Warum Eventagenturen nicht für Parteien arbeiten wollen
von Sylvia Koch ,
Geht es um Kampagnen und Aufträge aus der Politik, lassen viele Eventagenturen erstmal Vorsicht walten. Schließlich kann es ein Drahtseilakt sein, auf der einen Seite die Wünsche des Kunden nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen und auf der anderen Seite nach außen hin zu vermitteln, dass die Inhalte nicht unbedingt die eigene Meinung widerspiegeln …
Noch bis vor kurzem hatte Jung von Matt Werbung für politische Auftraggeber eher gemieden. Doch für die aktuelle Kampagne der CDU drückte die Hamburger Agentur ein Auge zu und setzte sich ans Zeichenbrett. Woher kam der Sinneswandel? „Wir leben in unruhigen Zeiten. An den gesellschaftlichen Rändern wird vieles von dem, was wir erreicht haben, in Frage gestellt“, erklärt Peter Figge, Vorstandschef der Hamburger Agentur. „Wir denken, dass in dieser instabilen Welt Gefahren von rechts oder links drohen und wir wollen uns engagieren.“
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Dennoch zögern viele andere Agenturen, Aufträge aus dem politischen Sektor anzunehmen. Zu groß ist die Gefahr, dass in unserer schnelllebigen Welt die Inhalte einer Kampagne mit den Ansichten der ausführenden Agentur verwechselt werden. Oder dass eine Wahlniederlage die Außenwirkung der verantwortlichen Agentur beeinflussen könnte. Manche Agenturen lehnen deshalb Aufträge aus dem politischen Sektor kategorisch ab, während andere individuell entscheiden. Wieder andere finden politische Aufträge besonders interessant, wenn Inhalte konzipiert werden müssen, die im Gegensatz zur eigenen Weltanschauung stehen. Geht es um Auftragsarbeiten für Parteien, spalten sich die Meinungen wie eine scharfe Axt ein altes Stück Holz. Geht es jedoch um die Unterstützung unserer gegenwärtigen Strukturen, nähern sich die Ansichten wieder an – oder etwa nicht?
Noch bis vor kurzem hatte Jung von Matt Werbung für politische Auftraggeber eher gemieden. Doch für die aktuelle Kampagne der CDU drückte die Hamburger Agentur ein Auge zu und setzte sich ans Zeichenbrett. Woher kam der Sinneswandel? „Wir leben in unruhigen Zeiten. An den gesellschaftlichen Rändern wird vieles von dem, was wir erreicht haben, in Frage gestellt“, erklärt Peter Figge, Vorstandschef der Hamburger Agentur. „Wir denken, dass in dieser instabilen Welt Gefahren von rechts oder links drohen und wir wollen uns engagieren.“
Kapitalismus vs. Kommunismus
Nehmen wir einmal den anarchistischen Auftritt der Roten Flora beim G20 Gipfel: Sich im Nachhinein über die Ausschreitungen in Hamburg zu wundern, wie es Andreas Blechschmidt, Vertreter der Roten Flora, getan hat, grenzt an Hohn. War nicht er es, der seine „Demonstration“ mit dem Motto „Welcome to hell“ betitelt hat? Wer da öffentlich erstaunt tut, dass die Hölle tatsächlich losbricht – und nebenbei das Hab und Gut völlig Unbeteiligter zerstört und in Brand gesetzt wird – verspottet den Intellekt seiner Mitmenschen. Doch warum das Ganze? Wogegen die Rote Flora da demonstriert haben will, wird in den Reden von Andreas Blechschmidt sehr deutlich: gegen den Kapitalismus. Aber die Frage ist doch, für welches System die Rote Flora dann eigentlich ist?
Peter-Matthias Gaede, der 20 Jahre lang Chefredakteur des Reportagemagazins „Geo“ war, hat die Alternativen in der FAZ ziemlich treffend zusammengefasst: „Die Systeme bieten uns […] seit etwa dem 19. Jahrhundert nicht allzu viel Auswahl. Bakunins Anarchie ist Papier geblieben, die Münchner Räterepublik hatte eine kurze Lebensdauer. Dito der ‚Sozialismus mit menschlichem Antlitz‘, wie die Prager wissen, die nicht nur Wasser abbekommen haben. Bleiben halt Kapitalismus oder Kommunismus, beides noch auf dem Markt; von Schweden einerseits bis Nordkorea andererseits.“ Derweil die Rote Flora den Kapitalismus bekannter Weise ablehnt, führt Gaede weiter aus: „Also Kommunismus/Sozialismus? Welchen dann genau, bitte? Das Genickschuss-Rechtssystem der Kommunistischen Partei Chinas? Die Mauern der DDR? Den Hunger- und Korruptionssozialismus in Venezuela? Das kubanische Paradies der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit? Den afrikanischen Sozialismus des Herrn Mugabe? Die grenzenlose Demokratie im Gegenentwurf zum Westen, also im Reich des Assad-Verbündeten Putin?“
Die Alternativen zur Demokratie sind nicht sonderlich verlockend und allzu oft vergessen wir, dass unser System und die Welt, in der wir leben, keine Selbstverständlichkeit sind. Dass es manchmal notwendig ist, sich für unsere Art zu leben einzusetzen, weil sie ansonsten zerbricht. Wer diese Lebensweise nicht aufgeben will, muss dazu beitragen, sie zu erhalten: Was das angeht, hat gerade die Live-Kommunikation einige der effektivsten Möglichkeiten.
Die Live-Kommunikation im Einsatz für die Demokratie
Überlegen wir doch einmal: Wo liegt eigentlich der Grundgedanke der Live-Kommunikation? Mit ihr werden Inhalte an bestimmte Zielgruppen getragen, um die Meinung der Menschen auf besonders kreative und effektive Weise zu beeinflussen. Sei es in Bezug auf ein Produkt, eine Marke oder eine Dienstleistung. Dazu gehört viel Talent, und wie könnte man das besser einsetzen, als um die Basis unserer demokratischen Gesellschaft zu festigen?
Voraussetzung für eine gefestigte Gesellschaft ist die Zufriedenheit der Menschen in einem Land: Je unzufriedener die Menschen sind, desto mehr sehnen sie sich nach einer Veränderung – auch in Bezug auf ihre Regierungsform. Wer also beispielsweise soziale Projekte unterstützt oder sich für das Wohlergehen der Menschen einsetzt, der stärkt damit indirekt die Demokratie in unserem Land – und macht abgesehen davon noch mächtig Werbung für sein eigenes Image …
Sollte sich die Eventbranche für die Demokratie aktiv engagieren? – Meinungen
Wie sehen andere Mitglieder unserer Branche das Thema Live-Kommunikation im Einsatz für die Demokratie? Was kann die Live-Kommunikation tun, um die Demokratie in unserem Land zu stärken? Und wie sieht es mit politischen Aufträgen aus?