Netzwerke und flache Hierarchien – typisch weiblich? Jutta Kirberg im Interview.
von Richard Meusers,
Seit der Selbstverpflichtung der Deutschen Wirtschaft, den Anteil der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, sind nicht einmal 1% mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände gekommen. Beschämend wenig, findet Jutta Kirberg. Wie die Geschäftsführerin von Kirberg Catering zur Frauenquote und zu weiblichen Chefs in Unternehmen steht, hat sie uns im Interview verraten:
Der Frauenanteil in der Eventbranche ist vergleichsweise hoch – braucht es da noch eine Frauenquote?
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Jutta Kirberg: Ich finde, man muss diese Frage branchenunabhängig beantworten: Persönlich war ich lange gegen die Quote – fand das Thema irrelevant. Qualifizierte Frauen würden sich auch so durchsetzen, war meine Überzeugung. Inzwischen weiß ich, dass seit der Selbstverpflichtung der Deutschen Wirtschaft noch nicht mal 1 % mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände gekommen sind. Das ist einfach beschämend wenig. Da es offensichtlich ohne Druck nicht geht, muss die Quote sein. Irgendwann werden die Verhältnisse sich hoffentlich so weit verändert haben, dass wir die Quote nicht mehr brauchen.
Deshalb halte ich eine Quote für eine begrenzte Zeit für erforderlich, nicht als Ideallösung, sondern nur als vorläufige Unterstützung. Das bedeutet aber auch, dass es dann keine Entschuldigung mehr gibt, wenn die häufig zitierte gläserne Decke, die Frauen am Aufstieg hindert, dünner wird; dann sollten Frauen in die Führungsetagen wollen, Flexibilität zeigen und die Zeit aufbringen und die Belastung aushalten, die diese Jobs mit sich bringen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist unabdingbar und hier sind nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Politik gefordert.
Was sicher ist: Der Bereich Eventmanagement steigert stetig seinen Beliebtheitsgrad – gerade bei jungen Frauen. Laut Umfrageergebnissen der IMEX in der Meeting-,Incentive-,Kongress- und Eventbranche ist der Frauenanteil hier so hoch wie in kaum einer anderen Branche. Das ist großartig und darauf müssen die Unternehmen der Branche reagieren.
Was bringt der Fokus auf weibliche Chefs dem Unternehmen und dem Kunden? Gemischte oder besser reine Frauenteams?
Jutta Kirberg: Grundsätzlich favorisiere ich gemischte Teams – auch weil ich glaube, dass gesellschaftlich codierte Rollen sich zunehmend auflösen. Die männlich strukturierte Gesellschaft integriert mehr und mehr weibliche Züge.
Eine Netzwerk-Gesellschaft, die von Kommunikation lebt, wie die Eventbranche, braucht die „weibliche“ Strategie des Vermittelns und Abstimmens und der Empathie. Das schätzen auch unsere Kunden. Netzwerke und flache Hierarchien – typisch weiblich – gehören zum Standardrepertoire moderner Unternehmensführung. Unternehmen, die heute auf Frauen setzen, haben eine Pole Position im Wettstreit um die Talente von morgen. Sie sind attraktive Arbeitgeber für junge Frauen und Männer.