Online-Events haben für gewisse Eventformate an Relevanz gewonnen. Jedoch machen nicht nur die Technik oder ein gutes Setting die Veranstaltung aus – digitale Events bedürfen ebenfalls eines kreativen Storytellings. Wie schafft man es, ein virtuelles Event konzeptionell spannend aufzuziehen?
(Bild: Shutterstock / Andrey_Popov)
Eventregisseur Chris Cuhls und Storytelling-Expertin sowie onliveline-Agenturchefin Petra Lammers liefern in elf verschiedenen Punkten Ideen für ein gelungenes und spannendes Online-Event!
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Elf Planungsschritte für ein kreatives Storytelling bei Online-Events
1. Lang(e)weile nicht
… In der Kürze liegt die Würze und Formatwechsel sind Abenteuer. Damit keine desinteressierten Gesichter auf die Monitore blicken, gilt die wichtige Regel: Lang(e)weile nicht.
Digitale Inhalte werden oft nebenbei von Zuschauenden konsumiert und die Aufmerksamkeitspanne kann dabei sehr gering sein. Um einen individuellen, abwechslungsreichen und assoziativen Kontext bei digitalen Events schaffen zu können, werden Formatwechsel benötigt. Verschiedene Kameraperspektiven, Requisiten oder auch Break-out-Sessions und Pausen bringen Frische und Abwechslung in ein digitales Eventformat. Dabei muss drauf geachtet werden, dass nur die essenziell wichtigen Informationen vermittelt werden – weniger ist manchmal mehr. Wechselnde Interaktionen zwischen den Speakern und dem Publikum führen zu einem aktiven Miteinander, sodass die Themen gemeinsam diskutiert und reflektiert werden können. Die Zuschauenden werden somit ein Teil der Veranstaltung und es gibt keinen Platz für Langeweile.
2. Emotion hält wach
… Aufmerksamkeit schaffen durch Anreize und Spiel. Am Anfang der Eventplanung ist es von großer Bedeutung zu definieren, was am Ende im Kopf und im Herzen der Teilnehmenden hängen bleiben soll. Bei einem Online-Event die Zuschauenden zu Emotionalisieren ist hierbei die Lösung, denn Content ist King und Aufmerksamkeit ist die Queen. Persönliche Interaktion mit dem Publikum ist wichtig. Etwa durch das Erfragen der Laune oder Stimmung wird es möglich, die Menschen mit in das Event einzubinden und auf ihre persönlichen Werte, Anliegen und Bedürfnisse einzugehen. Reize sollten ebenfalls gesetzt werden – Musik, Änderungen im Bild oder Szenenwechsel aber auch das Einblenden von Videos bieten Veranstaltern die Möglichkeit, das Publikum einzubeziehen und die Stimmung aufzulockern.
3. Lerne, lerne, lerne
… Von anderen: TV, Internet, Film, Theater, Pädagogik, Kommerz, Kunst, Kulinarik. In der heutigen Zeit gibt es grenzenlose Möglichkeiten, wie ein Event geplant und konzeptioniert werden kann. Inspirationen von anderen Veranstaltungen oder aus ganz anderen Branchen können oftmals eine Bereicherung für das eigene Event sein. Im Vorhinein können viele frische Dinge ausprobiert werden, wie z.B. neue Kameraperspektiven oder Location-Wechsel durch Schalten, aber auch interaktive Formate können einen Mehrwert bringen. Break-out-Sessions oder diverse Interaktionstools können hierbei die technischen Voraussetzungen bieten. Achtung: Nichts sollte ohne Proben stattfinden!
4. Relevanz vor Firlefanz
… Relevante Bühnen, die etwas erzählen für exzellente Ideen. Nicht nur eine interessante Story oder ein:e Moderator:in mit professionellen Erfahrungen machen ein digitales Event aus – eine gut konzeptionierte Bühne kann die Veranstalter unterstützen, sodass deren Message über die Bühne bis zum Publikum zu Hause hinweg empfangen werden kann. Licht und Raum sollten hierbei zusammengeführt werden. Spannende und dynamische Settings machen dies möglich.
5. Nimm Verbindung auf
… Zu den Zielgruppen, zu den Sender:innen, zu den Übermittler:innen und interagiere. Das Publikum ist das Goldstück eines Events, egal ob digital, in Präsenz oder live. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, eine direkte Verbindung zu den Teilnehmenden aufzustellen und diese zu Interagierenden zu machen. Das Publikum sollte direkt angesprochen und mit einbezogen werden. Co-Creation, Diskussionen oder direkte Fragen im Dialog können die Verbindung zwischen Teilnehmenden und Veranstaltern fördern. Ein einfacher Applaus-Button im Veranstaltungsformat oder ein FAQ am Ende tragen dazu bei, die Kommunikationsprozesse spielerisch und inhaltlich aufrecht zu erhalten.
6. Am Anfang war das Wort
… Dann kam das Licht und dann erst die Show – oder kam doch erst das Licht und dann das Wort und dann die Show? Die Vortragenden führen einen Dialog – das Publikum hört zu, dabei können die Wörter verschiedene Komponenten haben: Wer das Wort sagt, wie es gesagt wird und was es dabei aussagen soll, sind dabei die ausschlaggebenden Punkte.
7. Je digitaler, desto analoger
… Menschen sehnen sich nach Echtem – das heißt aber nicht, dass es nicht digital gezeigt werden kann. Das Publikum möchte direkt an die Hand genommen werden und authentische Einblicke des Events erleben. Anstatt einen farblosen Hintergrund zu sehen, können inhaltlich passende Standortaufnahmen oder themenbezogene Bilder eine direkte Verbindung zur Story liefern. Die Teilnehmenden werden somit in das echte Geschehen mit eingebunden – egal ob von zu Hause oder aus dem Studio.
8. Haltung: Nur Mut
… Neues braucht das Event. Interaktionen mit dem Publikum machen ein Event unberechenbar und individuell. Genauso besonders kann auch die Planung sein. Dabei ist die Kernfrage „Was will ich machen?“ zentral und erfordert Mut und Kreativität. Veranstaltende sollten einen Raum für sich selbst schaffen, um Dinge für ihr eigenes Digital-Event auszuprobieren.
9. Was nicht geprobt wird, findet nicht statt
… Isso! Damit es stattfindet, bedarf es Proben. Das größte Grauen wird wahr, sobald die wichtigen essenziellen Bausteine des Events nicht das Publikum erreichen. Dies kann durch vieles und aufwendiges Proben verhindert werden – auch bei hybriden oder digitalen Events. Auch die Technik, welche oftmals sehr kompliziert und umfangreich sein kann, muss geprobt werden. Denn ohne sie ist eine digitale Veranstaltung nicht machbar und wird mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern. Um ein virtuelles Event technisch erfolgreich umsetzen zu können, ist es von großer Bedeutung, genügend Zeit in das Proben des Umgangs mit der Technik sowie mit neuen Technologien, welche ebenfalls für bestimmte Formate nötig sind, einzuplanen. Das gesamte Team muss hierbei zusammenarbeiten, einander Vertrauen schenken und genauestens die Proben besprechen.
10. Show. Don’t tell
… Wer sich beweisen muss, hat schon verloren. Die Inszenierung eines Events ist mit einer der wichtigsten Bestandteile, denn nur so kann der Inhalt richtig verpackt und präsentiert werden.
11. Sei gnädig – mit dir und anderen
… Spielen, scheitern, neu machen. Bei der Umsetzung und Planung von Digital-Events begegnen Veranstalter immer wieder neuen Herausforderungen. Dabei kann sich das Team stark weiterentwickeln und manchmal auch scheitern. Kopf hoch und daraus lernen, damit es am Ende wieder heißt: Wir sind live!