Interview mit Andrejas Vodjevic und Mathias Pritzkow von Jazzunique
Zwischen Touchpoints und Digitalisierung: Trends in der Eventarchitektur
von Jessica Hartmann,
Brauchen wir noch Eventarchitektur, wenn Hologramme und Projektionen längst Realität sind? „Auf jeden Fall!“, finden Andrejas Vodjevic und Mathias Pritzkow von Jazzunique. Denn ganz real sind die digitalen Elemente eben doch nicht – die Kunden schätzen immer noch das Echte und Anfassbare. EVENT PARTNER hat mit den Agenturexperten darüber gesprochen, wie man für eine gelungene Eventarchitektur beides verbindet, und wohin sich der Beruf und die Branche entwickeln.
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Welche Trends sehen Sie in der Eventarchitektur zurzeit? Wohin geht Ihrer Ansicht nach die Entwicklung?
Mathias Pritzkow: Wir beobachten vor allem, dass ganzheitliche Konzepte noch stärker an Bedeutung gewinnen und das Erleben auf der Messe und dem Event immer öfter in umfassende Kommunikationskonzepte eingebettet wird. Zum Beispiel werden durch digitale Tools Plattformen geschaffen, auf denen Informationen schon vor dem (potenziellen) Besuch und danach zielgruppengerecht vermittelt werden können. Bereits hier ist es wichtig, mit Unverwechselbarkeit und klaren Botschaften zu überzeugen. Aber gerade das verstärkt unserer Meinung nach auch den Anspruch an das echte räumliche Erlebnis vor Ort, bei dem wir „die Story“ durch die Architektur erlebbar werden lassen.
Hieraus resultiert auch für unsere Arbeit, dass wir mit unseren Maßnahmen immer früher ansetzen – und noch häufiger auch abteilungsübergreifend, gemeinsam mit unseren Kommunikations-, Event- und Grafikexperten, an Projekten arbeiten. Denn unsere „Customer Journey“ beginnt meist schon vor der Veranstaltung oder der Messe. Durch eindeutige Aussagen und einen einheitlichen Look stärken wir hier den Wiedererkennungswert.
Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf den Bereich? Werden physische Elemente zunehmend durch Projektionen und Ähnliches ersetzt?
Andrejas Vodjevic: „Die Mittel der Digitalisierung gezielt einsetzen, um einen Mehrwert zu kreieren“, lautet hierbei unsere Devise. Wir wollen dabei Physisches nicht konsequent ersetzen, sondern erweitern, wo es Sinn macht. Auf Messen zum Beispiel können wir durch den Einsatz digitaler Tools dem Raum eine zusätzliche Dimension verleihen: durch die Kreation ergänzender Touchpoints, über die unsere Kunden ihre Zielgruppen direkt erreichen können. Außerdem können wir ihnen mehr Möglichkeit zum „Tracken“ und Evaluieren ihrer Maßnahmen anbieten.
In Bezug auf Events gibt uns die Erweiterung des Raums durch digitale Tools die Möglichkeit, Informationen noch vielfältiger und unterhaltsamer zu transportieren. Beim europäischen Festakt zum 350-jährigen Jubiläum von Merck konnten wir die Gäste zum Beispiel durch eine Kuppelprojektion und den perfekt hierauf ausgerichteten Raum multisensuell mit auf eine Reise durch die Unternehmensgeschichte nehmen. Durch das Zusammenspiel aus analogen Elementen, wie Wasserläufe im Innenraum der Kuppel, und der digitalen Projektion ist so eine immersive einzigartige Markenwelt entstanden.
Sind aufwändige Bühnenbilder auch bei Corporate Events noch gefragt oder beschränkt sich die Arbeit eher auf Messestände und Ausstellungen?
Mathias Pritzkow: Unser Ziel ist es immer, die Marke optimal im Raum zu positionieren – ihre „Story“ zu erzählen. Wie das im entsprechenden Projekt am besten passiert, entscheiden wir jedes Mal individuell und in enger Abstimmung mit dem Kunden. Dabei gilt aber nicht „je aufwändiger, desto besser“, sondern stets einen markenkonformen zielgruppengerechten Auftritt im Rahmen des gegebenen Budgets zu finden.
Was macht den Beruf des Innen-/Eventarchitekten besonders? Wie sehen Sie die Zukunft des Berufsfeldes?
Andrejas Vodjevic: Das spannende an unserem Job ist, dass er quasi ständig im Wandel ist. Wir stehen regelmäßig vor neuen Herausforderungen, für die es frische smarte Lösungen zu finden gilt – stets unter Berücksichtigung von Individualität und Anspruch der Marke, dem Innovations- und Erlebnisfaktor, Effizienz und Nachhaltigkeit.
Immer häufiger werden wir dabei durch das tiefe Verständnis, das wir für die Marken erlangen, auch zu Beratern. In Zukunft wird unser Beruf wohl immer holistischer werden. Wir müssen in wesentlich mehr Kanälen denken – was für uns den Wert von interdisziplinären Expertenteams immer größer werden lässt.