Das fehlende Puzzlestück

Der Nutzen von Immersive Audio für Digital-Events

Willst du deine virtuellen Veranstaltungen von anderen abheben? Hast du bei einigen Online-Events zuletzt einen Mangel an Atmosphäre und Energie festgestellt? Wenn ja, dann kann insbesondere 3D-Sound eines deiner mächtigsten Werkzeuge werden, um herausragende Erfahrungen zu schaffen.

Hand Puzzleteil(Bild: Shutterstock / CoreDESIGN)

Ton fügt Ebenen und Dimensionen hinzu, die visuelle Bilder allein nicht bieten können. Er schafft Emotionen, fördert die Zusammenarbeit, verbessert die Bindung zum Publikum, stellt Talente vor und verleiht Botschaften mehr Wirkung. Dafür schauen wir uns drei typische Beispiele für Online-Events im B2B-Kontext an:

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  • Video-Livestreams
  • Videokonferenzen
  • Virtuelle Eventplattformen

In diesem Artikel erfährst du, wie Sound die Lücke in Online-Events füllt und neue Möglichkeiten eröffnet, mit den Teilnehmenden in Kontakt zu treten. Mit praktischen Tipps und Beispielen, wie du diese bei deiner nächsten Veranstaltung einsetzen kannst.

Livestream BBKW Engineering Event 2021
BKW Engineering Event 2021 im Livestream (Bild: Habegger AG)

Sound bei Online-Events im Allgemeinen

Sound ist ein oft vernachlässigter Faktor, wenn es um Events geht. Dabei bietet er so viel Potenzial. Bei privaten Veranstaltungen ist es meist selbstverständlich, dass der richtige Sound im Hintergrund funktioniert: Er darf nicht zu laut sein, aber auch nicht fehlen. Doch dieses Prinzip kann nicht ohne Weiteres auf Online-Events angewendet werden. Hier ein paar Beispiele, wie Sound bei einer digitalen Veranstaltung einfach und effektiv genutzt werden kann.

Sprache

Die Art und Weise, wie wir unsere Sprache betonen und modulieren, kann einen großen Einfluss darauf haben, wie unsere Botschaft wahrgenommen wird. Ein enthusiastischer sachkundiger Ton kann dazu beitragen, dass wir als kompetent und zugänglich wahrgenommen werden. Gerade bei B2B-Firmenevents strahlen die meisten Speaker:innen nicht gerade vor Begeisterung. Man steht bei Online-Events in der Realität meist eben nicht auf der Bühne, sondern meist irgendwo im Homeoffice.

Wenn wir uns besonders auf unsere Wortwahl und unsere Sprachebene konzentrieren, können wir sogar eine emotionale Resonanz bei unseren Zuhörer:innen erzeugen. Es lohnt sich, einen Schritt zurückzutreten und darüber nachzudenken, wie wir unsere Sprache kontrollieren können, um unsere Botschaften auf die bestmögliche Weise zu vermitteln.

Soundeffekte

Soundeffekte sind ein wichtiger Bestandteil jedes Unterhaltungsmediums, sei es Film, Spiel oder Quiz. Stereo-Soundeffekte wie Applaus, Fanfaren oder Trommelwirbel können in bestimmten Momenten eingesetzt werden, um wichtige Ereignisse zu betonen. Auch durch die Verwendung von interaktiven Elementen können Spiele, Quiz oder Umfragen noch interaktiver gestaltet werden. Und wer würde sich nicht über einen begeisterten Applaus freuen, wenn er eine wichtige Frage richtig beantwortet hat?

Natürlich ist das von der Seriosität des Events abhängig, aber selbst eine subtile auditive Rückmeldung macht den Unterschied aus und steigert das Interaktionsniveau der Teilnehmenden. Man darf nicht vergessen, dass verschiedene Kommunikationskanäle bei der digitalen Übertragung einen gewissen Schwund in Sachen Qualität haben und nicht jede Sinneswahrnehmung übertragen werden kann. So können selbst kleine Sounds diesen Aspekt der Unterhaltung zurückholen und eine Vielzahl von Emotionen hervorrufen.

Corporate Identity

Eine starke Marke zu schaffen und sie in den Köpfen der Teilnehmenden zu verankern, ist eine komplexe Aufgabe. Eine effektive Methode, um die Corporate Identity zu stärken, besteht darin, spezifische Corporate Sounds oder Jingles zu verwenden. Diese Musik ist ein unverwechselbarer Klang, der mit dem Unternehmen assoziiert wird und somit einprägsam ist. Die Branding Sounds können von der Begrüßung über Pausen bis zum Schluss für ein stringentes Markenerlebnis genutzt werden.

Eine passende Hintergrundmusik während Online-Events kann das Markenerlebnis noch verstärken. Das gibt den Personen eine angenehme Atmosphäre und unterstützt die Botschaft und Werte des Unternehmens. Gerade zu Homeoffice-Zeiten vergisst man schnell, dass Sprache zwar ein effektives Mittel ist, aber Mitarbeitende wohl nicht so stark an die eigene Firma bindet, wie das subtile Erinnern an den Teamgeist.


Zur Person:

Martin Rieger VRTonung
Martin Rieger (Bild: Johannes Müller)

Martin Rieger ist 3D-Audio-Spezialist aus München und bietet mit seinem Studio VRTonung die Aufnahme und Post-Produktion sowie kreative und technische Beratung für immersive Medien und Digitalevents.

>> Mehr Informationen gibt es unter: www.vrtonung.de 


3D-Audio bringt Online-Events aufs nächste Level

3D-Audio ist ein faszinierendes Konzept, das im VR-Kontext unumgänglich ist. Aber wusstest du, dass dieser Trend auch für klassische Medien berechtigt ist? Falls du schon einmal über Dolby Atmos gestolpert bist und dich gefragt hast, was daran Marketing und was tatsächlich Mehrwert ist, dann schauen wir jetzt einmal hinter die Kulissen.

Lösen der Zoom-Müdigkeit

Wusstest du, dass du verschiedene Stimmen besser auseinanderhalten kannst, wenn sie nicht mono sind? Stell dir vor, du sitzt in einem Raum, in dem alle Personen auf einem Stuhl sitzen. Es wäre schwierig zu unterscheiden, wer was sagt. Genau dasselbe passiert aber bei einer Videokonferenz: Das Monotone der Stimmen kann dazu führen, dass du dich müde und erschöpft fühlst (die sogenannte Zoom-Müdigkeit bzw. Fatigue).

3D-Audio dagegen erzeugt das Gefühl, als würden die Personen um dich herum sitzen und du wärst Teil einer echten Gesprächsrunde. Das bedeutet nicht nur, dass du besser nachvollziehen kannst, wer was sagt – vor allem bei Personen mit ähnlicher Stimmlage. Sondern auch, dass die Teilnehmenden sich messbar länger konzentrieren können.

Immersive Audio

Immersive Audio ist ein ziemliches Buzzword und wird gerne als Synonym für 3D-Audio genutzt. Hängen wir uns nicht an Begrifflichkeiten auf, denn die Idee ist die Gleiche: Idealerweise bekommt man das Gefühl, Klänge aus allen Richtungen wahrzunehmen, sodass eine natürliche Klanglandschaft erzeugt wird, wie man sie aus der Realität gewohnt ist. Das Gehirn muss nicht mehr abstrahieren, wo welcher Ton herkommt, um eine Situation zu verstehen, sondern stempelt sie einfach als „glaubwürdig“ ab, was die Erfahrung noch immersiver macht.

Immersive Erlebnisse schaffen

Eine gute Erfahrung, gern auch Immersive Experience genannt, braucht eine perfekte Kombination aus visuellen und auditiven Elementen. Viele nutzen Pfeile oder Grafiken, um die Menschen in die richtige Richtung ihrer virtuellen Welt zu lenken. Doch wie wäre es mit 3D-Audio zu arbeiten, damit man gleich weiß, „wo die Musik spielt“?

Sound ist dabei nicht wichtiger als das Visuelle – beide Ebenen müssen harmonisieren. Schon in der Konzeptionierungsphase kann man mit Sound vielleicht sogar Probleme lösen, die man durch visuelle Elemente nicht in den Griff bekommen würde.

Lach und Schiess Gesellschaft Zoom Call
Präsentation während eines Zoom Calls (Bild: Lach- und Schießgesellschaft mbH)

Anwendungsbeispiele

Folgende Fragen können dabei helfen, dein Digital-Event vor allem in Bezug auf den Sound zu analysieren.

  • Was ist das Setting?
  • Was sind die Herausforderungen für den Ton?

Livestream auf Profi-Niveau

Eine Livestream-Veranstaltung wird meist in einem professionellen Studio umgesetzt. Mit moderner Audio- und Videoausstattung erreicht man hier eine Qualität, die man vom Fernsehen kennt. Doch bei Firmenevents ist es nicht damit getan, eine Frontalbeschallung vorzunehmen. Hier ist Interaktion ein Stichwort, das man aus dem klassischen TV nicht kennt. Idealerweise wird eine virtuelle Plattform für einen besonderen Anlass geschaffen, an der Zuschauer:innen interaktiv teilhaben können.

Wenn es um Livestreams geht, gibt es immer eine Menge Herausforderungen zu bewältigen. Eine davon ist die Tonqualität. Zugegeben, hier ist Sound in Stereo oder sogar Mono meist ausreichend. Doch das heißt nicht, dass man sich nicht auch in die Welt von 3D-Audio wagen kann.

So geschehen beim BKW Engineering Event: Statt eines geplanten physischen Firmenevents in Deutschland wurde ein digitales Format entwickelt, das aus der Schweiz gestreamt wurde. Vorgabe war, dass das Event genauso fesselnd sein sollte, als wenn die Zuschauenden vor Ort dabei gewesen wären.

Inspiriert von erfolgreichen Late-Night-Shows wurde eigens für diesen Anlass ein 200 m2 großes TV-Studio entworfen und gebaut. Moderiert von der Comedienne Hazel Brugger sowie Oliver Kahn bekamen die virtuellen Gäste bei diesem Event noch etwas Besonderes geboten: 3D-Audio über Kopfhörer. Durch den dreidimensionalen Klang wurden die Mitarbeitenden auf eine akustische Reise geschickt und konnten die Geschichte von Innovation, Digitalisierung und DACH-Region in einer fesselnden 7-Minuten-Performance genießen. Kopfhörer aufsetzen und Augen zu – eine willkommene Abwechslung, binaurales Audio macht es möglich.

Videokonferenzen werden immersiver

Videokonferenzen sind eine mehr oder weniger beliebte Möglichkeit, um effizient mit anderen Kolleg:innen im Unternehmen zu kommunizieren. Dabei gibt es einige neue Features, um virtuelle Meetings interessanter und interaktiver zu gestalten. Neben der visuellen Funktion, Teilnehmende vor einem gemeinsamen virtuellen Hintergrund zu positionieren, um eine echte Konferenzraum-Atmosphäre zu schaffen, kann etwa in MS Teams räumliches Audio aktiviert werden. Dies löst besagte Müdigkeit, die durch Mono-Audio ausgelöst wird.

Im Gegenzug bietet Zoom etwa die Möglichkeit, Stereo-Audio auch live zu streamen. Damit kann man in recht guter Qualität etwa auch Videoinhalte als Hörbeispiele teilen.

Virtuelle Events im 3D-Raum

Willkommen zur Königsdisziplin der virtuellen Events im 3D-Raum, gerne auch mal als „Metaverse“ bezeichnet! Es ist selten, dass solche Events gut gemacht werden, meist fühlen sie sich an wie tote Veranstaltungen in der leere des Internets. Aber gerade deswegen haben sie weiterhin ein enormes Potenzial. Verglichen mit Videokonferenzen bietet die Räumlichkeit noch weitere Vorteile: Sie ist besser für die natürliche Bildung von Gruppen geeignet. Man kann einzelne Personen im Raum trennen und trotzdem das Gefühl haben, zusammen zu sein. Es ist eine einzigartige Erfahrung, die jedes Online-Event bereichern kann.

Wie bereits erwähnt, ist 3D-Audio also nicht nur für die Kommunikation, sondern auch die Navigation geeignet. Im 3D-Raum hat man die Möglichkeit, sich auch auf Sound zu- oder wegzubewegen, womit dieser lauter oder leiser wird. Man spricht auch von sechs Freiheitsgraden (6DoF, Degrees of Freedom), wobei man drei Freiheitsgrade in Bezug auf Sound durch die Rotation des Kopfes (Head-Tracking) erhält und drei weitere durch die Translation im Raum. Es gibt aber ein weiteres, sehr spannendes Feature, dass sich virtuelle Eventplattformen zu Nutze machen können: sogenannte Sound Bubbles oder Hör-Zonen.

Diese virtuellen Audio-Zonen bieten den Teilnehmenden eine private räumliche Audioerfahrung, die es ihnen ermöglicht, ungestört miteinander zu interagieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Sie sind visuell markiert und sobald man hineinläuft, hört man nur noch die Leute, die sich in der Zone befinden. Umgekehrt wird man nicht von Personen gehört, die sich außerhalb befinden. Mit Sound Bubbles können Teilnehmende eine intimere und immersive Audioerfahrung genießen und sich besser auf den Austausch konzentrieren, ohne von anderen Geräuschen abgelenkt zu werden. Dieses Feature wird von einer Auswahl an Plattformen recht rudimentär unterstützt, aber funktioniert bei den meisten Firmen im Prinzip schon ganz gut.

Event im Metavers
Beispiel für ein Event im Metavers (Bild: Martin Rieger / Virbela)

Fazit

Wenn du also das nächste Mal eine Online-Veranstaltung planst, solltest du Sounddesign ernsthaft in Erwägung ziehen. Der Ton könnte eines der fehlenden Elemente sein, um virtuelle Veranstaltungen zu verbessern. Ob du dramaturgische Übergänge oder die Marke des Kunden stärken willst, die Möglichkeiten für den Einsatz von Sounds bei deine digitalen Events sind endlos. Denke auch daran, dass es wichtig ist, bei solchen Veranstaltungen Raum für Audio- und visuelle Elemente zu schaffen. Die Vernetzung zwischen diesen beiden Aspekten ist der Schlüssel, um das Erlebnis deines Publikums wirklich zu verbessern. Doch vergiss darüber nicht, dass es Geduld und ein gutes Maß an Geschicklichkeit erfordert, um den Ton zu beherrschen.

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