Am gestrigen Abend, dem 3. März 2021, wurde erstmals digital der BrandEx Award 2021 verliehen. Auch wenn die Show unterhaltsam war und für einiger Lacher (am Set) sorgte, hatte man sich von DEM Award für die Live-Kommunikationbranche in Sachen Dramaturgie und Professionalität doch etwas mehr erhofft. Ein Kommentar.
(Bild: Anna Habenicht)
Es hätte so schön werden können: Erstmals wird der Award für Live-Kommunikation digital vergeben. Nun kann die Branche zeigen, wie Preisverleihungen auch online funktionieren; mit was der sechstgrößte Wirtschaftszweig Deutschlands, dessen Butter- und Brot-Geschäft ja nun mal nicht Konzerte und Festivals sind, sondern B2B-Events, alles aufwarten kann. Stattdessen wurde es eine Klüngel-Show, die an TV vor 20 Jahren erinnerte, bei der die Preisträger völlig untergingen, von den vielen technischen Pannen mal ganz abgesehen.
Ein gutgelaunter Axel von Hagen versuchte am Piano über die 20-minütige Verspätung hinweg zu klimpern, der Moderator des Abends, wer könnte es anderes sein als Aljoscha Höhn, erklärte nur, dass man Verspätungen beim BrandEx (bzw. vormals FAMAB Award) ja gewohnt sei.
So geht es denn um 18:22 Uhr los, wir sind im liebevoll gestalteten Wohnzimmer des BrandEx, auch eine Küche mit Bar gibt es, in der Anja Osswald und Vera Viehöfer munter Drinks mixen. Kai Janssen und Simon Stahl werden live aus Stahls Restaurant Em Ringströssje in Köln zugeschaltet und erklären gleich mal die Regeln für das Bullshit-Bingo des Abends – wer Bingo hat, muss einen trinken. Das Setting ist klar, die Stimmung scheint schon jetzt feucht-fröhlich. Derweilen hört man jedoch immer wieder Set-Geräusche, Mikros werden nicht ausgeschaltet. Ein kleiner Fauxpas zu Beginn, wir wollen mal nicht so sein.
Doch die Unstimmigkeiten mehren sich: Immer wieder funktionieren Schalten nicht richtig, der Ton stimmt nicht, oder Menschen laufen ins Bild. So merkt denn auch Regisseur Chris Cuhls in den Kommentaren auf YouTube an: „Jungs vom Ton, aufwachen! ?“ Hat es hier vorher Proben gegeben?
Aber die Klüngel-Show muss weitergehen: Eigentlich geht es bei einer Preisverleihung ja um die Gewinner. Hier hätte es im Rahmen eines digitalen Events mit Sicherheit viele Möglichkeiten gegeben, den Preisträgern endlich etwas mehr Raum für ihre Projekte zu geben. Warum nicht die Sieger direkt auf der Plattform vorstellen in einem extra Bereich, warum nicht eine (einfachere) Möglichkeit geben, mit den Gewinnern in Kontakt zu treten und sich auszutauschen? Stattdessen weiß man nun noch weniger, warum ein Projekt gewonnen hat, als bei vorherigen Award-Zeremonien. „Hier wird unterhalten. Finde ich in Ordnung“, kommentiert ein Zuschauer auf YouTube, mehr Infos gibt’s eben auf der Website des BrandEx.
So bleibt einer Zuschauerin dann auch „die Kalbfleisch-Show“ – zu jeder Kategorie übergibt FAMAB-Geschäftsführer Jan Kalbfleisch den Briefumschlag mit dem Gewinner für die Best-of-Best-Liste in einem anderen lustigen Outfit an Höhn – im Kopf. „Habe ich mir vom Branchentreff mehr erhofft. Alle Preise und Awards gehen unter.“
Ein anderer Zuschauer wird in seinem Kommentar auf YouTube noch drastischer: „So wird das mit der Rückkehr eventuell schwierig. Eine Branche, die sich so albern präsentiert, verspielt ihre Daseinsberechtigung.“ Und eine Zuschauerin ergänzt: „Dieser Abend wäre eine gute Gelegenheit gewesen zu zeigen, dass unsere Branche auch in Zukunft wichtig ist. Jetzt bin ich gerade selbst nicht mehr ganz sicher …“
Für alle, die sich privat schon länger kennen, war es mit Sicherheit ein amüsanter Abend. Es wurde gemauschelt, geschunkelt und geschmunzelt. Insbesondere die bissigen Kommentare von Kai Janssen und Simon Stahl dürften für einige Lacher gesorgt haben und erinnerten stark an Waldorf und Statler von der Muppet Show – sehr gelungen. Auch die charmante Einbindung der Caterer in den Stream und das wirklich mit viel Liebe zum Detail gestaltete Set machten viel Spaß.
Viele Zuschauer:innen, die leider nicht zum Inner-Circle gehören, dürften sich vermutlich jedoch trotzdem etwas deplatziert gefühlt haben. Denn auch wenn das Motto ein Abend unter Freunden war, sollte es sich bei der Verleihung eines wichtigen Branchenawards nun mal nicht um das wöchentliche Klüngel-Zoom-Treffen mit Freunden bei Schnaps und Wein handeln. Hier kann man eigentlich nur hoffen, dass keiner der Gewinner seine Kunden zur Preisverleihung eingeladen hat.
>> Für alle, die doch noch wissen wollen, wer dieses Jahr beim BrandEx Award gewonnen hat, hier gibts alle Sieger in der Übersicht: brand-ex.org/award/gewinner-2021/
Ein Kommentar “auf den Punkt”. Habe gleiches Gefühl gehabt. Was professionell mit ALARMSTUFE ROT und den Talks “road to BOE” als Branche aufgebaut wurde, hätte mit tollen Projekten und Awards und dem angemessenen Raum für die Gewinner eine schöne Wendung nehmen können.
Volle Zustimmung. Gerade in Anbetracht der derzeitigen Misere und Alarmstufe Rot wurde die Chance vertan, das zu einer unterhaltsamen Leistungsshow der Preisträger und beteiligen Unternehmen zu machen.
Absolut so war es. War zum ersten Mal bei der Verleihung dabei, so ein Event zu digitalisieren ist ja auch eine Chance neue Kontakte zu generieren, für den FAMAB neue Mitglieder und die an der Produktion beteiligten Firmen neue Kunden. Meine Erwartung als Eventverantwortliche eines globalen Großunternehmens war, interessante Projekte vorgestellt zu bekommen und ggf. auf neue Agenturen und Dienstleister aufmerksam zu werden. Weit gefehlt. Eigentlich wollte ich schon während der 20 min. Wartezeit wieder gehen, aber um 18.50 war ich dann wirklich wieder weg, denn was ich bekam war wirklich pannenbehaftetes Geklüngel, bei dem ich mich ohne die Veranstaltung bisher zu kennen als völlig fehl am Platz empfunden habe. Die an der Produktion beteiligten Unternehmen soweit erkennbar stehen nun auf meiner Blacklist.
Leider standen bei dieser Preisverleihung weder die Sieger noch deren Projekte im Vordergund. Als rheinische Klüngelshow habe ich es leider auch empfunden. Es entwertet die Preisträger, wenn man den Eindruck gewinnen muss, dass die meisten sich seit Jahren kennen und sich die Preise unter einander zugestehen. Im Vorfeld waren hohe Erwartungen zu diesem Neustart geweckt worden. Schade, dass auch die Einreicher mit reichlich Vorarbeit eingedeckt wurden, die dann keine Rolle spielte. Ewas mehr Vorbereitung und weniger Flapsigkeit hätte man allerdings dem Moderator Aljoscha Höhn gewünscht. Dann wäre wahrscheinlich die Zahl der Fettnäpfchen überschaubarer gewesen. Viel Enttäuschung bei Gewinnern, wenig Glamour – sehr schade.
Ich fand die Veranstaltung eine Voll-Katastrophe. Aus folgenden Gründen:
1. Es hat mir die Ernsthaftigkeit der Darsteller “Moderator & Kalbfell” gefehlt. Da sitzen Zuschauer nicht zum Spaß vor dem Computer, sondern weil Sie was von der Branche hören wollen im idealfall sogar lernen wollen. Da interessiert alle einen Scheiß, welche Eisdiele die bessere ist, wie oft sich der Herr Kalbfell umzieht oder andere Pappnasen ein Bier drinken oder was mit der Pizza passiert etc. – grade virtuell wurde in der Dramaturgie wirklich alles komplett falsch gemacht.
2. Die Technik war unterirdisch – kein Picture in Picture Mode, ständige Tonprobleme, die Verspätung von 20 Minuten, keine Interaktion mit den Zuschauern, keine Teilnehmerliste für Networking die funktioniert – grade 13 Personen hatten ihr profil aktualisiert und freigeschalten – also hier waren nach einem Jahr Cornona wirkliche Anfänger am Werk. Unterm Strich können da bis zum Ende auch wirklich nicht viele zugeschaut haben, sonst hätten mehr Personen ihr Profil ausgefüllt.
3. Die Gesamtstruktur des Awards war für mich als jmd. der zum ersten mal dran teilnimmt gar nicht verständlich oder es wurde von der Regie alles verdreht.
daher meine Empfehlung – bitte für nächstes Jahr folgendes verbessern:
Neuer Moderator – der ist zu ichbezogen .. das passt nicht in die heutige Zeit – der ist zu selbstverliebt – das kann beim Publikum nicht ankommen. machts doch mal bitte ein Umfrage .. ich setzte ein bitcoin darauf
Bessere Technik – State of the Art sollte es schon sein – und bitte vorher einmal durchspielen
Focus auf das Wesentliche – pünklich anfangen und rechtzeitig aufhören
Ordentliche Interaktion einplanen
bin gespannt ..
ich denke der FAMAB schafft sich seit Jahren ohnehin selbst ab.
Mit Corona hat der Verband seinen Todesstoß bekommen.
So eine derart schlechte VA zu machen, in so einer schwierigen Zeit für die Branche ist unwürdig, unprofessionell und unverzeihlich.
No Exuse – das war ein Flop.
Lieber Herr Friedmann,
als selbsternannter Circular Growth Guru und Ihrer Vita entnehmbarer „Bunter Hund“ achten Sie doch bitte zukünftig etwas stärker auf Ihre Rechtschreibung, Kommasetzung und auch im Ausdruck besteht leichter Verbesserungsbedarf.
Und wenn Sie aus „fell“ noch „fleisch“ machen würden, könnte man sogar annehmen, dass Sie alles aufmerksam verfolgt haben und Ihre berechtigte Kritik würde ggf. noch stärkeren Anklang finden.
Ich möchte mich auch nochmal persönlich bei Ihnen für das Bullshitbingo entschuldigen! 😉
Ihre Pappnas 1 us Kölle.
???
Simon Stahl
“Ein Abend unter Freunden”. Neben allen technischen Problemchen, die sicher auch der angespannten Budgetsituation geschuldet sind, hatte man das Gefühl, dass die “Freunde” alle vor Ort in Berlin waren. Die Gewinner und die Projekte dazu kamen völlig zu kurz. Ich dachte die sind als “Freunde” eingeschlossen?
So hatte es ein bisschen den Eindruck von einer Famab-Saison-Abschlussparty, die aber weder den eigentlichen Anlass in den Vordergrund stellte, noch beweisen konnte, daß der Famab “die starke Stimme der Kommunikation” ist.
Die Ankündigung die Corona bedingte Situation an diesem Abend nicht zu thematisieren, fand ich OK. Aber dann bitte wenigstens den eigentlichen Zweck der VA erfüllen und nicht so einen Klamauk aufführen. (Dabei nehme ich ausdrücklich “Waldorf und Statler” aus, die dürfen und sollen das und hätten bei richtiger Dramaturgie auch perfekt gepasst)
Keine Angst vor großen Tieren: So wünscht man sich Fachjournalismus, wenn klare Worte angesagt sind. Denn: Weder FAMAB noch GCB oder EVVC haben als Dachverbände die reine Branchenwahrheit für sich gepachtet! Nur über fachlich fundierte Kritik lassen sich Veränderungen bewirken. Insbesondere an dem einen oder anderen digitalen Kasperle-Theater, mit dem man unserer “Industrie” in Corona-Zeiten nur einen Bärendienst erweist. Wer den berechtigten Unmut über Claqueur-Journalismus in den Branchenmedien Ernst meint, der kann Anna Habenicht nur ermutigen auf Ihrem noch jungen Berufsweg im MICE-Business: Weiter so!
Pleiten, Pech und Pannen. Immerhin wurde kein Geld für diese virtuelle Veranstaltung verlangt. Professionell ist anders, das war der Branche nicht würdig. Wenn es irgendwo klappen sollte, dann hier. Von Technik über Moderation, Ablauf und Inhalt ging aus meiner Sicht dieses mal irgendwie zu viel schief. Am besten fand ich noch die “Strüßje”-Basecap 😉 ABER wir wollen ja alle auch viel lieber live Veranstaltungen erleben!