Florian Bollig: Leiter Veranstaltungssicherheit & Qualitätsmanagement bei Vantage Global
von Sylvia Koch, Artikel aus dem Archiv
Wer sich für einen Beruf innerhalb der Eventbranche interessiert, schaut sich in der Regel zu aller erst im Eventmanagement um. Dass es jedoch noch viel mehr Berufe gibt, die die Eventbranche am Laufen halten, beweist unsere Reihe „Berufe quer durch die Eventbranche“. Dieses Mal stellen wir Florian Bollig, Leiter der Veranstaltungssicherheit und des Qualitätsmanagements bei Vantage Global, vor!
Verraten Sie uns zunächst ein paar allgemeine Fakten zu Ihrem persönlichen Hintergrund? Ich bin 41 Jahre alt, wohne mit meiner Partnerin in Neuss und zu meinen Hobbys zählen Musik, Segeln, Fahrradfahren und Fotografie.
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Wie lautet Ihre aktuelle Jobbezeichnung? Die korrekte Bezeichnung lautet Senior Projektleiter und Leiter Veranstaltungssicherheit / Qualitätsmanagement. In dieser Funktion arbeite ich seit Januar 2014 bei Vantage Global Event Production GmbH.
Welche Aufgaben haben Sie in Ihrem Job? Mein Aufgabenspektrum besteht zu etwa 50 Prozent aus „klassischer“ Projektleitung und Teamkoordination. Das heißt bei uns: Konzeption, Kundenberatung, Budgetierung, technisches Design, Ausführungsplanung sowie Leitung vor Ort. Die andere Hälfte meines Jobprofils wird von ganz verschiedenen Aufgaben bestimmt. Ich beschäftige mich zum Beispiel mit Qualitätsmanagement. Das heißt, ich unterstütze die Geschäftsführung bei der Weiterentwicklung unseres internen und externen Qualitätsversprechens und unserer Unternehmenskultur.
Außerdem verantworte ich die Sicherheitskoordination sowohl im Unternehmen als auch bei Veranstaltungen. Intern steht der Arbeits- und Gesundheitsschutz im Vordergrund, dazu zählen unter anderem die Beurteilung unserer Arbeitsorte, Prozesse und Tätigkeiten sowie entsprechende Maßnahmenkataloge und natürlich die kontinuierliche Optimierung. Im Rahmen von Veranstaltungen bin ich als Koordinator für den Arbeitsschutz tätig. Das heißt im Auftrag unserer Kunden die Leitung der Gewerke, Ablaufkoordination, die Koordination von Verantwortlichkeiten sowie von Rechten und Pflichten. Außerdem steht das Gefährdungsbeurteilungsmanagement auf meiner Agenda, ich entwickle und prüfe Schutzmaßnahmen sowie Unterweisungen. Wenn es Mängel oder Gefährdungen gibt, werden diese von mir dokumentiert, ebenso wie die getroffenen Maßnahmen.
(Bild: Vantage Global )
Neben dem Arbeitsschutz planen und leite ich aber auch Veranstaltungssicherheit übergreifend (also z.B. aus Sicht des Publikums). Für diesen Teil der Sicherheitskoordination entwickeln wir (dynamische) Sicherheitskonzepte und beraten und begleiten die Umsetzung mit allen Beteiligten. Kundenkreis sind hier Veranstalter und Betreiber gleichermaßen. Sehr zukunftsweisend ist dabei aktuell das digitale Sicherheitsmanagementsystem DELEGATIS / DESA APP in Kooperation mit dem Rechtsanwalt Martin Leber, für das wir auch in den Bereichen Entwicklung, Vertrieb und Schulung tätig sind.
Welche schulische bzw. berufliche Ausbildung haben Sie durchlaufen? 1997 habe ich mein Abitur in Moers gemacht. Direkt im Anschluss war ich bis 2013 als selbstständiger Veranstaltungstechniker, Bauleiter und Projektleiter tätig – vom Mischpult zur Warnweste in 16 Jahren, so könnte man diese Zeit zusammenfassen. Es hat sich gezeigt, dass ich ein Händchen für Organisation und Abläufe habe, also habe ich mich immer mehr auf den Bereich technische Leitung konzentriert. 2004 habe ich meine externe Prüfung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik an der IHK Aachen abgelegt.
(Bild: Vantage Global)
Vor einigen Jahren, 2013, habe ich einen weiteren Abschluss draufgesattelt und nach einer Vorbereitungsphase durch die Deutsche Event Akademie Hannover die Prüfung zum Meister Veranstaltungstechnik Bühne/Studio an der IHK Hannover bestanden. Damit ist aus Halbwissen Wissen geworden, so könnte man sagen. Da mir das aber immer noch nicht gereicht hat, habe ich 2016/2017 eine Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit an der VBG Akademie Dresden absolviert. So wurde aus meinem Wissen ein echter großer Wissensschatz, wobei ich den Fokus auf die praktische Umsetzung gelegt habe.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit besonders Freude, was möchten Sie vielleicht ändern? Ich denke, der Grund, warum ich meine Aufgaben mit so viel Leidenschaft erledige, liegt in der spannenden Mischung aus immer wechselnden Herausforderungen, vielen Gestaltungsmöglichkeiten und der oft anspruchsvollen Kommunikation – es macht mir einfach Spaß, komplexe Probleme und Prozesse technisch und menschlich zu verstehen und zu organisieren.
Durch meine Ausbildung habe ich das geeignete Werkzeug an der Hand, um fachlich korrekt zu beraten. Die Kompetenz, Inhalte richtig zu vermitteln oder schlüssig zu argumentieren und damit das Gegenüber (Kunden, Mitarbeiter, Dienstleister etc.) zu überzeugen, ist dabei ebenso wichtig wie das theoretische Wissen um Gesetze und Verordnungen oder ähnliches Rüstzeug. Mich persönlich hat der Blick über den Tellerrand meiner Profession im engeren Sinne immer weitergebracht und sehr motiviert (z. B. im Rahmen von Coachings, Seminaren etc.).
(Bild: Michael Kuhlmann)
Ändern würde ich gerne zwei Aspekte: Zum einen ist da das (ungesunde) Tempo der Branche, das oft mehr Überforderung und Kosten erzeugt als Ergebnisse. Ich finde, hier sollte eine offenere Kommunikation und Gestaltung unter Einbezug der Kunden stattfinden und die Initiativen der Branchenverbände sollten deutlich mehr Unterstützung bekommen. Ein begründetes Nein zeugt von viel mehr Qualität als ein pauschales Ja und Amen – das sollte man immer im Hinterkopf haben.
Zum anderen ist mir sehr an einem positiveren Image für den Arbeitsschutz und die Sicherheitskoordination sowie an einem besseren Verständnis für den Mehrwert eines schlüssigen Organisationskonzepts gelegen. Prozesse und Strukturen, die in anderen Branchen seit längerer Zeit etabliert sind, können hier eine gute Folie für die Professionalisierung unserer eigenen Branche bieten. Kunden und Partnern gleichermaßen sollte die Angst vor diesen Aufgaben genommen werden. Es sollte klar werden, dass Aussagen wie „keine Zeit“ und „kein Geld“ am Ende des Tages keine Argumente sind. Fast immer lässt sich eine adäquate Lösung finden, man muss sich nur Mühe geben. Es geht schließlich in diesem Kontext darum, etwas zu ermöglichen, und nicht, etwas zu verhindern.
(Bild: Bert Willer / Vantage Global)
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Arbeit allgemein? Nun, da wir jede Woche sehr viel Zeit mit unserem Job verbringen, ist es ganz simpel wichtig für mich, dass mir meine Arbeit Spaß macht und ich mich damit identifizieren kann. Gleichzeitig brauche ich eine gute Basis im Privatleben, um die täglichen Verrücktheiten unbeschadet zu überstehen und Probleme zu sortieren.
Die kontinuierliche Entwicklung und Weiterbildung ist für mich beruflich ein klares Ziel, außerdem habe ich den Anspruch, die Zukunft unserer Branche ein klein wenig mitzugestalten.
Wo sehen Sie sich in der Zukunft, privat und/oder beruflich? Beruflich will ich die Entwicklung unserer noch jungen Abteilung Sicherheitskoordination und insbesondere die Zusammenarbeit mit den DELEGATIS-Entwicklern ausbauen und dieses Produkt nutzen. Ich denke, hier liegt auch einer der wichtigsten Schwerpunkte mit Blick auf die künftige Branchenentwicklung. Weiterhin möchte ich mich stärker in den Branchenverbänden engagieren und meine Tätigkeit als Dozent und Schulungsleiter ausbauen.
Privat habe ich auch ein großes Abenteuer vor mir: Wir starten Ende des Jahres ins Familienleben mit Zwillingen – das wird wohl die schönste Herausforderung meines Lebens.