Von ekstatischen Tänzerinnen und Industrierobotern
Kommentar: Der Eventmarkt im Wandel der Zeit
von Dr. Walter Wehrhan ,
Wir erinnern uns – in längst vergangenen 90er-Jahren – gerne an die mit Tüchern verdeckten Produktneuheiten, meist Fahrzeuge, die durch elegante oder ekstatische Tänzerinnen unter Einsatz von viel Nebel und Lichtkaskaden enthüllt wurden. Oder im selben Zeitraum an die zahllosen Reisen nach Marrakesch, die einem Event ein Erlebnis von 1001er Nacht suggerieren sollten.
Menschen auf Stelzen bildeten Mitte der 90er bis Anfang des Millenniums populäre Programmpunkte genauso wie Living Dolls oder auf technischer Seite Lasershows. Auffallend beliebt waren dann in gehäuftem Einsatz die trommelnden Performances à la Stomp ebenso wie die „Fliegenden Menschen“, die an „seidenen“ Tüchern über den Köpfen des Publikums schwebend für atemberaubende Akrobatik sorgten. Dramaturgisch up to date galten für lange Zeit u. a. die Kreation eines eigenen, firmenbezogenen Musicals/Theaterstücks sowie die Aktivierung fördernden und Menschen zusammenführenden Aktionen in Form eines Film-Drehbuchs als ein Highlight konzeptionell ambitionierter Events. Wem gediegene Seriosität als Priorität eines Events wichtig war, verpflichtete – z. B. in Bezug zur Firmenhistorie – bekannte TV Nachrichtensprecher/innen zur Moderation oder zu Talkrunden – ein Trend, der genauso zu beobachten war, wie in den letzten Jahren der vermehrte Einbezug von 360-Grad-Projektionen als eindrucksvolle technische Total-Präsentation.
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Nachdem sich Berlin in Rekordzeit zu einer Weltmetropole entwickelt hatte, erlebte die Hauptstadt Deutschlands einen regelrechten Location-Boom und wurde für die Ausrichtung vielseitiger Event-Aktivitäten ein Muss. Zurzeit en vogue ist allerdings Barcelona. Stark angezogen hat in der Locationfrage auch die Errichtung von temporären Bauten, respektive individuell konzipierter Zeltbauten oder (Zelt-) Glas-Bauten.
Mit Vergabe des EVA-Awards 2008 zeichnete sich der „Catwalk“ ins Publikum als Trend ab. Und ein Jahr später: Auf kreativer Seite wurden Live-Performances (Tanz, Schauspiel, Moderation etc.) vor und inmitten virtueller Projektionen immer beliebter. Im Bereich des Eventmarketings suchen Agenturen und Kunden aktuell mehr Wirkung ihrer Events im Guerilla-Marketing sowie mit Einbezug des Internets.
Die scheinbaren Gegenpole – anonyme individualisierte Internet- bzw. offene Face-to-Face-Kommunikation – verschmelzen zu einem Gesamtpaket. Das Netz – intra wie inter – wird immer häufiger bei Anbahnung, Hinführung, Begleitung, Durchführung und Erfolgskontrolle eines Events genutzt und institutionalisiert. Tendenz steigend. Seit 2010 gibt es ein Thema, das sich wie ein grüner Faden durch die Eventbranche zieht, und auch bei den Einreichungen des Awards zunehmend Bestandteil der Konzeptionen bildet: Das Thema der Nachhaltigkeit. „Go Green“ lässt sich zur Imageförderung gut verkaufen. Aktuellste Trends bilden Kinetik der Kuben, Industrieroboter als Akteure inklusive beweglicher Panels als Projektionsflächen sowie TV-Formate als Eventkonzeption, u. a. Late Night Shows.