Was ist unter XR zu verstehen und was hat diese mit VR, AR und MR zu tun? Welchen Einfluss haben diese Technologien auf die Eventbranche? Der Versuch eines Überblicks.
(Bild: Pixabay)
Der Begriff Virtual Reality dürfte inzwischen dank des medialen Hypes auch Nichtkennern der Branche etwas sagen. Richtig, dann gibt es ja auch die Augmented Reality sowie die Mixed Reality. Gesellen sich hierzu noch die jeweiligen Abkürzungen wie VR, AR und MR, dürfte der Kopf bald qualmen. Die rasante Entwicklung der Technologie führt unweigerlich zu einem ebensolchen Anstieg von Begrifflichkeiten, schließlich brauchen Dinge einen Namen. Ansonsten käme es schnell zu Irrungen und Wirrungen, die einer konstruktiven Kommunikation eher im Wege stünden.
Eine Abkürzung, die in letzter Zeit häufiger fällt und bei manch einem für Ratlosigkeit sorgen dürfte, ist XR. Vielleicht eine neue zukunftsträchtige Form von Realität? Eine eindeutige Aussage gestaltet sich momentan schwierig. Während Paul Milligan, Professor für Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität zu Toronto, in XR eine eXtended Reality sieht, die die Mixed Reality mit der Virtual Reality vereinigt, wäre die zweite und gebräuchlichere Antwort, dass es sich bei XR um nichts anderes als das Akronym für Cross Reality – sprich X Reality – handelt.
Das X steht wie in der Mathematik für eine austauschbare Variable und kann dementsprechend beispielsweise gegen ein A oder M getauscht werden. Somit würde hier aus dem XR ein AR beziehungsweise ein MR. Erweiterungen wie XYR, also XY Reality sind folglich denkbar. So wäre XR als Oberbegriff für Virtual Reality (VR), Mixed Reality (MR) sowie Augmented Reality (AR) zu sehen. Bereits 2009 definierten Joseph A. Paradiso, Professor für Medienkunst und Wissenschaften, und James A. Landay, Professor für Informatik und Ingenieurwissenschaften, den Begriff der Cross Reality als „eine Form von „Mixed-Reality- Umgebung, die aus der Fusion von allgegenwärtigen Sensor-/Aktuator- Netzwerken und gemeinsam genutzten virtuellen Online-Welten […] entsteht.“ Hierzu gehören sowohl Soft- als auch Hardware, die es möglich machen, virtuelle Realitäten zu erstellen. Zu finden sind diese Technologien in den verschiedensten Bereichen, beispielsweise in der Raumfahrt, der Architektur, der Medizin, im Sportbereich, dem Gesundheitswesen, in Büchereien, im Kino und TV oder in der Eventbranche.
(Bild: Pixabay)
Defintionen: XR, VR, AR und MR
Die Cross Reality – oder eben auch Extended Reality – mit ihren wichtigsten Vertretern, der Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality, dient vor allem zwei Dingen – der visuellen Umgestaltung der Welt, in der wir leben, und dem Eintauchen in eine alternative virtuelle Welt. Auf die drei Vertreter wurde bereits an anderer Stelle ausführlich eingegangen, weshalb im Folgenden nur ein kurzer Blick auf sie gerichtet sein soll.
Bei der Virtual Reality wird der Konsument so gut wie völlig von der realen Welt getrennt, alles was er sieht, hört und teilweise auch fühlt, entspringt der Computertechnologie. Das Erlebte ist also durchweg virtuell und computergeneriert. Dabei entsteht die Illusion, man befinde sich in einer fremden Welt, die einem aber so real erscheint wie die wirkliche. Da der Benutzer gänzlich von der neuen Realität umschlossen ist, ist es ihm möglich, sich in ihr zu bewegen, sich umzusehen und mit ihr zu interagieren. Dieses Empfinden wird Immersion genannt. Um das Erlebnis perfekt zu machen, wird ein VR-Headset mit Kopfhörern beziehungsweise ein Head-Mounted-Display benötigt, welches eine Verbindung zu dem Seh- und Hörsinn des Konsumenten darstellt und ihm ein stereoskopisches Bild liefert.
Eine erweiterte Realität ist die Augmented Reality. Anders als bei der VR bleibt unsere „wahre“ Realität vorhanden und steht auch weiterhin im Mittelpunkt, wird aber mit Hilfe von computergenerierten Informationen ergänzt und angereichert. Als gebräuchliche Hilfsmittel wären da Headsets, Tablets oder auch Smartphones zu nennen. Ein Beispiel zum Verständnis: Möchte ich ein Zimmer einrichten, kann ich mittels der AR virtuelle Gegenstände in den real vorhandenen Raum hineinsetzen oder entfernen. Ich interagiere also gleichzeitig mit der realen und der virtuellen Welt. Auch in der Medizin wird sich diese Technologie zunutze gemacht, zum Beispiel wenn zu Untersuchungszwecken ein Augenleiden simuliert werden soll. Aufgrund ihrer zahlreichen Optionen erfreut sich die AR wachsender Popularität. Man erinnere sich an den Pokémon-GO-Hype vor ein paar Jahren.
Etwas komplizierter wird es bei der Mixed Reality. Ähnlich der AR werden hier virtuelle Objekte in die reale Welt überblendet, doch diese werden hier zugleich fixiert, sodass es zu einer Fusion zwischen der realen und der virtuellen Welt kommt. Hier ist es dem User nicht einfach nur möglich, die Hologramme zu sehen, es kann zudem zu einer Interaktion mit ihnen in jener 3D-Welt kommen. Hier wird, anders als bei VR, absolut jede Handbewegung, jeder gemachte Schritt in die virtuelle Welt assimiliert. Es herrscht eine fast grenzenlose Freiheit, abgesehen von den eventuellen Einschränkungen durch die realen örtlichen Gegebenheiten. Vorteile sind, dass bei MR die reale Welt Teil des Erlebnisses sein kann, aber dass ein völliges Ausblenden ebenfalls möglich ist und dass durch die MR-Brille die Hände frei sind, da durch Sprache und Gestik gesteuert wird.
Interaktiv, anschaulich, mit bleibendem Eindruck: Das leistet Augmented Reality in der Praxis
(Bild: music & light design)
Augmented und Mixed Reality haben das Potenzial, die Kommunikation auf Messen und Events grundlegend zu verändern. Schon heute existieren ganz konkrete Beispiele für den intelligenten Einsatz von Hard- und Software im Produktmarketing: So entwickelt das Echtzeit-Produktionshaus mld digits seit Jahren für seine Kunden maßgeschneiderte Software, die eine Produktpräsentation zum interaktiven Erlebnis macht. Ein besonders gelungenes Beispiel ist eine AR-Anwendung, die mld digits für den Pumpenhersteller LEWA entwickelte: Die App ermöglicht es, vor Ort mit dem iPad in eine Membranpumpe „hineinzuschauen” und live am Messestand sämtliche Funktionen und technischen Prozesse im Inneren – auch in Zeitlupe – genau nachvollziehen zu können.
Detaillierte Informationen zur LEWA-App, Videos und weitere Anwendungsbeispiele unter www.mld-digits.de/lewa
Ideen für Virtual Reality, Dome-Projektion oder Mixed Reality im Eventeinsatz
Während man im Kino oder zuhause fasziniert, aber dennoch passiv 3D-Filme schauen kann, eröffnet XR völlig neue Perspektiven. Dies geht natürlich auch nicht an der Eventbranche vorbei, für die sich fantastische und revolutionäre Perspektiven ergeben. Ist es für Agenturen oftmals problematisch, eine geeignete Location für ihr geplantes Event zu finden, so kann dem via VR-Brille Abhilfe geschaffen werden. Hier würde es keine besondere Rolle spielen, wo sich die Räumlichkeiten befinden oder wie sie beschaffen sind. Über die Brillen würden die Anwesenden zusammen in eine gemeinsame virtuelle Welt eintauchen. Auf diese Weise sind sowohl Konferenzen oder Meetings, Incentives als auch andere Aktivitäten möglich. Wie wäre es mit einer Safari, einem Tauchgang oder Fallschirmsprung für das ganze Team? Möchte man lieber auf die Brille verzichten, gibt es noch die Alternative der Dome-Projektion. Dabei sitzt, steht oder liegt das Publikum unter einer Kuppel, die einen Durchmesser von bis zu 40 Metern betragen kann. Von Nachteil ist hier jedoch, dass die Projektion auf 360° angelegt ist, die Fläche aber eben keine Kugel ist. Somit werden Teile des projizierten Films abgeschnitten, was den Spaß aufgrund des immersiven Erlebnisses aber nicht allzu sehr trüben dürfte.
Für den Fall einer real vorhandenen Location wäre es der beauftragten Eventagentur möglich, ihrem Kunden per AR bzw. MR vorab ein authentisches und nachvollziehbares Konzept vorzulegen, das problemlos verändert, nach- und verbessert werden kann. Was auf dem geschriebenen oder gezeichneten Dokument noch grandios aussah, entpuppt sich in der Realität vielleicht als Enttäuschung auf der ganzen Linie – nicht nur für den Kunden. Dem würde MR vorbeugen. Hierbei ist es egal, ob es sich bei den Räumlichkeiten um einen (Konferenz-) Saal, eine Bühne oder einen Messestand handelt. Auch Architekten, speziell Innenarchitekten, dürften bei dieser Technologie begeistert in die Hände klatschen. Zudem dürfte sich diese Vorgehensweise als durchaus kostensparend erweisen, da so teure Umbauten wegfallen. Auf längere Sicht dürfte man gewiss noch mehr Kunden für sich gewinnen. Sucht man Sponsoren, kann man potenziellen Anwärtern bereits konkrete Vorstellungen seiner Ideen liefern. Und die Ideen stehen nicht einfach nur eindimensional auf einem Blatt Papier, nein, sie können dreidimensional begangen und virtuell genutzt werden.
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die Mixed Reality einen Quantensprung für die Eventbranche bedeuten dürfte. Und nicht nur für die. Den Möglichkeiten und Nutzungsweisen sind keine Grenzen gesetzt – was will der kreative Kopf mehr? Natürlich wird es immer wieder den einen oder anderen Hype geben, der schon kurze Zeit später vergessen und durch einen neuen Hype, den das gleiche Schicksal ereilen könnte, ersetzt werden wird. Wohin uns das führen wird, steht noch in den Sternen. Aber es bleibt spannend.
[9996]