Nein, die Rede ist nicht von den überteuerten Münchner Oktoberfest-Bieren, auch wenn sich dort gerade bei Redaktionsschluss unsere halbe Branche gehoben abschießt. Es geht um zwei Vorstände einer Versicherung.
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Nein, auch von der ERGO ist hier nicht die Rede, sondern von der gesetzlichen Novitas BKK. Focus und Bild, in vertrauter Schlagzeilengeilheit, deckten den Skandal auf. Da haben zwei Vorstände Mitarbeiterfeiern verantwortet. Beide müssen nun die Sause aus eigener Tasche bezahlen. Ja, sage und schreibe wurden da 37.000 Euro an Versichertenbeiträgen verprasst. 400 Mitarbeiter amüsierten sich. Das macht ein sagenhaftes Pro-Kopf-Budget von unter 100 Euro. Das ist ja sittenwidrig üppig! Die Zora kann natürlich nicht die Gesetzmäßigkeit bei einer gesetzlichen Krankenkasse beurteilen, ob die wirklich wegen „Verschwendung im Amt“ haften müssen. Wenn ich aber da mal so nachkalkuliere, was die üblichen Sausen von anderen Events so kosten – und ich rede nicht von den früheren Bunga-Bunga-Partys der Finanzdienstleister –, dann ist das doch hier eher Portokasse. Da kommt man doch schnell mal auf das Zehn bis Zwanzigfache pro Pax.
Hoffentlich macht das Urteil keine Schule, wenn ab jetzt gilt, dass, wer die Musik bestellt, nicht nur zahlt, sondern für die „Verschwendung“ auch haftet. Auch in einem anderen Fall, der ein Gericht im Sommer beschäftigte, entschied ein Richter letztinstanzlich auf persönlich zu leistenden Schadenersatz in Höhe von fast 500.000 Euro. Da hatte wohl der neue Geschäftsführer der Rhein-Main-Hallen mit dem alten noch ein sprichwörtliches Geflügel zu rupfen. Jedenfalls kann sein Vorgänger nun nicht mehr nur seine Pension nicht mehr genießen, sondern muss das Sümmchen, das man nicht zwingend mal eben so im Sparstrumpf hat, an die Stadt Wiesbaden zahlen. Und das nur wegen dem Hickhack um die World of Events. Ich weiß, ich habe das sehr verkürzt dargestellt. Und mein Opa, der Event-Zorro kennt den Beklagten persönlich, aber das finde ich schon sehr seltsam und nicht zwingend gerecht. Hätte ich doch auf meine Oma gehört und Jura studiert. Man sieht, in unserer Branche lebt man gefährlich.
Aber auch auf der IAA ist es gefährlich geworden. Zu den Risiken und Nebenwirkungen von Live-Kommunikation fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Da haut es den neuen BMW-Chef mitten bei der Pressekonferenz um. Eigentlich ja ganz menschlich. Was wir da alle manchmal leisten, ist oft auch unmenschlich: Durchgeprobte Nächte, mangelnde Auszeiten, Druck, Druck, Druck, sträflich missachtete Arbeitszeitregelungen … Und wofür? Dafür, dass sich etwa eine Marke wie Volkswagen ungeheuer innovativ darstellt. Auch da gab es bestimmt Druck und durchgearbeitete Nächte. Aber nicht die Videobanden oder Augmented Reality Tools waren die technologische Topstory, sondern eine schnöde Software, mit der die Abgaswerte der Dieselfahrzeuge nach unten frisiert wurden. Bei der PK wurde noch von „beispiellosen Erfolgsgeschichten“ getönt. Steckt das Computerprogramm auch im gelaunchten neuen Tiguan? „Think new!“ – was man überall am Stand als Aufforderung lesen konnte, ist jetzt eine Mahnung für das Unternehmen. Und vielleicht auch seine Kommunikation. Denn hoffentlich verklagt uns mal nur niemand wegen Beihilfe zum Betrug, wenn die neuesten Aggregate und Modelle mal wieder so ungeheuer nachhaltig und schadstoffarm inszeniert werden.
Wie habe ich noch mal angefangen? Ach ja, es ging um Verschwendung. Da bauen Opel und Uniplan in der Sierra Nevada nur für den Astra-Launch eine Luxuszeltstadt. Von den Fünf-Sterne-Zelten mit eigener Nasszelle können Flüchtlinge nur träumen. Was wäre das doch für eine Geste gewesen, die temporären Bauten einfach der UNHCR zur Verfügung zu stellen. Konjunktiv, schade!