Der FAMA, Fachverband Messen und Ausstellungen e.V., fordert einen verlässlichen Rechtsrahmen für Messen ohne implizite oder explizite Einschränkungen. Diesen brauche man insbesondere für den Winter 2022/2023. Denn Messen seien sicher, die Messemachenden seien gut vorbereitet und die Märkte würden auf ihre Marktplätze warten.
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Die von der Corona-Pandemie ausgelöste Krise der Messewirtschaft zeige epochale Ausmaße, erklärt der FAMA in einer aktuellen Meldung weiter. 85% weniger Besucher:innen und Ausstellende meldet der Messeverband AUMA allein für 2021. Weniger als ein Drittel der geplanten Messen konnten demnach 2021 durchgeführt werden. Auf 70% werden die Umsatzeinbußen der Messeveranstaltenden beziffert. Laut einer Studie des Weltmesseverbands UFI ist Deutschland weltweit der einzige maßgebliche Messeplatz, der 2021 noch größere Einbußen hinnehmen musste als im ersten Krisenjahr 2020. Und für 2022 wurden aufgrund der Restriktionen erneut über 100 Messen verschoben oder abgesagt. Für die Politik sei das trotz umfassender Überbrückungshilfen kein gutes Zeugnis, so der FAMA.
Beim Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH stehen weniger Zahlen als vielmehr ein vorausschauender Umgang mit der Pandemie und Vertrauen auf die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund der Überlegungen. „Unsere Betriebe und ihre Beschäftigten verdienen dieses Vertrauen, setzen sie doch seit langem die erforderlichen hygienischen Auflagen um“, betont dessen Präsident Hans Peter Wollseifer, zugleich Mitglied im Vorstand des Messeverbands AUMA. Sorgen macht er sich um die Verlässlichkeit der Maßnahmenplanung für den kommenden Winter. „Im Handwerk dominieren Klein- und Mittelbetriebe, für die Messen eine unersetzliche Kommunikations-, Informations- und Vertriebsplattform darstellen“, so Wollseifer.
Er fordert hier Klarheit für eine verlässliche Planbarkeit, damit Handwerksbetriebe – auch als wichtige Akteure im Generationenprojekt Energiewende – ihre Rolle möglichst effizient wahrnehmen können. Zudem fungiere das Handwerk, etwa in Form von Messe- und Ladenbauern, Elektrikern, und anderen Dienstleistern als wichtiger Zulieferer der Messewirtschaft. „Volatile Lieferketten und technischer Fortschritt sind Herausforderungen, die eine vernetzte Kommunikation und lebendigen Austausch, wie ihn nur Messen bieten können, unbedingt erforderlich machen. Eine Hängepartie wie in den vergangenen zwei Jahren kann sich der Wirtschaftsstandort Deutschland nicht länger erlauben“, so Wollseifer weiter.
Der Präsident des DEHOGA Bundesverbands, Guido Zöllick, betont die Bedeutung von Messen für Hotellerie und Gastronomie: „Das erste Quartal 2022 bringt erneut coronabedingte Messeabsagen mit sich. Auch für Hotellerie und Gastronomie vor Ort bedeuten die Absagen von Messen und Kongressen herbe Einbußen durch ausbleibende gute Gäste. Jetzt kommt es darauf an, dass die Politik frühzeitig Vorsorge trifft, damit im Herbst nicht erneute Beschränkungen auf unsere Branche zukommen.“
Auch das Forum Veranstaltungswirtschaft, eine Allianz aus sechs Verbänden der Veranstaltungsbranche, erwartet, dass alle Beschränkungen öffentlicher Veranstaltungen sofort wegfallen. „Bereits seit Beginn der Corona-Krise fordern wir eine verbindliche Exit-Strategie“, sagt Helge Leinemann, Vorstandsvorsitzender des VPLT, Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik e.V., und Teilnehmer der Allianz. „Ohne eine solche praxisnahe Öffnungsperspektive ist es uns nicht möglich, Events mit ihren langen Vorlaufzeiten zuverlässig zu planen und betriebswirtschaftlich solide umzusetzen.“
Obwohl die Unternehmen der Veranstaltungsbranche von den Eindämmungsmaßnahmen am schwersten betroffen waren, hätten sie diese selbstverständlich uneingeschränkt mitgetragen. „Jeden Tag blutet unsere Branche wirtschaftlich weiter aus. Nach wie vor brauchen wir deshalb ein spezifisches Sonderprogramm, sonst waren bisherige Hilfen vergeblich. Und vor allem wollen wir wieder uneingeschränkt arbeiten.“ Es bestünde sonst die Gefahr, dass Deutschland einen bedeutenden Wirtschaftszweig, der 2019 noch zu den Top-Märkten zählte, verlöre. „Während die Eventbranche im Ausland mit ihren internationalen Veranstaltungen längst wieder erfolgreich durchstartet, scheitert hierzulande ein Neustart an der Wiedereröffnung. Als wären die erheblichen Verluste der vergangenen zwei Jahren nicht schon genug, verlieren unsere Firmen nun auch noch den Anschluss im weltweiten Wettbewerb und damit in Zukunft noch mehr Arbeitsplätze und wichtige Fachkräfte.“
Auch wenn die vielfach im FAMA organisierten, privaten Messeveranstaltenden besonders von der Krise betroffen seien, würden sie doch unerschütterliche Zuversicht zeigen: „Wir stehen mit unseren Messen in den Startlöchern. Seit Monaten halten wir unter schwierigsten Bedingungen Kontakt zu unseren Kunden und planen den Restart unserer gerade für die mittelständische Wirtschaft so bedeutsamen Branchenplattformen“, so Henning Könicke, Vorsitzender des FAMA und Geschäftsführer des Nürnberger Messeveranstalters AFAG. „Messen sind nicht nur unverzichtbare Begegnungsstätten und Marktplätze, sie sind auch ausgesprochen sicher. Die Platzverhältnisse sind großzügig und die Hygienebedingungen durch namentliche Registrierung und leistungsfähige Belüftung optimal“, so Könicke weiter. Daher fordert Könicke im Namen des FAMA einen verlässlichen Rechtsrahmen, der Messen im ganzen Jahr 2022 und darüber hinaus ohne implizite oder explizite Einschränkungen möglich macht.
Die Veranstaltungs- und Hospitality-Wirtschaft seien seit jeher geprägt von widerstandsfähigen Familienbetrieben mit ausgeprägtem Gestaltungswillen. Sie hätten in den letzten zwei Jahren viel Geduld, Verantwortungsbewusstsein und Einfallsreichtum bewiesen. Jetzt sei es an der Politik, verlässliche Perspektiven zu schaffen, damit diese Branchen und ihre engagierte Belegschaft wieder zum Wohle der Allgemeinheit tätig werden können, heißt es seitens des FAMA.
Neben der Bedeutung verlängerter Überbrückungshilfen für die am stärksten betroffenen Branchen, komme es jetzt aber gerade auf starke Symbole und solidarische Unterstützung an:
- Politiker sollen sich auf Messen zeigen und damit ihr Interesse an den Problemen der Wirtschaft öffentlich dokumentieren.
- Öffentliche Institutionen und Körperschaften sollen ihre geplanten Messeauftritte nicht in Frage stellen und stattdessen mit gutem Beispiel vorangehen.
- Bund und Länder sollen Fördermittel auch für inländische Messebeteiligungen bereitstellen.
- Und es muss Klarheit geschaffen werden, dass bei neuen Infektionswellen Messen als sichere Begegnungsplattformen offengehalten werden. Diese Planungssicherheit ist für alle Beteiligten – Veranstaltende, Ausstellende, Besucher:innen und Dienstleister – existenziell.
Gerade die mittelständische Wirtschaft leide massiv unter der fehlenden Perspektive für ihre Präsentations- und Begegnungsmöglichkeiten auf Messen. Es brauche jetzt die entsprechenden Rahmenbedingungen und überzeugenden politischen Einsatz, um der verbreiteten Verunsicherung bei Ausstellenden und Besucher:innen etwas entgegenzusetzen.