Learnings für die Konzeption von Online-Veranstaltungen
Die richtige Dramaturgie im digitalen Event
von Konstanze Agatz, Artikel aus dem Archiv vom
Events online sind im Prinzip wie solche offline – reduziert auf zwei Sinne. Dies hat Auswirkungen auf die Dramaturgie von Digital-Events. Einige Learnings zur Konzeption von digitalen Veranstaltungen.
Die Programmgestaltung eines Events funktioniert online im Prinzip genauso wie offline – reduziert auf zwei Sinne. Wenn Zuschauer:innen und Zuhörer:innen nur noch über das Hören und Sehen erreicht werden kann, dann hilft es, sich auf Fernseh- und Rundfunkwissenschaften und Regeln der Programmgestaltung zu besinnen. Diese sind nicht neu – nur werden sie jetzt von neuen Veranstaltungsmacher:innen entdeckt und genutzt.
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Wie muss eine digitale Veranstaltung aufgebaut sein? Welche Dramaturgie ist entscheidend, um die Zuschauer:innen zu fesseln und Botschaften möglichst nachhaltig zu verankern? Denn aus der Konsumenten- wie auch aus der Rezipientenforschung weiß man: Nie gab es so viele verschiedene Ablenkungen wie im Digitalzeitalter.
Aufmerksamkeitsspanne unter Goldfisch-Niveau?
Mittlerweile heißt es: Die durchschnittliche Konzentrationsspanne eines Menschen sei geringer als die eines Goldfischs, weniger als neun Sekunden könnten wir uns voll auf eine Sache fokussieren. Das ist zwar eine Legende ohne wissenschaftliches Fundament (*1), was aber stimmt: Unsere Arbeits- und Lebenswelt wird schneller und fordernder. Viele der Zuschauer:innen ziehen sich nicht, wie bei einer physischen Veranstaltung, ganz aus dem Tagesgeschäft heraus, sondern konsumieren digitale Inhalte oftmals nebenbei.
Anders als die Legende um den Goldfisch Glauben macht, können Menschen sich allerdings bis zu 50 Minuten konzentrieren. Danach fällt die Aufmerksamkeit auf einen gleichbleibenden Tiefpunkt. Besonders fokussiert sind wir während der ersten 20 Minuten eines neuen Themas (*2). Für die Dramaturgie eines digitalen Formates bedeutet das: Am effizientesten handelt, wer immer wieder erlaubt, auch mal nicht aufmerksam zu sein; beispielsweise in Form eines Einspielers, eines Standpunktwechsels oder auch einer Kaffeepause. Wer immer wieder unterbricht, gewinnt dazwischen mehr Konzentration – ergo mehr Aufmerksamkeit. Und genau das muss mit dem Online-Event erreicht werden: Aufmerksamkeit gewinnen und – der schwierigere Part – halten.
„Never underestimate the power (and the preparation time) of an online event.“
Interaktion erhöht Involvement
Unser Hirn denkt rhythmisch. Es tut sich schwer damit, zu lange nur eine ganz spezielle Aufgabe zu analysieren. Gewissermaßen zur Abwechslung braucht es zwischendurch auch kurze, schnelle, eher intuitive Gedanken, die es kaum steuert (*3). Für eine Programmgestaltung, die das rhythmische Arbeiten unseres Gehirns berücksichtigt, bedeutet das nicht, möglichst viele Pausen zu machen, sondern es besagt vor allem: das Format abwechslungsreich zu gestalten. Konkret heißt das, u.a. kürzere Talks statt stundenlanger Panels, knackige Ansprachen und emotionale Momente – make it short and sweet!
Ohne die gegenseitige soziale Kontrolle des Publikums bedarf es bei reinen Online-Events umso mehr effizienter Interaktionsformate, um das situative Involvement der Teilnehmenden zu erhöhen. Daher besteht die Aufgabe der Eventkonzeption nicht nur darin, intelligente Interaktionsformate, die simple Frage- und Kommentarfunktionen in den Schatten stellen, zu entwickeln, sondern auch darin, das jeweilige Konzept und die verwendeten Online-Tools ausführlich zu erklären.
Live-Events leben jedoch nicht nur von der direkten Ansprache, der Community-Gedanke und das Gemeinschaftsgefühl gelten ebenfalls als relevant. Diese können digitale Formate nur bedingt vermitteln. Zwar stehen diverse Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, sie konzentrieren sich allerdings im Normalfall auf die Interaktion zwischen Sender und Zuschauer:innen. In der Zukunft wird es eine spannende Aufgabe sein, Interaktion zwischen den Zuschauenden zu fördern und interaktive Tools zu entwickeln, die das Zusammensein, das zufällige Kennenlernen und Diskutieren, wenn nicht ersetzen, so doch zumindest simulieren.
Drei Empfehlungen für Online-Events
Zusammenfassend lassen sich drei „Learnings“ extrahieren. Dabei empfiehlt es sich, die Kompetenz im Bereich Online-Events zu verstärken und diese bei der Budgetplanung zu berücksichtigen:
1. Kompetenz in Sachen Programmgestaltung, Online-Tools und Interaktion:
Nur wenn man weiß, wie es geht und was alles geht, kann man es sorgsam und zielgruppengerecht einsetzen.
2. Kompetenz in Sachen Technik/Plattform/Streamingdienste:
Auf technisches Know-how als die wesentliche Basis des Online-Events sollte man sich nicht einfach verlassen, sondern im Dschungel aller Anbieter nach Sachverstand suchen.
3. Kompetenz in Sachen Redner-Coaching:
Wenn Laien zu Hauptakteur:innen werden, dann lohnt es sich, in die sorgsame Vorbereitung des professionellen Auftritts zu investieren – in Skript, sicheren Umgang mit Technik/Prompter/Green Screen/Vorschauern und Performance.
Dass man ein Offline-Format nicht einfach abfilmen und senden kann, hat inzwischen jede:r Online-Eventmanager:in gelernt. Dass Online-Formate Geld kosten, wenn man sich kompetent an die Sache ran wagt, ebenfalls. Dass schlecht gemachte Online-Formate mehr Schaden anrichten als Nutzen, ist auch bekannt. Mit der Berücksichtigung der obigen drei Empfehlungen und den fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu, gelingt auch der Sprung von offline zu online erfolgreich. Bis bald im Stream – see you online!
Stimme den Ausführungen der Autorin prinzipiell zu. Nachdem Corona uns gezwungen hat, mehr digitale oder gar hybride Events zu organisieren und durchzuführen, sollten wir uns mit den neuen Möglichkeiten beschäftigen. Ich persönlich finde das digitale Event-Format total spannend und nehme mir den alten Spruch zu Herzen “in der Kürze liegt die Würze” und achte auf eine ausgewogene Dramaturgie.
Stimme den Ausführungen der Autorin prinzipiell zu. Nachdem Corona uns gezwungen hat, mehr digitale oder gar hybride Events zu organisieren und durchzuführen, sollten wir uns mit den neuen Möglichkeiten beschäftigen. Ich persönlich finde das digitale Event-Format total spannend und nehme mir den alten Spruch zu Herzen “in der Kürze liegt die Würze” und achte auf eine ausgewogene Dramaturgie.