Messe Karlsruhe bilanziert: Corona kann bis zu 9 Millionen Euro kosten
von Redaktion,
Die Messe Karlsruhe weist zum Stichtag der Bilanzierung ein Betriebsergebnis aus, das 9,2 Millionen Euro schlechter ausfällt als es der Planansatz vorsah und ein worst case Szenario darstellt.
(Bild: Messe Karlsruhe/Behrendt & Rausch)
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Dazu die Erste Bürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Messe Karlsruhe, Gabriele Luczak-Schwarz: „Die Planung belief sich für das turnusmäßig schwächere Jahr 2020 auf Gesamtumsatzerlöse von 37,3 Mio. Euro. Sie lag also turnusbedingt etwas unter dem Rekorderlös des Vorjahres. Die in der Bilanz für 2020 ausgewiesenen 17,4 Mio. Euro zeigen deutlich, dass der Geschäftsverlauf geprägt war von Veranstaltungseinschränkungen und Verbotsverfügungen.“ Nur, weil die Messe Karlsruhe umgehend Gegensteuerungsmaßnahmen ergriffen habe, wie die zügige Einführung von Kurzarbeit, die Nichtbesetzung offener Stellen, Einsparungen bei den Sachkosten und insbesondere die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten für innovative hybride Veranstaltungen, hätten noch größerer wirtschaftlicher Schaden abgewendet werden können.
Jedoch habe die Messe Karlsruhe umfänglich und fristgerecht Corona-Wirtschaftshilfen beim Bund beantragt. Es sei zu erwarten, dass diese das worst case Szenario deutlich verbessern werden. Dazu Gabriele Luczak-Schwarz: „Der Verlustausgleich der Gesellschafterin vermindert sich dann erheblich und ist abzüglich bewilligter Wirtschaftshilfen zu leisten. Die Wirtschaftshilfen dürfen nach den geltenden Bilanzierungsgrundsätzen jedoch erst nach Bewilligung und somit im Betriebsergebnis des Jahres 2021 abgebildet werden.“
Das Betriebsergebnis der Messe Karlsruhe lag zum Stichtag der Bilanz bei -20,8 Mio. Euro und fällt damit um 9,2 Mio. Euro höher aus als der Planansatz von -11,6 Millionen Euro für das Jahr 2020. In diesem Ergebnis wurde vorausschauend für das Jahr 2021 ein erhöhter Drohverlust berücksichtigt. Die umfänglich und termingerecht beantragten Corona-Wirtschaftshilfen des Bundes sollen den Verlustausgleich der Gesellschafterin deutlich mindern und sich bilanziell im Jahr 2021 niederschlagen.
Britta Wirtz, Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe, resümiert: „Nach einem wirklich fulminanten Start des Geschäftsjahres – fast 50% des geplanten Jahres-Umsatzerlöses wurde in knapp sechzig Tagen erwirtschaftet – stand plötzlich der Veranstaltungsbetrieb still. Für das Gesamtjahr muss ich konstatieren, dass nur 9 von 31 geplanten Eigen- und Gastmessen an den Start gingen und gerade mal die Hälfte der geplanten Kongress- und Kulturveranstaltungen durchgeführt wurden.“
Die Zeit des ruhenden Veranstaltungsgeschäfts habe die Messe Karlsruhe in vielfältiger Weise genutzt. Veranstaltungen seien nicht nur terminlich, sondern – im Sinne von Abstandswahrung, Hygiene und Nachverfolgung – auch räumlich neu geplant worden, damit man beim Neustart gut gerüstet ist. Britta Wirtz betont: „Aktuell entwickeln wir Szenarien, wie vollständig Geimpfte, Getestete und Genesene in unsere Veranstaltungskonzepte mittels digitaler Lösungen integriert werden können. Im gesamten zurückliegenden Jahr haben wir sehr erfolgreich Formate entwickelt, die teils hybrid, teils komplett digital den sonst Vor-Ort stattfindenden Austausch, den Wissenstransfer und die Geschäftsanbahnung trotz Pandemie ermöglichen.“
So fand beispielsweise bereits im Mai der Energiekongress „energiegeladen“ statt, der als erstes hybrides Format bei der Messe Karlsruhe gelten kann. Ein Mix aus Teilnehmenden und Redner:innen war vor Ort und weitere waren live zugeschaltet. Für dieses Angebot interessierten sich mehr als 350 Teilnehmer:innen. Und mittlerweile gab es eine zweite Ausgabe des Kongresses als komplett digitales Angebot, welches mehr als 450 Teilnehmende nutzten.
Die erste komplett digitale Messe war die IT-TRANS – Internationale Fachmesse und Konferenz für intelligente Lösungen im Personenverkehr – , die Anfang Dezember 2020 stattfand. Sowohl die Konferenz als auch die Ausstellung wurden in digitale Formate überführt. Streams aus drei Studios wurden gebündelt und mit extern zugeschalteten Referent:innen verknüpft. Funktionalitäten zum Vernetzen und zum individuellen Austausch ergänzten das digitale Angebot, welches von fast 2.000 Teilnehmenden angenommen wurde.
Dass das Messe- und Kongressgeschäft wichtig sei für das Ankurbeln der Wirtschaft nach erfolgtem Re-Start, unterstreicht die Erste Bürgermeisterin, Gabriele Luczak-Schwarz: „Wenn das Messe- und Kongressgeschäft wieder anläuft, wird sich dies zugleich positiv auf Unternehmen und Betriebe der Region auswirken. Denken Sie beispielsweise an die vielen Partnerunternehmen der Messe, bei denen erste Insolvenzen zu verzeichnen sind und die händeringend auf Aufträge aus dem Messe-Umfeld warten. Oder die Gastronomie, die Hotellerie, das Transportgewerbe und auch der Einzelhandel, die von den rund 800.000 Ausstellern und Besuchern partizipiert haben. Im Hinblick auf die regionalen Anbieter würde ich mir insofern wünschen, dass eine offerta 2021 stattfinden kann.“