Die Wertigkeit von Aus- und Weiterbildung in der Eventbranche
von Martina Gawenda, Oliver Forst ,
Wer eine Aus- oder Weiterbildung zum Eventmanager machen will, der hat ein weites Feld von Möglichkeiten vor sich: Intensivkurse, Seminare, Bachelor, Master … (fast) allen gemein: Gepaukt wird parallel zum Full-Time-Job. Doch wie steht es um die Wertigkeit der einzelnen Angebote? Und welche Art von Eventmanager braucht das Land?
Der Bologna-Prozess hat mit sich gebracht, dass heute alles „höher, schneller, weiter“ gehen muss. Das sozial-romantische Austoben im Studium fehlt. So die Aussage von Michael Hosang, Geschäftsführer eines der führenden privaten Weiterbildungsinstitute auf dem Eventsektor, dem Studieninstitut für Kommunikation.
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EVENT PARTNER hat mit Michael Hosang und Pressesprecherin Tanja Barleben über den Event-Bildungsmarkt im Allgemeinen und die Anforderungen seitens Agenturen wie Endkundenseite an künftiges Personal gesprochen.
Wie beurteilen Sie den Weiterbildungsmarkt im Eventbereich?
Michael Hosang: Wir hatten damals das unverschämte Glück, dass wir einer der Ersten waren, die eine Eventqualifikation angeboten haben, so dass uns die gebratenen Tauben direkt auf den Teller geflogen sind. Das war eine schöne Zeit. Heute haben wir einen sehr, sehr gesättigten Markt. Man muss versuchen, sich mit einzelnen Steps zu behaupten. Wir haben uns das Thema „Qualität“ auf die Fahne geschrieben.
Die meisten Eventstudiengänge gibt es von privaten Anbietern wie Ihnen. Haben die öffentlichen Bildungseinrichtungen den Trend verschlafen, diese Studiengänge anzubieten?
Hosang: Es gibt seit Jahren das 800 Seiten dicke Standardwerk vom „Marketing-Papst“ Meffert. Am Anfang enthielt es zwei Seiten, hinterher vier Seiten zum Thema „Event“. Klar haben „die Öffentlichen“ das Thema nicht früh genug erkannt, es vielleicht aber auch mit einem gewissen Naserümpfen versehen, nach dem Motto: Was ist denn Event überhaupt? Der Spiegel hat 2005 geschrieben, Event sei Hartz IV im Affenkostüm. Eine sehr reißerische Botschaft. Das ist aber, glaube ich, nach wie vor das Ansehen, das Event da draußen hat: Party People, immer gut drauf, hier ’ne Veranstaltung und dort ’ne Veranstaltung, idealerweise auch noch interkontinental.
Tanja Barleben: Der Spiegel hat vor zehn Jahren nicht verstanden, worum es geht und wie sich die Branche entwickelt. Das Berufsbild des Eventmanagers hat sich in puncto Anspruch sehr verändert, diverse Managementqualitäten sind hinzugekommen. Deshalb gibt es nicht umsonst den Bachelor- und den Masterstudiengang. Gerade Event ist als Verkaufskanal extrem wichtig geworden. Mit Blick auf die Absatzzahlen – der FAMAB hat jüngst 25 Milliarden Euro kommuniziert – ist die Wertigkeit der Branche beachtlich gestiegen.
Hosang: Ich glaube, dass sich die DAX-Konzerne, mit denen wir im Inhouse-Bereich sehr engagiert zusammenarbeiten, mehr und mehr vom Begriff „Eventmanager“ verabschieden. Sie suchen eine Umschreibung, um das, was da tatsächlich passiert, auf eine andere Stufe zu stellen. Die Begrifflichkeit „Event“ ist zu inflationär, lässt sich weder nach innen noch nach außen gut verkaufen.
Die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Event sind durch die privaten Anbieter breit gefächert. Jede Eventagentur hat ihre eigenen Vorlieben, woher sie sich ihre Frischlinge rekrutieren. Welche Maßnahmen sind hier besonders gefragt?
Hosang: Alles, was dual angedacht ist, wird gefragt. Ohne fundierte Betriebswirtschaft geht es nicht. Die muss man erleben und streckenweise auch erleiden. BWL kombiniert mit einer ordentlichen Expertise an praxisorientierten, handlungsfeldspezifischen Einheiten, ist das, was gefordert wird. Die Agenturen – wenn man sie als einen Parameter dieser Branche sieht – schauen sich zunehmend sehr genau an, was hinter den Abschlüssen steckt und was reiner Etikettenschwindel ist. Es gibt einige qualitativ gut verankerte, bodenständige und seriöse Angebote in Deutschland. Enorm wichtig ist bei den qualitativen Aspekten auch, inwieweit das Thema „Marke“ behandelt wird; inwieweit Event auf Marke dementsprechend einzahlen kann.
Was braucht die Branche denn an Kräften? Inwiefern zahlen welche Weiterbildungen auf die Wachstumsdynamik und auf die steigenden Anforderungen der Kunden ein?
Barleben: Ich habe mich kürzlich darüber mit einem Personalfachmann aus einer Unternehmensberatung unterhalten. Seine Einschätzung aus Beraterperspektive war, dass für seine Mandanten der Praxisanteil bei den Weiterbildungen sehr wichtig ist. Außerdem legen die Kunden großen Wert auf die Projektliste.
Der Partner einer führenden Kommunikationsagentur hat mir berichtet, dass sich seine Agentur selbst den Nachwuchs heranzieht, sich dann u.a. an das Studieninstitut wendet und entsprechend das Weiterbildungskonzept erarbeitet.
Schicken viele Endkunden ihre Mitarbeiter aus den Marketingabteilungen zu Ihnen oder kommen die Kursteilnehmer eher von Agenturseite?
Hosang: Beim MBA und beim geprüften Eventmanager sind es in der Majorität die Unternehmen, die ihre Leute entsenden. Beim geprüften Veranstaltungsfachwirt sind es 50-50 Endkunden und Eventagenturen.
Dementsprechend rüsten die Unternehmen selbst in Sachen Eventabteilung auf …
Hosang: Ja, das kann man mit einem Ausrufezeichen versehen.
Müssen sich die Eventagenturen in Acht nehmen?
Hosang: Das würde ich so nicht unterstreichen. Agenturen haben eine ganz andere Power hinter sich.
Barleben: Und die schlafen ja auch nicht …
Momentan sind viele Eventagenturen vermehrt auf der Suche nach Senior Projektleitern bzw. Senior Konzeptionern, an denen es scheinbar mangelt. Woran mag das liegen?
Hosang: Über 40 – oder sagen wir besser: ab einem gewissen Alter – kann man nicht mehr im operativen Eventgeschäft tätig sein. Dass das ein sehr stressiger Job ist, ist zweifelsohne klar. Dass die Jungen hereinströmen, liegt daran, dass bei diesen immer noch eine Wahnsinnsvorstellung vorherrscht, was Event bedeutet. Sicherlich liegt das auch an den vielen Castingshows der letzten Jahre, wo Event, Glamour und Glitter gespielt wurden. Diejenigen, die schon ein gewisses Alter haben und frei unterwegs sind, kennen ihren Marktwert. Die lassen sich nicht für irgendeine Agentur einfangen, sondern arbeiten frei, können ihr Honorar mehr oder weniger selbst bestimmen und verdienen gutes Geld.
Kommt man heute überhaupt noch als Quereinsteiger ohne Eventausbildung in die Branche rein?
Hosang: Man hat immer noch die etwas verrückten Karrierewege, und das ist gut so. Denn das sind meistens die Leute, die einen sehr kreativen Touch haben. Aber es ist ganz bestimmt nicht mehr so wie früher. Ich glaube auch, dass eine Grundqualifikation in diesem Bereich, um überhaupt rein- und dann weiterzukommen, gut tut.
Wird es Ihrer Erfahrung gewürdigt, dass man den Master macht?
Barleben: Das hängt von der Struktur des Unternehmens ab.
Hosang: Puh, eine wirklich gute Frage. Ich glaube, dass es in einzelnen Bereichen – industrieseitig – nicht verkehrt ist, einen hohen Abschluss zu haben. Im Agenturbereich geht meiner Meinung nach unendlich viel Fantasie damit einher, wenn jemand einen Master hat. Da würde ich mich als Geschäftsführer oder als HR-Verantwortlicher fragen, was der denn eigentlich alles kann.
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