Zukunftsvision von Events

Ein Tag im Metaverse

Im Metaverse sollen Träume regelrecht zur (digitalen) Realität werden. Bis es so weit ist, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Wir wollen trotzdem eine imaginäre Zeitreise unternehmen: Wie könnte ein Event im Metaverse aussehen? Kommen Sie mit!

Metaverse-VR-AR-Immersion(Bild: A. Solano/Shutterstock)

Der Tech-Philosoph David J. Chalmers prognostiziert, dass sich virtuelle und nichtvirtuelle Realitäten bald kaum voneinander unterscheiden lassen. Heute lässt sich das noch ziemlich klar feststellen. Das Metaverse ist noch eine Vision. Es kommt langsam; aber es kommt. Es herrscht Goldgräberstimmung. Tech-Konzerne liefern sich nicht nur ein Rennen um die besten Claims, sondern gleich darum, das gesamte System zu definieren. Denn wer die Plattform besitzt, wird auf lange Zeit die Regeln bestimmen und die größten Gewinne einfahren. Es ist wichtig, bei dem ganzen Marketing-Buzz nicht die eigentliche Idee aus den Augen zu verlieren: einen offenen Raum zu schaffen, der alle bisher getrennten digitalen Ökosysteme und Plattformen für Themen wie Shopping, Sport, Arbeit und Gaming verbindet. Eine neue, inklusive Welt-Öffentlichkeit. Entstanden ist der Gedanke aus verrückten Träumen und nerdiger Science-Fiction. Deswegen sollte man bei all den Dollarzeichen in den Augen nicht vergessen, was für ein abgefahrenes neues Feld für Fantasie und Kreativität hier entsteht. Voller Möglichkeiten für gemeinschaftliche Erfahrungen aller Art. Und ganz besonders eröffnen sich durch das Metaverse Chancen für eine völlig neue Dimension von virtuellen und hybriden Events sowie branded Entertainment.

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Erlebnisse in einer neuen Realität

Was für Erlebnisse können hier möglich sein? Erlebnisse, die der Realität fast so nah kommen, wie die Realität selbst. Aber auch Erlebnisse, die die Realität um neue Dimensionen erweitern. Und das, ohne reisen zu müssen, Benzin zu verbrauchen, zu schwitzen, zu frieren, in langen Schlangen zu stehen oder sich mit irgendwelchen Viren anzustecken. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Biologen-Kongress mit original getreu animierten Dinosauriern zu Beginn der Kreidezeit? Oder einer Fashion Show auf einer Raumstation mit Blick auf die Geburt eines neuen Universums? Spielen wir mal in Gedanken durch, wie ein Event in einem grenzenlosen Metaverse ablaufen könnte – an einem ganz normalen Samstagabend.

Metaverse(Bild: Shutterstock/thinkhubstudio)

Zu Besuch im Metaverse

Ich bin aufgeregt, eine Weltpremiere steht an. Noch ein bisschen Sport mit zwei Freunden, dann geht es los. Wir machen ein Bodycombat Workout. Heute eine exklusive Einheit mit Mike Tyson als Instructor. Eine einmalige Aktion, gesponsert von einem schwäbischen IT-Unternehmen. Mike heizt uns ziemlich ein. Immer noch furchteinflößend. Und schnell auf den Beinen. Bin ehrlich gesagt ein bisschen froh, dass wir nur ein Gruppen-Workout und kein Sparring machen. Fertig. Auch mit den Nerven. Noch eine entspannte halbe Stunde Zeit zum Duschen.

Jetzt aber geht es zur Weltpremiere. Die Tickets sind begehrt gewesen. Es handelt sich um die neue VR-Choreografie eines berühmten israelischen Choreographen, bei dem es schon in normalen Theater-Aufführungen abgeht wie bei einem Heavy-Metal-Konzert. Titel: Eruption. VR-Brille auf, rein in die Event-App. Mit den anderen Avataren finde ich mich am Fuß eines riesigen Berges wieder. In kleinen, wild durcheinanderredenden Gruppen machen wir uns auf den Weg nach oben. Ich treffe Freund:innen und Kolleg:innen aus der ganzen Welt, und ich bin froh, dass wir Zeit haben, etwas zu quatschen, bevor es losgeht.

Wir staunen über die Welt, in der wir uns befinden. Der Berg scheint ein Vulkan zu sein, und um uns herum erstreckt sich ein herrlicher Ozean. Die Sonne steht schon tief. Oben angekommen, eröffnet sich uns ein riesiger Krater, in den ein Amphitheater eingelassen ist. Dramatisch geht die Sonne unter, ein tiefes Blau zieht über uns, und die erste Tänzerin erscheint. Sie wippt auf einem Sprungbrett, das in den Vulkankrater hineinragt. Sie hat eine E-Gitarre. Dann wird es dunkel, ein fliegender Spot strahlt sie an, und sie spielt Eruption von Eddie van Halen. Dabei springt sie hoch in die Luft – und mit der letzten brüllenden Note springt sie in den Krater. Das war nur das Vorspiel. Jetzt folgt ein kreativer Vulkanausbruch. Aus dem Krater schießen Farb-Fontänen nach oben und treffen uns Zuschauende. Die Farben lassen uns immer höher in den Himmel über dem Vulkan fliegen, und aus allen anwesenden Avataren entsteht ein gigantisches Kaleidoskop, das sich langsam zu elektronischer Musik durch den Weltraum bewegt. Wir verstehen: Hier treten sonst keine Tänzer:innen auf. Wir selbst werden von Zuschauenden zu aktiven Performern und bilden schwebend im All immer neue, faszinierende geometrische Formationen und leuchtende Farbspiele. Eine intensive halbe Stunde vergeht gefühlt in fünf Minuten. Dann landen wir wieder auf dem Vulkan und werden von einem tollen Sonnenaufgang begrüßt. Wer will, kann jetzt noch mit dem Produktions-Team diskutieren. Oder einfach das erlebte gemeinsam mit den anderen begeistert besprechen und auf sich wirken lassen.

Bevor ich noch auf einen Absacker in der virtuellen Skybar verabredet bin, nehme ich die VR-Brille ab. Es ist Nacht. Es regnet. Ich habe noch einmal das Bedürfnis, nach draußen zu gehen. Ich höre dreidimensional um mich herum den Wind und das raschelnde Laub der Bäume. Es riecht nach Lindenblüten und Asphalt. Auf der nassen Straße spiegeln sich voreifahrende Autos und Straßenlaternen. Und ich muss schon sagen: bei aller Perfektion des Metaverse, diese Realität ist und bleibt schon verdammt gut gemacht.

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