Ökologie, Ökonomie & Soziales: Der FAMAB Sustainability Summit 2018
von Sylvia Koch,
Am 18. Juni findet in den Dortmunder Westfalenhallen der FAMAB Sustainability Summit 2018 statt, auf dem zum zweiten Mal hochkarätige Referenten im Austausch mit den Besuchern das Thema Nachhaltigkeit diskutieren. Ganz im Sinne des nachhaltigen Dreiecks stehen dabei nicht nur ökologische und ökonomische, sondern auch soziale Aspekte im Fokus. Als Vorgeschmack stellen wir einige ausgewählte Vorträge zum FAMAB SuSu vor!
(Bild: FAMAB e.V. )
Frauen in der Veranstaltungsindustrie: Auf Augenhöhe mit den Männern?
Die „Torte der Wahrheit“ von Katja Berlin verdeutlicht es: Frauen müssen sich für Vieles rechtfertigen. Für ihre Karriere ohne Kinder, für ihre Karriere mit eigenen Kindern, für ihren Wunsch sich nur um ihre Kinder zu kümmern genauso wie für keine Karriere ohne Kinder. Doch warum müssen sich Frauen für all diese Dinge rechtfertigen, während Männern in der Regel jegliche Form der Erklärung erspart bleibt? Eine Ungleichheit die nach wie vor für Stirnrunzeln sorgt, schließlich können und wollen Frauen genauso arbeiten, anerkannt und gewertschätzt werden wie ihre männlichen Kollegen.
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Angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Trends zeigt sich die wachsende Heterogenität besonders deutlich auf dem Arbeitsmarkt und bei den Beschäftigten. Ursachen dafür sind u.a. die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen, Globalisierung und Zuwanderung. In einem solch heterogenen Arbeitsumfeld ist es höchste Zeit, für eine übergreifende Gleichstellung zu sorgen – auch aus finanzieller Sicht. So verkündet ein jüngster Bericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) beispielsweise, dass Frauen nur 59% der wirtschaftlichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen haben. Laut Gender Gap Report 2016 des WEF soll die endgültige Gleichstellung von Mann und Frau in Westeuropa noch 47 Jahre dauern, in anderen Teilen der Welt um einiges länger.
Trotz unseres Fortschritts erhalten Frauen in den 28 EU-Ländern im Durchschnitt 16,3% weniger Gehalt – und das bei gleicher Arbeit. Die kleinsten Gehaltsunterschiede gibt es in Italien und Luxemburg mit 5,5%, die größten Unterschiede gibt es in Estland mit 26,9%, in Tschechien mit 22,5% – und in Deutschland (22%). Diese Ungleichheit wird besonders deutlich am Equal Pay Day, der den Tag bezeichnet, ab dem Frauen Geld für ihre Arbeit bekommen, erhielten sie den gleichen Lohn wie Männer. In Deutschland liegt dieser Tag auf dem 18. März – davor arbeiten sie im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen quasi ehrenamtlich.
Unter dem Titel „Frauen in der Veranstaltungsindustrie“ haben die tw tagungswirtschaft und die IMEX Gruppe eine internationale Umfrage initiiert, die spannende Erkenntnisse zu Tage gebracht hat: Demnach fühlen sich nur drei von zehn Frauen beim Thema Gehalt ihren männlichen Kollegen gegenüber gleichbehandelt; in Bezug auf die Karriereperspektiven glauben vier von zehn Frauen, dass sie dieselben Chancen haben. Neuere Berechnungen zeigen zudem, dass eine 10%-ige Gehaltskluft zwischen Männern und Frauen bis zum Ende des Arbeitslebens zu einer 40%-igen Wohlstandskluft führen kann. Zeit aufzuwachen!
CSR Storytelling: Herausforderungen, Grenzen und Möglichkeiten am Beispiel der IMEX Group
Wie schaffe ich in Unternehmen ein Verständnis für Corporate Social Responsibility – und das über alle Ebenen? Um CSR wirksam etablieren zu können, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Eine Lösung ist die Top-down-Beratung, die sich durch einen strategischen Managementansatz auszeichnet und im Idealfall ein Selbstverständnis der Unternehmensleitung inkludiert, wie mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern umgegangen werden sollte, um der sozialen Verantwortung eines Unternehmens gerecht zu werden. Eine andere Lösung ist der operative Ansatz, der die Mitarbeiter aktiv mit einbindet und sich über das Bottom-up-Prinzip im Unternehmen verbreitet.
CSR Storytelling kann in diesem Zusammenhang ein wichtiges Tool sein, um die verschiedenen Welten miteinander zu verbinden. Bestenfalls erreicht man auf diese Weise nach innen und außen alle Stakeholder. Auch in Bezug auf Mitarbeitermotivation und Recruiting bietet CSR Storytelling Vorteile. Denn besonders in jüngeren Generationen wird häufig die Erfahrung gemacht, dass Geld alleine kein ausreichender Anreiz mehr für eine Anstellung ist. Genauso wichtig – wenn nicht sogar wichtiger – sind u.a. ein soziales Umfeld und die Überzeugung, einen wichtigen Beitrag zu leisten.
Die IMEX hat die Relevanz nachhaltiger Arbeit bereits vor Jahren erkannt und versucht über verschiedene Wege, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen. Einer dieser Wege ist die IMEX Challenge, die in unregelmäßigen Abständen veranstaltet wird. Hinter der IMEX Challenge steht die Idee, Freiwillige der Branche zusammen zu bringen, um gemeinsam mit einem Supplier ein soziales Projekt in einem beliebigen Land zu unterstützen. Ein Beispiel: In der IMEX Frankfurt wurde wiederholt ein Charity Cooking mit der Unterstützung eines Frankfurter Chefkochs in einem Obdachlosenheim veranstaltet. Bei mehr als nur einem der Beteiligten konnte dabei ein wichtiger Perspektivwechsel ermöglicht werden.
Tanja Knecht, The IMEX Group
COP23: Wie nachhaltig kann eine UN-Klimakonferenz sein?
Auf UN-Klimakonferenzen versammeln sich bis zu 30.000 Entscheidungsträger aus aller Welt. Die Nachhaltigkeit der Konferenzen zum Schutz unserer Umwelt, die bereits seit 1995 jährlich veranstaltet werden, steht dabei immer wieder in der Kritik. Schließlich sorgt eine Veranstaltung dieser Größenordnung an sich schon für eine erhebliche Umweltbelastung, beispielsweise durch die Anreise der Beteiligten, die Versorgung oder auch die Logistik für das benötigte Equipment. Nur zu leicht lässt sich hier eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit vermuten.
Doch das muss nicht so sein: Bereits 2015 wurde die COP21 in Paris als erste UN-Konferenz unter ISO 20121 ausgezeichnet, eine weitere Zertifizierung unter diesem Standard als erstes Event in Afrika folgte 2016 bei der COP22 in Marrakesch. Die vom Bundesumweltministerium und dem UN-Klimasekretariat angestrebte und erfolgreich durchgeführte EMAS-Zertifizierung für die COP23 in Bonn war deshalb ein logischer nächster Schritt: Die Zertifizierung durch einen unabhängigen Umweltgutachter ist ein klares Signal, dass es den Vereinten Nationen ernst ist und man nicht nur über Klimaschutz redet, sondern auch konkret handelt. Ein ambitionierter Nachhaltigkeitsaktionsplan zielte darauf ab, den durch die Organisation der COP23 entstehenden Treibhausgasausstoß sowie die Menge der genutzten Ressourcen und des Abfalls so weit wie möglich zu reduzieren. In einem letzten Schritt wurden dann die unvermeidbaren Emissionen mit Zertifikaten des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung kompensiert.
Dennis Winkler, Leiter des UNFCCC-Nachhaltigkeitsteams für die Organisation von Klimakonferenzen, hat schon einige Erfahrungen mit diesem Thema, ist er doch bereits seit 2011 Teil der UN Climate Change in Bonn. Doch nicht nur beruflich, auch privat nimmt Nachhaltigkeit einen wichtigen Stellenwert in seinem Leben ein: „Nachhaltigkeit ist nicht was wir tun, sondern wie wir es tun.“ Für Winkler ist Nachhaltigkeit weder ein Label noch bietet es Platz für schwarz-weiß Denken. Vielmehr sollte Nachhaltigkeit nach dem Prinzip des bewussten Konsums und einer besonnenen Ressourcennutzung angegangen werden.
Dennis Winkler, Leiter des UNFCCC-Nachhaltigkeitsteams für die Organisation von Klimakonferenzen
Die Bedeutung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises
2018 wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis (DNP) zum elften Mal vergeben. Für die Eventbranche ist der Kongress aus mehrfacher Sicht interessant, bringt er doch die Aufklärung zum Thema Nachhaltigkeit voran, gibt Inspiration und unterstützt die Verbreitung von Best Practice Beispielen. In nur einer Veranstaltung versammeln sich die Vorreiter der Szene, während ein entsprechender Nachhaltigkeitsbericht auch die Preisvergabe des DNP selbst als nachhaltigen Event dokumentiert.
Um die Authentizität des Preises zu gewährleisten, werden die Kriterien für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in enger Abstimmung mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung erarbeitet und besonders nachhaltig agierende Unternehmen und Kommunen in jeweils drei verschiedenen Größenklassen ausgezeichnet. Darüber hinaus vergibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Auszeichnung in der Kategorie „Forschung“, während der Next Economy Award grüne Gründer prämiert, die mit besonders vielversprechenden nachhaltigen Geschäftsmodellen überzeugen konnten. Weitere Ehrenpreise werden an Persönlichkeiten verliehen, die wichtige Beiträge zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten – sowohl national als auch international.
Seit seiner Entstehung 2008 hat sich der Nachhaltigkeitstag (DNT) zu einem führenden nationalen Kongress der Nachhaltigkeit entwickelt. Die ursprüngliche Idee, die besten Strategien und Lösungsansätze zum Thema Nachhaltigkeit zu finden und für die Umwelt nutzbar zu machen, ist zu einem eigenständigen Veranstaltungsformat geworden, das eine informelle Kommunikationsplattform für Vertreter aus Unternehmen, Kommunen, Politik, Forschung und Gesellschaft schafft – alle mit dem Ziel, die Welt ein bisschen besser zu machen.
Stefan Schulze-Hausmann, Vorstandsvorsitzender Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V.
#SDG47 – zentral für die Nachhaltige Entwicklung
Für die globale nachhaltige Entwicklung haben die Vereinten Nationen siebzehn Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDG) mit insgesamt 169 Unterzielen definiert. Unter diesen spielt das Unterziel 4.7 eine besondere Rolle: Bildung für Nachhaltige Entwicklung ist nicht nur eines der Ziele, sondern das wichtigste Mittel um eine Nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Dies wurde von der UNESCO auch durch die Initiierung des Weltaktionsprogramms Bildung für Nachhaltige Entwicklung gewürdigt und umgesetzt. Neben den fachlichen Inhalten zur Nachhaltigen Entwicklung – die sich an den SDG oder an Themen wie Umwelt, Ressourcen, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft festmachen lassen – sind die Gestaltungskompetenzen wichtige Faktoren der Nachhaltigkeitsbildung.
Prof. Dr. Ulrich Holzbaur beschäftigt sich in Lehre, Forschung und Praxis mit der BNE und mit Eventmanagement. Neben der Forschung zum Nachhaltigen Eventmanagement setzt er erlebnisorientierte Methoden in der Bildung um. Er sieht in dieser Dualität von Bildung als Ziel und Methode einer zukunftsfähigen Entwicklung wichtige Parallelen zum nachhaltigen Eventmanagement. Die Nachhaltigkeit von Veranstaltungen im klassischen Sinne (Green Events) hat die SDG insgesamt als Rahmen und als Ziel. Andererseits bieten Live-Kommunikation und Erlebnisorientierung effiziente Methoden zur Umsetzung des SDG 4.7 Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
Im Idealfall werden diese beiden Aspekte integriert, so dass sich die Nachhaltigkeitsorientierung von Live-Kommunikation und die Erlebnisorientierung in der Bildung für Nachhaltige Entwicklung zu einer Nachhaltigen Eventstrategie verbinden.
Prof. Dr. Ulrich Holzbaur, Hochschule Aalen, Nachhaltigkeitsbeauftragter
Event- und Live-Kommunikation in der Verantwortung globaler nachhaltiger Entwicklung
In der MICE- und Live Kommunikationsbranche sind die Sustainable Development Goals (SDGs) noch nicht weit verbreitet, geschweige denn bekannt. Über nachhaltiges Event-Management wird viel gesprochen, Nachhaltigkeitsaktivitäten belaufen sich jedoch noch viel zu häufig auf taktische Einzelmaßnahmen. Laut Deutschlandstudie Meeting- & Event-Barometer fanden allein in Deutschland 2016 mehr als drei Millionen Veranstaltungen mit 394 Millionen Teilnehmern statt, mit fast dreißig Prozent internationalen Tagungsgästen. Bedenkt man den ökonomischen, ökologischen und sozialen Impact dieser Veranstaltungen, potenziert sich die Bedeutung nachhaltiger Ansätze.
Das Nachhaltigkeitsmanagement eines Events sowohl nach internationalen Standards als auch nach den SDGs auszuarbeiten, fördert die Fokussierung auf das nachhaltige Entwicklungsziel einer Veranstaltung. Darauf bezogen würde die Fragestellung lauten, welchen positiven bzw. negativen Impact wird die Veranstaltung haben, und zu welchen SDGs kann ein Beitrag geleistet werden.
Es wäre wunderbar, wenn diese Industrie einen systematischen, konzertierten und messbaren Beitrag zur Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung leisten könnte. Daher mein Aufruf: Lasst uns couragierter und nicht nur zurückhaltend verändern!
Claudia van’t Hullenaar, Gründerin Sustained Impact, Beratung für Nachhaltigkeitsprogramme, Sustainability Committee Member Events Industry Council
Nachhaltigkeits- und Eventkonzept: DLR-Conference on Climate Change
In der Gesamtausrichtung und den Leitlinien des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist Nachhaltigkeit eine wichtige Größe. Deshalb wurde bei der DLR-Conference on Climate Change 2018 – bei der eine Vielzahl international renommierter Klimaforscher und internationale Politiker über die Herausforderungen des Klimawandels diskutieren – beschlossen, bei der Veranstaltungsproduktion der Konferenz Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit zu setzen.
Die DLR Klimakonferenz bietet dem DLR vielfältige Möglichkeiten, mit unterschiedlichen Maßnahmen Ressourcen einzu-sparen, energieeffizient zu arbeiten, eine sinnvolle Logistik sowie ein Lieferantenmanagement nach sozialen- und ökologischen Kriterien umzusetzen. Aus diesem Grund bevorzugt das DLR – im Rahmen des öffentlichen Vergaberechts – bei der Planung und Umsetzung der DLR-Conference on Climate Change 2018 die Zusammenarbeit mit Unternehmen, die nachweislich nachhaltig wirtschaften. Zudem ist es für das DLR entscheidend, dass auch Geschäftspartner soziale und nachhaltige Aspekte beachten – besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der uneingeschränkten Achtung von Menschenrechten.
Um negative Auswirkungen zu vermeiden oder zumindest zu minimieren, müssen bereits bei der Konzeption und Vorbereitung der Veranstaltung die Weichen richtig gestellt werden. So ist das Team des DLR-Veranstaltungsmanagementservice bereits mehrheitlich zu eventspezifischen Nachhaltigkeits- und Umweltbelangen ausgebildet. Nachhaltigkeits- und Umwelt-aspekte erhalten somit bei der Planung, über die Umsetzung bis hin zur Nachbearbeitung verstärkt Einzug. Eine nachvollziehbare Dokumentation der Prozesse und die Messbarkeit definierter Ziele sind gegeben und sind auch der Schlüssel zum Erfolg für das nachhaltige Eventmanagement beim DLR.
Petra Naoum, Veranstaltungsmanagementservice, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.