Marbet managt die Lieblings-Sommerparty des politischen Berlin – ein Event Bericht!
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Vor 50 Jahren standen ein paar Beamte im grauen Anzug um eine Feuerschale, grillten Würstchen am Stock und genehmigten sich ein kühles Bierchen. Ort der Handlung war die Landesvertretung Baden-Württemberg in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Zeit: Kurz vor der parlamentarischen Sommerpause. Das kleine Grillfest wiederholte sich jährlich, bekam den Namen „Stallwächterparty“ und ist heute mit rund 1.500 Gästen das Veranstaltungs-Flaggschiff der baden-württembergischen Landesregierung in Berlin. Die Stallwächterparty war ursprünglich ein Treffen der Mitarbeiter, die während der parlamentarischen Sommerpause die „Stallwache hielten“. Heute bildet das traditionsreiche Fest das ganze Bundesland Baden-Württemberg in seiner Vielfalt ab. Akteure aus Politik, Medien, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft treffen sich hier mit Berliner Gesprächspartnern.
Die Stallwächterparty in der Landesvertretung Baden-Württemberg ist etwas Besonderes. Denn bei kaum einer anderen Veranstaltung haben Gäste und Partner die Möglichkeit, so nah mit Entscheidungsträgern aus Wirtschaft und Politik ins Gespräch zu kommen. 2014 waren neben viel Polit-Prominenz aus dem Ländle wieder bekannte Bundespolitiker vor Ort. Und auch der amerikanische Botschafter ließ sich seinen Besuch nicht nehmen, trotz aktueller NSA-Verstimmung.
Käse-Igel und charmante schwäbische Wirtstöchter
Unter dem Motto „Gastwirtschaftswunder – 50 Jahre Stallwächterparty“ konzipierte die Agentur Marbet eine sympathisch-bodenständige Jubiläumsveranstaltung. Die Gäste sollten sich wohlfühlen wie in einer guten schwäbischen Gastwirtschaft. Dazu passte das reizend-authentische Sixties-Outfit der Hostessen: Statt Swinging London-Glamour strahlten die jungen Damen den soliden Charme einer Biberacher Wirtstochter aus. Gefühlte 500 liebevoll besteckte Käse-Igel ließen den Gast unwillkürlich an die schwäbische Hausfrau denken, die dafür tagelang in ihrer blitzsauberen Bakelit-Küche gestanden hat.
Als Reminiszenz an die legendäre Grillaktion vor 50 Jahren durften sich die Gäste auf dem zur Straße hin offenen Vorplatz ihr eigenes Stock-Würstchen grillen. Die Polizei Big Band Heilbronn untermalte das Geschehen mit Sechziger-Jahre-Hits. Zufällige Passanten konnten das Get-together für ein offenes Bürgerfest halten. Wenn nicht die ebenso unauffällige wie unerbittliche Security neben dem individuellen Eintrittszettel auch noch den Personalausweis gecheckt hätte.
Zurück zu den Wurzeln, aber in Bio
Im Innenhof der Landesvertretung ging es an rustikalen Bierbänken mit einem kleinen Unterhaltungsprogramm ebenso entspannt weiter. Das Catering verteilte sich großzügig über alle Räumlichkeiten. Ohne Anzustehen genoss man Hawaii-Toasts, gefüllte Tomaten mit Fliegenpilzdeckel, aber auch Bio-Grill- Steaks der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall und vegetarische Dinkelmaultaschen. Am Dessert-Buffet gab es Berge von frischen Erdbeeren mit „Original-Sprühsahne aus der Dose“, wahlweise Eierlikör und die äußerst beliebte Eisbombe nach Schwarzwälder Art. Das Konzept „Zurück zu den Wurzeln, aber in Bio-Qualität“ ging perfekt auf. Dafür sorgte nicht zuletzt der unprätentiöse Auftritt des Gastgebers. Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann bewegte sich durch die illustre Gästeschar wie daheim beim Gartenfest in seinem umgebauten Bauernhof. Als um Mitternacht für Landesminister Nils Schmid ein Geburtstagsständchen angestimmt wurde, dirigierte der begeisterte Chorsänger Kretschmann den Geburtstags-Kanon, und die Gäste stimmten fast vollzählig mit ein. Es ist eine besondere Qualität eines Agenturkonzepts, wenn es gelingt, die Persönlichkeit des Gastgebers spürbar zu unterstützen.
Selbstverständlich wird seit dem Regierungsantritt des ersten grünen Ministerpräsidenten die Stallwächterparty in allen Phasen der Veranstaltung nachhaltig und klimaneutral durchgeführt. Hier zählen nicht nur die vorgeschriebenen Ausgleichszahlungen für den CO2-Ausstoß, sondern man achtet insgesamt darauf, „angemessen“ zu feiern.
Agenturaufgabe: Sponsoren finden
Bei Veranstaltungen der öffentlichen Hand ist es mittlerweile üblich, große Teile des Budgets durch Sponsoren abzudecken. Denn in Zeiten von Überschuldung und Haushaltssperren kommen „rauschende Feste“ auf Kosten des Steuerzahlers nicht gut an. Von der beauftragten Agentur wird deshalb in der Regel neben dem Kreativkonzept auch ein überzeugendes Sponsoring-Konzept erwartet.
Sponsoren zu gewinnen ist bei vielen Veranstaltungen mühsamer als bei der prestigeträchtigen und gut eingeführten Stallwächterparty. Durch die fünfzigjährige Tradition gibt es eine lange Liste von Unternehmen aus Baden-Württemberg, die sich nicht zweimal bitten lassen.
Jeder Partner konnte diesmal unter vier Sponsoring-Paketen zum Mindestpreis zwischen 5.000 und 30.000 Euro wählen. Sachleistungen zählten auch. Als Gegenleistung gab es dafür Logopräsenz, Gästeplätze, Ausstellungsflächen und Tischreservierungen in abgestufter Nähe zum VIP-Bereich. Lieber viele kleine Sponsoren als einen großen Bei der Höhe ihres Einsatzes legten die Unternehmen allerdings schwäbische Sparsamkeit an den Tag. Nach der veröffentlichten Sponsorenliste rückte noch nicht mal „der dicke Daimler“ die Höchstsumme heraus. Der First-Class-Autobauer begnügte sich mit dem Zweitbesten, dem „Premium-Paket“ für 20.000 Euro. Ebenso der Global Player ebm-papst, der 2013 zum nachhaltigsten Unternehmen Deutschlands gekürt wurde.
Grünen-Chef Cem Özdemir hatte kürzlich sogar ein PR-trächtiges Betriebspraktikum bei dem Weltmarktführer für Propeller und Motoren absolviert. Da durfte man sich nicht lumpen lassen.
Das durchschnittliche Engagement der anderen 30 Sponsoren bewegte sich um den Mindesteinsatz. Dies ist durchaus im Sinne des Kunden. Die Landesvertretung legte Wert darauf, dass es viele Partner gibt und nicht ein Sponsor zu präsent wird. Politisch sinnvoll, bedeutet die Verteilung der Kosten auf viele schmale Schultern für die koordinierende Agentur immer eine Menge Extra-Arbeit.
Das Fest lebt nicht vom Geld allein
Schwieriger als die Anwerbung der Sponsoren ist für die Agentur ihre sinnvolle Integration in das Gesamtkonzept. Gerade kleinere Partner mit geringem Budget präsentieren sich meist mit ihrem normalen Messestand. Nicht ganz plausibel angesichts der sowieso reichlich vorhandenen Dessert-Stationen wirkte zum Beispiel der Gubor-Stand mit seinem Pralinen-Sortiment, laut öffentlicher Sponsoren-Liste im Sachwert von 10.500 Euro. (Hätte die Autorin das gewusst, wäre sie beim Befüllen der dargebotenen Tütchen weniger schüchtern gewesen.) Auch die Carrera-Bahn passte nicht so recht ins Geschehen, wurde aber zeitweise eifrig bespielt und hatte so einen Mehrwert für die Gäste. Ebenso wie die charmant überreichte Abschiedsrose des Herrn von der Landesgartenschau.
Die größeren Partner gaben sich sichtbar Mühe, ihr Standkonzept dem Thema und Stil der Veranstaltung anzupassen. Bei der Deutschen Post konnten sich die Gäste per Bluebox im Ambiente der Wirtschaftswunderzeit fotografieren lassen. Ein echter „Knaller“ war die außen ausgestellte Mercedes Staatskarosse aus dem Jubiläumsjahr 1964 – eine Ikone des schwäbischen Wirtschaftswunders. Mit einem einzigen bewundernden Blick erfasste man den politischen Zeitgeist der Sechziger. Der Daimler-Stand im Foyer lieferte dazu passende Texte, Grafiken und Gespräche. Ein rundum professioneller Unternehmensauftritt. Größter Beliebtheit bei den Gästen erfreute sich eine badische Besenwirtschaft, die mit Mann und Maus im Original nach Berlin geschafft worden war, um authentische baden-württembergische Gastwirtschaftsstimmung zu verbreiten. Hier wurde ein Sponsoring-Partner gezielt angesprochen, um das Kreativ-Konzept mit Leben zu füllen. Es funktionierte bestens.
Sponsoring bei Events der öffentlichen Hand – ein politischer Drahtseilakt
Bei der Auswahl der Sponsoren achtete die Landesvertretung sehr auf eine generelle Stimmigkeit zu den übergeordneten Werten wie Nachhaltigkeit und Verantwortung. Trotzdem ging etwas schief: Mit der alteingesessenen Firma Diehl war ausgerechnet ein Hersteller von Lenkflugkörpern und Handgranaten als Sponsor beteiligt – immerhin beim wichtigsten Fest der grün-roten Landesregierung. Kein Wunder, dass sich sowohl die Opposition als auch die grüne Basis im Nachhinein medienwirksam erregte. Von Doppelmoral war die Rede. Da half es wenig, dass Diehl mit bescheidenen 5.000 Euro dabei war und laut Regierungsstatement sowieso nur noch zu 20 % für die Rüstung arbeitet. Der kleine mediale Aufreger füllte das Sommerloch. Wie teuer kam die Landesregierung wohl die PR zur Schadensbegrenzung?