Keine pauschale Ortsempfehlung

Streaming-Studio: Die Wahl der richtigen Location

Die Wahl der richtigen Location bzw. des passenden Streaming-Studios für eine digitale Veranstaltung sollte denselben Stellenwert haben wie beim klassischen Event mit Live-Publikum. Wir erklären, worauf Veranstalter achten sollten.

Studio-Set-up im München Hoch5
Studio-Set-up im München Hoch5 (Bild: N&M)

>> Sie sind auf der Suche nach einer passenden Streaming-Location? Dann schauen Sie doch mal auf unserer Streaming-Studio-Übersicht vorbei.

Anzeige

Vorweg: Auf die Frage nach der einen passenden Location für ein Digital-Event gibt es keine pauschale Antwort. Darüber sind sich Corinna Di Pietro, Geschäftsbereichsleitung Venue Services, und Sebastian Schenk, kaufmännische Leitung Digital-Live-Events, bei Neumann&Müller Veranstaltungstechnik aus der eigenen vielfältigen Erfahrung heraus einig. Ob Greenscreen oder LED-Cave für ein digitales Set oder klassisches Studio und Eventlocation; fast jede Lösung für ein Streaming- oder Hybrid-Event sollte individuell auf das jeweilige Projekt ausgerichtet werden.

Corinna Di Pietro, Geschäftsbereichsleitung Venue Services von N&M
Corinna Di Pietro, Geschäftsbereichsleitung Venue Services von N&M (Bild: Michael Ebert)

Jedes Event braucht ein Zuhause

„In unseren klassischen Venue-Häusern wie dem Bauwerk. Köln oder dem München Hoch5 mit regulärer Veranstaltungsfläche hat der Fokus auf hybride Formate im letzten Jahr natürlich gut funktioniert,“ erklärt Corinna Di Pietro. „Da hat man einfach die Halle mit 600 bis 1.000 m² und kann dadurch auch mit einer bestimmten Anzahl von Personen vor Ort hybride Veranstaltungsformate umsetzen.“ Wichtig sei dabei aber vor allem, dass den Kunden vermittelt wird, dass auch eine digitale Veranstaltung, obwohl ohne Publikum vor Ort, ein Zuhause benötigt, um in einem professionellen Rahmen zu funktionieren. „In der Beratung überlegen wir deshalb, welchen Charakter dieses Event jetzt hat,“ ergänzt Sebastian Schenk. „Natürlich gibt es das klassische Jour fixe per Konferenzschaltung, bei dem wir unterstützen. Dies stufen wir als innerbetriebliche Kommunikation ein. Bei digitalen Events mit externen Gästen muss ein gewisser Rahmen gegeben sein, wie es unter normalen Umständen bei einer klassischen Veranstaltung der Fall wäre. Dieser Rahmen besteht unter anderem aus Branding, Design, Sprache und Wertschätzung der Teilnehmer – und damit auch der Location.“

Sebastian Schenk, Kaufmännische Leitung Digital-Live-Events von N&M
Sebastian Schenk, Kaufmännische Leitung Digital-Live-Events von N&M (Bild: N&M)

Ein eigenes Streaming-Studio kann sinnvoll sein

In spezialisierte Venues zu gehen, ist demnach für viele Kunden ein logischer Schritt, auf den die herrschende Pandemiesituation einen geringen Einfluss bei der Entscheidungsfindung hat. Gleichzeitig ergebe sich mit Blick auf einen regelmäßigeren Bedarf wiederum auch die Konsequenz, sich doch für ein Studio-Set-up im eigenen Haus zu entscheiden, welches jederzeit genutzt werden kann. Ein DAX-Konzern, der global agiert und täglich bis zu 20 Live-Streams ausstrahlt, sei ein Beispiel dafür, dass ein hauseigenes Studio sehr viel Sinn mache.

Viele kleine oder ein großes Set

Gerade im Vergleich zu einer LED-Cave bzw. einem Greenscreen habe man beim Event vor Ort auch den Vorteil des „echten Hauses“, das idealerweise mit einer Steadycam begehbar und somit vorführbar sei und Setwechsel erlaube. Verschiedene Kulissen böten außerdem die gern genutzte Option, die Veranstaltung an einem gewissen Punkt aufzusplitten und das Publikum in Gruppen an den getrennten Sets weiter zu begleiten, führt Corinna Di Pietro weiter aus. „Wenn man nur den Schuss von vorne hat, braucht man eine wahnsinnige Breite im Raum, um abwechslungsreiche Kamerabilder zu erzeugen. Darum wählen unsere Kunden gerne einen Venue mit einer größeren Veranstaltungsfläche, in der verschiedene Einzelsets integriert werden können. Die Aufmerksamkeitsspanne ist damit leichter zu halten, wenn man in unterschiedliche Set-ups springen kann und nicht immer nur das eine Bild-Set-up anbietet.“

Greenscreen für erfahrenere Hosts

Die oft unattraktivste, weil sehr cleane Location-Option ist für Sebastian Schenk – trotz der Popularität bei Kunden – ganz klar das Greenscreen-Studio. „Vor dem Greenscreen hängt das Ergebnis auch immer stärker von der Erfahrung der Personen vor der Kamera ab als im realen Set. Das muss man bedenken. Wenn die Personen keinerlei Moderationserfahrungen in einer Greenscreen-Umgebung haben, werden sie sich in einem grünen Set erst einmal unglaublich unwohl und orientierungslos fühlen.“ Wenn man also ein digitales Set nutzen wolle oder sogar müsse, sei eine LED-Lösung auf jeden Fall die spannendere Alternative, da sich hier die Protagonisten bewusster im Set bewegen könnten.

Digital-Gipfel 2020, begleitet von N&M
Digital-Gipfel 2020, begleitet von N&M (Bild: N&M)

Hybrid-Events benötigen das größte Budget

Aus Budget-Sicht wiederum spricht sich keiner der beiden für eine klare Empfehlung bei der Ortswahl aus. So habe N&M für die eigenen Locations beispielsweise Paketangebote erstellt, aber bis heute sehr selten verkauft, weil jedes Event am Ende zu individuell sei. „Ganz klar ist die hybride Veranstaltung aber die teuerste, weil wir natürlich die klassische Komponente vor Ort haben und dann das Digitale noch einmal on top setzen,“ so Schenk. Alles andere hänge aber wieder vom Charakter der Veranstaltung und der Umsetzung vor Ort ab. „Das ist diverser als das klassische Veranstaltungsgeschäft. Jeder, der länger in der Branche ist, weiß ungefähr, was ein Meter Traverse kostet oder eine Lampe oder ein Lautsprecher. Digital gibt es viel mehr Stellschrauben, an denen man noch etwas am Preis machen kann, sodass sich wirklich nicht sagen lässt, ob ein Greenscreen oder aber ein Studio beim Kunden pauschal die günstigere Option wäre.“

Ausfallsicherheit durch hybride Planung

Der größte Vorteil, den sich der Kunde aber mit einer teureren hybriden Veranstaltung in der Venue erkauft, liege laut Schenk in der Prämisse, dass auch in der momentanen schwierigen Planungssituation auf jeden Fall gesagt werden könne, „dieses Event findet statt.“ Genauer Rahmen und Größe könnten bei dieser Option mehr oder weniger tagesaktuell an bestehende Beschränkungen angepasst werden. „Da kann man dann auch beispielsweise auf Lockdowns reagieren, wenn im Zweifel am Ende niemand mehr auf der Bühne stehen kann, weil es nicht geht oder das Infektionsgeschehen den Kunden zu brisant wird.“

Viel rückwärtige Kommunikation nötig

Je dezentraler ein Event geplant wird, desto vielfältiger werden momentan aber auch die Herausforderungen an das Personal. Wenn niemand mehr auf der Bühne stehen kann und die Protagonisten räumlich voneinander getrennt agieren, fehle beispielsweise die sonst gängige letzte Abstimmung vor Ort und man habe einen großen Aufwand an rückwärtiger Kommunikation bei Dingen wie beispielsweise Ablauf und Regie. Gleichzeitig seien hybride Events aber auch etwas, was man in der Branche schon seit Jahren kenne, nämlich Fernsehen mit Live-Publikum. Einzig die verstärkt hinzugekommene Interaktion mit dem Publikum zu Hause sei hier der entscheidende Unterschied, an den man sich habe anpassen müssen.

Wichtigster Aspekt: eine gute Internetverbindung

„Und wie immer beschäftigt uns auch das leidige Thema Internetverbindung. Es ist erschreckend, wie viel Brachland wir dahingehend über die Republik verteilt immer noch haben. Darauf muss man bei der Ortswahl also auf jeden Fall achten“, identifiziert Schenk eine der wichtigsten technischen Einschränkungen der Locationsuche. Andere Aspekte, die es zu beachten gebe, seien beispielsweise die Deckenhöhe, die nicht überall gegeben sei, aber für einen Kamera-Kran benötigt würde, um XR-Projekte umsetzen zu können. Oder aber auch einfach der Wohlfühlfaktor, eine Location zu haben, in die man guten Gewissens einen Vorstand einladen könne.

Auf der Hauptbühne des ÖV-Symposiums trafen sich namhafte Gäste zur digitalen Einweihungsfeier.
21. ÖV-Symposium im Bauwerk.Köln (Bild: Leonard Leiste)

Unterschiede zwischen Venue und Streaming-Studio

Bei diesem Aspekt sieht Greta Mayer-Uellner vom München Hoch5 den klaren Vorteil der klassischen Event- Venue gegenüber einem reinen Studio: „Wir haben hier 1.200 m² Platz, auf denen wir nicht nur das Studio einrichten können, sondern beispielsweise auch eine schicke Bar samt Außenbereich sowie ein Catering und diverse Rückzugsmöglichkeiten bieten können. Das ist eine Flexibilität, die klassische Studios nicht haben. Auch technisch haben wir zwar eine feste Regie verbaut, aber von XR-Studio mit LED-Wand über Greenscreen bis zum regulären Set ist der Kunde völlig frei in der Umsetzung des übrigen Sets.“

Hygienekonzepte als größte Herausforderung

Eines der wichtigsten einschränkenden Kriterien seien momentan die erforderlichen Hygienekonzepte, um Veranstaltungen durchzuführen. „Viele Kunden sind einfach durch die Auflagen gezwungen, ihre Events nach außen hin zu verlagern, weil man selbst bei einer rein digitalen Lösung ohne Publikum schnell auf bis zu 80 Leute kommt, die sich da am Set bewegen. Und das geben dann viele Räumlichkeiten beim Kunden unter den momentanen Auflagen beispielsweise nicht mehr her“, so Schenk. In den dedizierten Venues hingegen seien Konzepte wie Abstände und Einbahnstraßen entsprechend einfacher umzusetzen.

Die individuelle Lösung suchen

Am Ende kann keiner der genannten Aspekte den alleinigen Ausschlag bei der Entscheidung für den Ort des digitalen Events geben. Grenzen der Umsetzung in Zeiten einer Pandemie müssen von Kunden und Dienstleistern gemeinsam abgestimmt werden ebenso wie Ansprüche an die Technik. Für eine zufriedenstellende Veranstaltung ist daher der wichtigste Ausgangspunkt, so früh wie möglich eine Idee zum Ziel und Rahmen zu entwickeln.

>> Sie sind auf der Suche nach einer passenden Streaming-Location? Dann schauen Sie doch mal auf unserer Streaming-Studio-Übersicht vorbei.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.