In einer Zeit globaler Unsicherheiten trotzt die Eventbranche den wirtschaftlichen Stagnationstendenzen. Trotz Herausforderungen bleibt sie dynamisch und widerstandsfähig, innovativ und wachsend. Event Partner hat Akteure der Branche befragt, um zu erfahren, wie sie das Jahr 2025 einschätzen.
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Die deutsche Wirtschaft steht, wie durch das Ifo-Institut dokumentiert, vor erheblichen Herausforderungen, mit dem größten Auftragsmangel seit der Finanzkrise 2009. Dies schafft ein schwieriges Umfeld für viele Branchen, welches sich durch Zurückhaltung bei Investitionen und Konsum auszeichnet. Im scharfen Kontrast dazu steht die Live- und Entertainmentbranche, die eine unerwartet positive Entwicklung zeigt.
Die RIFEL-Studie hebt hervor, dass trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Stagnation die Eventbranche von einer Zunahme der Budgets und einer starken Nachfrage weiterhin nach persönlichem Austausch profitiert. Diese Nachfrage wird insbesondere durch die Wertschätzung für direkte menschliche Interaktionen angetrieben, die während der Pandemie stark vermisst wurden. Es ist diese Sehnsucht nach echtem Kontakt und Erlebnis, die die schnelle Erholung und das Wachstum der Eventbranche befeuert.
Zukünftige Wirtschaftsaussichten und Budget-Trends
Zudem zeichnet die RIFEL-Studie ein optimistisches Bild für die Eventbranche im Jahr 2025, wobei prognostiziert wird, dass die Investitionen in Eventtechnologien und die Budgets für die Planung und Durchführung von Veranstaltungen weiterhin steigen werden. Dieser positive Trend wird durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt, die die Branche zunehmend attraktiv und relevant machen:
Technologische Fortschritte, insbesondere die fortschreitende Digitalisierung und die Integration von High-Tech-Lösungen wie Künstliche Intelligenz, Augmented Reality und Virtual Reality, erlauben Veranstaltern, maßgeschneiderte und immersive Erlebnisse zu schaffen. Diese Technologien verbessern weiterhin die Personalisierung der Events, steigern die Teilnehmerbindung und optimieren die Gesamterfahrung durch effektivere Planungsprozesse und Teilnehmermanagement.
Parallel dazu wird der Fokus auf Nachhaltigkeit in der Eventplanung immer bedeutender. Angesichts globaler Klimaveränderungen und eines steigenden Umweltbewusstseins investieren Veranstalter zunehmend in grüne Technologien und Praktiken. Diese reichen von der Energieversorgung bis hin zur Verwendung nachhaltiger Materialien und Implementierung von Zero-Waste-Strategien, was nicht nur den ökologischen Fußabdruck von Events reduziert, sondern auch das Image der Veranstalter bei umweltbewussten Teilnehmenden und Sponsoren verbessert.
Zusätzlich erkennen Regierungen und lokale Behörden vermehrt den wirtschaftlichen Nutzen, den die Eventbranche bringen kann, besonders in Bezug auf Tourismus und lokale Wirtschaftsförderung. Daraus resultieren finanzielle Anreize und Förderprogramme, die Veranstaltern helfen, ihre Events innovativ und nachhaltig durchzuführen. Diese Unterstützung kann in Form von Subventionen, Steuervergünstigungen oder direkten Investitionen in die Infrastruktur erfolgen.
Diese Kombination aus technologischer Innovation, nachhaltiger Entwicklung und wirtschaftlicher Förderung positioniert die Eventbranche für weiteres Wachstum und Erfolg im Jahr 2025 und darüber hinaus. Veranstalter, die diese Trends erkennen und sich anpassen, sind gut aufgestellt, um nicht nur wirtschaftlich zu profitieren, sondern auch ihre Rolle als führende Kräfte in der Gestaltung moderner, zukunftsorientierter Veranstaltungen zu festigen.
Vertiefende Branchenstimmen
In einer Umfrage hat Event Partner verschiedene Akteure der Eventbranche befragt, um ein differenziertes Bild auf die wirtschaftlichen Aussichten für 2025 zu erhalten. Die Meinungen variieren, spiegeln jedoch eine gemeinsame Überzeugung wider: Die Fähigkeit zur Innovation und Anpassung wird entscheidend sein, um den Herausforderungen und Chancen des kommenden Jahres zu begegnen.
(Bild: Vivien Grott)
„Wir stärken langfristige Beziehungen, um unsichere Zeiten zu meistern.“
Jörg Bettray, Geschäftsführer Media Spectrum
Stephan Hermsen von Eventura teilt eine optimistische Sicht auf das Jahr 2025. Nach über 16 Jahren stetigen Wachstums sei sein Unternehmen gut aufgestellt, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Hermsen hebt hervor, wie wichtig das grundlegende menschliche Bedürfnis nach Zusammenkunft und Austausch bleibt, selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Er ist überzeugt, dass kreative Lösungen es ermöglichen werden, Budgetbeschränkungen effektiv zu managen und weiterhin erfolgreiche Events zu realisieren.
Bei Media Spectrum sieht Geschäftsführer Jörg Bettray die Zukunft vorsichtig optimistisch. Trotz negativer Wirtschaftsprognosen bemerkt er, dass ein bedeutender Anteil seiner Kunden weiterhin bereit ist, in Events zu investieren. Das Unternehmen setzt auf die Stärkung langfristiger Kundenbeziehungen, um die unsicheren Zeiten zu meistern.
Alexander Ostermaier, Geschäftsführer des fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft, beschreibt die aktuelle Lage als durchwachsen. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Deutschland beeinflussen die Eventbranche unterschiedlich, was zu einer gemischten Gesamtlage führt. Ostermaier betrachtet 2025 als ein Jahr, das von der Branche erfordert, ihre Flexibilität und Innovationskraft unter Beweis zu stellen.
Tom Koperek von der Grand Hall Zollverein reflektiert die letzten drei erfolgreichen Jahre, sieht aber für 2025 aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage Herausforderungen auf die Branche zukommen. Er hofft, das aktuelle Niveau durch das Zusammenfallen großer Messezyklen halten zu können, was potenziell wirtschaftliche Impulse liefern könnte.
Tobias Berghaus, geschäftsführender Gesellschafter bei L&S, äußert sich optimistisch und unterstreicht die Bedeutung stabiler politischer Verhältnisse für die Eventbranche. Er sieht gute Chancen für sein Unternehmen, sich durch kontinuierliche Innovationen und eine starke Marktposition zu behaupten. Besonders die Konzentration auf Nachhaltigkeitsaspekte könnte L&S einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Für Christoph Rupieper von Neumann & Müller Veranstaltungstechnik sind trotz der vorherrschenden Unsicherheiten die Aussichten für 2025 positiv. Nach einem erfolgreichen Jahr 2024 sieht er sein Unternehmen gut vorbereitet, um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können. Rupieper betont die Notwendigkeit, flexibel zu bleiben und adaptiv auf kommende Herausforderungen zu reagieren.
(Bild: Tamai Bruns)
„Das grundlegende Bedürfnis nach Zusammenkunft bleibt essentiell, selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.“
Stephan Hermsen, Geschäftsführer Eventura
Globale Perspektiven
Auch die wirtschaftliche Entwicklung globaler Märkte hat signifikanten Einfluss auf die Eventbranche in Deutschland. Die Analyse der Wirtschaftsprognosen aus den USA, China und Europa gibt Aufschluss darüber, wie sich internationale Trends auf lokale Veranstaltungen auswirken könnten.
In den USA wird 2025 ein stetiges Wachstum der Eventbranche erwartet, getrieben durch Innovationen in der Technologie und eine wachsende Wirtschaft. Die zunehmende Integration von Technologien wie Virtual und Augmented Reality in Events spiegelt sich in einer steigenden Nachfrage nach technologisch anspruchsvollen Veranstaltungen wider. Dies könnte in Deutschland zu einer verstärkten Nachfrage nach ähnlichen Technologien führen und die Notwendigkeit betonen, in moderne Eventtechnik zu investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Trotz der globalen wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigt China robustes Wachstum in seiner Eventbranche, unterstützt durch staatliche Förderungen und eine starke inländische Marktnachfrage. Für Deutschland könnte dies ein Hinweis darauf sein, wie staatliche Unterstützung und strategische Investitionen die Eventbranche voranbringen können, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Verlangsamung. Die Erfahrungen Chinas könnten wertvolle Einblicke für die deutsche Politik bieten, wie durch gezielte Förderungen ein nachhaltiges Wachstum der Eventbranche unterstützt werden kann.
(Bild: N&M)
„Flexibilität und Adaptivität sind entscheidend, um kommenden Herausforderungen zu begegnen.“
Christoph Rupieper, Geschäftsführer Neumann & Müller Veranstaltungstechnik
Europäische Länder stehen vor der Herausforderung, ihre Eventbranchen in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit zu stärken. Mit einem besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit und digitale Events könnten europäische Trends Deutschland beeinflussen, insbesondere im Hinblick auf die Einhaltung strengerer Umweltstandards und die Schaffung hybrider Eventformate. Die wirtschaftlichen Prognosen deuten darauf hin, dass nachhaltige und technologisch innovative Events zunehmend gefragt sein werden, was deutsche Veranstalter zur Anpassung ihrer Strategien bewegen könnte.
Die Beobachtung dieser Märkte zeigt, dass vor allem technologische und ökonomische Trends entscheidend für die zukünftige Ausrichtung der Eventbranche in Deutschland sein werden. Die Übernahme international bewährter Praktiken kann dabei helfen, die deutsche Eventindustrie nicht nur widerstandsfähiger gegenüber globalen wirtschaftlichen Schwankungen zu machen, sondern auch ihre Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt zu steigern.
Politische Weichenstellungen
In Erwartung der Bundestagswahlen könnte ein politischer Wandel in Deutschland das Investitionsklima in der Eventbranche ebenfalls maßgeblich beeinflussen. Je nach Wahlausgang könnten neue politische Richtlinien entweder bestehende Förderungen erweitern oder neue Subventionsprogramme einführen, die speziell auf kulturelle und wirtschaftliche Veranstaltungen abzielen. Solche politischen Entscheidungen könnten die Planungssicherheit für Eventveranstalter deutlich verbessern und neue Marktchancen eröffnen.
(Bild: Gesa Niessen)
„2025 wird ein Jahr sein, das unsere Flexibilität und Innovationskraft fordert.“
Alexander Ostermaier, Geschäftsführer fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft
Gleichzeitig zwingen die zunehmend strengeren Datenschutzgesetze, wie die DSGVO, die Branche, ihre Compliance-Maßnahmen zu überdenken und zu verstärken. Anpassungen an diese Gesetzgebung könnten erhebliche finanzielle Belastungen mit sich bringen, bieten jedoch auch die Möglichkeit, das Vertrauen der Teilnehmenden durch höhere Datenschutzstandards zu stärken und so einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.
Darüber hinaus könnte eine Verschärfung der Umweltvorschriften signifikante Veränderungen in der Eventplanung erfordern, insbesondere bei der Reduktion des CO2-Fußabdrucks. Diese Neuerungen könnten kurzfristig die Betriebskosten erhöhen, bieten jedoch langfristig die Chance, als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit anerkannt zu werden und dadurch neue Kundensegmente zu erschließen.
(Bild: L+S GmbH & Co. KG)
„Stabile politische Verhältnisse sind entscheidend für unsere Branche.“
Tobias Berghaus, geschäftsführender Gesellschafter bei L&S
Politische Unterstützung für technologische Innovationen, etwa durch Subventionen für digitale Infrastrukturen oder hybride Eventformate, könnte die Branche zusätzlich motivieren, in fortschrittliche Technologien zu investieren. Diese Investitionen könnten nicht nur die Qualität und Attraktivität der Veranstaltungen erhöhen, sondern auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Eventbranche stärken.
Die enge Verknüpfung zwischen politischen Entscheidungen und deren wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Eventbranche unterstreicht die Notwendigkeit für Veranstalter, flexibel und vorausschauend zu planen. Die Fähigkeit, auf politische und legislative Veränderungen proaktiv zu reagieren, wird entscheidend sein, um 2025 und darüber hinaus erfolgreich zu sein.
(Bild: Grand Hall Zollverein)
„Wir hoffen, das aktuelle Niveau durch das Zusammenfallen großer Messezyklen zu halten, was wirtschaftlicheImpulse liefern könnte.“
Tom Koperek, Geschäftsführender Gesellschafter Grand Hall Zollverein
Vorwärtsblick
Die Eventbranche zeigt sich also robust und bereit für das Jahr 2025, trotz globaler wirtschaftlicher Unsicherheiten. Ihre Fähigkeit, sich durch technologische Innovationen und ein verstärktes Engagement für Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln, setzt sie deutlich von anderen Branchen ab, die mit Stagnation kämpfen. Diese Dynamik ist entscheidend, um auf den zunehmenden Bedarf an persönlichen und authentischen Erlebnissen zu reagieren, den digitale Angebote nicht bedienen können. Mit einer klugen Anpassung an technologische Trends und nachhaltige Praktiken sowie der Nutzung politischer und gesellschaftlicher Unterstützungsmaßnahmen kann die Eventbranche ihre zentrale Rolle in der Wirtschaft stärken und weiter ausbauen. 2025 könnte somit ein Jahr des signifikanten Fortschritts und der positiven Veränderung für die Veranstaltungsbranche werden.