„Bonifatius – das Musical“ am Hohen Dom: satis&fy realisiert das Highlight des Fuldaer Stadtjubiläums
Bühnenkonzeption und technische Umsetzung für Domplatzkonzerte und Musical
von Jörg Küster,
Viel Aufmerksamkeit zogen im Sommer 2019 Konzerte und Musical-Aufführungen vor dem Fuldaer Dom auf sich. Die Open-Air-Großveranstaltungen begeisterten zehntausende Gäste – bezüglich der Umsetzung wurde seitens Generalunternehmer satis&fy nichts dem Zufall überlassen.
Unumstrittenes Highlight der Feierlichkeiten rund um das Stadtjubiläum „1.275 Jahre Fulda“ war die Open-Air-Aufführung von „Bonifatius – Das Musical“ vor dem Fuldaer Dom: In opulenten Bildern wurde, begleitet von viel Musik, die Geschichte des „Apostels der Deutschen“ erzählt, dessen Gebeine in der barocken Basilika ruhen und dem als Bistumspatron in der osthessischen Gemeinde bis heute Bedeutung zugemessen wird. Der christliche Missionar (673 bis 754) soll die Gründung des Klosters Fulda durch seinen Schüler Sturmius beauftragt haben; der Sakralbau gilt als Keimzelle der Stadtentstehung.
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Musikalische Markenbildung
Das Musical wurde im Zeitraum vom 22. bis zum 28. August 2019 in einer speziell an den Domplatz adaptierten Neuinszenierung aufgeführt und begeisterte allabendlich knapp 4.500 Zuschauer. Unter Berücksichtigung der Bühnenabmessungen sowie der Zahl der Mitwirkenden dürfte es sich um eines der größten Musical-Freiluftprojekte des Jahres 2019 in Deutschland gehandelt haben.
Als Produktionsfirma trug die spotlight musicals GmbH in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtmarketing Fulda Verantwortung. Die satis&fy AG war als Generalunternehmer mit der Realisierung des Großvorhabens betraut und hatte ein umfangreiches Aufgabenspektrum zu bewältigen. Projektleiter im Auftrag von satis&fy waren Isabel Winkelmann-Grm und Björn Kowalzig.
„Wir waren mit satis&fy von Beginn an in das Projekt involviert“, berichtet Dipl.-Ing./M.Sc. Interior Architect Isabel Winkelmann-Grm. „Das Stadtmarketing ist vor rund zwei Jahren an uns herangetreten, und von Anfang an stand fest, dass anlässlich des Jubiläums ein großformatiger Auftritt mit hohem Qualitätsanspruch und einem markanten Look gefragt war, der sich als Marke etablieren lässt.“ Senior Technical Director Björn Kowalzig ergänzt: „Anlässlich der alljährlich anberaumten Domplatzkonzerte wurden in der Vergangenheit zwar schon öfter Bühnen vor dem Dom errichtet, welche jedoch nie das Format des 2019 zum Einsatz kommenden Aufbaus erreichten. Insofern konnten wir für das Jubiläumsvorhaben mit Ausnahme weniger Einzelaspekte nicht auf Erfahrungswerte zurückgreifen.“
Projection Mapping in Dom-Dimensionen
Blickfang auf dem Domplatz war eine gigantische, von Megaforce gelieferte Tower-Bühne, die auf dem Modell TVG R basierte und mit 52 Meter Breite bei 18 Meter Höhe den gewaltigen Dimensionen des Kirchenkörpers Paroli bot. Dennoch: Der Dom spielte als zum Plot passende historische Stätte im Musical eine Hauptrolle und diente als großformatige Projektionsfläche, die eindrucksvoll mit fünf Hochleistungsprojektoren bespielt wurde.
Das architektonisch reizvolle Projection Mapping wurde durch zwei links und rechts der Bühne unter Berücksichtigung sämtlicher Sicherheitsaspekte montierte LED-Wände in Größen von jeweils 6 x 6 Meter ergänzt, welche Projektionsinhalte aufgriffen und gekonnt fortführten – zu sehen waren digitale Bildwelten von Matte-Painting-Koryphäe Sven Bauer („Game of Thrones“). Im Auftrag von satis&fy war die Domfassade lange vor Beginn der Aufführungen mit einem Laserscanner minutiös in sämtlichen architektonischen Details erfasst worden. Die Daten wurden an Sven Bauer übermittelt und dienten darüber hinaus der Ermittlung sinnvoller Projektorpositionen sowie der Wahl geeigneter Objektive.
Im Bühnenzentrum befand sich zu Beginn jeder Aufführung eine kreisförmige Scheibe, die den Stumpf einer von Bonifatius (als von Missionseifer getriebene Machtdemonstration gegenüber der germanischen Bevölkerung) gefällten Eiche symbolisierte – das zuvor Donar/Thor geweihte Baum-Heiligtum wurde als von einem Projektor angestrahlter, mit Bühnennebel effektvoll gefüllter Gazestrang inszeniert, der unter Einsatz eines Kabuki-Rings von drei Meter Durchmesser „gefällt“ wurde. Der abstrahierte Baumstumpf war in einem Winkel von acht Grad zum Publikumsbereich geneigt, was eine besondere Herausforderung für die auf dem schrägen Boden agierende Cast dargestellt haben dürfte. Die Deckelung der Spielfläche wurde später in die Luft gehievt und diente in Kombination mit einem über ihm schwebenden Lichtkreis als motorisch bewegte Projektionsfläche. Anwendung fand in diesem Zusammenhang die DGUV Vorschrift 17 (oft noch unter der Bezeichnung BGV C1 bekannt), welche u.a. die Bewegung von Lasten über Personen in szenischen Darstellungen regelt.
Ton und Licht, sonst klappt es nicht …
Die mit einer transparenten Folien-Sonderanfertigung überdachte Bühne bot mitsamt ihrer Sidewings 30 Schauspielern, 50 Orchestermusikern (Kölner Symphoniker unter Leitung von Inga Hilsberg) sowie einem 130-köpfigen Projektchor Platz. Weit über 100 Mikrofone befanden sich im Einsatz, und Line-Arrays aus dem Portfolio von L-Acoustics sorgten für eine gleichmäßige Klangverteilung auf allen Zuhörerplätzen. Die Aufführungen waren in der Regel gegen 22:30 Uhr beendet. Lärmbeschwerden von Anwohnern waren aufgrund der zielgenauen Ausrichtung der Lautsprecher sowie ihrer zum Schlosspark weisenden Hauptabstrahlrichtung nicht zu befürchten.
Rund 200 zum Teil mit Wetterschutzgehäusen versehene Scheinwerfer übernahmen die Illumination. Björn Kowalzig sprach von „Theaterlicht“ und erwähnte, dass auf besonderen Wunsch von Lichtdesignerin Pia Virolainen u.a. Martin MAC TW1 Washlights zum Einsatz kamen, die für ihre besonders homogene Lichtabgabe bekannt sind. Regieplätze mit gutem Überblick über das Gesamtgeschehen hatte die Crew gegenüber der Bühne in einem hoch aufragenden FOH-Tower eingerichtet.
(Bild: Anna Imm Photography )
Safety first!
In die Aufbauarbeiten auf dem 6.790 m2-messenden Areal waren rund 300 Personen involviert. Mehrere Straßen mussten während der Vorbereitungen und Proben sowohl für den Fahrzeugverkehr als auch für Fußgänger gesperrt werden. Zum Stadtjubiläum gehörte das „Fuldaer Genussfestival“, das am zweiten Augustwochenende die am Dom entlangführende Pauluspromenade sowie Teile des Schlossparks in eine Flaniermeile mit Kulturangeboten und allerlei kulinarischen Köstlichkeiten verwandelte. Die von Pagodenzelten gesäumte Genussgasse begleitete auch die „Bonifatius“-Aufführungen – das Areal wurde zu festgelegten Zeiten für den Verkehr gesperrt, wobei die seit einigen Jahren unvermeidbaren Betonblöcke zum Einsatz kamen. Als Besonderheit wurden die tonnenschweren Antiterror-Sperren vom Bauhof der Stadt Fulda geliefert, aufgebaut und nach den Aufführungen wieder entfernt, um tagsüber Transportverkehr auf dem Gelände zu ermöglichen. Bei den Musical-Aufführungen wurden die Betonblocks durch Zäune sowie die üblichen Einlasskontrollen ergänzt; die Geländetopographie begünstigte das Einrichten einer Umzäunung. Das Sicherheitskonzept für den Domplatz wurde von der Stadt Fulda maßgeblich mitgestaltet.
Bei den ausverkauften Musical-Veranstaltungen nahmen die Besucher in Sitzreihen Platz, für deren blockweisen Aufbau selbstverständlich die Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung Anwendung fanden. Bei der Bestuhlungsplanung waren die Sichtlinien der Gäste zu berücksichtigen; die Höhe der vorderen Bühnenkante gab die Position der ersten Sitzplatzreihe vor.
Vorausschauend wurden von der Stadt Fulda unterirdisch Leerrohre in den Backstage-Bereich verlegt, durch welche später Schlauchleitungen und Kabel gezogen wurden, so dass auf dem Domplatz keine „Stolperfallen“ auf Fluchtwegen entstanden und auf störende Kabelbrücken verzichtet werden konnte. Die Wasserversorgung für den innerstädtischen Platz sowie die Einrichtung von Sanitäranlagen lagen in der Verantwortung der Stadt Fulda.
Übergabestellen des kommunalen Energieversorgers waren zwei Transformatorenstationen, welche die Ausgangspunkte der durch satis&fy auf dem Gelände eingerichteten Stromversorgung bildeten. Für den Notfall standen akkugepufferte LED-Leuchten am Bühnenportal sowie am FOH-Tower bereit: Die LED-Lampen hätten bei einem Stromausfall dafür gesorgt, dass die Zeitspanne bis zur Inbetriebnahme der an neuralgischen Punkten platzierten Lichtmasten problemlos zu überbrücken gewesen wäre; die Lichtmasten wären im Notfall über Generatoren versorgt worden.
Vor Beginn der Aufführungen wurden auf den LED-Wänden Hinweise gezeigt, welche die Gäste wiederkehrend über ein sinnvolles Verhalten im Notfall informierten. Gut lesbar thematisiert wurden auch die Wetterverhältnisse: An einem der Musical-Abende musste der Aufführungsbeginn wegen plötzlich einsetzenden Starkregens um eine Stunde verschoben werden, worüber Besucher zeitig per LED-Screen informiert wurden. Abbruch oder Absage einer Veranstaltung waren während der Spielzeit erfreulicherweise nicht erforderlich.
Open-Air-Events mit Strahlkraft
Die technisch wie logistisch anspruchsvolle Umsetzung von „Bonifatius – Das Musical“ begeisterte nicht nur die zahlreich angereisten Zuschauer, sondern erfuhr in Verbindung mit dem 1.275-jährigen Stadtjubiläum auch überregional viel Beachtung; berichtet wurde u.a. bei RTL, Sat.1 und im ZDF. Das aufwändige Set wurde im Anschluss an die Musical-Termine für ein Domplatzkonzert mit dem hr-Sinfonieorchester und Ausnahmeperkussionist Martin Grubinger genutzt, nachdem am 16. August bereits die Scorpions den mit über 7.000 Fans gefüllten Platz gerockt hatten.
Mit den sommerlichen Open-Air-Events vor der beeindruckenden Kulisse des Hohen Doms konnte die Stadt Fulda im Sommer 2019 eine weithin sichtbare Landmarke setzen, deren Strahlkraft künftigen Großvorhaben wie dem Hessentag (2021) und der Landesgartenschau (2023) sicher nicht abträglich sein wird.
Mit den sommerlichen Open-Air-Events vor der beeindruckenden Kulisse des Hohen Doms konnte die Stadt Fulda im Sommer 2019 eine weithin sichtbare Landmarke setzen, deren Strahlkraft künftigen Großvorhaben wie dem Hessentag (2021) und der Landesgartenschau (2023) sicher nicht abträglich sein wird.
Das trifft es auf den Punkt
Mit den sommerlichen Open-Air-Events vor der beeindruckenden Kulisse des Hohen Doms konnte die Stadt Fulda im Sommer 2019 eine weithin sichtbare Landmarke setzen, deren Strahlkraft künftigen Großvorhaben wie dem Hessentag (2021) und der Landesgartenschau (2023) sicher nicht abträglich sein wird.