Schluss mit dem roten Faden – Detlef Altenbeck, marbet, im Gespräch

Echt, ehrlich, glaubwürdig! – Bausteine für ein gelungenes Event

Dramaturgie statt roter Faden. Nach diesem Credo inszeniert Detlef Altenbeck von marbet Veranstaltungen, die direkte, ehrliche und sinnliche Begegnungen ermöglichen. EVENT PARTNER hat mit ihm über das Ende des roten Fadens und den Trend hin zu mehr Analogie gesprochen.

Detlef Altenbeck
Detlef Altenbeck (Bild: marbet )

[Hinweis der Redaktion: Der Artikel stammt von Oktober 2019]

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Detlef Altenbeck ist ein Geschichtenerzähler. Der Director m.next, der neuen Denkwerkstatt der Agentur für Live- Kommunikation marbet, kommt ursprünglich aus einem ganz anderen Bereich. Seit seiner Kindheit liebt er Geschichten. Schon früh war für ihn klar, dass er diese als Regisseur am Theater erzählen möchte. Diese Liebe und dieses Denken, immer von der Story ausgehend, treibt ihn seit 20 Jahren auch im Veranstaltungsbereich an. Für ihn macht es keinen Unterschied, ob er eine Großveranstaltung, wie beispielsweise den Würth Kongress für die internationalen Führungskräfte und den zukünftigen Strategieprozess des Unternehmens, inhaltlich, inszenatorisch und dramaturgisch betreut oder eine Oper von Mozart inszeniert – das Handwerk ist das gleiche. Sein Wissen und seine Erfahrungen vermittelt er seit 2015 am Studieninstitut für Kommunikation und seit 2019 den Studierenden an der DHBW Ravensburg.

Weg vom roten Faden

Eine Herzensangelegenheit ist ihm dabei der rote Faden und die Bedeutung von Dramaturgie. Es geht ihm darum, die Veranstaltungsteilnehmer abzuholen, und zwar gedanklich und sinnlich; ein roter Faden, der sich offen erkennbar durch die gesamte Veranstaltung zieht, sei da nur kontraproduktiv. „Wenn ich immer höre, ‚wo ist denn der rote Faden?‘, bekomme ich Anfälle! Wir brauchen keinen roten Faden – wir brauchen eine Dramaturgie!“ Anstatt sich zu überlegen, wie einzelne Programmpunkte mit einem roten Faden, einer ausgedachten Überidee, zusammengehalten werden könnten, sollten sich Planer damit auseinandersetzen, was an welcher Stelle wie lange stattfindet und inhaltlich sinnvoll ist. Genau das sei, so Altenbeck, Dramaturgie.


„Wir brauchen keinen roten Faden – wir brauchen eine Dramaturgie!”

Detlef Altenbeck


Verlust der Aufmerksamkeit

Ist der rote Faden offensichtlich erkennbar, gehen Spannung und Überraschung oft verloren. Das wiederum führt zu einem Verlust der Aufmerksamkeit. Dabei geht es doch gerade in der heutigen Zeit, in der man überschüttet wird mit Informationen, immer mehr um die Frage, wie eine Veranstaltung mit ihren Inhalten noch Aufmerksamkeit erzeugen kann. Absehbarkeit durch einen roten Faden ist da kontraproduktiv. Anstatt den Teilnehmern beispielsweise beim Einlass gleich den Programmablauf in die Hand zu drücken, sollten kreative Konzeptioner stattdessen den Mut haben, das Unabsehbare zuzulassen, empfiehlt Detlef Altenbeck.

Würth Kongress in Vancouver
Würth Kongress in Vancouver (Bild: Thorsten Jochim, marbet)

Vom Theater lernen

Dieses dramaturgische Denken hat bei Altenbeck seinen Ursprung im Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, er ist theaterbesessen, ein Theatermensch. Es macht ihm viel Freude, an die Studierenden weiterzugeben, was man von Aristoteles, den alten Griechen und eben dem Theater lernen kann: „Auch als vernunftbegabtes Wesen sind wir Menschen doch in erster Linie über Emotionen zu erreichen. Die Regeln des Theaters, dass es glaubwürdig wirken und emotional sein muss, die Geschichte Hindernisse braucht, Kontraste, Überraschungen, Konflikte, Humor und Helden, lassen sich perfekt auf Veranstaltungen übertragen.“

Die alten Regeln erreichen laut Altenbeck auch die heutigen Studierenden. Egal ob Theater oder Veranstaltung, es geht immer darum, die Geschichte bzw. den Inhalt gut zu erzählen. Die Fragen zu beantworten: Wie wirkt das? Was erzählt sich inhaltlich? Kann ich die Teilnehmer emotional erreichen? Diese Fragen stellt sich Altenbeck sowohl bei der Inszenierung eines Theaterstückes als auch einer Veranstaltung.

„HOT TRENDS Xhibition2017“ für Maybelline New York
„HOT TRENDS Xhibition2017“ für Maybelline New York (Bild: marbet )

Back to the future: Analog ist das neue Bio

Dabei sollten Kreative sich jedoch nicht von den vielen Trends und technischen Neuerungen blenden lassen. „Die Faszination, was technisch alles möglich ist, hat es auch bei den alten Griechen schon gegeben. Viele Trends werden nach einer kurzen Zeit auch wieder verschwinden.“ Weniger Feuerwerk, weniger oberflächlicher Reiz der technischen Möglichkeiten, weniger kurzlebiger Effekt, dafür mehr anhaltende Wirkung, hin zur direkten, ehrlichen und analogen Begegnung prophezeit Altenbeck für die kommenden Jahre und stellt klar: „Mir geht es nicht um eine Verdammung der Technik. Im Gegenteil, wir brauchen Technik. Sie schafft Möglichkeiten, unsere Zukunft zum Guten hin zu gestalten.“ Planer sollten sich jedoch genau überlegen, welche Technik sie einsetzen wollen und wo es aber auch von Vorteil sein kann, etwas wegzulassen.

C-HR_BERLIN
C-HR Festival in Berlin (Bild: marbet )

Altenbeck sieht einen klaren Trend zu kleineren analogen Formaten innerhalb großer Veranstaltungen. Dabei spielt besonders das Thema Glaubwürdigkeit und Achtsamkeit eine entscheidende Rolle. Teilnehmer wollen in einem persönlichen Live-Erlebnis auf glaubwürdige Menschen und relevante Themen treffen. Das geht besonders gut in einem kleinen Rahmen, einem kleinen Veranstaltungsformat, das jeder Teilnehmer für sich frei auswählen kann. Mache ich bei einem Workshop mit? Höre ich einem Impulsvortrag zu oder nehme ich an einer Diskussion teil? Gehe ich in die begleitende Ausstellung, tausche mich mit Kollegen aus oder entspanne ich im Ruheraum? Laut Altenbeck sollten Teilnehmer einer Großveranstaltung individuell entscheiden können, was sie machen, wissen und erleben wollen. Dass alle Einzelnen aber auch immer wieder eine Gemeinschaft bilden, gehört für Altenbeck zu einer gelungenen Veranstaltung dazu.

Stellung beziehen

Altenbeck brennt für sein Verständnis von Live-Kommunikation, der Möglichkeit Zukunft zu gestalten und möchte auch den Kreativnachwuchs davon überzeugen: „Nur wer selber brennt, kann andere entzünden.“


m.next – die neue Denkwerkstatt von marbet

Die aus dem letzten Jahrhundert stammende, ehemalige Fassfabrik in Schwäbisch Hall ist der neue Hauptsitz der Live-Kommunikationsagentur marbet. Auf dem Gelände des Karl-Kurz Areals entsteht gerade ein inspirierender Standort für Veranstaltungen, Start-ups und etablierte Unternehmen, für Bildung, Kreativität und Innovation. Hier öffnet auch marbets neue Denkwerkstatt m.next ihre Tore, in der Unternehmen einen Freiraum zur Ideenentwicklung haben. Der Kunde erhält dabei die Unterstützung eines eigens für ihn gebildeten interdisziplinären Teams von Spezialisten, Querdenkern, Künstlern, Philosophen oder Studierenden. Hierbei müssen für Detlef Altenbeck, Director m.next „sowohl das Wissen, die Art zu Denken und die Chemie für die Zusammenarbeit mit dem Kunden stimmen, beziehungsweise sollte eine produktive Reibung erzeugt werden“. Die Werkstatt von m.next wird je nach Anforderungen eingerichtet: Das kann ein einstündiger Gedankenaustauch unter vier, sechs, acht Augen sein, ein eintägiger Kreativworkshop, ein mehrtägiger Ideen-Pitch oder ein mehrwöchentlicher Change-Management-Begleitprozess. Altenbeck: „Die Denkwerkstatt m.next schafft dem Kunden die Möglichkeit, sich ungestört auszutauschen, Impulse zu bekommen und Lösungen für die Herausforderungen der sich rasant verändernden neuen Lebens- und Arbeitswelt zu erarbeiten.“

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