Im Eventsektor kann Künstliche Intelligenz (KI) Symbiose zwischen menschlichem Know-how und maschineller Produktivität schaffen. Nicht nur angesichts des anhaltenden Fachkräftebedarfs bietet KI die Möglichkeit, Ressourcen für menschliche Tätigkeiten freizusetzen, sondern auch, um organisatorische Prozesse zu optimieren oder zu automatisieren und die digitale Distribution neu auszurichten. Grundlage dessen ist der Zugang zu hochwertigen Daten bzw. Open Data.
„Digitalisierung ist einer der Treiber in der Veranstaltungsbranche schlechthin und muss aus zwei Perspektiven betrachtet werden – zum einen im Kontext Eventmanagement, zum anderen aus Sicht der Vermarktung“, unterstreicht Matthias Schultze, Geschäftsführer des GCB German Convention Bureau e.V., und erklärt weiter: „KI eröffnet Möglichkeiten für intensivere zwischenmenschliche Interaktionen und unterstützt den Kernzweck der Live-Kommunikation – das Zusammenbringen von Menschen.“ Hierzu findet die Technologie z.B. Anwendung in Bereichen wie Kundensupport, bei individualisierten Ansprachen, Gesichtserkennung beim Check-in, Echtzeitanalysen, Trenderkennung oder KI-basiertem Matchmaking.
Solche KI-Systeme, die sich auf breite Datensätze stützen, sind unverzichtbar für wirkungsvolles Lernen, zielgenaue Vorhersagen und umfassende Analysen. Open Data, definiert als frei zugängliche, maschinenlesbare Daten, die unter offenen Lizenzen zur Weiterverwendung stehen und von öffentlichen Einrichtungen, Forschungsorganisationen oder Wirtschaftsunternehmen bereitgestellt werden, speisen diese Modelle und bieten Potenzial für neue Geschäftskonzepte.
Das Open-Data-Projekt der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. (DZT), in Kooperation mit den Landesmarketingorganisationen und Magic Cities (Marketingorganisation der zehn größten deutschen Städte), soll touristische Daten in hoher Qualität grenzüberschreitend bereitstellen. Es zielt darauf ab, den Tourismusstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb dank neuer Technologien langfristig zu festigen und auszubauen. Über 200.000 aktuelle Datensätze wurden dazu in einem Knowledge-Graphen gesammelt, darunter Infrastrukturdaten und touristische Objekte wie Point of Interests, Touren, Events und Hotels.
Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer der KölnTourismus GmbH, hebt die Wichtigkeit hervor, dass Open Data über Earned Touchpoints verfügbar gemacht wird. „Wir glauben, dass immer weniger Menschen auf unsere Owned Touchpoints zugreifen, sondern dass sie Informationen eher über zwischengeschaltete Mittler wie Metasuchmaschinen beziehen und dafür wollen wir die Datenbasis liefern“, meint Amann und betont, dass die gezielte Nutzung digitaler Technologien städtische Destinationen wie Köln auch analog stärke. „Wir verbessern nicht nur die Nutzbarkeit von Daten und stellen ihre Aktualität, Richtigkeit und Relevanz sicher, sondern schaffen auch die Basis zur Erhöhung der Reichweite“, so Amann.
Mit einem eigenen Vorhaben knüpft das GCB an das Open-Data-Projekt der DZT an. „Open Data MICE“ strebt danach, alle für die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen relevanten Daten in einem Knowledge-Graphen abrufbar und verknüpfbar zu machen, sagt Schultze. Den Graphen könne man sich wie eine Datenbank vorstellen, die Daten miteinander verbinde. „Daten zu Destinationen wie Berlin oder Köln können mit touristischen Point of Interests oder mit Informationen über ein Kongresszentrum oder Hotel verknüpft werden. Sie können in Relation zueinander gesetzt werden – auch Entfernungen, Wegzeiten oder Wetterdaten werden in komplexen Suchabfragen berücksichtigt“, verdeutlicht Schultze.
Schultze spricht auch über das veränderte Suchverhalten der Kund:innen, etwa durch die Nutzung von KI-gestützten Sprachassistenten oder Chatbots, das die Art und Weise beeinflusse, wie Produkte und Dienstleistungen online auffindbar sein müssten und Ausgangspunkt für Open Data MICE war. „Das Nutzerverhalten im Veranstaltungskontext verändert sich, und Veranstaltungen werden künftig noch stärker selbst konfigurierbar sein“, sagt Schultze und unterstreicht die Bedeutung von Open Data für die Vermarktung. „Durch die klare und strukturierte Aufbereitung von offenen Daten können Veranstaltungsplanende über die verschiedenen Kanäle auf passende Angebote zugreifen“, erklärt Schultze und weiter: „Veranstalter können einmal eingespielte Daten im offenen Knowledge-Graphen für eine breite Datenausspielung nutzen, was zu erhöhter Sichtbarkeit und Reichweite führt.“
Der GCB-Geschäftsführer stellt sich vor, dass Planende künftig mit Tools wie einer sprachgesteuerten Smart Meeting Assistenz zusammenarbeiten. „Man könnte einfach am Rechner sprechen und spezifische Anforderungen für eine Veranstaltung formulieren. So werden entsprechende Ausgaben sofort zur Verfügung gestellt“, sinniert Schultze und betont abschließend als herausfordernd für digitale Neuerungen, dass man sich mit neuen Geschäftsmodellen erst noch auseinandersetzen müsse. „Im Zuge der Digitalisierung sollten wir neue Fähigkeiten erwerben und Produkte und Dienstleistungen entwickeln und ausprobieren, um weiterhin zukunfts- und wettbewerbsfähig aufgestellt zu sein“, meint Schultze. Dabei sei es wichtig, stets kunden- und teilnehmerzentriert zu arbeiten.