Unter dem Titel “Alles nur Theater?!” bereitet das Autoren- und Interviewer-Duo Ricarda Merkwitz und Wolf Rübner auf, wie Marketing-Profis Events inszenieren.
Die gestandenen Event-Fachmenschen mit vielfältigen Hintergrund aus Agentur, Unternehmen, Beratung und Lehre haben sich der Aufgabe gestellt, das Thema Inszenierung, das länger schon durch Köpfe, Gazetten, Fachzeitschriften, Kongresse und Award-Verleihungen geistert, dingfester zu machen.
Anzeige
Auf der wissenschaftlichen Konferenz zur Event-Forschung in Chemnitz hörte man aus betriebswirtschaftlichem Munde, dass es zum Thema „Inszenierung“ noch nichts Wesentliches gäbe, da seien Desiderate der Forschung vorhanden. Dem ist entgegenzuhalten, dass etwa Aristoteles (*384 v. Chr. / + 322 v. Chr.) und auch Lessing (Hamburgische Dramaturgie, geschrieben zwischen 1767 und 1768 n. Chr.), wie auch viele in den Jahren zwischen ihnen, Wesentliches zum Thema bereits gesagt haben. Doch auch seitdem wurde vieles (manches laut, manches leise; manches diskussionswürdig, manches nicht) gesagt und geschrieben. Um so verdienstvoller, dass ein Event-Buch erscheint, das Experten-Interviews aus dem Bereich der kommerziellen Marken-Veranstaltungen mit knappen Zwischentexten zusammenbindet.
Die Kapitel in “Alles nur Theater!?” kreisen um wesentliche Strukturbegriffe. Etwa: „Dramaturgie“, „Feste, Feiern, Rituale“, „Gefühl“, „Erlebnis“, „Geschichten“, „Farben und Klänge“, „Konzeption“, „Marken-Inszenierung“. In “Alles nur Theater!?” kommen unter anderem Christian Schmachtenberg (ADC-Mitglied und im Präsidium desselben mit „Forschung und Lehre“ beschäftigt), Christian Kohlmann (Regisseur und freier Kreativer), Frank Riede und Christian Oblasser (trafo, Beratung im Bereich Storytelling), Bernd Konrad (Leiter Marketing und Vertrieb BMW Markenwelt), Christoph Kirst (Creative Director insglück Gesellschaft für Markeninszenierung GmbH) und Annette Beyer (Leiterin treibhaus 0.8, Kreativ-Konzeptionerin und EVENT PARTNER-Autorin) zu Wort.
Trend zum Storytelling
Ein spezifischer Trend ist in den Texten zu beobachten: Die meisten der Berichtenden setzen auf die Kenntnis der Wünsche und Träume der Menschen, aber auch auf die Kenntnis der Ängste (Detlef Wintzen, insglück). Interaktion ergänzt die Inszenierung, schließlich handelt es sich eben nicht um Theater, sondern um eine Sozialhandlung. Das ist etwas anderes. Mit Theater verbindet man auch heute noch zu sehr die Guckkastenbühne, verbindet man das unredliche Vorspielen. Eine Assoziation, die auch der Titel “Alles nur Theater!?” befragt. Theater mag ein Rahmen für Events sein, Interaktion jedoch weitet und stellt richtig: Hier versuchen Menschen anderen Menschen zu begegnen und sie in dieser Begegnung aufmerksam zu machen und zu überzeugen. Es geht auf dieser Ebene eher um Design Thinking, weniger um Theater.
Dazu ein weiterer Trend: Das Storytelling. Geschichtenerzählen wird seit einiger Zeit von Kundigen als das Mittel zum Zweck gepriesen – ganz zu Recht. Geschickte Inszenatoren und Interakteure, kluge Rhetoriker, bedienten sich stets dieser Alltagstechnik, die eng an Mnemotechnik, Wahrnehmungsstrukturen und Wirkwissen anknüpft.
Fazit: Das Buch fasst die nötigen Ingredienzien für einen gelungenen Event fein zusammen, lässt sie im Sud der Interviews köcheln und bereitet so ein schmackhaftes Mahl.
Das Buch: Ricarda Merkwitz / Wolf Rübner: Alles nur Theater!? Wie Marketing-Profis Events inszenieren. Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2013