Dozentin an der Hochschule Fresenius in Heidelberg
EVENT PARTNER Testimonial: Drei Fragen an Susanne Doppler
von Martina Courth,
Prof. Dr. Susanne Doppler nutzt EVENT PARTNER auch gerne in ihren Vorlesungen an der Hochschule Fresenius in Heidelberg. Als unser Testimonial berichtet sie exklusiv, wie ihre Student:innen die Eventbranche sehen und was ihnen in der Arbeitswelt von morgen wichtig ist.
Der Fachkräftemangel machte sich auch zuletzt in der Eventbranche allerorts bemerkbar. Sie bilden seit elf Jahren den Nachwuchs in Eventmanagement an der Hochschule Fresenius in Heidelberg aus. Wie ist Ihre Wahrnehmung, wie die jungen Erwachsenen zum Eventbusiness stehen? Hat sich das Bild der Veranstaltungswirtschaft in dem Jahrzehnt gewandelt – und inwiefern?
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Prof. Dr. Susanne Doppler: Ich muss vorwegschicken, dass ich an der Hochschule natürlich vor allem mit jungen Erwachsenen spreche, die sich für das Studium International Business mit Schwerpunkt Eventmanagement entschieden haben. In meinen Gesprächen steht daher von vornherein ein großes Interesse am Eventbusiness, Freude am Studium und die Hoffnung auf einen erfüllenden Job im Vordergrund. Die Stimmung hinsichtlich unserer Branche ist in den Studiengruppen durchweg gut.
An Entwicklungen der letzten zehn Jahre beobachte ich ein deutliches Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit, speziell Aspekte der Umwelt- und Ressourcenschonung und der sozialen Verantwortung in der Eventbranche. In meinen Lehrveranstaltungen zieht sich das mittlerweile als roter Faden durch alle Lehrgebiete im Eventbereich. Events bieten heute stärker als noch vor zehn Jahren einen Raum, in dem auf der einen Seite eine Alltagsvergessenheit gefeiert wird, der aber auch Möglichkeiten zum Diskurs anbieten soll. Die jungen Erwachsenen sehen sich mit großen Herausforderungen konfrontiert, die sie in eine unsichere Zukunft blicken lassen. Sie brauchen Verbündete, und die finden und pflegen sie in ihren Event-Communities.
In meiner Wahrnehmung hat auch das kreative Potenzial zugenommen. Unsere Nachwuchskräfte haben mitunter unkonventionelle Ideen und entwickeln durchgängig erlebnisorientierte Konzepte, die sie auch für B2B-Formate vorschlagen. Persönlicher Austausch, Diskurs und Mehrwert für die Teilnehmer:innen sind wichtiger geworden, auch das Thema Community Building, z.B. in Online Communities, die dann auch zu physischen Treffen vor Ort führen. Die Bookstagram- oder Booktok-Szenen, die sich auf der Buchmesse in Frankfurt treffen, sind dafür gute Beispiele. Die jungen Erwachsenen haben die Pandemie hinter sich gebracht und haben jetzt eine fast unbändige Lust, Menschen zusammenzubringen, Resonanz zu erfahren. Interessant ist in dem Kontext vielleicht auch das Verhältnis von Social-Media-Konsum und Live-Events. In der endlosen Schleife von „Reels“ sinkt die Aufmerksamkeitsspanne der Rezipient:innen in den Sozialen Medien dramatisch. Live-Events hingegen werden immer mehr zu wichtigen Treffpunkten für soziale Interaktionen und bieten die einzigartige Möglichkeit, echte Verbindungen zu knüpfen, gemeinsame Interessen zu teilen, sich zu unterhalten und Gemeinschaft zu genießen. Die jungen Menschen sehnen sich nach persönlichen Begegnungen und dem Austausch mit anderen in einer realen Umgebung.
Als qualitative Forscherin hat mich aber auch interessiert, was meine Student:innen dazu sagen, und daher habe ich in meinen Lehrveranstaltungen den Nachwuchs dazu befragt: Einhelligkeit bestand darin, dass sie Lust haben, sich zu engagieren und ihre Ideen einzubringen. Es scheint aber gerade für Neueinsteiger:innen schwierig, an Stellenangebote zu gelangen. Viele möchten auch schon während des Studiums in der Eventbranche ihren Beitrag leisten, finden aber keine Stellenangebote, die sich flexibel an ihre Lebenssituation anpassen lassen. Ich hörte solche Sätze wie: „Wir sind total motiviert und aufgeputscht und wollen unsere Kreativität rauslassen. Aber die Szene ist nicht offen genug, auch jungen Leuten und Einsteiger:innen eine Chance zu geben und ihre Ideen anzuhören.“ Interessant fand ich auch den Aspekt, dass es ihnen dabei im ersten Schritt oft gar nicht um eine Bezahlung ihrer Arbeit geht. Vielmehr suchen sie eine Plattform, auf der sie sich ausprobieren können, gehört und wahrgenommen werden. Ich denke, es geht dabei um Ermächtigung, also Angebote und Plattformen anzubieten, die der Nachwuchs aus eigener Kraft nicht schaffen kann. Sie äußern auch, dass das Thema Sicherheit größere Bedeutung bekommt, mögliche Gefahren, die von Einzelnen ausgehen können, sind präsenter. Und: Der Nachwuchs empfindet Dankbarkeit, dass Events nach der Pandemie endlich wieder „real“ sind, also in der physischen Realität stattfinden.
Welche Maßnahmen sind Ihrer Meinung nach nötig, um mehr Heranwachsende für das Thema Veranstaltungswirtschaft zu begeistern?
Doppler: In meiner Wahrnehmung müssen die jungen Erwachsenen nicht für das Thema begeistert werden. Sie sind begeistert. In der Gegenwartsgesellschaft fehlt aber mitunter das Bewusstsein für die Komplexität und die gesamtwirtschaftliche Bedeutung unserer Branche. Einschläge Erfahrungen wie die Corona-Pandemie und steigende Energiepreise haben zudem Unsicherheit erzeugt, wie „sicher“ ein Job in der Branche ist. Darüber hinaus hängt dem Beruf der Ruf an, sehr stressig zu sein. Die Eventbranche braucht ein Narrativ, das Unsicherheiten, Risiken, Ängste und Sehnsüchte aufgreift und diesen faktenbasiert begegnet. So kann eine Zukunftserzählung entstehen. Und es braucht Plattformen, auf denen Agenturen, Unternehmen, Veranstalter und der Nachwuchs zusammenkommen, wo sich der Nachwuchs ausprobieren kann und an konkreten Fragestellungen ins Tun kommt.
Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Hochschulen?
Doppler: Hochschulen bereiten junge Menschen auf die Bewältigung solcher komplexen Aufgaben gut vor und können durch eine gute faktenbasierte Ausbildung Unsicherheiten abbauen und Sicherheit geben. Sie bieten einerseits eine fundierte wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung – an unserer Hochschule mit internationaler Ausrichtung – plus der Vertiefung in die wesentlichen Bereiche des Eventmanagements. Als Hochschule können wir eine Plattform bieten und Unternehmen in den Austausch mit Nachwuchskräften bringen. Aktuell begleite ich z.B. drei Praxisprojekte, davon zwei in Zusammenarbeit mit Agenturen, in denen sich Student:innen mit konkreten Fragestellungen zu „Künstlicher Intelligenz in der B2B-Kommunikation“ und der „Hybridisierung von Events nach Corona“ auseinandersetzen. Das dritte Projekt läuft in Zusammenarbeit mit einem Kulturzentrum. Da geht es darum, dass die Student:innen ein partizipatives Eventformat entwickeln, das im öffentlichen Raum in Heidelberg stattfinden soll mit dem Ziel, Heidelberger Bürger:innen in der gesellschaftlichen Transformation zu begleiten. Als Hochschule können wir auch praxisnahe Forschung betreiben, z.B. zum Thema Stress in der Eventbranche.