Live-Kommunikation statt Ausstellungsfläche für Autos
Die Event-Zora zur IAA 2017 … und ein bisschen #BTW17
von Redaktion,
13 % weniger Besucherinnen und Besucher auf der IAA 2017. Ist das jetzt, wie vorher befürchtet, „Absturz“ nach Dieselskandal und Ausstellerabsagen oder ist es das halbvolle Glas?
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An den Publikumstagen merkte ich den Unterschied nicht wirklich. Da wurde geschoben und gedrängelt. Die blauen Flecken verblassen aber langsam. Da war er nämlich wieder, der ekstatische Tanz ums goldene Kalb der Mobilität. Eigentlich war es wie immer. Ein paar Marken fehlten. Dafür präsentierten sich mehr Zulieferer auf deren Plätzen oder Google und Facebook. Bei Volkswagen gab es durch Dieselgate bei der Pressekonferenz andere Protagonisten als 2015. Wer war noch mal Winterkorn? Und es gab mehr Content. Aber wem fällt das schon auf?
Hier mein ganz subjektives Fazit: Das Hochglanz-Design der Stände strahlte wie immer. Da bin ich auf die Architekten und Designer ein wenig neidisch, was die so an Qualität und Budget verbauen können. Aber so langsam erschlaffen doch die Augenmuskeln angesichts des schönen S(ch)eins des Standbaus. Da gab es wenig wirklich Herausragendes. Mehr Lifestyle in Zeiten von Influencern? Der Barbershop bei Mini hatte einen so laaaaangen Hipster-Bart, das war schon mal frischer. Oder die pseudo-szenige X-Ville-Kulissenwelt bei Opel? Vielleicht sollten die Mal ihrer Marke so ein „Cross“ voranstellen: XOpel. Macht es das besser? Möglicherweise tritt deshalb Ex-Marketingchefin Tina Müller auch die Flucht nach vorne an – zurück in die Kosmetik-Welt. Ein kleiner Trend ging hin zu AR und VR. Da tapsten sich die Besucher mit VR-Brillen durch virtuelle Welten. Schauen wir mal, ob es die in 2019 wieder gibt. Auch die LED-Flächen, die allerdings weitestgehend Videoformate zeigten, ermüden irgendwann selbst das geneigteste Auge. Mercedes versuchte mit zusätzlicher Kinetik einen Schritt weiter in den Raum zu gehen.
Spannender fand ich den Ansatz der Stuttgarter in der Festhalle, dem Content einen königsgemäßen Thron zu bauen. Damit meine ich aber nicht die Social-Media-Wand. Dass eine Marke wie Daimler wirklich auf Ausstellungsfläche für Autos verzichtet … Vielleicht ist die me Convention der einzige live-kommunikative Trend? Auch der IAA-Veranstalter selbst versuchte sich darin mit dem Format New Mobility World in Halle 3.1 und stieg Volkswagen damit aufs Dach. Wo sich sonst Automarken tummelten, gab es jetzt eben Inhalte und Zukunft.
Aber an den Besuchertagen zeigte sich, was den Automobil-Connaisseur am meisten interessiert: PS, PS, PS. Ja, was will ich jetzt eigentlich sagen? Business as usual? Wann gibt’s in der Live-Kommunikation endlich mal einen disruptiven Player à la Tesla? Auf der IAA war der noch nicht in Sicht. Wäre aber spannend, denn ich bewerbe mich dann sofort da.
Nicht honoriert: das #fedidwgugl Haus
Und noch ein Nachtrag zum Wahlkampf, denn ich muss mich korrigieren. In meiner letzten Kolumne hatte ich aufgrund der bisherigen Events und Aktionen auf nichts Neues geschlossen. Doch ausgerechnet die CDU hat mich mit dem #fedidwgugl Haus – als begehbares Parteiprogramm – überrascht: Mit vier Themenräumen „Familienpackung“, „Der Puls der deutschen Wirtschaft“, „Cyber-Hero“ und „Youropa“, die man auch via App erkunden konnte. Und einen Coworking Space gab es auch. Da wurde von den KiR-Spezialisten von Jung von Matt nichts falsch gemacht. Doch die Wählerinnen und Wähler haben es offensichtlich nicht honoriert, und es fand nicht einmal Eingang in die heute-show.
So, jetzt packe ich aber: #SPALYSPAEY – same procedure as last year, same procedure as every year. Ich laufe ich mich dann mal warm für die diesjährigen FAMAB Awards.