9,2 ms
MXCWAPT Access Point Transceiver über TCP/IP per Browser ansprechbar (z. B. Abstimmungsergebnisse per Browser darstellbar)
Stromversorgung: PoE (Power over Ethernet), Ausgangsleistung skalierbar von 1 mW bis 25 mW
Lithium-Ionen-Akku SB930: Laufzeit über 11 Stunden, Ladezeit 4 Stunden (per netzwerkfähiger Ladestation)


5 GHz als Back-up im Frequenz-Dschungel

Als eine der großen Herausforderungen bei der Entwicklung des Systems beschreibt Markus Eichhofer die Signaldichte der Funkbereiche: „Bewegen wir uns im ‚normalen‘ Umfeld mit unseren UHF-Mikrofonen, handelt es sich üblicherweise um den Bereich von 470 bis 698 MHz. Bei Konferenztechnik werden viel mehr Daten übertragen, wie beispielsweise die erwähnten Abstimmungsergebnisse.“ Diese ließen sich nur im typischen WLAN-Bereich bei 2,4 GHz abdecken. „Das bedeutet: Dort, wo üblicherweise WLAN, Bluetooth und Nahfeldkommunikation arbeiten, würden wir jetzt auch noch eine Konferenzanlage installieren wollen – in einem Konferenzzentrum mit 2,4-GHz-Netzwerk komplett in allen Sälen“, lacht Eichhofer. „Gerade Konferenzhäuser haben strikte Auflagen, was WLAN angeht, welche Bereiche und Kanäle zu verfügbar sind. Das kann man im Vorfeld mit dem Haus klären. Ich kann meinem System dezidiert mitteilen, dass es nur die Kanäle benutzen soll. Das besondere bei der MXCW-Anlage besteht darin, dass sie auch 5 GHz abdeckt und dort arbeiten kann. In diesem Frequenzbereich befinden sich auch Radaranlagen – die dürfen nicht genutzt und nicht gestört werden. Wir sind Sekundärnutzer. Es ging darum, ein System zu entwickeln, dass in Bereichen arbeitet, die ‚dicht‘ sind, aber trotzdem noch eine hohe Verlässlichkeit liefern – und sich auch mit Primärnutzern abstimmen kann: Wenn eine Radaranlage in den gerade genutzten Frequenzbereich geht, wird mein System automatisch den Kanal wechseln und den Bereich für eine gewisse Zeit sperren und später auch wieder freigeben.“ Der Kanalwechsel funktioniere für den/die Nutzer:in unauffällig, samt Back-up-Frequenzen im 2,4-GHz-Bereich, das Frequenzmanagement erfolge automatisch. „Das Setup arbeitet in beiden Frequenzbereichen parallel“, sagt Eichhofer.

Konferenzraum Shure
Temporäre Sitzungen: Einsatz der drahtlosen MXCW-Konferenztechnik bei Pandemie-bedingten Sitzungen in ungewöhnlichen Locations, hier für eine Kreistagssitzung des Landkreises Bad Kissingen (Bild: Shure)

Audio mit eigenem Codec

Die Audiosignale werden über einen Shure-eigenen Audio-Codec übertragen. „Wir nutzen ein Verfahren, das mit 48 kHz/24 Bit arbeitet“, beschreibt Eichhofer. Trotzdem handele es sich um ein datenreduziertes Format, was jedoch keine wirkliche Einschränkung darstelle, so Eichhofer weiter. „Über den Downlink übermitteln wir die komplette Steuerung der Sprechstellen, über den Uplink werden nur die Signale der jeweils aktiven Sprechstellen übermittelt. Was die Datenrate der internen Kompression angeht: Dadurch können wir die höchste Bandbreite zur Verfügung stellen, um das Audiosignal bestmöglich zu übertragen.“

Auto-Gain für gleichbleibende Pegel

In allen Produkten der MXCW-Serie ist eine Automatic-Gain-Control integriert „sowie Acoustic Echo Cancellation. Bei Teams ist das ein Must-have, sonst würde sich das Echo immer aufschaukeln und Feedback entstehen“, meint Eichhofer. Die Auto-Gain-Funktion kann man sich demnach ähnlich der des Dan-Dugan-Automixers vorstellen, der gerne für Talkshows eingesetzt wird und automatisch die Nutzsignale pegelt. „Wir arbeiten über die Level und Indikation: Das System erkennt: da ist ein Ereignis, der Pegel wird angehoben.“ Das erscheint zwar v.a. für Mikrofone, die nicht per Taster geschaltet werden, relevant – allerdings sei ein gleichbleibendes Niveau von Audiosignalen für den Dante-Stream und auch für manche Konferenzanlage wichtig sowie für das Streaming, das bei Web-Meetings stattfindet. „Ich würde Auto-Gain-Control auch bei einem Mikrofon mit Taster aktivieren“, empfiehlt Eichhofer.

Schneller Aufbau

Ein Anwendungsfall des Systems ist der erwähnte mobile Einsatz, etwa bei dem Riesenrad-Szenario, für schnelle Installationen: „Ich kann kurzerhand den Access Point auf ein Stativ stellen. Dann habe ich sofort einen analogen Ein- und Ausgang zur Verfügung und muss mich gar nicht mit Dante beschäftigen. Ich kann meine PA, beispielsweise Aktivlautsprecher, direkt anschließen und der Saalton – alles, was gesprochen wird – wird direkt dort ausgegeben. Möchte ich zusätzlich ein Saalmikrofon einsetzen – etwa für Rückfragen aus dem Publikum – könnte ich das direkt über den Eingang einspielen und es wäre auf den Lautsprechern zu hören. Alternativ geht eine Notfalldurchsage, was eine Auflage vieler Messehallen- und Kongresszentren ist: Für eine Alarmdurchsage ist eine Vorrangschaltung nötig. Nutzt man den Audio-Port direkt dort und konfiguriert ihn dementsprechend, wird in allen Displays ‚Notfalldurchsage‘ eingeblendet. Das restliche Audiosignal wird in der gesamten Anlage gemutet.“

„Presets“ per NFC-Karte

Im Bereich klassischer Konferenzen bietet sich das drahtlose System beispielsweise zum Einsatz bei wechselnder Sitzordnung an, oder auch in Gebäuden, die baulich keine Veränderungen zulassen. Während der Pandemie kam es etwa für die temporäre Nutzung in Räumen zum Einsatz – die Kreistagssitzung des Landkreises Bad Kissingen fand damit etwa in einer Turnhalle statt, auch die Sitzung einer Luxemburger Gemeindeverwaltung wurde entsprechend in alternativen Locations abgehalten. Eichhofer: „Wenn ich wiederkehrende Sitzungen habe – z.B. in einem Stadtparlament – kann ich die Sprechenden auch mit NFC-Karten versorgen. Dort werden die Sprechernamen vermerkt. Ich kann die Karte direkt in die Sprechstelle schieben, und der Platz wird der/dem Sprechenden zugewiesen werden. Damit entfallen etwa Namensschilder.“

Und wenn für eine Konferenz „mehr“ gebraucht wird: Die Microflex-Serie entstammt ursprünglich dem Installationsbereich, dort sind beispielsweise Deckenmikrofon-Arrays erhältlich. Die Drahtlos-Module lassen sich mit den Microflex-Installationsprodukten laut Shure problemlos per Dante miteinander kombinieren.

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