Messe out-of-Home: Digitalisierung als Business-Festival
von Liane Rapp,
Mit einem „verschärften“ 3G-Hygienekonzept, das zusätzlich einen tagesaktuellen Schnelltest vorsah, realisierte der IT-Riese Telekom die „Weltausstellung für die Digitalisierung“ am 7. und 8. September 2021 in Köln. Eine Messe, als dezentrales Festival gedacht.
Mehr als 20.000 Besuchende an zwei Event-Tagen. 300 Redner:innen. 80 Live-Acts. 230 Guided Tours und Workshops. Rund einhundert Locations. Und 300 Unternehmen/Start-ups, die an Ständen und in sogenannten „Brand Houses“ ihre Lösungen für die digitale Transformation präsentierten – die „Digital X“ in Köln Anfang September war das Event-Highlight der Telekommunikationsbranche. Ein Mutmacher, der als Blaupause für andere dienen könnte.
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Auf fünf Hauptbühnen, darunter der großen „Inspiration Stage“ unterm „Colonius“ sowie sieben weiteren Bühnen trat nicht nur die Telekom-Führung vor die Besuchenden (vornehmlich aus Deutschland und Europa), sondern auch Promis wie Arnold Schwarzenegger und Dr. Vitali Klitschko. Zwei Tage lang drehte sich auf insgesamt zwei Millionen Quadratmetern Fläche, quer durch die Kölner City, alles um die digitale Zukunft, dies aber aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln. So ging es sowohl um „Digital Humanism“ wie auch Themen zu „Customer Centricity“ oder „Device Lifecycle“.
Maskenpflicht auch auf Outdoor-Tribünen
Während die bisherigen „Digital X“-Events in den Kölner Messehallen bzw. 2020 rein virtuell stattgefunden hatten, entschied sich die Telekom in diesem Jahr für eine dezentrale Lösung – mitten ins pralle Leben der Großstadt. Christine Böhme, Marketing Manager bei der Telekom Deutschland GmbH: „Wir haben mit der Organisation Ende Mai angefangen, was an sich schon ein ambitioniertes Timing für eine Großveranstaltung ist. Zudem haben wir permanent die aktuelle Lage gecheckt, um den richtigen Weg in die Normalität zu finden. Im Vordergrund stand für uns von Anfang an ein tragendes Hygienekonzept.“ Dieses sah 3G plus einen tagesaktuellen Schnelltest für alle sowie Maskenpflicht in geschlossenen Räumen und den Outdoor-Eventflächen inklusive der Outdoor-Bühnen vor. „Das war mehr als vom Gesetzgeber gefordert, aber für uns eben die Voraussetzung für eine solche Großveranstaltung: dass wir strenge Regeln vorgeben und sich auch alle daran halten“, so Christine Böhme.
Festival-Charakter: Eventkonzept der Zukunft
Und so kam es, dass die Telekom mit der „Digital X“ Neuland betrat und die erste Großveranstaltung Deutschlands im Jahr 2021 auf die Beine stellte. Dabei bespielte sie sowohl die Sartory Säle und die Volksbühne als auch die Lounge des 25hours Hotels in der City, einen Freiluft-Ausstellungsbereich/Marketplace an der Inneren Kanalstraße und die Gastronomie im Stadtgarten und im beliebten Belgischen Viertel. Im Auftrag des Veranstalters traten Comedians und Kölner Bands mit kurzen Pop-up-Acts auf den Magenta-Bühnen, auf der Straße und in Pubs auf – und trafen auf ein Publikum, das die unverhofften Auftritte teils mit Standing Ovations feierte.
Für den Preis von 999 Euro für beide Tage und 699 Euro für ein Tagesticket erhielten die Besucher quasi ein „Rundum-sorglos-Paket“ mit Eintritt zu allen Locations, zu anmeldepflichtigen Workshops und der Möglichkeit, sich in allen teilnehmenden Gastro-Betrieben satt zu essen. Und so schlenderten die – mehrheitlich männlichen – Besuchenden von früh bis spät durch die spätsommerlich belebten Kölner Straßen, stolperten in „Branding Houses“, lernten sich in Schlangen und an Stehtischen kennen. Und hatten eine gute Zeit.
Von „Festival-Charakter“ spricht Marketing-Fachfrau Christine Böhme: „Alle signalisierten ein großes Engagement und eine große Freude, einander wieder in die Augen schauen zu können. Es herrschte einfach eine positiv-fröhliche Stimmung und das Wetter war eben auch top.“ Dass die Telekom sich gegen eine Präsenzveranstaltung wie bisher in den Messehallen ausgesprochen hatte, begründet sie so: „Da hat man sich 2019 aneinander vorbeigeschoben, eng an eng. Dieses Risiko konnten wir 2021 nicht eingehen. Um das große Come-together dennoch zu ermöglichen, haben wir uns für eine Dezentralisierung entschieden. Die Alternative wäre gewesen, die Teilnehmerzahl radikal zu reduzieren und am Ende mit ein paar Leuten in großen leeren Hallen zu stehen. Das war in unseren Augen keine Option. Deshalb der Umzug in die Stadt. Rückblickend war es die richtige Entscheidung.“ Und sie geht noch weiter: „Wir schätzen es so ein, dass solche Eventkonzepte die Zukunft sind.“
„Die coolste B2B-Messe, die ich in Deutschland je erlebt habe“, kommentierte ein Besucher auf Twitter. Und Hunderte schlossen sich seiner Einschätzung an. Tatsächlich war das Echo der Teilnehmenden nur positiv. Sicher auch, weil das Event von Anfang bis Ende absolut professionell organisiert war. Der Check-in war an diversen Orten möglich, ebenso viele Last-Minute-Möglichkeiten, den geforderten Schnelltest noch eben an der Ecke zu machen. Für ausreichend Parkraum am Fußballstadion und Shuttlebusse in die City war ebenso gesorgt wie für Shuttles zwischen den Locations. Dass trotz teils weiter Wege niemand die Orientierung verlor, war auch ein Ergebnis der Mischung aus Off- und Online-Tools: der logisch aufgebauten Digital-X-App, einer kreativen Ausschilderung vor Ort und dem freundlichen Support Dutzender Scouts, zu erkennen an den gebrandeten Shirts. Auch das Entertainment war hochkarätig und wohlproportioniert. Und abends gab es zwar nicht die große Sause, aber immerhin ein entspanntes Miteinander bei Kölsch und „Halvem Hahn“, das sich auch der eine oder andere Telekom-Vorstand nicht entgehen ließ.
Menschlicher Austausch als Besuchsmagnet
Frank Barz, Senior Startup Partnermanager Telekom TechBoost, betreute vor Ort vor allem das Geschehen auf und um die „Future Stage“ sowie den „Start-up Garden“. Sein Fazit: „Das war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, die von unseren Partnern und Kunden super angenommen wurde. Bei uns vor der Future Stage saßen im Schnitt 500 Menschen, 15.000 waren zusätzlich per Screen dabei. Man sieht nur in glückliche Gesichter und alle spielen uns zurück, wie wichtig ihnen der Austausch face-to-face ist. Nur, um ein paar Charts anzusehen, setzt sich kein Mensch mehr für ein paar Stunden in den Zug. Aber diese geballte Ladung an innovativen Ideen, der Blick über den Tellerrand – das genießen alle ganz offensichtlich.“
Und so ging das Rezept der „Digital X“ wohl voll auf, auch wenn die Möglichkeit, sich vom Homeoffice oder Arbeitsplatz aus zuzuschalten, nicht so exzessiv wahrgenommen wurde, wie vielleicht erhofft. Jedenfalls gab es auch für die Daheimgebliebenen die Chance, sich mittels eines kostenfreien Tickets Zugang zu den gestreamten Veranstaltungen zu verschaffen und auch, sich mit den Teilnehmenden in Köln zu vernetzen.
So war man sich am Ende einig: Wenngleich die Digital X auch ein „Festival der Digitalisierung“ (O-Ton Hagen Rickmann, Geschäftsführer Geschäftskunden Telekom Deutschland GmbH) war, so feierte die Community doch die Face-to-face-Begegnung. Christine Böhme wagt einen Blick nach vorn: „Wir glauben daran, dass die Teilnehmer zukünftig individuell entscheiden, ob sie sich virtuell zuschalten oder real auf den Weg machen. Die Möglichkeit zu haben, sich mit jemanden zum Gespräch zurückziehen zu können oder Innovationen live zu erleben – das wird nicht an Reiz verlieren, auch wenn sich die technischen Rahmenbedingungen für virtuelle und hybride Formate massiv verbessert haben.“