L&S Veranstaltungs- und Messetechnik

Bühnenbau für die Special Olympics World Games in Berlin

Mehrtägige Großveranstaltungen, verteilt über etliche Locations, erfordern sorgfältige Planung und gute Kommunikation – insbesondere bei kleinteiliger Auftragsvergabe. Auch die Special Olympics World Games 2023 in Berlin, für die L&S Veranstaltungs- und Messetechnik die Bühnenbauten errichtet hat.

Special Olympics World Games Berlin 2023
Die szenische Fläche der Bühne besitzt eine Größe von 200m². Die Bühne ist zudem mit mehreren Sonderflächen ausgestattet, u. a. mit einer Gebärdendolmetscher-Plattform und zwei normenkonformen Rampen für den Zugang mit Rollstühlen. (Bild: Juri Reetz)

Vom 17. bis 25. Juni 2023 fanden die Special Olympics World Games in Berlin statt. Bei dieser erstmals in Deutschland ausgetragenen Veranstaltung handelt es sich um das weltweit größte inklusive Sportereignis mit ca. 7.000 Athlet:innen, 18.000 Volunteers und 350.000 Zuschauenden. Die zugehörigen Events und Wettkämpfe wurden auf acht Venues über weite Teile des Stadtgebietes verteilt – eine logistische Leistung, die sorgfältige Planung und Kommunikation benötigt. Zu den Austragungsorten zählten u.a. reguläre Sportstätten wie der Olympiapark und die Regattastrecke Berlin-Grünau, aber auch temporäre Einrichtungen, z.B. auf dem Berliner Messegelände und im Tiergarten. L&S Veranstaltungs- und Messetechnik, verantwortete die Realisation der Bühnenbauten, mit Fokus auf den sogenannten „City Cluster“, einem weitläufigen innerstädtischen Gelände im Bezirk Mitte/Tiergarten. Hier befinden sich das Brandenburger Tor und die Straße des 17. Juni, die häufig als Schauplatz für Großveranstaltungen mit bis zu 250.000 Zuschauenden herhält, z.B. für Sportevents oder Silvesterfeierlichkeiten. Auch führte hier in den 2000er Jahren die legendäre Love Parade mit bis zu einer Million Besuchenden entlang.

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Abstimmung der Gewerke

Im Rahmen der Special Olympics wurde die Straße des 17. Juni als Radrennstrecke genutzt. Der angrenzende Platz des 18. März, direkt vor dem Brandenburger Tor, diente der Austragung diverser Events im Rahmen des Special Olympics Festivals (u.a. einem Familiensportfest, Konzertabend und einer Athletenparty) sowie den Abschlussfeierlichkeiten mit Ansprachen, Show-Elementen, Konzert und Feuerwerk. Die Programminhalte wurden von einem Teil der nationalen Abordnung der Special Olympics erstellt. Deren Organisationsbüro vergab die gesamte technische Planung an die Berliner Eventagentur Mediapool. Diese definierte den technischen Bedarf für die einzelnen Spielstätten und erstellte eine Leistungsbeschreibung mit anschließender Ausschreibung. Aufgrund der Gesamtkonzeption und der angebotenen Leistungen erhielt der Full-Service-Dienstleister L&S mit Sitz im Raum Münster den Zuschlag für die Erstellung sämtlicher Bühnen- und Sonderbauten im Bereich der Straße des 17. Juni/Brandenburger Tor. Dabei handelte es sich um eine etwa 200m² große Hauptbühne und diverse Nebenbauten.

Die Koordination zwischen den beteiligten Gewerken und die gemeinsame Ausarbeitung des Bauzeitenplans oblag ebenfalls Mediapool in der Funktion als Fachplaner. Innerhalb von L&S erfolgte die Organisation im Vorfeld der Veranstaltung über Projektleiter Joachim Birner und den technischen Leiter Andreas Werthmöller. Die Inhouse-CAD-Abteilung von L&S erstellte in Absprache mit Mediapool diverse technische Pläne und Visualisierungen zur Abstimmung mit den anderen beteiligten Gewerken.

Die technische Crew von L&S vor Ort zählte rund 25 Techniker:innen aus den Bereichen Bühnen- und Setbau, Projektleiter:innen, unterstützt von örtlichen Stagehands. Während der gesamten Veranstaltung stellte L&S einen Bühnenmeister als Standby-Wache. Da 2022 bereits die nationale Ausgabe der Special Olympics am selben Ort stattfand, ließen sich die Erfahrungen dieses ähnlichen, allerdings deutlich kleineren Events in zahlreichen Punkten nutzen. Somit benötigte die Skalierung auf das aktuelle Level nur einen Zeitaufwand von etwa einem halben Jahr.

Special Olympics Aufbau Hauptbühne
Aufbauphase der Hauptbühne vor dem Brandenburger Tor (Bild: L&S GmbH & Co. KG)

Eigententwicklung „Arco Stage“

Zusätzlich zur Hauptbühne direkt vor dem Brandenburger Tor errichtete L&S verschiedene Bauten entlang der Straße des 17. Juni, darunter den Start/Ziel-Torbogen der Radrennstrecke, diverse Kamera- und Medienpodeste, Plattformen für Rollstuhlfahrer:innen, mehrere kombinierte Tower für Delay-Beschallungen, Follow-Spots und Kameras sowie einen doppelstöckigen FOH-Platz gegenüber der Hauptbühne.

Laut Joachim Birner kam als zentrales Bauwerk die im eigenen Haus entwickelte „Arco Stage“ mit Rundbogendach zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine sehr variable Baukastenkonstruktion, basierend auf einem Standard-Gerüstbausystem. Sie bietet unterschiedliche Optionen, wie etwa diverse Logistik- und Anbauflächen sowie variable Größen und Dachhöhen. Die Seiten- und Dachplanen („Folien-Sets“) sind farblich variabel. Die Arco Stage zeichnet sich u.a. durch ein vergleichsweise geringes Gewicht aus und lässt sich als Novum ohne Kräne und aufwendige Maschinen auf- und abbauen. Das erleichtert die Logistik enorm und spart Zeit und Kosten. Insbesondere bei beengten Platzverhältnissen (etwa in Innenhöfen) und sensibler Umgebung (etwa Parkanlagen) ist dieser Bühnentyp eine gute Wahl. Der Aufstellungsort vor dem Brandenburger Tor hatte kaum nennenswerte logistische Hürden zu verzeichnen: Platz und Zufahrtswege gab es reichlich, Wind und Wetter machten keine erhöhten Anforderungen notwendig. Um Schäden am historischen Straßenpflaster rund um das Tor zu vermeiden, legte L&S dort großflächig Bodenschutzmatten zum Bautenschutz aus.

Die Hauptbühne wurde für die Special Olympics um einige Sonderbauten erweitert, darunter eine „B-Stage“ inklusive olympischem Feuer und Flaggenmast mit direktem Zugang durch das Brandenburger Tor, eine frontseitige Treppenanlage über die gesamte Bühnenbreite, die von den Akteur:innen wie ein Chorpodest genutzt wurde sowie zwei normgerechte Rollstuhlrampen für einen ungehinderten Zugang aller Personen mit Handicap.

Sämtliche Bauten wurden, sofern erforderlich, für dieses Event neu konstruiert, statisch berechnet und entsprechend der Geländearchitektur exakt angepasst.

Seitenaufbau Hauptbühne Special Olympics
Seitenaufbau der Hauptbühne, u.a. mit Olympischem Feuer (Bild: L&S GmbH & Co. KG)

Bühnendeko für das Kamerabild

Da es sich bei den Special Olympics um ein Event mit weitreichender Medienpräsenz handelt, galt es, bei der Ausgestaltung der Bauten deren Medientauglichkeit zu berücksichtigen. Dazu hatte die Dekobau-Abteilung von L&S die Aufgabe, sämtliche im Kamerabild sichtbaren Bühnensegmente entsprechend visuell attraktiv zu gestalten. Die Bauten wurden mit bedruckten Bannern, Planen und speziellen Gazestoffen verblendet. Die Basements der Bühnenkonstruktion wurden „unsichtbar“ dekoriert, um ein homogenes Gesamtbild zu schaffen.

Entsprechendes fand sich auch beim FoH-Turm. Auf seiner Fassade waren das Logo der Veranstaltung und der Header der Hauptbühne angebracht, mit dem weithin sichtbaren Claim des Events „Unbeatable Together“. Im Bereich der B-Stage montierte die L&S-Messebauabteilung umlaufend ein Edelstahlgeländer, um diese Flächen für diverse Nahaufnahmen nutzbar zu machen. Weitere, teilweise recht kostenintensive Extras, wie etwa ein visuell hochwertiger Überbau der Bühnenflächen, wären laut Birner problemlos machbar gewesen, wurden jedoch aufgrund ihrer „Unsichtbarkeit“ nicht budgetiert.

Da es sich bei der Bühne um eine Eigenkonstruktion mit diversen Sonderbauteilen handelt, transportierte man sämtliche Komponenten vom Firmenstandort im Münsterland zum Berliner Einsatzort. Nur die notwendigen Bauhilfsmittel, zwei Gabelstapler und ein Gelenksteiger inklusive einer mobilen Tankstelle wurden vor Ort angemietet. Der Transport des gesamten Materials erfolgte mit fünf 40-Tonner-Sattelzügen. Eine Anmietung von Transportfahrzeugen ist laut Birner meist nicht sinnvoll. Die entsprechenden Fahrzeuge gehören deshalb zum L&S-Fuhrpark, um flexibel und zuverlässig agieren zu können. Zusätzlich dient ein Teil der LKW als mobiles Leergutlager vor Ort. Um dennoch der Nachhaltigkeit Genüge zu tun, sind alle Teile des Bühnenaufbaus wiederverwendbar. Lediglich ein paar einfache Holzlatten-Konstruktionen aus der Bühnenverblendung wurden beim Abbau umweltgerecht entsorgt.

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