Die große Frage der Freelancer: Homeoffice oder externes Büro?
von Annette Beyer,
Arbeit ist das halbe Leben. NUR das halbe! Wie bringt man Job, Freizeit und Familie unter einen Hut? Und wie kriegt man es hin, dass es allen Beteiligten dabei gut geht? In unserer Serie „Work-Life-Balance“ präsentieren wir Best-Practise-Beispiele aus der Branche.
Sonja Grandjean, Spezialistin für Content-Management und eventspezifische Texte, arbeitet seit mehr als 30 Jahren in der Live-Kommunikation. Sie startete als Festangestellte bei der Agentur Vok Dams in Wuppertal, die heute zu ihren Kunden zählt. Die alleinerziehende Mutter eines 18-jährigen Sohnes nahm später eine Teilzeitstelle im Agenturmarketing an, die sich dann doch als 40+ Stunden-Job entpuppte. Unvereinbar mit der Kindererziehung. Ihr Anspruch war es, gleichzeitig für ihren Sohn da zu sein und in Vollzeit interessante Projekte bearbeiten zu können. 2008 sah sie ihre Chance darin, sich selbstständig zu machen.
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Im Homeoffice heißt der Arbeitsalltag: Immer erreichbar sein, wenig Abstand zur Arbeit bekommen, auch tagsüber ansprechbar für Handwerker, Familie und Freunde am Telefon zu sein, zwischendurch mal schnell die Waschmaschine anwerfen oder schnell was einkaufen, Termine in der Schule wahrnehmen und immer alles unter einen Hut bringen.
Allzeit erreichbar
In den letzten Jahren hat Sonja Grandjean mehrmals den Versuch gemacht, in ein externes Büro umzuziehen. Doch für sie hat jede Medaille zwei Seiten: Mit ihrem externen Büro kehrte sich alles ins Gegenteil um, erzählt die erfolgreiche Freelancerin. Da waren lange Wegezeiten, in denen sie nicht gut für Kunden erreichbar war. Zu Hause bekam sie vieles nicht mit, was schön gewesen wäre. Und nicht zuletzt war sie durch die Büromiete permanent dem Druck ausgesetzt, regelmäßig einen sehr hohen Monatsumsatz machen zu müssen. Das heißt für Freie oft, viel mehr als Vollzeit zu arbeiten. Darüber denke man mit Ü50 anders, sagt Sonja Grandjean. Für sie stehe nicht mehr das Um-jeden-Preis-erfolgreich-sein-wollen im Vordergrund, sondern mehr Lebensqualität, mehr Gesundheitsbewusstsein, mehr Zeit zum Leben.
Heute arbeitet die freie Texterin und Content-Managerin wieder zu Hause – und kommt mit ihrer neuen „Work-Life-Integration“ gut klar. Allen Selbstständigen in ähnlicher Situation empfiehlt Sonja Grandjean: „Achten Sie darauf, zu welchen Tageszeiten Sie am besten arbeiten können und schaffen Sie sich störungsfreie Zeitfenster. Planen Sie Ihre To-do’s so ein, dass sie auch wirklich zu schaffen sind und nicht in lange Listen ausarten, die kein Mensch mehr bewältigen kann. Nutzen Sie Ihre Mailbox bzw. Ihren Anrufbeantworter und hängen Sie auch mal ein „Bitte nicht stören“ für Ihre Mitbewohner an die Tür. Und vergessen Sie nicht, sich einfach mal eine schöne Mittagspause in der Stadt oder auf dem Balkon zu gönnen.“
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