Veranstaltungstechnik-Urgestein Peter Nellen im Portrait
von Sylvia Koch,
38 Jahre lang hat Peter Nellen die Branche der Veranstaltungstechnik mit gestaltet, vorangetrieben und sowohl sich selbst, seiner Firma als auch der Branche einen Ruf aufgebaut. Um so etwas zu schaffen, bedarf es einer ganz besonderen Weitsicht, die Nellen auf seinem Weg immer begleitet hat – dabei hätte sein Leben ganz anders verlaufen können.
Vor seiner Karriere in der Veranstaltungstechnik war Peter Nellen fernmeldetechnischer Sekretär bei der Deutschen Bundespost und hätte sich in der Folge als Beamter ein ruhiges Leben machen können. Doch Nellen hatte andere Pläne mit seinem Leben: 1980 gründete er die Lightcompany, die in jeder Hinsicht dem Rock´n´Roll fröhnte: Mit Scheinwerfern aus Eisen im Spaghettisieb-Look und einem selbstgelöteten Lichtmischpult setzte die Lightcompany die Düsseldorfer Band Straight Shooter sowie die Zeltinger Band aus Köln ins richtige Licht. Alsbald klopften auch namhafte Künstler wie Die Toten Hosen, Nirvana und auch die Modewelt an seine Tür. Im Laufe der Jahre erweiterte die Lightcompany ihre Dienstleistungen stetig: Von der Lichttechnik der Anfangstage hin zum Full-Service-Unternehmen mit Beschallung, Rigging, Bühnenbau, Kinetik und Visual Effects.
Anzeige
Steigende Auftragszahlen und wachsende Lagerbestände führten 1992 zur Umwandlung in die Lightcompany Gesellschaft für Veranstaltungstechnik, 1995 folgte der Umzug in größere Räumlichkeiten in Neuss. 1996 dann ein weiterer wichtiger Schritt für die gesamte Veranstaltungsbranche als der VPLT gemeinsam mit seinen Mitgliedern beschloss, das Berufsbild der „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ zu schaffen. Auch Peter Nellen unterstützte als Mitglied des VPLT dieses Ziel, wobei seine Motivation dazu ureigenstem Interesse entsprang; denn qualifiziertes Personal bildet die Basis für erfolgreiche Produktionen – damals wie heute. Welche Voraussetzungen sollten für ein solches Berufsbild also gelten? Wie sollte eine Facharbeit aussehen? Die anfangs skeptische IHK wurde schlussendlich ebenfalls überzeugt und die Professionalisierung der Branche in die Wege geleitet. Auch sich selbst hat Peter Nellen übrigens stets weitergebildet: Noch im zarten Alter von 50 Jahren machte er beispielsweise den Beleuchtungsmeister.
2009 wurde die Lightcompany von der Deutschen Prüfstelle für Veranstaltungstechnik (DPVT) zertifiziert – neben satis&fy als eines der ersten beiden Unternehmen in Deutschland. Als Peter Nellen begann, sich über seine Nachfolge Gedanken zu machen – und vor allem auch darum, seine Mitarbeiter nicht in eine ungewisse Zukunft zu entlassen – nahm er Gespräche mit satis&fy auf. Man kannte sich, man schätzte sich, man konnte sich ergänzen. Seit 2014 befindet sich die Lightcompany daher unter dem Dach der satis&fy Gruppe und firmiert seit 2016 als satis&fy Düsseldorf. Leiter dieser Niederlassung ist heute Leif-Erik Wilhelm.
Peter Nellen kann auf einige Meilensteine in seinem Leben zurückblicken. Neben seinem wirtschaftlichen Erfolg hat er den Werdegang der Branche maßgeblich geprägt und sich seinen Ruhestand mehr als verdient!
6 Fragen an Peter Nellen, Gründer der Lightcompany
Wo sehen Sie im Rückblick den wichtigsten Schritt für Ihre Karriere? Für mich persönlich war das natürlich die Geschichte, dass ich trotz des großen Risikos meine Stelle als Beamter aufgegeben habe. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass ich das gemacht habe, denn so konnte ich viele Länder bereisen und Menschen kennen lernen. Wenn ich daran denke, wie viele Menschen bei den Veranstaltungen Spaß gehabt haben und sich bei uns bedankt haben – darunter auch Angela Merkel beim CDU-Parteitag, dann weiß ich: Es war die richtige Entscheidung.
Eine Entscheidung, die den Grundstein für Ihre weitere Karriere gelegt hat. Wie verlief der Übergang zwischen dem Beamten-Dasein und der Lightcompany? Schon damals habe ich an den Wochenenden Veranstaltungen gemacht, darunter Theaterstücke wie beispielsweise Goethes Faust. Am Ende ist es darauf hinausgelaufen, dass ich aus zeitlichen Gründen nicht beides auf Dauer machen konnte. Die Veranstaltungen am Wochenende haben mir sehr viel Spaß gemacht hat und schlussendlich musste ich mich entscheiden.
Was hat Ihnen in Ihrer Karriere am meisten geholfen? Ganz klar meine Mitarbeiter. Seit 1990 habe ich viele engagierte und loyale Mitarbeiter gehabt, von denen einige noch immer bei der Firma bzw. jetzt bei satis&fy sind. Ohne meine Mitarbeiter wäre nichts von dem, was passiert ist, möglich gewesen. Ein solches Unternehmen baut man nicht alleine auf.
Wenn Sie die Gelegenheit hätten – was würden Sie ändern wollen? Die finanziellen Geschichten würde ich gerne auf andere Beine stellen. Ganz fatal war, dass ich versucht habe, Kredite zu bekommen, als ich Material dazu kaufen musste. Damals schrieb mir das Wirtschaftsförderungsamt zurück, dass das, was ich mit Veranstaltungstechnik vorhabe, keine Zukunft haben wird und damit nicht förderungswürdig ist. Da habe ich gedacht, ich falle um. Wenn ich jetzt zehn, zwanzig, dreißig Jahre später sehe, dass da Milliarden umgesetzt werden, dann ist das wirklich eine Farce. Und damals ging es um 10.000 D-Mark. Nach mehreren Besuchen bei Banken und mit Unterstützung meiner Frau habe ich es dann geschafft. In Amerika ist das beispielsweise viel einfacher, dort sind die Leute risikobereiter.
Was können Sie der Veranstaltungstechnikbranche mit auf den Weg geben? Der Spaß an der Sache sollte nicht verloren gehen! In der Veranstaltungstechnik gibt es ja mittlerweile viele Bereiche: Konferenzen, Live-Entertainment, Industrie-Geschichten, … Dabei ist natürlich nicht alles gleich, wichtig ist aber bei allem, dass es Spaß macht und es nicht nur ums Geld geht. Durch die ganzen Ausbildungen gibt es mittlerweile viele Leute, die gar nicht so richtig wissen, was auf sie zukommt. Die sehen das Ganze nur noch als Job, was eigentlich etwas schade ist, sich aber vermutlich auch nicht verhindern lässt. Der Flair hat besonders hinter den Industrie-Veranstaltungen abgenommen, obwohl man dort natürlich auch noch Spaß und Erfolgserlebnisse hat.
(Bild: satis&fy GmbH)
Wie sieht Ihre Zukunft von nun an aus? Mein Leben lang habe ich sehr viele Termine gehabt und bin nun eigentlich ganz froh, dass ich keine Termine mehr habe. Und meine Frau, mit der ich in den 90er Jahren angefangen habe, hat ebenfalls keine Termine mehr, sodass wir jetzt einfach leben können. Gemeinsam wollen wir noch viele Urlaube machen, in andere Länder gucken und Zeit mit unserer Tochter verbringen – neben einem bereits geplanten Urlaub in Kroatien werden wir sie daher in Australien besuchen, wo sie ein Schulpraktikum macht.
Vielen Dank für das schöne Gespräch! Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie alles Gute.
Obwohl wir leider nicht viel Geschäfte gemacht haben , war Peter immer korrekt, ehrlich und sympatisch. Wir haben manches Gespräch am Rande von Messen, sowie auch in seiner Firma geführt. Willkommen im Ruhestand.
Obwohl wir leider nicht viel Geschäfte gemacht haben , war Peter immer korrekt, ehrlich und sympatisch. Wir haben manches Gespräch am Rande von Messen, sowie auch in seiner Firma geführt. Willkommen im Ruhestand.
Grüße Michael Schneider Lightronic GmbH