Welche Zertifikate und Fortbildungen in der Corona-Pandemie wirklich helfen
Sind Hygiene-Zertifizierungen notwendig?
von Falco Zanini,
Ungewissheit und Stillstand prägen seit März unseren Alltag. In solchen unsicheren Zeiten suchen Menschen nach Fixpunkten, Vorbildern, Mustern. Dazu gehören auch Zertifizierungen für die verschiedensten Bereiche und Fortbildungen, die helfen sollen, durch die Krise zu steuern.
(Bild: Shutterstock / ikinugrihi)
„Wir müssen uns zertifizieren.“ Am Anfang steht oft genug der Wunsch danach, „ein Zertifikat“ für dieses oder jenes müsse her, möglichst noch eines mit einem optisch ansprechenden „Label“, das sich gut auf der Homepage des entsprechenden Unternehmens macht. Dabei bestärken oft der Blick auf den Mitbewerber und gewisse Trends den Wunsch aus der Geschäftsführung. Am Anfang aller Zertifiziererei sollte jedoch hier, wie auch im weiteren Geschäftsleben, eine offene Analyse des Bedarfs stehen und des damit verbundenen Ziels, das erreicht werden soll. Also nicht „wir müssen uns zertifizieren (weil das alle machen), um gut auszusehen“, sondern „in welchem Bereich des Unternehmens gibt es Handlungsbedarf für Verbesserungen/Veränderungen und welche sinnvollen Zertifizierungen helfen dem Unternehmen durch eine sorgfältige und ernstgemeinte Auditierung?“.
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Hip oder hilfreich?
Besonders im Bereich Nachhaltigkeit ist es häufig schwer zu erkennen, ob eine Zertifizierung nun wirklich das dahinterliegende echte Ziel (Nachhaltiger werden) erreichen soll oder eben „ein Label“ her muss. Am unteren Ende der Sinnhaftigkeit stehen nach Meinung des Autors Labels, welche ausschließlich auf eine Selbstverpflichtung setzen, ohne dass eine echte Vor-Ort-Auditierung nach harten Kriterien stattfindet. Im Bereich Nachhaltigkeit vorbildlich und sinnvoll sind dagegen Zertifizierungen nach EMAS, dem europäischen Umweltmanagementsystem (Eco-Management and Audit Scheme) oder ÖKOPROFIT, ein Kooperationsprojekt zwischen Kommunen und der örtlichen Wirtschaft mit dem Ziel der Betriebskostensenkung unter gleichzeitiger Schonung der natürlichen Ressourcen. Beide führen zu einem normgerechten Umweltmanagementsystem (UMS) nach ISO 14001. Einen ganzheitlichen und branchenbezogenen Ansatz bietet das Green Globe System, in dem die Unternehmen nach harten Kriterien in allen drei Säulen der Nachhaltigkeit auditiert und bei Erfüllung zertifiziert werden. Selbstverständlich gibt es Zertifizierungen zu Teilbereichen wie Qualitätsmanagement (QM), hier die allseits bekannte DIN 9001. Für die Veranstaltungsbranche passgenauer und detaillierter bietet sich allerdings die Zertifizierung nach DPVT an, die tief in die betrieblichen Strukturen eintaucht und im Rahmen der Auditierung nachhaltige Verbesserungsprozesse anstößt. Die kostengünstigste Möglichkeit, in die Welt der Zertifizierung im Unternehmen einzusteigen, bietet sich über die Zertifizierung des eigenen Arbeitsschutzes bzw. des Arbeitsschutzmanagementsystems (AMS) nach ISO 45001. Diese AMS-Zertifizierung wird von den meisten Berufsgenossenschaften aktiv unterstützt und mit eigenen Auditoren kostengünstig bis kostenlos angeboten. Die BG Bau, in der die meisten Messebauunternehmen versichert sind, bietet für die Re-Zertifizierung sogar eine Geld-Prämie an.
Corona-Zertifizierung oder Beauftragten-Fortbildung?
Vereinzelt war und ist aus der Eventbranche die Frage nach einer Art „Corona-konformen“ Zertifizierung zu hören. Klare Antwort: So etwas gibt es nicht! Mit der Handlungsempfehlung des R.I.F.E.L. zu Veranstaltungssicherheit in Corona-Zeiten wurde im April eine neue Beauftragten-Funktion geboren, die offenbar das Allheilmittel für Hygienefragen bei Veranstaltungen darstellen sollte. Ein griffiger Name wurde ebenfalls eingeführt, der „Hygienebeauftragte“, doch leider wurde vergessen, die notwendigen Inhalte oder Anforderungen dieses jungen Beauftragten zu definieren. Das öffnete die Tür für Bildungsanbieter, die sich mit mehr oder weniger sinnvollen Inhalten an mögliche Interessenten wandten. Darunter z.B. ein nur eintägiger Kurs eines großen überregionalen Bildungsträgers. Aktuell werden von drei Bildungsträgern jeweils zweitägige Kurse zum „Hygienebeauftragten XYZ“ angeboten und aus dem Kreis des R.I.F.E.L ein sogar fünftägiger Kurs mit zwei Tagen Selbstlernen.
Darf dat dat?
Ist das vorgeschrieben? Nein!
Nach dem Arbeitsschutzgesetz und dem Arbeitssicherheitsgesetz sowie der DGUV Vorschrift 1 sind für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz die Fachkraft für Arbeitssicherheit und der Betriebsarzt zuständig und ausreichend qualifiziert. Der Arbeitsschutzstandard SARS-CoV-2 des Bundes bzw. die branchenspezifischen Ausgestaltungen der Unfallversicherungsträger bieten ausreichend Informationen und konkrete Handlungshilfen für die Erstellung betrieblicher Maßnahmenkonzepte, Corona-bezogener Gefährdungsbeurteilungen und für die Erstellung von Hygieneplänen an. Besonders die VBG, die BG Bau und die BGN sind hier mehr als ausführlich. Für die DGUV hat ein Betrieb – ob Konzerthalle, Veranstalter oder technischer Dienstleister – seine/ihre Verpflichtungen im Hinblick auf Infektionsschutz und Hygiene mit der Bearbeitung der angebotenen Handlungshilfen erfüllt. Kann es helfen? Möglicherweise!
Selbstverständlich bleibt es dem einzelnen unbenommen, sich auf geeignete Weise in alle Richtungen fortzubilden. Dabei sollte der Interessent prüfen, welche Inhalte vermittelt werden sollen, welche Qualifikationen die Dozenten haben und ob es für den betrieblichen Kontext passt. Möglicherweise ist ein Kurs zum HACCPBeauftragten in Sachen Lebensmittelsicherheit sinnvoller. Oder eben nur ein Kurs zur Erstellung von Infektionsschutzkonzepten.
Wir können nicht mehr irgendwelche Leute willkommen heissen. Die Menschen, welche zusammenkommen, sind Förderer für jeden von UNS, weil wir zusammen alles erreichen können und nicht mehr jeder alleine. In der Gruppe oder Community können wir uns wie in einer guten Familie entwickeln und auch ein Freudenfest veranstalten, doch sind es geladene Gäste und nicht einfach Leute. Schlage vor, dass wir Leute aus den Netzwerken zusammenbringen und die sich weltweit mal irgendwo treffen mit dem bekannten Profil und Menschen die zu sich stehen und eine klare und offene Haltung mit Bewusstsein verbinden.
Gruss
Verena Irene Wimmer Riedo Kulenkampff
Community Manager Organizer with Meetup.com
Wir haben kürzlich Hygienekonzepte für eine bundesweite VA-reihe ausgeschrieben und hätten Bieter ohne Zertifikat und erste Erfahrungswerte gar nicht erst eingeladen. Umso umfangreicher die Fortbildung und Referenzen desto besser. Schließlich geht es v.A. darum die Gesundheit zu schützen
und Haftungsrisiken zu minimieren. Die Angebote waren teils enorm hochpreisig – das neue Event-Gold.
Aktuell weiß niemand genau was tatsächlich benötigt wird. Die erste Location hatte ein hauseigenes HK als Onepager. Unser HK als Veranstalter umfasste 50 Seiten + 20 Seite Anhänge. Was ist also richtig? Im Zweifelsfall: lieber Übererfüllen oder doch Schmalspur?
DIN organisiert gerade die Erarbeitung eines DIN SPEC Hygieneleitfadens für Veranstaltungen und Messen im Pandemiefall -> din.de/de/forschung-und-innovation/din-spec/alle-geschaeftsplaene/wdc-beuth:din21:327589312 .
Normung und Standardisierung könnte hier mehr Klarheit schaffen und Haftungsfragen regeln. Ich bin hierbei von Berufswegen natürlich Überzeugungstäter.
Wir können nicht mehr irgendwelche Leute willkommen heissen. Die Menschen, welche zusammenkommen, sind Förderer für jeden von UNS, weil wir zusammen alles erreichen können und nicht mehr jeder alleine. In der Gruppe oder Community können wir uns wie in einer guten Familie entwickeln und auch ein Freudenfest veranstalten, doch sind es geladene Gäste und nicht einfach Leute. Schlage vor, dass wir Leute aus den Netzwerken zusammenbringen und die sich weltweit mal irgendwo treffen mit dem bekannten Profil und Menschen die zu sich stehen und eine klare und offene Haltung mit Bewusstsein verbinden.
Gruss
Verena Irene Wimmer Riedo Kulenkampff
Community Manager Organizer with Meetup.com
Wir haben kürzlich Hygienekonzepte für eine bundesweite VA-reihe ausgeschrieben und hätten Bieter ohne Zertifikat und erste Erfahrungswerte gar nicht erst eingeladen. Umso umfangreicher die Fortbildung und Referenzen desto besser. Schließlich geht es v.A. darum die Gesundheit zu schützen
und Haftungsrisiken zu minimieren. Die Angebote waren teils enorm hochpreisig – das neue Event-Gold.
Aktuell weiß niemand genau was tatsächlich benötigt wird. Die erste Location hatte ein hauseigenes HK als Onepager. Unser HK als Veranstalter umfasste 50 Seiten + 20 Seite Anhänge. Was ist also richtig? Im Zweifelsfall: lieber Übererfüllen oder doch Schmalspur?
DIN organisiert gerade die Erarbeitung eines DIN SPEC Hygieneleitfadens für Veranstaltungen und Messen im Pandemiefall -> din.de/de/forschung-und-innovation/din-spec/alle-geschaeftsplaene/wdc-beuth:din21:327589312 .
Normung und Standardisierung könnte hier mehr Klarheit schaffen und Haftungsfragen regeln. Ich bin hierbei von Berufswegen natürlich Überzeugungstäter.
Viele Grüße
Dirk Heiberger