Sonderkonstruktion bei den Schlossfestspielen Ettlingen
Skyliner: ein Pop-up-Dach für die Festspiele
von Liane Rapp,
788 Zuschauer haben Platz auf der Tribüne im Hof des Ettlinger Schlosses. 788 Zuschauer, die nicht nass werden, und doch während der „Schlossfestspiele“ eine freie Rundumsicht genießen sollen. Die Lösung konnte das Unternehmen Skyliner mit seinem filigranen, nahezu freischwebenden Textilschirm liefern.
(Bild: Felix Lenz)
Neues Konzept, neues Programm und neues „Dach“ – damit konnte die neue Intendantin der „Schlossfestspiele“ im baden-württembergischen Ettlingen, Solveig Bauer, in diesem Jahr punkten. Seit 1979 zieht das Freiluft-Theaterfestival in jedem Sommer zehntausende Zuschauer in den Hof des barocken Schlosses. Schauspiel, Oper, Musical, Kinderstück, Zauberei – alles dabei zwischen Juni und August. In diesem Jahr etwa die unter Mitwirkung eines „Bürgerchors“ von der Intendantin als „Volksoper“ inszenierte „Zauberflöte“. Dabei wurde quasi aus den Schlossfenstern heraus gespielt. Die Einführung solcher experimenteller Formate brachte bei der Gestaltung des Zuschauerraumes eine Herausforderung mit sich: Die bisherige Konstruktion mit einem Tribünendach hätte die Sicht auf und zu den Fenstern teilweise verdeckt – und so wurde nach einer filigraneren „leichten“ Alternative für die Zuschauerbedachung gesucht.
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Hier kamen Felix Lenz und sein Team der Skyliner GmbH aus Hennef ins Spiel. Der Geschäftsführer: „Wir haben an einer Ausschreibung teilgenommen und mit unserer Idee einer kreisrunden Membran-Bedachung, die an sechs schlanken Aluminium-Traversen verankert ist, den Zuschlag bekommen.“
(Bild: Felix Lenz)
Herausforderung: ein Dach in 15 Metern Höhe
Insgesamt zehn Mitarbeiter bauten dann in zwei Tagen das im Durchmesser 28 Meter große, kreisförmige Dach auf. Mit zwei Trucks war das Skyliner-Team vor Ort. Die 620 m2 große textile Membran selbst wiegt 250 Kilogramm. Doch mit Gabelstaplern mussten neben dem Schirm auch die fünf Tonnen schwere Aluminiumkonstruktion der Traversen und 21 Tonnen Gewicht des am Boden stehenden Formballast durch die schmale Toreinfahrt ins Innere des Hofes gebracht werden.
„Die eigentliche Herausforderung bestand darin, das Dach trotz der beengten Aufbausituation in 15 Metern Höhe, knapp unter den Regenrinnen des Gebäudeensembles zu platzieren, so dass es während der Vorführungen von den Zuschauern kaum wahrgenommen wird“, erklärt Felix Lenz, „dies natürlich unter entsprechender Berücksichtigung der statischen Anforderungen. So muss etwa die Verarbeitung der Membran eine Wassersäule von bis zu 80 Zentimetern gewährleisten. Alle statisch relevanten Bauteile wurden selbstverständlich in enger Zusammenarbeit mit dem TÜV entwickelt und überprüft.“
Auch Christian Held, technischer Leiter der Festspiele, ist von der Skyliner-Lösung begeistert: „Die Neugestaltung des Zuschauerbereichs ist ein sehr wichtiger Punkt, weil diese unmittelbar mit der künstlerischen Konzeption der Festspiele einhergeht. Denn die im Trompe-l’œil-Stil bemalte Schlossfassade des Südflügels ist gleichzeitig das Hauptelement aller Bühnenbilder und sollte somit wieder gänzlich zu sehen sein. So bestand meine Aufgabe darin, eine Eventüberdachung zu finden, die es ermöglicht, den freien Blick auf die Fassade zu gewähren. Die besonderen Vorzüge des Skyliner-Daches liegen neben der hohen konstruktiven Stabilität mit der erstaunlichen und geprüften Auslegung bis zu Windstärken von 12 Beaufort in der filigranen und somit leicht wirkenden Traversen- und Spindelkonstruktion. Dass die Dachmembran über die äußeren Gurtrohre der Ringtraversen und nicht innerhalb des Traversenrings gespannt wird, verleiht der gesamten Konstruktion eine ästhetische Kompaktheit, die dazu beiträgt, dass in unserem Fall das Zusammenwirken des durch die enorme Höhe entstehenden ‚Luft-Raumes‘ ein Gefühl eines luftigen Auditoriums entstehen lässt, ähnlich einem Zuschauersaal in einem festen Theatergebäude.“
(Bild: Felix Lenz)
Skyliner: rund 100 Projekte im Jahr
Bis zu 38 Meter Durchmesser haben die Pop-up-Dächer von Skyliner und verbaut werden sie weltweit, so Felix Lenz: „Wir arbeiten mit Partnerfirmen weltweit zusammen und unterhalten Lager bzw. Büros in Deutschland, Skandinavien, Österreich, Dubai und Katar. Insgesamt laufen bei uns bis zu zwanzig Projekte zeitgleich. Im Laufe eines Jahres kommen insgesamt fast einhundert Projekte zusammen.“ Nicht bei allen ist der Chef selbst vor Ort, sechs feste sowie rund 30 freie Mitarbeiter unterstützen ihn in Deutschland. In Ettlingen aber war er beim Aufbau dabei: „Die Atmosphäre hier ist schon einmalig. An historischen Stätten wie dieser wirkt unser Schirm immer noch mal ein bisschen anders.“
Rund 50% seines Umsatzes macht das Unternehmen mit Eventagenturen, fast ebenso viel mit Veranstaltern. Über 60% seiner Kunden sind „Wiederholungstäter“, so Felix Lenz: „Wir hoffen natürlich darauf, auch im nächsten Jahr in Ettlingen wieder dabei sein zu können.“