Analyse, Tracking, Erfolgsmessung: Mehr als nur Besucherzählung
von Daniela Baumann,
Es gibt unterschiedliche Technologien, um die Besucherfrequenz auf Events und Messen zu erfassen, die je nach Anwendung, Zweck und örtlicher Gegebenheit eingesetzt werden können. Neben der reinen Besucherzählung bietet der Markt zudem technische Möglichkeiten zum Erfassen, Auswerten und Optimieren von Event- und Messeaktivitäten. Um die Besucherzahlen zu ermitteln, bieten sich verschiedene Sensoren, WiFi-Tracker oder auch Armbänder an, die zusammen mit speziellen Software-Lösungen über die reine Besucherzählung hinausgehen. Wir geben einen Überblick über die Möglichkeiten des Marktes und ihre Vorteile!
Es gibt kaum einen Verantwortlichen für Veranstaltungen oder Messen, der nicht nach der Besucherzahl gefragt wird oder bei dem die Erfolgsmessung der Marketingaktionen keine Rolle spielt. Genauso wie es keinen Veranstalter gibt, der zur Sicherheit der Besucher die höchst zulässige Besucherzahl in der Versammlungsstätte nicht überschreiten darf. Für die Verantwortlichen eines Festivals ist es beispielsweise ein wichtiger Aspekt, dass durch die möglichst exakte Messung der Besucherzahlen festgestellt werden kann, wann die höchst zulässige Besucherzahl für eine Versammlungsstätte überschritten wird. Wurde eine maximale Besuchergrenze festgelegt, können die Eingänge bei Erreichen dieser Grenze mittels eines Alarmierungssystems benachrichtigt werden. Diese Kontrollfunktionen dienen der Sicherheit und können die Durchführbarkeit von Veranstaltungen, auch aufgrund von behördlichen Auflagen, sicherstellen.
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Die Vielfalt an Systemen und Dienstleistern für die Besuchermessung ist groß, ebenso unterschiedlich die Anforderungen: Von der reinen manuellen Zählfunktion über diverse Sensor-Technologien bis hin zur innovativen Bewertung der Live-Kommunikations-Performance bietet der Markt zahlreiche Möglichkeiten. Abhängig davon wer die Messwerte wann und in welcher Güte benötigt, ist es ratsam, sich frühzeitig mit dem Dienstleister abzustimmen, um durch fachkundige Vorplanung präzise Messergebnisse zu gewährleisten. Fehlt hingegen die Zeit für eine fachgerechte Installation und Inbetriebnahme, entstehen Hürden und Defizite für die optimale Validierung einer vollautomatisierten Zählanlage sowie für die erwünschten Auswertungen. Durch die wachsende Digitalisierung und den Datenschutz bleibt es auch hier spannend, wie sich die Systeme weiterentwickeln können.
Datenschutz gewährleisten
Apropos Datenschutz: Beim Einsatz von Besucherzählsystem ist auch der Schutz von Nutzerdaten von erheblicher Bedeutung. Dabei muss die Einhaltung des Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) sowie der Persönlichkeitsrechte berücksichtigt werden. Ebenso müssen behördliche Auflagen ohne Aufwand und finanzielle Einbußen befolgt werden. Professionelle Anbieter können zudem Datenschutzzertifikate der eingesetzten Systeme vorlegen. „Bei Hochfrequenzveranstaltungen, bei denen zur Erlangung einer Genehmigung eine real-time-Besucherzählung behördliche Pflicht ist, ist es obendrein ratsam einen Servicetechniker des Zählanlagenlieferanten als Backup über die Laufzeit vor Ort zu buchen“, erklärt Geschäftsführer Rainer Weingand von Scanmarketing. Neben der Validierung der Daten bieten die Anbieter Monitoring-Systeme sowie die Fernwartung an und zudem Konzepte zur Ausfallsicherheit.
Die Besuchermesssysteme werden je nach Anwendung sowohl zur Miete als auch zum Kauf angeboten. Speziell für Events und Messen können die Fachpersonalkosten für Auf- und Abbau und die laufende Betreuung oft höher als der Mietpreis für die adäquate Sensortechnik sein.
Für Traditionelle: Handzählung mittels Zähluhren
Die Handzählung von Personen wird von Zählpersonal mit manuellen oder digitalen Handzählern oder Zähluhren auf kostengünstige Art auch heute noch durchgeführt. Durch die Anbindung z. B. an ein Smartphone, wie es etwa das semiautomatische Erfassungssystem Qounts anbietet, sind die Echtzeit-Daten jederzeit aktuell und ortsunabhängig abrufbar. Die mobil und flexibel einsetzbaren Handzähler eignen sich bedingt für größere Menschenmengen oder unübersichtliche Flächen, liefern jedoch, trotz Faktor Mensch, sehr gute Ergebnisse. Robuste Buzzer-Systeme, auch Pilztaster genannt, sind an Einlassschleusen beim Sicherheitspersonal, die die Zählung häufig mitübernehmen, beliebt.
Für Analysten: Sensor-Messung
Mit unterschiedlichen Sensoren (2D, 3D) , z. B. mit Laser-, Radar-, Infrarot- oder Thermalkamera -Technologie, können Besucher auf Messen und Events mit relativ hoher Zählqualität gezählt werden. Meist genügt eine Stromversorgung und Mobilfunkempfang, um ständig online aktuelle Daten zu gewinnen. Überwacht die Kamera mehrere Zonen werden dabei Informationen über die Attraktivität eines Bereiches oder Hotspots gewonnen. Unternehmen wie sensalytics unterstützen Messebetreiber wie z. B. die Messe Frankfurt, Messe-Kunden auf der Light&Building oder der Medica und auch bei Konferenzen mit über 10.000 Besuchern u. a. bei der Erhebung von Frequenzen, der Hallen-Auslastung, einer HotSpots-Analyse oder auch der bedarfsgerechten Toilettenreinigung. Bei der Messung können das Messegelände, die Hallen bis hin zu den Messeständen mittels unterschiedlichen Hardware Systemen erfasst und durch Softwarelösungen ausgewertet werden.
Besucherzähltechnologien kommen auch in temporären Bauten zum Einsatz: So wurden beispielsweise bei Audi auf der IAA in 2013/2015 eine Individuallösung mit Systemen von Scanmarketing im Gebäude integriert, die über eine 30-jährige Erfahrung mit allen gängigen Sensor- und Erfassungstechniken verfügen.
Für helle Köpfe: Lichtschranken
Mit Lichtschranken lassen sich, bei klar geregelten Ein- und Ausgangssituationen und einer geringen Durchgangsbreite, nahezu perfekte Zählergebnisse erreichen. Die diversen Geräte ermöglichen u. a. eine kabellose Installation via Funk oder das Auslesen der Daten über einen USB Stick ohne Internetverbindung.
Für Digitale: Besucher-Tracking auf WLAN-Basis
Mittels Sensoren auf Basis von WLAN-Technologie (auch: WiFi-Tracker) können Besucher anhand von Smartphones, Wearables oder Tablets erfasst werden. Die Zählergebnisse sind jedoch von den WLAN-Sicherheitseinstellungen der User abhängig. Eine Software verarbeitet in Echtzeit die Anzahl der erhobenen Messdaten in einem größeren Radius außerhalb des Messestands. Ein weiterer Messradius, der individuell z. B. auf die Messestandgröße, einen Standbereich oder ein Exponat angepasst werden kann, zeigt zusätzlich die Verweildauer und den Anteil der wiederkehrenden Besucher.
(Bild: WWM GmbH & Co. KG )
Auf dieser Basis hat die WWM GmbH & Co. KG mit einem Technologiepartner eine spezielle Systemlösung für Messen ermöglicht: Event Metrics ist die automatisierte und datenschutzzertifizierte Erfassung von Besucherströmen und die Analyse von Besucherverhalten. Die Erfassung via WLAN-Technologie hat in kurzer Zeit bereits zahlreiche Daten geliefert. „Seit 2017 haben wir Event Metrics erfolgreich im Einsatz und mittlerweile bereits über sechs Millionen Besucher erfasst“, so Geschäftsführer Dr. Christian Coppeneur-Gülz. Die Performance-Daten einer Veranstaltung stehen den Kunden in der ExpoCloud-Plattform und zusätzlich in der Insights App zur Verfügung. Hierzu zählen die Anzahl der Messe- und Standbesucher, die Verweildauer, die wiederkehrenden Besucher und die Anzahl der Besucher, die gezielt mit Targeting-Kampagnen über Facebook oder das Google Display Netzwerk erreicht werden können. „Mit der Integration von Event Metrics in unsere Event-Resource-Management Plattform bieten wir maximale Transparenz in der Live-Kommunikation. Eventmanager bekommen, wie bei Google Analytics im Online Marketing, klare KPIs zur Erfolgsmessung Ihrer Live-Kommunikationsmaßnahmen“, erläutert Dr. Coppeneur-Gülz.
Für Unnahbare: Zähl- und Zahlungsverfahren via RFID
Am Markt sind auch Armbänder mit RFID-Technologie die mit kontaktloser Kommunikation beispielsweise bei Festivals und Konzerten zur Zutrittskontrolle, aber auch als automatische Zahlungsverfahren zum Einsatz kommen. Anbieter wie beispielsweise NFC21 gehen mit NFC-Armbändern oder -Karten über Messung von Besuchern hinaus und bieten die Near Field Communication (NFC) an, so auch beim Kunden Deutsche Telekom. Als Gründe für den erfolgreichen Einsatz am Messestand werden dabei genannt: Innovation und Interaktivität am Messestand, NFC-Armbänder als kreatives Werbegeschenk, Alternative zum Flyer, zur intensiven Auseinandersetzung mit den Produkten und Themen am Stand, Lead-Generierung durch interessante Gewinnspiele, NFC-Cloud-Portal zur Erfolgsmessung, etc.
Für Sicherheitsliebende: Besucherstromanalyse und -steuerung
Ein umfangreiches, digitales Crowd Management bei Großveranstaltungen bietet z. B. die Plattform EvoSIS Event, die im letzten Jahr erstmalig auf der Prolight + Sound vorgestellt wurde. Sie bietet die Besucherstromanalyse und -steuerung in Echtzeit, die Kommunikation mit den Besuchern, das Einsatzkräftemanagement, die Besucherzählung sowie ein System zur Alarmierung.
Neben Hardware gibt es unterschiedliche Softwaresysteme mit zahlreichen Funktionen für die Auswertung und Konfiguration von relevanten Datenquellen. So werden Daten zum Besucherverhalten zur Analyse und Auswertung z. B. in einer Onlinedatenbank oder in einer App zur Verfügung gestellt. Die Darstellung und Aufbereitung der Daten erhält der Kunde beispielsweise als interaktive Graphiken, Statistiken, Kartendarstellungen etc. Auch die Verschlüsselung und Sicherheit sowie die Dokumentation der Daten kann über die Software sichergestellt werden.