Illusionen für Events: Magier Peter Marvey im Interview
von Martina Gawenda ,
„Magie muss man live erleben!“, sagt der Illusionist Peter Marvey. Stimmt. Magie weckt Neugier – bereits bei der Ankündigung eines Events. Den Illusionisten live auf der Bühne zu haben, das ist ein Erlebnis. Noch viel stärker wie im Fernsehen, wo theoretisch alles „getürkt“ sein könnte.
Eine Zaubershow ist ein faszinierendes Zusammenspiel von Pyro, Licht- und Lasershow, Witz, Glamour, Action sowie bezaubernden Tänzerinnen. Die Einmaligkeit der Illusionen ist ein entscheidendes Argument für viele Veranstalter rund um die Welt. Einzigartig oder mindestens speziell soll ja nicht nur der Anlass sein, sondern auch die Produkte und die Philosophie der Firma, die das Event durchführt. Am Anlass lösen die Illusionen kreative Denkprozesse aus. Die Besucher diskutieren, lachen, kommen miteinander ins Gespräch. Einige Gäste dürfen ins Geschehen eingreifen und in der Show mitmachen, was das Erlebnis und somit die Erinnerung an den Anlass nochmals verstärkt. Und es darf geträumt werden.
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Auf all das legt der Schweizer Illusionist Peter Marvey in seinen Shows viel Wert und bereichert so die Zuschauer und den ganzen Anlass auf diversen Ebenen. 2008 hat er seinen Wohnsitz in Feusisberg zum Magic-House samt Theater umgebaut; die unteren vier Etagen sind der Magie vorbehalten, in den oberen zwei befindet sich seine Wohnung. Dort entwirft er immer neue tonnenschwere Maschinerien für seine Show.
Einmal Zauberer zu werden ist ein Klein-Jungen-Traum. Wie haben Sie den Sprung vom Hobbyzauberer zum Magier von Weltformat geschafft? Das Geheimnis liegt wohl zu einem großen Teil in der Kreativität. Von Beginn weg habe ich eigene Ideen umgesetzt und nicht einfach „klassische“ Illusionen übernommen, denn ich wollte nie „Karaoke-Sänger“ werden. Ziel war, neue Systeme und Wege zu finden, Magie zu verbessern, meine Visionen umzusetzen. Das war viel aufwändiger und auch kostspielig, ist aber weltweit gefragt. Veranstalter fliegen nicht ein ganzes Team und tonnenweise Requisiten um die Welt, wenn sie dasselbe um die Ecke kriegen können.
Was für Fertigkeiten muss man mitbringen, um sich komplizierte Illusionen ausdenken zu können?
In der Magie geht es zuerst immer um den Zuschauer und um seine Auffassungsgabe. Das müssen Sie vorab verstehen. Also ein kleiner Teil der Psychologie. Darauf folgen Kreativität, Kreativität und Kreativität. Erst dann folgen Körpersprache, körperliche Fertigkeiten, Showaufbau,Choreografie, Licht, Timing, Bühnentechnik, Design, Planung, Musik, Video und Bildbearbeitung, Mechanik, Kostümdesign, Programmierung, Logistik, Teamleitung bis zu Organisation und Leitung von Herstellungspro – zessen. Und dazwischen noch viel mehr. Ich behaupte, es gibt kaum andere so vielseitige Berufe wie Illusionist. Aber vielleicht liegt es ja daran, dass ich sie nicht ausführe.
Sie beschäftigen nicht nur mehrere Tänzerinnen, sondern auch sechs Techniker bzw. Video- und Effektspezialisten. Zu wieviel Prozent sind Illusionen heute technikbestimmt?
Sehen Sie: Sie können die Kiste noch so groß bauen – die Illusion, dass die Tänzerin daraus aus dem „Nichts“ erscheint, wird dadurch nicht besser – im Gegenteil. Klar, Konzert- und Bühnenshows waren immer schon technikbestimmt. Zieht einer den Stecker, ist Ende Feuer. Aber wenn ich Zaubershows mit den heutigen Playback-Konzerten vergleiche, darf ich fast schon ein wenig stolz sein. Illusionsshows sind auch heute noch „handgemacht“. Das heißt, der Illusionist tut auch das, was man sieht. Körperlich kann das sehr anstrengend sein bzw. bedarf entsprechendem Training. Überzeugende 3D-Projektionen und Ähnliches sind Fiktion, und selbst ganze Armeen schaffen es mit aller Technik und größtem Budget nicht, Dinge wirklich unsichtbar zu machen. Dazu braucht es dann eben doch noch den Illusionisten.
In welche Richtung hat sich die Art der Tricks und Illusionen im Laufe der letzten 25 Jahre entwickelt?
Höhere Visualität, 360°-Einsicht, Schnelligkeit und Verwebung verschiedener Illusionen und Systeme sind gefragt. Deren Umsetzung ist schwierig, oft schließt das eine das andere aus, der Trend besteht jedoch. Illusionen sind komplexer geworden. So ist auch die Spanne der Herstellungskosten einer neuen Illusion groß und reicht von 1.000 bis zu einigen 100.000 Euro.
Magie mit Consumer-Elektronik ist oft zu sehen, was besonders die Technikfreaks anspricht. Verbreitung finden Illusionen im Internet, die mit „Live“-Illusionen jedoch meist wenig zu tun haben. Noch nicht durchgesetzt hat sich die LED-Technik, obwohl dadurch unglaublich schöne Illusionen entstehen können. Als Beispiel darf ich die „Diamond Illusion“ anführen oder ganz aktuell meine neuste Kreation „Illuminon“, wo meine Tänzerinnen und ich auf Lichtstrahlen schweben, erscheinen und verschwinden. Heißt es doch so schön: Zuerst war das Licht.
Ihre Show kann man sich auch im privateren Rahmen in Ihrem Magic-House am Züricher See ansehen, was ein nettes Incentive ist. Treten Sie auch bei Corporate Events auf, die etwa auf dem eigenen Firmengelände stattfinden?Inwiefern beeinflusst das Ihre Show?
Jede Showproduktion passe ich dem Anlass und den Wünschen des Veranstalters an. Somit bedeutet jede Gala auch frühzeitige Organisation sowie Logistik, die am Eventtag perfekt mit den weiteren Zulieferern einhergehen muss. Für das Reitturnier CSI in Zürich sollte ich einst Illusionen mit Pferden kreieren im Zürcher Hallenstadion: Es entstand die legendäre „Fliegende Kutsche“, die übrigens immer noch fliegt! In Moskau wollte ein Brautpaar zur Hochzeit in den siebten Himmel schweben: Ich entwarf „Die Schwebenden Gäste“. Die Illusion zeige ich heute immer noch, auch an kleineren An – lässen. Neben den öffentlichen Shows bin ich mit meinem Team oft für Firmen und Privatanlässe unterwegs, und, wie Sie sehen, inspiriert das. So lasse ich dann den CEO der Firma erscheinen oder die Schwiegermutter verschwinden.