Wie gut ist die Eventbranche hinsichtlich Hygiene-Konzepten aufgestellt?
von Martina Courth,
Die ersten vorsichtigen Gehversuche in Sachen „realer“ Events laufen seit dem Sommer wieder an, oftmals abhängig von der Gelassenheit der lokalen Gesundheitsämter. EVENT PARTNER hat sich in der Veranstaltungsbranche umgehört, mit welchen Konzepten die Unternehmen den gestiegenen Hygiene-Anforderungen begegnen.
Erlebnisreich Campus & Late Night Concepts
Wie stellt man sich als Location-Betreiber und Full- Service-Eventdienstleister in Corona-Zeiten auf?
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Dieser Frage stellen wir uns als Late Night Concepts mittlerweile mehr denn je. Denn am 1.7. sind wir in unser neues Firmengebäude im Erlebnisreich Campus eingezogen. Dieser beinhaltet neben Büro- und Lagerflächen auch verschieden nutzbare Eventlocations bis hin zu Kapazitäten von 500 Personen. Hier haben wir uns Konzepte überlegt, um Veranstaltungen im erlaubten Rahmen stattfinden zu lassen. Ein großer Vorteil sind im Erlebnisreich Campus die flexibel gestaltbaren Veranstaltungsflächen mit eigenen Zugängen und Sanitäranlagen. Dazu kommen die Planung und Beachtung von Bestuhlungs- und Wegeplänen, welche den Mindestabstand von 1,50 Metern überall ermöglichen, sowie erweiterte Hygienekonzepte etwa inklusive sensorgesteuerter Desinfektionsspender und Trennwänden bei der Akkreditierung. So wurden im Erlebnisreich Campus von uns seit Mitte Juli die ersten Veranstaltungen mit bis zu 150 Personen umgesetzt.
Aber nicht nur die Planung von Events ist in dieser Zeit eine Herausforderung, auch der Schutz der eigenen Mitarbeiter steht an erster Stelle. So wurde auch bei Late Night Concepts am Anfang auf Homeoffice und wechselnde Tage im Büro gesetzt. Um aber mit dem Team weiter wie vor Corona arbeiten zu können, hat Late Night Concepts ein internes Hygienekonzept und Richtlinien zum Umgang untereinander, aber auch zum Umgang mit Kunden und Zulieferern aufgestellt. Dieses wird nun schon seit längerer Zeit erfolgreich umgesetzt und ständig weiterentwickelt. Auch wenn es eine Umstellung im täglichen Arbeitsleben und auch bei der Planung und Durchführung von Veranstaltungen ist, so ist es doch möglich, unter gewissen Rahmenbedingungen den Alltag in der Eventbranche wieder aufleben zu lassen.
FR Catering
Wie kann ein Caterer unter den neuen Bedingungen allen Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit bei der Durchführung von Events gerecht werden?
Wir geben die Antworten mit unserem FR-Konzept „Maßnahmen zur Corona-Prävention im Bereich der Speisenversorgung“. Entwickelt in Zusammenarbeit mit einem externen Qualitätsmanagementbeauftragten, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Dieser begleitet sogar einzelne Veranstaltungen, um Optimierungsbedarf zu erkennen und mit uns umzusetzen. Durch den kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP) lernen wir permanent und verbessern uns stetig. Das Konzept beinhaltet die bundesländerspezifischen Anforderungen sowie die der Berufsgenossenschaft während der COVID-19-Krise.
Neben üblichen Strategien zu den Themen Abstand, Mund-Nasen-Schutz am Arbeitsplatz und während ausgeübter Catering-Tätigkeiten stehen bei uns die Situationen am Buffet, Service-Laufwege und die Produktion in Küche und vor Ort im Fokus. Wir arbeiten mit Schichtkonzepten und achten auf Frischluft und Pausen für unsere Mitarbeiter. Bei der dezentralen Speisenzubereitung lassen wir uns viel einfallen, um Abstandsregelungen einzuhalten. Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten der Gästeversorgung wie mobile Speisenausgaben (Stichwort Golfcart mit Anhänger, Insellösungen, Rolling Chafing Dish usw.) sind dabei ein wichtiger Punkt.
Unsere gesamte Mannschaft arbeitet konzentriert, strukturiert, mit maximalem Sicherheitsbewusstsein und sehr gut geschult daran, die Krise zu bewältigen und deren neue Anforderungen umzusetzen. So hoffen wir schnell einen Einstieg in unseren neuen Alltag zu finden.
Neumann&Müller Veranstaltungstechnik
Welche Konzepte – unternehmensintern wie auch für extern – machen einen deutschlandweit aufgestellten Veranstaltungstechnikdienstleister wieder handlungsfähig?
Im Fokus stehen für uns drei Bereiche: Der Gesundheitsschutz der Mitarbeiter am eigenen Arbeitsplatz, die Sicherheitsaspekte on-site bei der Projektrealisierung und die Beratung der Kunden in der Planungsphase von Events, um mit einem von uns erstellten, individuellen Hygienekonzept eine sichere Durchführung von Events zu ermöglichen und gleichzeitig Gäste und Mitarbeiter vor Ort optimal zu schützen.
N&M hat Kai Marquardt zum „Hygienebeauftragten für Veranstaltungsmanagement“ qualifizieren lassen. Das Braunschweiger Studieninstitut für Gesundheitspflege – es bildet üblicherweise Ärzte und Pflegekräfte weiter – hat ihn im Rahmen einer einwöchigen Fortbildung in den Bereichen der gültigen Rechtsvorschriften, der Hygiene und Arbeitssicherheit von staatlich geprüften Fachkräften, Experten und Juristen fit gemacht. Ein wesentliches Element der Weiterbildung: die Befähigung, ein Hygienekonzept zu erstellen, auf dessen Basis lokale Behörden die Durchführung von Veranstaltungen genehmigen können. Kai Marquardt kann unsere Kunden bereits ab dem Planungsstadium kompetent beraten, wie Events mit Sicherheit über die Bühne gehen – und zwar über alle Gewerke hinweg: Zugangs- und Einlassprozedere, Bestuhlungspläne und maximale Personenzahlen, Hygienevorschriften für Catering- und Sanitärbereiche, Einhaltung der lokalen Vorschriften und Genehmigungen von Behörden.
Sein Wissen fließt ein in die Konzepte, die wir mit Beginn der Pandemie zum Schutz unserer Mitarbeiter* innen an den Arbeitsplätzen und on-site erstellt haben. Gemeinsam mit unseren Fachkräften für Arbeitssicherheit um Karsten Schrott haben wir nicht nur die nötigen Festlegungen für Abstandsflächen und interne Hygienemaßnahmen verbindlich gemacht, sondern ganz klar definiert, wie z.B. im Bereich Logistik die Vorkehrungen für die zusammenarbeitenden Kollegen in puncto Teameinteilung und -größen sowie die Transporte selbst auszusehen haben. Grundlagen hierfür sind zudem die Vorgaben der Berufsgenossenschaften und des Unfallschutzes, die dort entsprechend aktualisiert wurden. Das setzt sich dann fort bei der Umsetzung der Produktionen vor Ort: ausreichend Platz für die Teams schaffen, die in separaten Schichten zwecks Kontaktbegrenzung eingeteilt werden, zeitlich entzerrte Bau-Slots, besondere Planung der Personalkapazitäten mit kürzeren Schichten und längeren Pausen, intensive Dokumentation aller Schutzmaßnahmen. On-site steht den Projektleitern zudem ein Hygieneassistent als Ansprechpartner und Berater zur Seite.
Was uns in allen Punkten wichtig ist: Wir müssen noch stärker als bisher weiteren Stress für unsere Mitarbeiter vermeiden und intensiver mit ihnen kommunizieren. Das bedeutet mehr Zeit einzuplanen, sorgt aber für einen höheren Schutz unserer Kolleg*innen.