Verleihung der FAMAB Awards 2015 in Ludwigsburg

Kommentar: Der FAMAB Award ist KEIN Kreativwettbewerb

40 % Kreation, 60 % Realisation und Vernetzung fordern die Bewertungskriterien des FAMAB Award.

Entsprechend reichen die Agenturen ein: „Im Einzelnen ging es hier um das komplette Einladungsmanagement, die Travel-Logistik für die Gäste aus dem In- und Ausland, das Genehmigungsverfahren bei der Stadt Y, um Bauanträge und Sicherheitskonzepte, den Messebau, die Gestaltung des Geländes und der Messehallen, das F&B-Konzept, die künstlerische Inszenierung sowie den Bau einer mobilen Festhalle, wie es sie in diesen Ausmaßen in Deutschland noch nicht gegeben hat …“ Dieser Textauszug stammt aus einer Einreichung, die beim FAMAB Award 2015 Silber gewann. Der Text war Pflichtbestandteil der Einreichungsunterlagen und soll der Pressearbeit des Verbandes dienen. Das Wort IDEE kommt in der gesamten Projektbeschreibung nicht vor. In den meisten anderen Sieger-Selbstdarstellungen auch nicht.

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Audioguide beim FAMAB Award
Vor Beginn der Preisverleihung konnte man sich die nominierten Projekte auf Tafeln mit integriertem Audioguide anschauen. (Bild: Johannes Wosilat/FAMAB )

Ideen scheint die Event-Jury denn auch nicht sonderlich zu vermissen. Wenn überhaupt die Rede von Kreation ist, loben die Jury-Statements 2015 eher die „abwechslungsreichen Screens“, die „markengerechte Szenografie“, die „zielgruppenaffine Künstlerauswahl“ und ganz allgemein „den gelungenen Mix aus Information und Unterhaltung“.

In der achtköpfigen Event-Jury 2015 gab es EINEN ausgewiesenen Kreativen. Ansonsten urteilten ein Publisher, der Marketingleiter einer VA-Technik-Firma, ein Agenturchef mit Projektmanager-Vita, ein Abteilungsdirektor Eventmanagement, zwei leitende Manager größerer Live-Komm-Agenturen und eine Messe-Expertin auf dem Weg zum MBA Eventmarketing.

Networking beim FAMAB Award 2015
Networking beim FAMAB Award 2015 (Bild: Johannes Wosilat/FAMAB )

Idee? Fehlanzeige
Eine Studentin, die länger in Leipzig gelebt hat, fragte mich nach der Award-Show etwas irritiert, warum denn das „Lichtfest Leipzig“ einen silbernen Apfel gewonnen habe. Diese Veranstaltung gäbe es in ähnlicher Form doch schon seit Jahren. Die Antwort gibt die Jury: „Diese Inszenierung im öffentlichen Raum schaffte es, das Motto hervorragend umzusetzen. Hochemotional und wertig mobilisierte es Menschen aller Altersgruppen. Hervorzuheben ist das beeindruckende Gebäudemapping. Eine logistische Herausforderung, die perfekt gelöst wurde.“ Darum! Und weil schon das Video jedem geschichtsbewussten Menschen Tränen der Rührung in die Augen treibt. Nur mit einer überraschenden kreativen Idee hatte das alles nichts zu tun. Was den 200.000 feiernden und gedenkenden Leipzigern wohl ziemlich schnurz war.

Was ich damit sagen will: Zeichnet weiter solche funktionierenden, beglückenden, wirkungsvollen Veranstaltungen aus. Aber nehmt den FAMAB-Apfel aus den KreativRankings raus!

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