Sicherheitskultur und -forschung in der Diskussion

4 Konzepte im Überblick, um Veranstaltungen sicherer zu machen

Liebe Veranstaltungs-/Eventwelt, wir müssen sprechen! Nicht über Teilnehmermanagement und auch nicht über Nachhaltigkeit und Compliance (doch, ein bisschen) oder schöne Designs. Das alles beherrschende Oberthema der letzten zwölf Monate war „Sicherheit für unsere Veranstaltungen“ in all ihren Facetten. Es begann mit den Terroranschlägen von Paris und anderen. Es ging weiter mit extremen Wetterlagen und diversen Abbrüchen und wurde garniert von schief gelaufenen YouTuber-Autogrammstunden und Drohnen.

 IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit 2016
IBIT Fachtagung Veranstaltungssicherheit 2016: Wichtiger als je zuvor ist das Thema “Sicherheit auf Veranstaltungen”. (Bild: Falco Zanini)

Alle diese Themen werden bereits seit drei Jahren bei der Fachtagung Veranstaltungssicherheit der IBIT GmbH von zahlreichen Fachleuten aus Behörden, Veranstaltungsplanung, -durchführung und -sicherheit diskutiert. Dieses Jahr fanden gut 300 Kolleginnen und Kollegen den Weg nach Köln in das RheinEnergieStadion, um an zwei Tagen zahlreiche Vorträge in drei Themensträngen zu hören und sich auszutauschen. Dabei wurde über „Dienstleister, Infrastruktur, Sicherheitskultur – Herausforderungen & Möglichkeiten“, „Sicherheitsforschung – Vom Elfenbeinturm in die Praxis“ und „Bedrohungsszenarien als Teil der Sicherheitsplanung“ gesprochen. EVENT PARTNER Autor Falco Zanini war vor Ort und besuchte einige der Vorträge.

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Die nächste Fachtagung Veranstaltungssicherheit des IBIT findet am 
12. und 13. November 2019
im Olympiastadion Berlin statt.

Eine Übersicht der Themenschwerpunkte finden Sie hier.



Anwalt interaktiv: Wie würden Sie entscheiden?

Fachanwalt Volker Löhr beteiligte das Publikum bei der Frage „Wie würden Sie entscheiden?“ und ließ typische Zweifelsfragen zu Abbruch einer Veranstaltung und Verantwortung zunächst von den Anwesenden per Mehrheitsentscheid klären, bevor er über die tatsächliche Entscheidung eines Gerichtes aufklärte. Dabei kam oft genug heraus, dass die Bauchentscheidung oft nicht die richtige war …

 

I Einführungsvortrag zur Einbindung von Dienstleistern in die Sicherheitskultur
Im Einführungsvortrag zum ersten Themenstrang berichtete Falco Zanini selbst darüber, dass oft das Personal der auf dem Gelände befindlichen Dienstleister (Zeltbauer, Gastro, Infrastruktur usw.) nicht in die Notfallplanung einbezogen wird. Die Notfallszenarien behandeln oft nur den Veranstaltungstag und nicht die Tage vorher, an denen auf manchmal weitläufigem Feld Personal arbeitet, das auch im Notfall gewarnt werden müsste. Hilfreich kann auch sein, z. B. das Thekenpersonal in die Alarmierungs- und Räumungsmaßnahmen als Aktivposten einzubeziehen. Die Umsetzung und Koordination von Arbeitsschutzmaßnahmen sollte nicht nur als lästige Pflicht gesehen werden, sondern ist der direkte Ausdruck von sozialer Nachhaltigkeit und Compliance (alle geltenden Regelwerke werden eingehalten).

Playmobil-Figuren simulieren Besucher auf einem Event
(Bild: Anke Hesse)

II Run – Hide – Tell! Britischer Ansatz zum Umgang mit Terrorszenarien
Den pragmatischen Ansatz des Umgangs mit Bedrohungsszenarien wie einem Terroranschlag stellte Prof. Chris Kemp, führender Crowd- Management-Berater, anschaulich dar. So empfiehlt die britische Polizei im Fall eines Angriffs: „Run“ = flüchten. Alle Gegenstände zurücklassen, Schwächere mitnehmen. „Hide“ = verstecken, Raum verriegeln, Telefon stumm schalten. „Tell“ = Polizei und andere benachrichtigen. Diese Strategie wurde im Rahmen einer Kampagne mit einem dazugehörigen eindrucksvollen Film über einer Million Menschen im Königreich aktiv vorgestellt.

III ORPHEUS
Hinter diesem interessanten Akronym verbirgt sich ein dreijähriges Forschungsprojekt, mit dem zunächst nur die Rauchableitung und Personenführung bei Bränden in U-Bahnhöfen untersucht werden sollte. Mithilfe von Verrauchungstests und Realbrandversuchen wurden in einem richtigen U-Bahnhof Messwerte ermittelt, die dabei helfen sollen, praxisgerechte Konzepte zu erarbeiten. Dabei wurden auch Wechselwirkungen mit an der Oberfläche befindlichen Einrichtungen, wie Krankenhäusern, Kaufhäusern und konkurrierenden Veranstaltungen wie einem Marathon und dessen Besuchern betrachtet. Dazu wurde eine spezielle Analysemethode entwickelt, mit der diese Einrichtungen identifiziert werden können. Die Erkenntnisse zum Besucherverhalten können problemlos auf Großveranstaltungen skaliert werden und wurden bereits angewendet.

IV Fliegen(gehende) Bauten
Auf kurzweilige Weise frischte Mathias Möller von Prolyte die Kenntnisse der Zuhörer zu fliegenden Bauten wie Zelten, Tribünen, Bühnen und Sonderbauten auf. Besonders interessant waren die Informationen zu dem gesamten Genehmigungsverfahren rund um das Prüfbuch sowie zu der Entstehung der speziellen Bauvorschriften und zur Normung in Europa.

 


Rolle der Medien im Event-Krisenfall
EVENT PARTNER Autor Richard Meusers nahm an der die IBIT Fachtagung abschließenden Podiumsdiskussion über „Die Rolle der Medien“ teil. Lesen Sie sein Fazit im Blog!

 

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